Montag, 8. April 2019

Rechte Politiker, rechte Wähler und Kindheit


Der australische, rechte Senator Fraser Anning hatte im März 2019 nach einer Ei-Attacke auf ihn durch einen 17-Jährigen diesen zweimal geohrfeigt (der Fall ging durch viele Medien) und wäre wahrscheinlich noch weiter auf ihn losgegangen, wenn er nicht von einigen Männern (wohl seine Mitarbeiter) gestoppt worden wäre. Das alleine spricht schon Bände, wenn ein gestandener, großer Mann derart auf einen "kleinen" 17Jährigen (dieser war eher schmächtig) losgeht.
Im Rückblick sagte Anning: "Der Typ kam von hinten. Das war dumm. Da hat er eben eine Ohrfeige bekommen. Die hätte ihm seine Mutter schon viel früher verpassen sollen." (ca. Minute 5:18, ARD-Weltspiegel vom 24.03.2019, "Neuseeland/Australien: Suche nach Wurzeln für den Rassismus?")

Wenn solche Menschen sich aufregen und sich im Recht fühlen, dann verraten sie manchmal mehr über sich, als ihnen wohl lieb sein dürfte. Anning wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit selbst als Kind durch Elternteile geschlagen worden sein und hat dies ganz offensichtlich als „positiv“ innerlich verdreht und sich mit dem Aggressor identifiziert. Gewalt gegen Kinder würde diese zu besseren Menschen machen, die sich dann später im Leben benehmen könnten und nicht einfach Eier auf Politiker werfen, so könnte man seine Aussage interpretieren. Wer solche Ansichten verinnerlicht hat, wird nicht automatisch zum rechten Politiker. Aber rechte Politiker als solche zeigen auffällig häufig durch Ihr Verhalten und ihr Reden (und auch ihre Ausstrahlung), wie sehr sie mit autoritärem Denken identifiziert sind. Je rechter oder besser gesagt je rechtsextremer Menschen sind, desto deutlicher können auch destruktive Kindheitserfahrungen in wissenschaftlichen Befragungen nachgewiesen werden (ich habe dazu mehrere Studien in meinem Buch besprochen und einige davon auch hier im Blog besprochen).

Es gibt noch mehr Fälle, die ähnlich gelagert sind:

Stephen Bannon, der extrem rechte, ehemalige Berater von Donald Trump, hat 2016 erklärt, dass psychische Gesundheitsprobleme durch ein Mehr an Schlägen gegenüber Kindern zu „heilen“ wären. “I’ve got a cure for mental health issue[s],”, sagte Bannon: “Spank your children more.” (huffpost.com, 15.11.2016, „Steve Bannon’s Cure For Mental Illness? 'Spank Your Children More'. Are we surprised?“ - von Lindsay Holmes und Daniel Marans) Überdeutlich zeigt sich hier, wie solche extrem destruktiven Akteure mit der Macht und dem Aggressor identifiziert sind und wie ihnen jegliches Mitgefühl fehlt.

Der ultrakonservative „Teaparty“-Anhänger Ted Cruz hat während des Wahlkampfes 2016 (er selbst trat als Präsidentschaftskandidat an) ohne Hemmungen öffentlichen erklärt, dass er seine 5jährige Tochter schlägt, wenn diese ihn z.B. anlügt. Mehr noch: Er hat diese „Straf-Erziehungsform“ auf die Politik übertragen und dazu aufgerufen, Hillary Clinton genauso abzustrafen:
„We do know Hillary told her daughter Chelsea, well gosh, I knew it was a terrorist attack, while we were out telling the American people it wasn't. You know I'll tell you, in my house, if my daughter Catherine, the five-year-old, says something she knows to be false, she gets a spanking." Und er fügte an: "Well, in America, the voters have a way of administering a spanking," (The Washington Post, 08.01.2016, „Cruz: I spank my daughter when she lies — voters can ‘administer…a spanking’ to Hillary Clinton“ - von Karen Tumulty)
Die Wähler sollten Hillary Clinton symbolisch körperlich dafür bestrafen (in diesem Fall durch Nicht-Wahl von ihr), dass sie in den Augen von Cruz gelogen (es ging dabei um den Bengasi-Anschlag 2012) habe. Man muss diesen Fall wohl nicht weiter kommentieren, er spricht für sich.

Grundsätzlich zeigen sich in den USA Zusammenhänge zwischen Zustimmungsraten zu Körperstrafen gegen Kinder und Mehrheiten für die Republikaner (klassisch in den südlichen Staaten) bzw. Trump Wählern (siehe dazu z.B. „Americans’ Opinions On Spanking Vary By Party, Race, Region And Religion“ oder „Millennials like to spank their kids just as much as their parents did“). Zufall?  Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster hat dazu viel in seinem aktuellen Buch „Erziehung prägt Gesinnung“ geschrieben, das ich demnächst besprechen werde. Politik und Kindheit, Kindheit und Politik, diese Dinge müssen in ihrer Verzahnung dringend weiter analysiert werden.

Dienstag, 19. März 2019

Brenton Tarrants Kindheit war weder "normal", noch "ohne Probleme"


I had a regular childhood, without any great issues“, schrieb der Massenmörder Brenton Tarrant laut Medienberichten in sein Manifest. Letzteres hatte er überdeutlich an das Manifest von Anders Breivik angelehnt, den er auch konkret als Vorbild nannte. Auch Breivik hatte in seinem Manifest geschrieben, dass er eine sorglose Kindheit hatte: “ I haven´t really had any negative experiences in my childhood in any way“, schrieb Breivik damals. Später konnte überdeutlich nachgewiesen werden, dass Breiviks Kindheit ein reiner Alptraum war.

Es sind erst wenige Tage nach dem Massenmord in Christchurch (Neuseeland) vergangen und schon jetzt wird deutlich, dass auch der eingangs oben zitierte Ausspruch von Brenton Tarrant eine Lüge ist.
Seine Eltern trennten sich in seiner frühen Kindheit. Brenton lebte danach bei seinem Vater. 2010 starb sein Vater an Krebs. Brenton muss zu dieser Zeit ca. 19 Jahre alt gewesen sein. Ob die Diagnose der Krankheit bereits gestellt wurde, als Brenton noch Kind war und er den Kampf seines Vaters gegen die Krankheit lange hat miterleben müssen, ist den Medien nicht zu entnehmen.

Ehemalige Schulkameraden haben geäußert, dass Brenton gemobbt wurde (u.a. wohl weil er übergewichtig war) und die meiste Zeit seines Lebens ein Einzelgänger war. Als Kind sei er außerdem besessen von Waffen und gewaltvollen Computerspiegel gewesen.

Teile seiner Familie haben erklärt, dass sie für die Todesstrafe gegenüber Brenton sind, nach all dem Leid, das er anderen Menschen angetan habe. Die Todesstrafe ist in Neuseeland abgeschafft und diese Forderung finde ich nicht nur deswegen erstaunlich.

So kurz nach einer solchen Tat über die Kindheitshintergründe des Täters zu schreiben, ist immer eine Gratwanderung. Es geht nicht darum, den Täter zu entschuldigen oder seine Opfer aus dem Blick zu nehmen.

Nach den Taten von Anders Breivik wurde damals in den Medien das Bild eines unbekümmerten Kindes gezeichnet, das „ganz normal“, wie so viele andere auch, ein Trennungskind war und ansonsten alle Chancen im Leben hatte. Unerklärlich schienen seine Taten, so der Tenor.
Ich möchte abraten, den Satz „I had a regular childhood, without any great issues“ von Brenton Tarrant ernst zu nehmen. Schon jetzt gibt es gegenteilige Hinweise. Die zukünftige Aufgabe sollte viel mehr sein, diese Kindheit noch deutlicher auszuleuchten (ich selbst vermute weitere Belastungsfaktoren).

Menschen, die als Kind unbelastet, geliebt und gewaltfrei aufwachsen durften, werden nicht zu Massenmördern. (Diese Feststellung schließt nicht aus, dass es weitere Faktoren gibt, die einen Menschen zu so einer Tat bewegen: Männlichkeitsbilder, Geltungsdrang, „Vorbilder“ wie Breivik, Zugang zu Waffen u.a.)




Verwendete Quellen:

Dailymail, 17.03.2019: From a bullied school boy to NZ'sworst mass murderer: Christchurch mosque shooter was 'badly picked on as achild because he was chubby' 




Freitag, 8. Februar 2019

Die Kindheit des NS-Generaloberst Alfred Jodl

In meinem Buch habe ich die Kindheiten etlicher NS-Verbrecher (Adolf Hitler, Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Martin Bormann, Albert Speer, Julius Streicher, Karl Dönitz, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Rudolf Höß, Josef Mengele, Adolf Eichmann, Alfred Filbert, Amon Göth und Reinhard Heydrich) ausführlich analysiert und Gemeinsamkeiten herausgestellt. Wesentliche Merkmale der von mir untersuchten Kindheiten sind, dass bei allen Akteuren keine Belege für eine gewaltfreie und liebevolle Kindheit gefunden werden konnte, sondern ganz im Gegenteil deutliche Belege oder Indizien vorliegen, die auf eine äußerst destruktive und belastete Kindheit hinweisen (mit oft mehrfachen Belastungsfaktoren).

