Mittwoch, 27. Mai 2020

Kindheit von Richard Nixon


In meinem Buch habe ich die Kindheit des früheren US-Präsidenten Richard Nixon nur mit einem Satz kommentiert: „Richard Nixon (1913-1994) wurde häufig von seinem Vater getreten“ (S. 223). Meine Quelle für diesen Satz war Lloyd deMause. Ich fand damals keine Zeit für weitere Recherchen über Nixon. Ich hole dies hiermit nach.

Meine Quelle für Nixons Kindheit ist: Farrell, John A. (2017): Richard Nixon: the life. Doubleday, New York. (Kindle Ausgabe)

Richards Vater – genannt „Frank“ - litt unter blutigen Geschwüren. Farrell kommentiert gleich im Folgesatz, dass Franks Frau Hannah (Richards Mutter) überarbeitet war und auch Nervenzusammenbrüche hatte. Manchmal zog sie sich deshalb in ihr Elternhaus zurück und ließ ihre Kinder von bezahlten Hausangestellten bzw. "Kindermädchen" versorgen (Farrell 2017, S. 47).

Die familiäre Atmosphäre war aber nicht nur dadurch gestört. „The household was noted, however, for its physical and emotional severity. Frank and Hannah loved their sons, but theire was a time when children got whippings, at times with belts, sticks or switches“ (Farrell 2017, S. 47).
Der Autor schließt in dem zuvor genannten Satz auch die Mutter ein. Ob die Mutter auch körperliche Gewalt ausübte, erschließt sich im Text allerdings nicht. Aggressor war den Berichten folgend vor allem der Vater, der seine Söhne häufig misshandelte und auch anbrüllte. Eine Situation ist überliefert, in der Frank seine Söhne zurück in einen Kanal schleuderte. „Frank! Youˈll kill them!“, rief eine besorgte Tante der Kinder daraufhin (Farrell 2017, S. 47). Ein ehemaliger Nachbar berichtete bzgl. Körperstrafen gegen die Kinder ebenfalls, dass Frank ein aufbrausendes Temperament und seine Emotionen nicht immer unter Kontrolle hatte.

Die Mutter habe all ihren Ärger für sich behalten (und zog sich wohl auch sehr ins religiöse Quäkertum zurück). Aber auch liebevolle Zuneigung fiel ihr offensichtlich schwer. Richard Nixon sagte einmal: „In her whole live, I never heard her say to me, or to anyone else, ˈI love youˈ“ (Farrell 2017, S. 47). Sie sei ebenso „explosiv“ gewesen wie ihr Ehemann, nur ins Innere gerichtet. Ihre Kinder strafte sie durch Distanz und Rückzug. Richards Bruder Arthur sagte daraufhin einmal: „I just canˈt stand it, tell her to give me a spanking“ (Farrell 2017, S. 48).

Auch weitere Belastungen spielten in Kindheit und Jugend von Richard Nixon eine Rolle. Im Alter von 6 Monaten hatte er Anfälle von Masern und Cholera und später eine ernste Lungenentzündung. Als Dreijähriger fiel er von einem Pferdewagen und zog sich eine ernste Kopfverletzung zu, so dass seine Mutter zunächst befürchtete, ihr Kind wäre gestorben (Farrell 2017, S. 49). Als Zwölfjähriger musste Richard erleben, wie sein jüngerer Bruder Arthur an Tuberkulose starb. Etwas später erkrankte auch der ältere Bruder Harold, der allerdings sechs Jahre mit der Krankheit kämpfte. Harold starb, als Richard 20 Jahre alt war. (Farrell 2017, S. 55f.). Die Sorge um die restlichen Familienmitglieder war in dieser gesamten Zeit groß, auch sie hätten erkranken können. Farrell merkt an, dass Richards Jugendjahre zwischen dem 12. und 20. Lebensjahr von Horror durchtränkt waren.
Richard stürzte sich in Arbeit und Leistung. Seine Mutter meinte später, dass er sich schuldig gefühlt hätte, weil er überlebt hatte. Sein Leistungsstreben deutete sie dahingehend, dass er wie drei Söhne sein wollte (Farrell 2017, S. 56).

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