Montag, 3. März 2014

„Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate Blanchett?“

Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate Blanchett?“ schrieb Woody Allens Atoptivtochter Dylan Farrow u.a. in ihrem Offenen Brief in der New York Times, in dem sie den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater anklagt. (Ich hatte über ihre Missbrauchsvorwürfe gegen Allen bereits kurz berichtet.) Allen reagierte seinerseits mit einem Offenen Brief und stritt alle Vorwürfe ab.  Dylan sei von ihrer Mutter Mia Farrow dazu gebracht worden, ihn zu hassen.
Nun hat Cate Blanchett tatsächlich einen Oscar gewonnen, als beste Hauptdarstellerin in dem Woody Allen Film „Blue Jasmine“, der den sozialen und psychischen Abstieg einer gefallenen „High-Society-Dame“ nachzeichnet (Übrigens mal wieder ein Allen Film, der offenbar psychisch gestörte Menschen zum Inhalt hat, was Bände über Allen selbst spricht, wie ich finde.)
For so long, Woody Allen’s acceptance silenced me. It felt like a personal rebuke, like the awards and accolades were a way to tell me to shut up and go away.”, schrieb Dylan in ihrem Brief. Der Oscar für Cate Blanchett muss für sie ein weiterer großer Schlag gewesen sein. Ihr Brief vor der Oscarverleihung entstand wohl u.a. auch auf Grund der Hoffnung, dass Hollywood sich endlich positioniert und die Vorwürfe wegen Missbrauchs ernst nimmt. Es kam anders.
Cate Blanchett hätte bei der Verleihung zur echten Heldin werden können. Sie hätte den Brief von Dylan in ihrer Rede ansprechen und ihre Gefühle dazu ausführen können. Wenn ich mich in die Situation von Blanchett einfühle, dann bleibt als gesunde Reaktion auf einen Oscar eigentlich nur der Ausdruck des Unwohlseins damit, dem Misstrauen gegenüber Allen, Mitgefühl für Dylan und dem Gefühl, zukünftig nicht mehr mit Allen arbeiten zu wollen. Stattdessen kam eine sichtlich erfreute Blanchett, die Woody Allen dafür dankte, sie gecastet zu haben. Solche Abläufe machen mal wieder deutlich, wie ungemein tief die Identifikation mit Tätern geht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der offene Brief von Woody Allen ist schaurig, weil alles so plausibel und klar scheint. Er als der ehrenwerte, vielbeschäftigte und neuverliebte Ex-Mann, der sich einer Kampagne ausgesetzt sieht.
Mein Höchster Respekt geht an Dylan Farrow, sich dem entgegenzustellen.
Sie verdient in der Öffentlichkeit Unterstützung und Rückedeckung statt Ignoranz.