Die Biografie von Alfred Jodl habe ich erst jetzt durcharbeiten können. Insofern ergänze ich diese Analyse jetzt hier im Blog.

Alfred Jodl war einer der höchsten Militärs im NS-Staat und gehörte später zu den während der Nürnberger Prozesse Angeklagten. Der 1890 geborene Alfred Jodl stammt aus einer Familie mit langer militärischer Tradition. Sein Großvater, Vater, Onkel, Bruder und Schwiegervater waren allesamt bayerische Offiziere (Jodl 1976, S. 252). Entsprechend war auch der Weg von Alfred Junior vorbestimmt: „Vater wie Mutter – ehrgeizig – schienen entschlossen, ihn von vornherein zur Armee zu geben. (…) Vielleicht brauchten sie den – militärbegeisterten – Sohn nicht einmal zu drängen. Trotzdem hieß für ihn das Ganze: frühzeitige Zäsur. Gerade einmal dreizehnjährig, betrat er seinen Schicksalsweg, wurde er Zögling des bayerischen Kadettenkorps. Die Anstalt (…) forderte vollkommene Unterwerfung. Glockenschläge trieben zum Dienst, der Vor- und Nachmittage beherrschte; Kommandos regelten – bis auf knappste Pausen – jeden Schritt des Tages. Der Kadett war Soldat, und als Soldat hatte er zu traben und strammzustehen“ (Scheurig 1999, S. 10).

Alfred Jodl meinte später, dass er gerne Kadett gewesen sei: „Mit der strengen Disziplin fand ich mich rasch ab, das waren wir ja von daheim gewohnt“ (Jodl 1976, S. 90). Wie diese strenge Disziplin daheim in seiner Familie genau ausgesehen hatte, lässt sich nur erahnen. Jodl selbst bleibt diesbezüglich oberflächlich. Auf seine Mutter angesprochen sagte er: „Sie hasste alle faulen Menschen, denen sie furchtlos und offen ihre Fehler vorhielt. So waren mein jüngerer Bruder Ferdinand und ich einer scharfen Zucht unterworfen, der wir unendlich viel verdanken“ (Jodl 1976, S. 89). Strenge Disziplin, scharfe Zucht, eine Mutter, die „leicht reizbar“ (Scheurig 1999, S. 9) war und eine vom Militär durchzogene Familienlinie, all dies lässt Demütigungen, Unterwerfungsrituale und wohl auch Prügel – zumal Jodl Ende des 19 Jahrhunderts aufwuchs – mehr als wahrscheinlich erscheinen. Alfred Jodl selbst machte in dem oben zitierten Satz deutlich, dass er sich vollkommen mit dieser Strenge identifiziert hatte, indem er betonte, wie unendlich viel er dieser zu verdanken habe. Noch im Kindesalter wechselte er dann von einem strengen Zuhause in eine strenge Kadettenanstalt. All dies deutet auf eine sehr belastete Kindheit hin.

Zudem gibt es deutliche Hinweise auf das Miterleben von Gewalt während seiner Schullaufbahn und von selbst erlitten sexuellem Missbrauch durch einen Geistlichen: „Anerzogene Zucht ersparte dem Schüler Stockschläge und Strafen, doch Beichte, Kommunion und ein sadistisch prügelnder Religionslehrer irritierten ihn. Als er, auf dessen Zimmer bestellt, erleben musste, dass sich der Geistliche ihm zu nähern suchte, war er angewidert. Sofort spürte er, was später zunahm: seine Ablehnung der Kirche“ (Scheurig 1999, S. 10). Jodl im O-Ton dazu: „Bei mir hatte dann auch eine Rolle gespielt, dass mir als kleiner Bub ein junger Geistlicher zu nahegetreten war, und später bin ich dann aus der Kirche ausgetreten“ (Jodl 1976, S. 89).

Erwähnenswert scheint mir noch, dass die Familie den Tod von drei Mädchen im Kindesalter zu verkraften hatte (Scheurig 1999, S. 9). Nur Alfred und sein jüngerer Bruder wuchsen zusammen auf. Ob Alfred Jodl seine Schwestern kennengelernt und ihren Tod miterlebt hatte, ist der Quelle nicht zu entnehmen. Falls er ihren Tod miterlebt hatte, stellt dies an sich bereits ein schweres Kindheitstrauma dar. Wie sich der Tod von drei Kindern auf die Psyche der Eltern ausgewirkt hat, scheint nicht überliefert zu sein. Auch hier lassen sich starke Belastungen erahnen.

Ich möchte abschließend sagen, dass die Recherche und die Erkenntnisse über die Kindheiten der o.g. NS-Täter für mich ein schwer ausdrückbares Gefühl ausgelöst haben. Es ist wohl ein Mix aus Erstauen (über den recht leichten Zugang über klassische Biografien zu Infos über Kindheitserfahrungen, die mit viel Fleiß und einem Blick für Details und das Wichtige auch jeder Andere hätte zusammenfassen können) gepaart mit einem Zusatzerstaunen darüber, dass mir bisher keine einzige Arbeit bekannt ist, die diese Kindheiten bzgl. ihrer Parallelen analysiert und zusammengefasst hat (selbst jemand wie Alice Miller ging zwar davon aus, dass alle Kindheiten der NS-Täter destruktiv waren, aber sie hat nur einzelne Täter - vor allem Adolf Hitler - analysiert. Sicherlich lagen damals aber auch weniger Biografien vor). Wie kann das sein?  Gleichzeitig weiß ich, wie schwer die Widerstände in der Gesellschaft sind, sich den Kindheitshintergründen der NS-Zeit zu stellen. Mein Erstaunen ist also gepaart mit einem Wissen um dieses Schweigen. Gerade klassische Historiker schauen oft an den Kindheitshintergründen vorbei oder erwähnen sie beiläufig, drittrangig oder reden sie gering  (dazu habe ich ein eigenes Kapitel in meinem Buch geschrieben: "Das große Schweigen"). Gerade klassische Historiker verfügen aber über die Deutungshoheit der NS-Zeit. Wenn diese Akteure schweigen, traut sich auch kein Journalist an dieses Thema ran, denn Journalisten brauchen anerkannte Experten, die sie zitieren können.

Meine Analyse und Zusammenfassung über die Kindheiten von NS-Tätern ist im Grunde eine Sensation. Nicht, weil ich so toll bin! Sondern weil die Fakten einfach auf dem Tisch liegen und einen überdeutlich ins Auge stechen und bisher noch nicht zusammengefasst wurden. Das Ziel ist letztlich, dass diese Fakten zum Alltagswissen werden. Für mich gibt es keine "Entdeckungsreisen" mehr. Das Wissen um die Kindheitshintergründe der NS-Zeit ist für mich zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die Beschäftigung mit der Kindheit von Alfred Jodl "haute mich" insofern nicht mehr um, wie dies früher der Fall gewesen wäre. Dass seine Kindheit derart destruktiv war, ist einfach nur logisch und reiht sich ein in die Kindheiten seiner Mittäter.


Verwendete Quellen:

Jodl, Luise (1976): Jenseits des Endes. Leben und Sterben des Generalsoberst Alfred Jodl. Molden Verlag, Wien – München – Zürich.

Scheurig, Bodo (1999): Alfred Jodl. Gehorsam und Verhängnis. Biographie. Bublies Verlag, Schnellbach.

Freitag, 25. Januar 2019

"Ein schreckliches und ein großartiges Buch": Mein Buch ist ab sofort bestellbar!


Mein Buch ist ab sofort bei gängigen Onlinebuchhändlern (und wohl auch gängigen Buchhandlungen) vorbestellbar (z.B. amazon, Thalia, buch7 oder buecher.de) und wird voraussichtlich ab dem 20.02.2019 auslieferbar sein.

Der Mattes-Verlag hat sich für keine Bilder auf dem Cover entschieden, weil dies den Inhalt des Buches zu sehr einengen würde. Titel und Untertitel sagen dagegen bereits sehr viel aus und diese stehen entsprechend im Vordergrund. Statt einer Inhaltsangabe wurde vom Verlag ein Auszug aus der Buchrezension von Dr. Ludwig Janus auf der Buchrückseite eingefügt:
»Das Buch des Psychohistorikers Sven Fuchs ist zugleich ein schreckliches und ein großartiges Buch, eine Pflichtlektüre für alle, die sich für mehr Verantwortung in den sozialen Beziehungen, der Politik und im Umgang mit Kindern einsetzen möchten. Es bietet einen faktenreichen Überblick über die Gewalt im Umgang mit Kindern in Vergangenheit und Gegenwart. Gerade, weil die heutige Erziehung weniger gewaltorientiert ist, ist ein solcher vorurteilsfreier Blick auf die Dimension von Gewalt und Missbrauch in den Eltern-Kind-Beziehungen überhaupt möglich. Dass historische und auch noch gegenwärtige Kindheiten ein Albtraum und eine Hölle sein konnten und waren, wird von uns meist noch nicht wirklich realisiert. In diesem Sinne ist das Buch ein Augenöffner und verlangt dem Leser viel Bereitschaft ab, die unfassbare Dimension von Gewalt in den Eltern-Kind-Beziehungen wahrzunehmen.« (Ludwig Janus, Jahrbuch für psychohistorische Forschung Bd. 19)

Mein Buch sei „ein schreckliches und ein großartiges Buch“ fasst Janus zusammen. Dies trifft es sehr gut und es trifft vor allem auch meine eigene Gefühlslage sehr passgenau. Mein Buch ist für mich kein Werk, das ich stolz herumzeige und es mit Freude bekannt mache. Es bleibt immer auch ein schreckliches Buch, weil das Grundthema einfach schrecklich, belastend und erschreckend ist und bleibt. Ein Buch zu schreiben, war dabei sicherlich auch ein Stück weit eine intellektuelle Herausforderung für mich. Diese Herausforderung angenommen zu haben, hat mir auch Spaß gemacht. Ich freue mich natürlich, dass ich dieses Buchprojekt geschafft habe und ich wünsche mir vor allem, dass das Buch etwas bewegt und vielleicht sogar auch zu mehr Kinderschutz motiviert. Ich bin von dem Inhalt meines Buches zutiefst überzeugt und habe ein Buch geschrieben, das mir bisher in der Buchlandschaft fehlt und das einfach aus meiner Sicht eine zwingende Notwendigkeit ist. Der Grundinhalt meines Buches sollte zum Allgemeinwissen gehören und auch Teil von politischer Bildung sein.

Das Thema bleibt aber immer gefühlsmäßig ein zwiespältiges. Manchmal denke ich sogar für mich: Warum musste ausgerechnet ich so tief in dem Thema graben? Aber es ist wie es ist. Ich selbst merke im Alltag auch immer wieder, dass ich nicht an dem Thema vorbeikomme. Zu oft fallen mir bei allen möglichen Situationen Kindheitshintergründe (oft auch gepaart mit irrationalem Verhalten) ins Auge. Es gibt wirklich viele schöne Themen im Leben. Die Themen Kindesmisshandlung und belastende Kindheitserfahrungen gehören nicht dazu. Wir sind es aber den Kindern und auch der menschlichen Zukunft schuldig, dass wir hinsehen und uns mit dem Themenkomplex befassen. Über etwas zu lesen, kann nie schlimmer sein, als das, was Kindern überall auf der Welt real angetan wurde und wird.

Zudem ist mein Buch auch zu einem Teil egoistisch: Ich möchte, dass die Kindheit weltweit befriedet wird, damit das Leben für mich und meine Kinder und deren spätere Kinder immer sicherer und besser wird und von immer weniger menschlicher Verrücktheit und Krankheit durchzogen ist. Wer meinen Blog kennt, der weiß, um was für gesellschaftliche und politische Folgen von belastenden Kindheitserfahrungen es mir alles geht.

Ich selbst bin in den sozialen Medien außer durch meinen Blog gänzlich nicht präsent. Für mich sind Twitter, Facebook & Co. große Zeiträuber und meine Zeit ist mir zu kostbar. Insofern verfüge ich über kein Netz von Onlineverbindungen und -Bekanntschaften. Wer mein Anliegen unterstützen möchte und wer online etwas aktiver ist, als ich dies bin, den möchte ich hiermit herzlich um etwas Hilfe bei der Bewerbung bitten. Ich freue mich natürlich auch über Kommentare und Bewertungen. Lustiger Weise hat eine Leserin mein Buch bei amazon bereits mit 5 Sternen bewertet, obwohl es noch gar nicht herausgekommen ist. Im vollen Vertrauen darauf, dass es die 5 Sterne verdient hätte :-). Ich freue mich aber auch über Kritik, denn Kritik bringt einen manchmal auch weiter.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Massenmörder fallen nicht vom Himmel! Der Fall Stephen Paddock

Unter dem Titel „Warum wurde Stephen Paddock zum Attentäter?“ hat Caroline Fetscher im Tagesspiegel (01.10.2018) einen Artikel veröffentlicht, der es in sich hat. Ehrlich gesagt habe ich in der deutschen Medienlandschaft bisher keinen Artikel gelesen, der so weit in die Tiefe ging, um einen Täter und dessen Familie zu analysieren. Von dem Artikel gibt es auch eine Langversion, die ich sehr empfehle.

Frau Fetscher macht deutlich, dass Massenmörder wie Stephen Paddock, der am 01. Oktober 2017 das bisher schlimmste Schusswaffenmassaker in der USA durch einen Einzeltäter angerichtet hat, nicht vom Himmel fallen. In ihrer Analyse erfährt man zwar wenig über den Erziehungsalltag und den Umgang mit Stephen Paddock, als dieser aufwuchs. Allerdings wird deutlich, dass über Paddocks Sozialisation ein großer Schatten lag, der da lautet: sein psychopathischer und schwerkrimineller Vater Benjamin Hoskins Paddock Jr.

Fetscher schreibt: „Eine ultimative Antwort wird es im Fall Stephen Paddock kaum geben. Aber Spuren, die auf Antworten deuten, finden sich zuhauf – in der Katastrophe einer Sozialisation.“ (Langversion, S. 4)
1946, er war 19 Jahre alt, wurde Benjamin Paddock Jr. in Chicago wegen zwölffachen Autodiebstahls, Urkundenfälschung und Hochstapelei verurteilt.“ (S. 6) Er saß in der Folge fast fünf Jahre in einer Hochsicherheitsanstalt ein. Paddock Jr. erklärte später, „er sei während dieser Zeit oft in Schlägereien verwickelt gewesen und habe „siebzig Prozent“ der Haftzeit in Einzelzellen verbracht, da er nicht bereit war, sich an die Regularien zu halten.“ (S. 7) Dies sollte nicht die einzige Inhaftierung bleiben. „Wenige Monate nach Stephens Geburt wurde sein Vater zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, die Haft trennte die eben erst gegründete Familie und wird die Mutter schockiert haben.“  (S. 9)
Stephen war dreieinhalb Jahre alt, als sich für ihn vieles änderte. Er hatte die Mutter mit niemandem teilen müssen, und jetzt war ein ihm nahezu fremder Vater präsent, der bereits acht seiner dreißig Lebensjahre in Haft verbracht und mehr Erfahrung mit der Rohheit der Anstalt als der Verantwortung für Andere hinter sich hatte.“ (S. 9) Fetscher schreibt: „Benjamin Paddock Jr. dürfte ein impulsiver, wahrscheinlich – bedingt auch durch die Hafterfahrung – gewalttätiger Mann gewesen sein, der zugleich faszinierende Fähigkeiten besaß.“ (S. 10) Wie ging dieser Mann mit seinem Sohn Stephen um? Gab es Gewalt, psychische Übergriffe, verstörende Szenen? Und eine weitere Frage drängt sich zwangsläufig auf: Was für eine Persönlichkeit war eigentlich die Mutter von Stephen Paddock, sie sich in einen derart kriminellen Mann verliebt hatte und mehrere Kinder mit ihm bekam?

Das gemeinsame Familienleben dauerte allerdings nicht lange. Stephen war fast 6 Jahre alt, als sein Vater einen bewaffneten Raubüberfall auf eine Bank beging. Es folgte ein weiterer Raubüberfall. Noch wurde der Vater dabei nicht gefasst. Am 26. Juli 1960 wurde der Vater nach einem erneuten Raubüberfall inhaftiert, Stephen war zu der Zeit 7 Jahre alt.
Für Stephens Mutter und die Kinder war dieser Tag ein „emotionales Erdbeben. Den Söhnen, die nach Daddy fragen konnten, also Stephen und Patrick, erklärte die Mutter, ihr Vater sei tot und werde nie wiederkommen. (…) Aber ein wacher Siebenjähriger merkt nicht nur, (…), dass zu Hause etwas Katastrophales geschieht. Er wird bald auch wahrnehmen, dass die Mutter keineswegs in Trauer ist, sondern in Angst und Not, dass Worte unter Erwachsenen getuschelt werden oder abrupt geschwiegen wird, sobald die Kinder auftauchen. Warum gibt es kein Grab, keine Trauerfeier, kann Stephen bald gegrübelt haben. Was ist mit Daddy passiert? Seine Fragen werden auf eine Mauer aus Tabus gestoßen sein. Als Faktum blieb: Der Vater war weg. Stephen Paddock war mit dem plötzlichen Verlust des Vaters allein. Es hatte keine Möglichkeit gegeben, sich von ihm zu verabschieden. (…) Wo sich ein Kind derart spannungsgeladenen Affekten ausgesetzt sieht wie Stephen Paddock ab dem Juli 1960, läuft es Gefahr, nachgerade zu kollabieren. Um der Überwältigung durch Affekte zu entgehen, sucht die Psyche das Belastende abzuspalten. Erklären Erwachsene, wie hier, pathologisches Ungeschehenmachen zur Norm, sind dissoziative Reaktionen der Kinder vollends unvermeidlich. (…) Höchstwahrscheinlich kämpfte Stephen Paddocks Psyche mit Forderungen, Überforderungen, Tabus, Schuldgefühlen und Ängsten. In der Familie hatte sich Dynamit angesammelt, sie war ein Speicher emotionaler Sprengsätze – und wieder auf der Flucht. Jetzt wollte die Mutter den Sprengstoff vergraben, damit er nicht explodierte. Dafür sollte das „Daddy ist tot“ die Zauberformel sein." (S. 12,13)

1968 brach der Vater, der zu ca. 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, aus dem Gefängnis aus und tauchte ca. 10 Jahre unter. In den gesamten USA wurde nach ihm gefahndet und er stand ab 1969 eine Zeit lang auf der Liste der 10 meistgesuchten Verbrecher des Landes. Caroline Fetscher geht davon aus, dass seine Söhne damals erfuhren, dass ihr Vater noch lebt und ihre Mutter sie belogen hatte. Stephen war zu der Zeit bereits ein Jugendlicher. Spätestens Ende der 1970er Jahre erfuhren die Söhne nachweisbar von ihrem Vater, als dieser aufgegriffen und nach kurzer Haftzeit begnadigt wurde. Diese "Wiedergeburt" des Vaters wird die Söhne schwer verstört haben.

Ich belasse es bei diesen Auszügen. Die Analyse von Fetscher ist derart umfangreich, dass ich bei Interesse dringend deren Lektüre empfehle. Alles in Allem kann man sagen, dass das Familienleben von Stephen Paddock ein Alptraum aus Verlusten, Lügen, Familiengeheimnissen, Armut, Verzweiflung, fehlender Hilfe gepaart mit psychisch kranken Elternteilen und einem schwer kriminellen Vater war.

Freitag, 11. Januar 2019

"Wider dem Fortschritt!" Destruktive emotionale Gruppenprozesse in der Welt.

Ohne Zweifel gibt es seit einigen Jahren ein schwer greifbares Rumoren, ein Brodeln, ein Hauch von Demokratiemüdigkeit bei einem Teil der Menschen und leider auch oftmals ein lautes Herumschreien, offenen Hass und Demokratiefeindlichkeit in vielen Gesellschaften, was sich kultur- und subkulturspezifisch jeweils unterschiedlich ausdrückt.

Wir haben die Wahl von Donald Trump in den USA erlebt, die Wahl für den Brexit in Großbritannien, die Umgestaltung der Türkei durch Recep Tayyip Erdoğan, rechtspopulistische Tendenzen in vielen europäischen Ländern, den Aufschwung der AFD in Deutschland, Menschen, die sich in Deutschland zu „Reichsbürgern“ erklären und die Verfassung ablehnen, PEGIDA Demonstrationen in Sachsen, die demokratische Wahl des ultrarechten Jair Bolsonaro in Brasilien, gewaltbelastete „Gelbwestenproteste“ in Frankreich, um nur einiges zu nennen.

Alle diese Entwicklungen haben auch ihre besonderen Eigenheiten und sind sicher zu einem Teil auch rational erklärbar. Um diesen Part der Erklärungen geht es mir hier nicht. Mir geht es – wie immer – um die irrationalen, sprich emotionalen Elemente dieser Entwicklungen.

Vorwegnehmen möchte ich einen großen Widerspruch. Ich selbst gehe auf Grund der Datenlage davon aus, dass die Welt immer besser wird und wir in etlichen Bereichen beständigen Fortschritt erleben und erlebt haben (was nicht bedeutet, dass alles gut ist und wir uns zurücklehnen können!). Wichtige Arbeiten und Quellen dazu sind für mich z.B. „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“ von Hans Rosling, „Frohe Botschaft: Es steht nicht gut um die Menschheit – aber besser als jemals zuvor“ von Walter Wüllenweber, „Früher war alles schlechter: Warum es uns trotz Kriegen, Krankheiten und Katastrophen immer besser geht“ von  Guido Mingels, „Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit“ von Steven Pinker, „Aufklärung jetzt: Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung“ von Steven Pinker und natürlich das großartige Onlineprojekt „Our World in Data“ + ergänzend Gapminder.
Wer die Fortschritte in der Welt negiert, stellt sich blind gegenüber den Fakten. Obwohl es faktisch so gut um uns steht wie nie zuvor in der Geschichte, werden gerade in Teilen der westlichen Welt Weltuntergangsängste und Schwarzmalerei salonfähig.

Die psychohistorische Theorie ist die einzige mir bekannte Theorie, die destruktive Gruppenprozesse u.a. als eine Reaktion auf Fortschritt ansieht. In der Tat beschädigen offensichtlich die meisten oder alle der o.g. Prozesse die Lebensgrundlage von genau den Menschen, die sich doch vorher selbst als beschädigt definierten und deswegen so agierten und/oder wählten, wie sie es taten, um (angeblich) etwas zum Positiven zu verändern. Pegida bedroht ganz offensichtlich den Touristen- und Wirtschaftsstandort Dresden. Der Brexit lähmt die britische Wirtschaft und bindet zudem Beamte und Politiker, die ansonsten ihre Kräfte in die Entwicklung des Landes hätten stecken können. Donald Trump und seine Regierung benehmen sich wir Elefanten im Porzellanladen und haben dem Ansehen der USA massiv geschadet. Jair Bolsonaro wird Brasilien nicht sicherer machen, wenn er allen Menschen erlaubt, eine Waffe zu tragen, Militärangehörige in die Regierung holt und wenn er gegen politische Gegner und Minderheiten vorgeht. Auch die destruktiven ökonomischen Folgen des Kurses von Erdoğan sind bereits für die Türkei greifbar. Usw. usf.

Der Psychohistoriker Florian Galler hat aktuell einen Kommentar geschrieben, aus dem ich zitieren möchte. (Vorwegnehmen möchte ich, dass ich seinen benutzten Begriff von den „Konservativen“ für etwas ungünstig halte, denn Konservative sind keine Anti-Demokraten. Er schreibt allerdings auch im Textverlauf etwas von „radikalen Konservativen“. Letztlich geht es um politische Extremisten und Rechtspopulisten.) Galler schreibt:
Das Hauptübel für die Konservativen ist das, was für die Demokraten das Vernünftige ist (Wohlfahrt der breiten Bevölkerung, Rechtsstaat, Friede und internationale Zusammenarbeit). All das vermindert nämlich die Möglichkeiten, frühe, prä- und perinatale traumatische Gefühle von Wut, Angst, Verachtung durch die Politik des Staates auszuagieren und damit abzuwehren.
Die Hassgefühle und die Verachtung gegen den Staat entstehen, weil der Nationalstaat seiner traditionellen Aufgabe der Abwehr früher traumatischer Gefühle durch deren Ausagierung innerhalb eines nationalen, unbewussten Gruppenprozesses in immer kleinerem Ausmass nachkommt oder nachkommen kann
.“
Dies sind zentral wichtige Gedanken. Die äußeren Umstände (dabei vor allem Fortschritt und Veränderungen) scheinen bei so einigen Menschen starke destruktive und vergrabene Emotionen zu triggern. Damit einher geht die starke Angst vor dem Verlust der eigenen Identität oder dem zersplittern selbiger (im Kern sind viele aktuelle politischen Probleme Identitätsprobleme, angefangen bei der Angst der Briten vor der EU, der Angst in Deutschland vor Veränderung der Kultur bis hin der Angst der Amerikaner, das „alte Amerika“ zu verlieren; zudem vereint alle männlichen Angsthasen, die Angst vor der Emanzipation der Frauen, einem der größten kulturellen Wandlungsprozesse überhaupt). In Wahrheit zeigt sich gerade in Zeiten des Fortschritts und der Veränderung, dass so einige Menschen gar keine gesicherte, eigene Identität besitzen. Man klammert sich dann an das Alte: an Tradition, Nationalität, Rasse, Geschlechtsrolle und Religion. Und man sucht das Fremde, das (angeblich) Gefährliche, das zu Bekämpfende gepaart mit einem „Wir-gegen-Die“. Fremden- und Feindeshass pseudo-stabilisiert Menschen.
Noch vor 100 Jahren war es die Aufgabe von Vaterstaat, diesen destruktiven, aufkommenden Gefühlen ein Ventil zu bieten, das da vor allem lautete: Feindeshass und Krieg! Thomas Mann brachte die kollektive Irrationalität und den kollektiven Wahn beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges besonders auf den Punkt: „Wir kannten sie ja, diese Welt des Friedens. Wimmelte sie nicht von dem Ungeziefer des Geistes wie von Maden? Gor und stank sie nicht von den Zersetzungsstoffen der Zivilisation? Wie hätte der Künstler, der Soldat im Künstler, nicht Gott loben sollen für den Zusammenbruch einer Friedenswelt, die er so satt, so überaus satt hatte? Krieg! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden, und eine ungeheure Hoffnung.“

Da sich die Menschheit, ihre Institutionen, aber vor allem auch die Kindererziehungspraxis stark weiterentwickelt hat (und auch sonstige traumatische Erfahrungen der Menschen stetig abgenommen haben oder durch psychosoziale Hilfen besser aufgefangen werden können), ist es heute nicht mehr so „einfach“, wie in früheren Zeiten. Heute werden in den Demokratien seichtere Rückschrittsprozesse eingeschlagen. Trotzdem sind diese Prozesse folgenreich und global spürbar. Interessanterweise sind die Folgen in europäischen Ländern mit ihrer am weitesten entwickelten Kindererziehungspraktiken und weniger Gewalt gegen Kinder auch spürbar seichter, während z.B. in den USA, Brasilien oder besonders in der arabischen Welt (wo es den Kinder deutlich schlechter ergeht) die Folgen massiver oder im Fall von z.B. Syrien sogar massenmörderisch sind. Teile Europas und die USA wählen eher selbstzerstörerische Wege und Feindeshass nur intern zwischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, statt gegen ein „böses Außen“. Für Europa und erst recht für Deutschland gilt dies aber nur in Teilen und Ansätzen, denn faktisch läuft es seit Jahrzehnten gut für den Kontinent.

Es verwundert – um erneut die o.g. Zitate von Galler aufzugreifen – nicht, dass es in Teilen der demokratischen Gesellschaften Bemühungen gibt, den Rechtsstaat und auch die demokratische Weltgemeinschaft ins Wanken zu bringen. Denn nur ein Unrechtsstaat oder ein zersplitterter Staat wird der Abwehr früher traumatischer Gefühle besonders gerecht. 
Auf Deutschland bezogen ist vor allem der Aufschwung der AFD sehr paradox. Würde man den pubertär wütenden Phrasen dieser Partei glauben, dann stünde Deutschland am Abgrund und Angela Merkel wäre der Teufel in Person. Alle objektiven Daten zeigen das genau Gegenteil: Deutschland und den meisten seiner Bürger und Bürgerinnen geht es so gut wie wohl noch nie. Und ich möchte nachhängen: Angela Merkel ist sichtbar kein Teufel.
Dass es einem Teil der Menschen (ökonomisch) nicht gut geht, versteht sich. Doch diese sind gar nicht das Hauptklientel der AFD. Paradoxer Weise gilt: „Die AfD wird vor allem von Menschen mit mittlerem bis gutem Einkommen gewählt.“

Um das Ganze etwas greifbarer zu machen, habe ich zwei Beispiele ausgewählt.
In der Sendung „Markus Lanz - Deutschland! vom 8. November 2018 - Gespräche über Einigkeit und Recht und Heimat“ (evtl. noch auf YouTube zu finden) kam Svenja (gelernte Alterpflegerin, gebürtige Schleswig-Holsteinerin) aus Mecklenburg-Vorpommern zu Wort. Sie lebt mit Mann und Kindern zurückgezogen am Rande des Existenzminiums in einer Art Gemeinschaft von Aussteigern mit rechtem Gedankengut und demokratiefeindlichen Tendenzen.

Lanz sagte: „Ich merke, dass es Dir nicht mehr darum geht, etwas besser zu machen. Sondern eigentlich geht es darum, dieses System kaputt zu machen.
Antwort von Sonja: „Ja, damit es von vorne anfängt. Auf Reset drücken.“
Lanz: „Erst mal zerstören.“
Antwort von Sonja: „Genau! Dann können wir von vorne anfangen, damit wir mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen.“
Lanz etwas später: „Was müsste man tun, um Euch wieder zurückzuholen?
Antwort von Sonja: erstauntes „Wow“, dann nachdenkliches „hmm“, dann lachen: „Das schafft keiner, ne!“.
Ihr Lebensgefährte hat auf diese Frage zunächst auch keine Antwort, schickt dann aber noch halbherzig hinterher, dass man die Löhne erhöhen müsste. In ca. zwischen 10 und 30 Jahren würde in Deutschland, aber auch nicht nur hier, ein Krieg untereinander ausbrechen. Ein Bürgerkrieg, der von den Flüchtlingen ausgehen würde, die sich vorher auf Schwarzmärkten bewaffnen würden, hängt er noch nach.

Letztlich ist dies ein extremes Beispiel. Aber zeigen nicht auch viele bürgerliche Menschen diesen Wunsch nach Zerstörung (wenn auch nicht in dieser extremen Form)? Der zudem deutlich gepaart ist mit Irrationalität?  Sonja und ihr Lebensgefährte wissen ganz offensichtlich selbst gar nicht, was sie zu glücklichen Menschen machen würde, die sich zudem auch sicher fühlen. Ich glaube, dass es so ähnlich z.B. auch mit vielen ideologisch überzeugten AFD-Wählern ist. Im Grunde ist keine komplexe und rationale Sicht auf die eigene und die gesellschaftliche Situation erwünscht. Es geht eigentlich um das offene ausagieren von Angst, Wut, Hass und dem Wunsch, die Gesellschaft zu kippen. Solchen Irrationalitäten kann die Politik nicht mit einer Erhöhung des Mindestlohns oder sonstigen Maßnahmen entgegenwirken. Die Politik müsste die Leute emotional erreichen, was schwierig ist. Markus Lanz hat dabei ein Stück weit vorgemacht, wie es gehen kann. Er ging offen und ohne Abwertungen auf Svenja zu und stellte einfühlsame Fragen, gepaart mit einer gewissen Sorge um das Befinden der Familie. Der nächste Schritt wäre irgendwann gewesen zu fragen, was den beiden denn im Leben und in ihren Familien alles zugestoßen ist und woher ihr düsteres Bild von der Welt in der Tiefe stammt.

Ein anderes Beispiel:

In der Süddeutschen Zeitung (Nr 300 vom 31.12.2018/01.01.2019, Seite 3) gab es einen großen Artikel über den Reichsbürger Herrn S. unter dem Titel „Ohne mich“.
Herr S. hat eindeutig paranoide Tendenzen und zeigt deutliche Irrationalitäten. Seine Heimat habe man ihm genommen, Deutschland sei zersplittert und besetzt. Die Bundesrepublik habe keine Gültigkeit. Er ist, das durchzieht den Artikel, deutlich auf der Suche nach Halt, Heimat und Identität. Und ich würde ergänzen: Er ist kein glücklicher Mensch. Mit rationalen Argumenten braucht man Herrn S. nicht zu kommen.
Die Kindheit von Herrn S. war äußerst destruktiv. Die Eltern trennten sich, die Mutter war weg, neunmal zog die Familie um, neunmal musste er die Schule wechseln. „Der Vater heiratete zwei weitere Male, schlug seine Frau im Suff, tobte und schrie, und Herr S. sagte mit 14 Jahren zu seinem Bruder, der 13 war: `Komm, Biege, weg hier.`“ Die Brüder zogen zunächst in ein Jugendheim.
Selbstverständlich werden nicht alle Kinder, die so etwas erlebt haben, zu Reichsbürgern und Anti-Demokraten. Wir sollten aber nicht unterschlagen, dass die Probleme von Herrn S. mit Sicherheit seiner Biografie geschuldet sind und er eigentlich Hilfe bräuchte, emotionale und psychosoziale Hilfe.

Wie sollte die Politik durch Sachentscheidungen jemanden wie Herrn S. erreichen oder auch jemanden wie Sonja? Diese Fälle sind keine rational zu betrachtenden Fälle, sie müssen im Kern emotional verstanden und gelöst werden. So ähnlich sehe ich auch die Prozesse und Lösungen im größeren Rahmen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass gerade in Europa die Mehrheit der Bevölkerung keine Anti-Demokraten sind. Auch wird  Deutschland die AFD überstehen und aushalten, die eine Minderheit der Menschen vertritt. Vermutlich wird sich die AFD in den nächsten Jahren entzaubern und - qua fehlender Feindbilder - selbst zerreißen.

Da Kindheitsleidsgeschichten wie die von Herrn S. und Anderen stetig und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weniger werden, wird sich die Stimmung langfristig auch immer weiter beruhigen. Die Menschen werden immer mehr auf gefestigtem Boden stehen und eine vielschichtige Identität ausbilden, die nicht so leicht durch Veränderungen und Fortschritt umzuwerfen ist. Die westliche demokratische Welt wird dem Rechtspopulismus langfristig trotzen. Wir schaffen das. Ich hoffe innig, dass ich damit recht behalte :-). 

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Titel und Infos zu meinem Buch sind ab sofort beim Verlag online!

Auch wenn das Titelbild-/design noch nicht online ist (und mir selbst auch noch nicht bekannt ist, dies ist Sache des Verlages), muss ich jetzt doch schon qua meiner enormen Ungeduld darauf hinweisen, dass ab sofort beim Mattes Verlag Buchtitel, Inhaltsverzeichnis und mein Prolog online sind: http://mattes.de/buecher/psychohistorie/978-3-86809-143-4.html.

Der Buchtitel lautet: 

Die Kindheit ist politisch!
 
Kriege, Terror, Extremismus, Diktaturen und Gewalt als Folge destruktiver Kindheitserfahrungen

Die Entscheidung für den Mattes-Verlag fiel mir recht leicht, weil dies der Verlag ist, der die "Jahrbücher für psychohistorische Forschung" veröffentlicht. (Mein eigenes Buch sehe ich sowohl als psychohistorische, aber auch politische und auch sozialwissenschaftliche Arbeit an. Außerdem ist das Buch natürlich auch ein großes Kinderschutzbuch.) Zudem hat der Verlag mir viel Freiraum gelassen und mein Manuskript wurde zwar hier und da überarbeitet und in Form gebracht, aber ansonsten weitgehend vor allem textlich so belassen, wie ich es verfasst habe.

Der Mattes-Verlag ist ein kleiner Verlag und ich bekomme einen großen Vertrauensvorschuss in meine Arbeit und potentielle Absatzmöglichkeiten (ein Buch eines neuen Autors drucken zu lassen, ist für einen Verlag immer auch eine Risiko was Kosten angeht). Sofern einige Leser und Leserinnen des Blogs das Buch kaufen möchten, möchte ich dazu motivieren, das Buch direkt beim Verlag zu bestellen. Dadurch erhält der Verlag (nicht ich!) einen größeren Ertrag, als wenn es über den normalen Buchhandel bestellt wird. Natürlich freue ich mich grundsätzlich über alle Bestellungen, auch über den normalen Buchhandel.

Das Buch wird wohl Anfang nächsten Jahres (spätestens ab Februar) bestell und auslieferbar sein. Aktuell ist es noch im Druck und wird noch in keinem Buchhandel vorbestellbar sein. Sofern ich neues weiß, werde ich sicherlich wieder etwas dazu schreiben.

Eine E-Book Variante des Buches ist vom Verlag nicht vorgesehen. Ich selbst warte erst einmal die Resonanz ab und werde es evtl. einige Zeit später selbst als E-Book veröffentlichen.

Darüber hinaus möchte ich darauf hinweisen, dass Herr Dr. med. Ludwig Janus in dem bald verfügbaren Jahrbuch für psychohistorische Forschung Band 19: "Gewalt und Trauma: Direkte und transgenerationale Folgen für Individuen, Bindungen und Gesellschaft" eine Rezension über mein Buch verfasst hat. Ich bin Herrn Janus sehr dankbar für seinen Zuspruch und seine Unterstützung bei der Bekanntmachung meines Buches :-) .

(Siehe ergänzend auch meinen Beitrag: Mein Buch ist fertig!)

Dienstag, 4. Dezember 2018

Häusliche Gewalt gegen Frauen - Ein Blick auf die Zahlen und die Details

aktualisiert am 22.03.2021 (siehe für genaue INFO Kommentare unten)

Über den Rückgang von sexueller und häuslicher Gewalt hatte ich bereits einen Blogbeitrag geschrieben. Kürzlich wurde in den deutschen Medien sehr viel über das Thema „Häusliche Gewalt“ berichtet. Insofern möchte ich das Thema erneut aufgreifen (zumal es hierbei ergänzend auch um das Wohlergehen von Kindern geht, denn das Miterleben von Gewalt zwischen Elternteilen stellt einen enormen Belastungsfaktor für Kinder dar). Immer wieder stehen dabei zwei Zahlen groß im Raum: 25 % und 22 %. So viel Prozent der Frauen in Deutschland haben - zwei repräsentativen Studien nach - häusliche Gewalt erlitten.

Ich zweifle diese Zahlen nicht an, beide Studien sind mir bekannt. Allerdings fehlt mir Erstens ein differenzierter und auch sachlicher Blick auf die Detailergebnisse und Zweitens fehlt mir die Frage, wie sich dieses Gewaltfeld ggf. verändert hat oder anders gefragt: Hat häusliche Gewalt abgenommen, nimmt sie zu oder bleibt sie gleich? Außerdem fehlt noch die Frage, ob diesen 22 bis 25 % Gewaltbetroffenen auch 22 bis 25 % männlichen Tätern gegenüberstehen oder ob der Anteil an männlichen Tätern nicht evtl. deutlich niedriger (auf Grund von Mehrfachtäterschaft) ausfällt?

Die 2004 veröffentlichte repräsentative Studie Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland kommt zu dem Ergebnis, dass 25 % der Frauen in Deutschland im Alter von 16 bis 85 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Partnerschaftsgewalt erlebt haben. (BMFSFJ - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, S. 220)

Zu einem vergleichbaren Ergebnis für Deutschland kommt auch eine im März 2014 veröffentlichte repräsentative Studie der Europäischen Grundrechteagentur: 22 % der Frauen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren haben demnach seit dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch eine/n derzeitige/n und/oder frühere/n PartnerIn erfahren. (FRA - European Union Agency for Fundamental Rights (2014): Gewalt gegen Frauen: eine EU-weite Erhebung. Ergebnisse auf einen Blick. Luxemburg, S. 19)

Letztere Studie wurde in Gesamteuropa durchgeführt. In der Auswertung ist es daher schwierig, bzgl. Deutschland Einsicht in die Details zu bekommen. Eine Detailansicht bietet allerdings die vorgenannte Studie des BMFSFJ (2004), die ich nachfolgend besprechen werde. Nur 1 % der Partnergewalt ging von weiblichen Partnern aus. Insofern konzentrieren wir uns vor allem auf männliche Täter.

Zur Häufigkeit von körperlicher und/oder sexueller Partnergewalt im gesamten Leben:

28,1 % der gewaltbetroffenen Frauen haben in ihrem gesamten Leben nur ein einziges Mal Partnergewalt erlitten; 17,5 % zwei bis drei Mal. Wir können also festhalten, dass fast die Hälfte (45,6 %) der gewaltbetroffenen Frauen in ihrem gesamten Leben sehr selten Partnergewalt erlitten haben. 5,8 % der gewaltbetroffenen Frauen haben 20 bis 40 Mal Partnergewalt in ihrem Leben erlitten und 12,1 % häufiger als 40 Mal. (BMFSFJ 2004, S. 235)

Wenn wir die genannten 45,6 % auf die 25 % Gesamtbetroffenenrate beziehen, dann lässt sich differenziert sagen, dass 11,4 % aller Befragten Frauen einmalig oder sehr selten Formen von Partnergewalt und 13,6 % aller befragten Frauen häufiger als selten Formen von Partnergewalt erlitten haben.

Ausmaß und  Häufigkeit von rein körperlicher Gewalt in der aktuellen Partnerschaft:

91,6 % haben noch nie Gewalt in der aktuellen Partnerschaft erlitten ( 2,1 % machten keine Angaben)
3,8 % haben nur ein einzige Mal Gewalt erlebt.
1,5 % selten
0,7 % gelegentlich
0,4 % häufig
 (BMFSFJ 2004, S. 224)

Ausmaß von körperlicher und/oder sexueller Gewalt in der aktuellen Partnerschaft:

13 % der Frauen haben mindestens einmal in der aktuellen Partnerschaft körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
87 % der Frauen haben demnach in der aktuellen Partnerschaft weder körperliche noch sexuelle Gewalt erlebt.
(BMFSFJ 2004, S. 225)

Etwa 40% der Frauen, die körperliche oder sexuelle Übergriffe in der aktuellen Paarbeziehung erlebt haben, haben ausschließlich „wütendes Wegschubsen“ und keine andere körperliche Gewalthandlung erlebt.  (Bei Gewalt durch Ex-Partner fallen im Vergleich mehr schwere Gewaltformen ins Auge. So gaben von den Frauen, die Gewalthandlungen durch frühere Beziehungspartner genannt haben, nur 11% an, ausschließlich wütendes Wegschubsen erlebt zu haben.)

Schweregrade: 

Auf die Frage „Hatten Sie bei einer oder mehrerer dieser Situationen schon einmal Angst, ernsthaft oder lebensgefährlich verletzt zu werden?“, antworteten 38% der von Gewalt betroffenen Frauen mit ja, 56% verneinten dies und 6% machten dazu keine Angaben. 64% der gewaltbetroffenen Frauen berichteten über Verletzungsfolgen aufgrund von Gewalt in Paarbeziehungen. (BMFSFJ 2004, S. 235) Die häufigste Verletzungsfolge waren blaue Flecken/Prellungen.

Psychische Gewalt: 

42 % der Befragten gaben an, jemals psychische Gewalt erlitten zu haben. Ca. 30% der Frauen, die psychische Gewalt erlebt hatten, benannten als Täter den Partner (Partnerinnen) oder Ehemann. (BMFSFJ 2004, S. 105f) Wenn ich richtig gerechnet habe müssten demnach 12,6 % aller Befragten mindestens einmal in ihrem Leben psychische Gewalt durch den Partner oder Ehemann erlebt haben.

Gewaltinitiative durch die Frauen:

83,1 % der von Partnergewalt betroffenen Frauen gaben an, nie mit Gewalt angefangen zu haben. 10,4 % hatten einmal mit der körperlichen Gewalt angefangen und 3,8 % mehrmals. (BMFSFJ 2004, S. 237) Die AutorInnen der Studie vermuten auf Grund der ergänzenden mündlichen Interviews, dass der Anteil der Frauen, die mit Gewalt angefangen haben, real niedriger liegt, als die zuvor genannten Daten aus dem schriftlichen Fragebogen. Trotzdem muss hier angemerkt werden, dass wohl ein gewisser Teil der von Frauen erlittenen Partnergewalt (ca. 3,8 % oder etwas weniger?) entweder innerhalb eines allgemeinen und beidseitigen Gewaltverhältnis stattfand oder selbst erlittene Gewalt der Frauen aus Abwehrreaktionen (z.B. "wütendes Wegschubsten)" des zuvor angegriffenen männlichen Partners entstanden. Diese Frauen wären dann entweder sowohl Opfer als auch Täter oder zu einem Teil auch nur Täter. 

Blick auf andere Studienergebnisse: 

Was mich bei dem Thema immer wieder wundert ist, dass eine weitere große und repräsentative Studie oft ausgeklammert wird, sowohl in den Medien als auch manchmal von Fachseite. In der Expertise Gewalt in Paarbeziehungen. Expertise für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung von Monika Schröttle aus dem Jahr 2017 werden beispielsweise vier verfügbare Studien zum Dunkelfeld vorgestellt, darunter die oben besprochene Studie vom BMFSFJ (2004) und die ebenfalls oben kurz besprochene Studie der European Union Agency for Fundamental Rights (2014),  plus  zwei kleinere Studien (einmal bezogen auf Männer und einmal bezogen auf Menschen mit Behinderungen).

Ausgeklammert wurde hier von Frau Schröttle (die auch wesentlich an der Studie vom BMFSFJ mitgewirkt hat) die große Studie „Hellmann, D. F. (2014): Repräsentativbefragung zu Viktimisierungserfahrungen in Deutschland. (Forschungsbericht Nr. 122). (KFN, Hannover)“ für die insgesamt 11.428 Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 40 Jahren repräsentativ über Gewalterfahrungen (und dabei auch über häusliche Gewalt durch Partner) befragt wurden. Die Items zum Erleben körperlicher Gewalt innerhalb von Haushalt und Familie wurden von denjenigen Befragten beantwortet, die zum Befragungszeitpunkt mit einer erwachsenen Person in einem Haushalt lebten (n = 8.467; davon 4.431 Frauen und 4036 Männer). Die Fragen reichten von leichteren Formen von Gewalt (z. B. „Mit mir zusammenlebende Familien- oder Haushaltsmitglieder haben bei Streit oder Auseinandersetzungen mit einem Gegenstand nach mir geworfen“) bis hin zu schweren Formen (z. B. „Mit mir zusammenlebende Familien- oder Haushaltsmitglieder haben mir absichtlich Verbrennungen oder Verbrühungen zugefügt“). Die Lebenszeitprävalenz der häuslichen körperlichen Gewalt durch die Partnerin bzw. den Partner beträgt bezogen auf die Stichprobe von 8.467 Befragten 2,5 % (oder 3,8 % für Frauen und 1,3 % für Männer). Knapp die Hälfte der Gewaltbetroffenen berichteten von psychischen Folgen der Gewalt und ebenfalls knapp die Hälfte von körperlichen Folgen.

Anzumerken ist hier, dass auf Grund der Fragestellung Gewalt durch Partner, die nicht mit den Betroffenen zusammenlebten, ausgeklammert wurde (das ist zumindest der Schluss, den ich auf Grund der Fragestellungen ziehe). Insofern fallen Gewalterfahrungen in losen Partnerschaften sowie auch durch Ex-Partner raus, was vermutlich auch zu einem Teil erklärt, warum die Gewaltbetroffenrate deutlich niedriger ausfällt, als bei der Studie des BMFSFJ. Insofern sind die Ergebnisse nicht direkt mit den Ergebnissen des BMFSFJ (2004) vergleichbar.

Insgesamt berichteten außerdem in der Studie von Hellmann 4,9 % aller befragten Frauen, in ihrem Leben bereits sexuelle Gewalt („Hat Sie schon einmal jemand mit körperlicher Gewalt oder unter Androhung von Gewalt gegen Ihren Willen zum Beischlaf (Geschlechtsverkehr) oder beischlafähnlichen Handlungen gezwungen oder versucht, das zu tun?“) erlebt zu haben. Die meisten Übergriffe kamen dabei im Rückblick auf die letzten 5 Jahre von Ex-Partnern oder aktuellen Partnern, vermutlich gilt diese Tendenz auch für die Betroffenen mit Blick auf das Leben ab dem 16. Lebensjahr.  Diese Zahl müsste jetzt noch mit der oben genannten Gewaltrate von 3,8 % bezogen auf körperliche Partnergewalt gekoppelt werden. Bei Hellmann wurden beide Gewaltformen allerdings nur getrennt dargestellt, so dass man nicht zu einer Aussage wie in der BMFSFJ-Studie kommen kann wie:  „hat mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Partnerschaftsgewalt erlebt“.

Die Studie von Hellmann hat allerdings zwei große Vorteile im Vergleich zu der BMFSFJ-Studie:

Erstens: Die Befragungen fanden 2011 statt. Somit haben wir ein aktuelleres Bild über Partnergewalt, zumindest bezogen auf die Gruppe der damals 16 bis 40Jährigen.

Zweitens: Die Studie von Hellmann ist direkt vergleichbar mit einer großen Befragung aus dem Jahr 1992 und erlaubt somit als einzige Dunkelfeld-Studie zum Thema „Häusliche Gewalt“ eine Trendaussage. Leider wurde in der Vergleichsauswertung die Partnergewalt nicht gesondert dargestellt. Insofern beziehen sich die nachfolgenden Ergebnisse auf den Gesamtkomplex der  Häuslichen Gewalt, was für diese Studie neben Gewalt durch Partner (was fast ein Drittel, nämlich 26,7 % der erfassten Fälle von Häuslicher Gewalt ausmacht) auch Gewalt zwischen Erwachsenen mit Tätern wie Eltern, erwachsenen Geschwistern oder anderen Haushaltsmitgliedern meint.

Betrachtet wurden Angaben zur häuslichen Gewalt bezogen auf die letzten 5 Jahre vor der Befragung einmal für das Befragungsjahr 1992 und für 2011. Ergebnis nur für die Frauen: Von 1992 bis 2011 hat sich die Prävalenz schwerer häuslicher Gewalt um 58 % und die Prävalenz leichtere Gewaltformen um 35 % für die Befragungsteilnehmerinnen reduziert. Beide Gewaltformen zusammen betrachtet hat sich das Risiko häuslicher Gewalt für Frauen in diesem Zeitraum um 42 % reduziert. (Hellmann 2014, S. 131, 178)

Trotz mancher Einschränkungen der Studie von Hellmann zeigt sich erneut, dass wir im Jahr 2018 sehr vorsichtig mit den Zahlen der BMFSFJ-Studie umgehen sollten, wenn es darum geht, die heutige Situation von Frauen in Partnerschaften zu beurteilen.

Was die aktuellere Situation betrifft, sind vielleicht auch nachfolgende Daten von Interesse:

Für eine Untersuchung (Landeskriminalamt Mecklenburg Vorpommern, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes MV &Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald (2017): Erste Untersuchung zum Dunkelfeld der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern) zum Dunkelfeld der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern wurde die Bevölkerung ab 16  bis über 80 Jahre zum Kriminalitäts-Erleben im Jahr 2014 befragt. In der Untersuchung wurde auch die Häusliche Gewalt in Partnerschaften abgefragt. Von den 3.170 Befragten gaben 1.746 Personen an, im vergangenen Jahr zumindest kurzfristig einen festen Partner gehabt zu haben. 36 von insgesamt 3.170 Befragten (1,2 %) gaben an, durch eine oder mehrere Straftaten der Häuslichen Gewalt geschädigt worden zu sein (körperliche, sexuelle und/oder psychische Gewalt). (S. 81) Obwohl hier also auch noch psychische Gewalt abgefragt wurde, ist der Wert auf relativ niedrigem Niveau. Wenn man die Gewalt nur auf die Menschen bezieht, die einen Partner hatten (36 von 1.746), dann kommt man auf eine Rate von rund 2 %. Hierbei muss nochmal hervorgehoben werden, dass auch psychische Gewalt mit einbezogen wurde. 98 % der Menschen in Partnerschaften in Mecklenburg Vorpommern erlebten im Jahr 2014 also eine durchgängig gewaltfreie Zeit.

Ein wenig Licht ins Dunkel bringen auch zwei große KFN-Studien aus Niedersachen, einmal aus dem Jahr 2013 (9512 befragte Schüler) und einmal aus 2015 (10638 befragte Schüler). 2013 berichteten 4,7 % aller Befragten, dass sie Gewalt zwischen ihren Eltern beobachtet hatten; 2015 waren es 4,6 %. Interessant sind auch Unterschiede je nach Herkunft: 2015 berichteten 2,9% der deutschen Schüler, dass sie Gewalt zwischen den Eltern miterlebt hatten; Schüler mit Migrationshintergrund berichteten dies zu 9,6 %, was dann den Durchschnittswert von 4,6 % für alle Schüler ergibt (Bergmann et al. (2017): Jugendliche in Niedersachsen. Ergebnisse des Niedersachsensurveys 2013 und 2015. Forschungsbericht Nr. 131. Hannover. S. 120) Die große Mehrheit der Kinder und Jugendlichen erleben also eine gewaltlose Zeit, ebenso wie ihre Eltern. 

Was sich mit Blick auf alle genannten Studien nicht klären ließ, ist der Anteil von männlichen Tätern. Ich gehe davon aus, dass viele Männer Mehrfachtäter sind, wenn es um Gewalt gegen die Partnerin geht. Sprich wenn sie grundsätzlich zu Gewalt neigen, werden sie mehr als ein Opfer hinterlassen. Den 25 % gewaltbetroffenen Frauen aus der BMFSFJ-Studie werden also nicht 25 % Männer in der Bevölkerung gegenüberstehen. Auf Grund der Datenlage lässt sich dieser Teil nicht abschließend klären. Dazu bräuchte es Täterbefragungen und dabei auch Fragen über die Anzahl der Opfer.

Zusammenfassende Bewertung und Kommentar:


In Medienberichten wird nach meinem Eindruck immer wieder recht leichtfertig mit Zahlen hantiert. Berichte über schwere Fälle von häuslicher Gewalt und in Frauenhäuser geflohenen Frauen werden die beiden Zahlen 25 % und/oder 22 % aus den beiden oben genannten Studien angehängt. Dadurch entsteht meiner Meinung nach ein verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit und es werden Ängste geschürt, die nur teilweise begründet sind.

Meine aller erste Kritik an den Umgang mit diesen Zahlen ist, dass sie weitgehend ein Bild über die Vergangenheit aufzeigen. Bei gut einem Drittel der Frauen waren die Gewalthandlungen in der Partnerschaft innerhalb der letzten 5 Jahre (ca. 1998-2003) aufgetreten, bei einem weiteren Drittel vor 6-20 Jahren (ca. 1983-1997), bei 17% war dies länger als 20 Jahre (Jahre vor 1983) her und 13% machten hierzu keine Angaben. (BMFSFJ 2004, S. 239). Die Befragten bilden die weibliche Bevölkerung der Geburtsjahrgänge zwischen ca. 1918 und ca. 1987 ab. Außerdem wurden die Befragungen für die 2004 veröffentlichte BMFSFJ-Studie im Jahr 2003 durchgeführt. Was in den 15 Jahren seitdem passiert ist, wissen wir nicht.  Wir können auf Grund dieser Angaben sagen, das mit Sicherheit nicht 25 % der Frauen in Deutschland relativ aktuell von häuslicher Gewalt betroffen sind. Die Daten der Studie erlauben auch keine Aussage dahingehend, ob Gewalt in Paarbeziehungen abgenommen oder zugenommen hat, weil es keine Vergleichsstudie gibt.

Die oben aufgezeigten Daten zeigen außerdem, dass die Gewalt von ca. der Hälfte der gewaltbetroffenen Frauen einmalig oder sehr selten erlebt wurde. Schwere Fälle von häufiger häuslicher Gewalt sind in der Minderheit. Entsprechend macht es überhaupt keinen Sinn, wenn medial schwere Fälle mit Prozentsätzen wie den 25 % untermauert werden.

Das Wortpaar „Häusliche Gewalt“ erzeugt in jedem Menschen Bilder und einen Deutungsrahmen. Ich vermute sehr stark, dass die meisten Menschen beim Lesen und Hören dieses Wortpaares im ersten Moment relativ heftige Bilder vor sich haben und diese dann mit den 25 % verknüpfen, wenn diese Zahl genannt wird. Das gedankliche Ergebnis wäre dann: Die Welt in Deutschland ist sehr schlecht für Frauen und sehr viele Männer sind häusliche Gewalttäter. In diesen 25 % steckt allerdings eine große Bandbreite: im niedrigsten Bereich z.B. Frauen, die vielleicht vor über 30 Jahren einmal von ihrem Partner weggeschubst worden sind und ansonsten nie wieder Gewalt erlebt haben. Und im extremsten Bereich Frauen, die über 40 Mal Partnergewalt erlitten haben, dabei z.B. Verbrennungen, Drohungen mit Waffen und Schläge mit der Faust oder Gegenständen. Dazwischen gibt es etliche Abstufungen und Grautöne.

Ausgeklammert bleibt in der Berichterstattung auch der nachgewiesene Rückgang von häuslicher Gewalt. Dieser Rückgang passt zu einem allgemeinen langfristigen Trend des Gewaltrückgangs im häuslichen Bereich, dabei vor allem dem Rückgang von Gewalt gegen Kinder.

Der Rückgang von Gewalt gegen Kinder beschleunigt seinerseits wiederum den Rückgang von Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften (auch dies wird medial oft nicht besprochen), denn zwischen erlebter Gewalt in der Kindheit und später ausgeübter Gewalt gegen Partner finden sich starke Zusammenhänge (siehe dazu z.B. Whitfield, C. L.; Anda, R. F.; Dube, S. R. & Felitti, V. J. (2003): Violent childhood experiences and the risk of intimate partner violence in adults: assessment in a large health maintenance organization. In: Journal of Interpersonal Violence. Vol. 18, Issue 2, S. 166–185. und Temple, J. R. et al. (2018): Childhood Corporal Punishment and Future Perpetration of Physical Dating Violence. In: The Journal of Pediatrics. Volume 194, S. 233–237.) und McKinney, C. M., Caetano, R., Ramisetty-Mikler, S., & Nelson, S. (2009). Childhood family violence and perpetration and victimization of intimate partner violence: findings from a national population-based study of couples. Annals of epidemiology, 19(1), S. 25–32.)

Auch auf der Opferseite gibt es starke Zusammenhänge. Hellmann schreibt, dass eine "gewalttätige Sozialisation durch die Eltern bzw. sonstigen Erziehungspersonen das größte Risiko für eine spätere Reviktimisierung in Form von partnerschaftlicher Gewalt" darstellt (Hellmann 2014, S. 113f). Das Beobachten von Gewalt zwischen den eigenen Eltern in der Kindheit (Faktor 1,7),  selbst erlebte leichte körperliche Gewalt (Faktor 2,8) bzw. schwere körperliche Gewalt (Faktor 6,8) durch die Eltern bzw. weitere Erziehungspersonen ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert, als Erwachsener von der Partnerin bzw. dem Partner misshandelt zu werden. Anders ausgedrückt: Frauen, die z.B. schwere körperliche Gewalt in der Kindheit erlitten haben, weisen ein fast siebenmal (Faktor 6,8) höheres Risiko auf, körperliche Gewalt durch ihre Partnerin bzw. ihren Partner zu erfahren, als Frauen, die nie körperliche Gewalt erlitten haben. 
Ganz ähnliche Ergebnisse kommen aus den USA. Frauen, die als Kind körperlich misshandelt wurden oder Gewalt miterlebt haben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, später selbst häusliche Partnergewalt zu erleben (Bensley L, Van Eenwyk J, Wynkoop Simmons K. (2003): Childhood family violence history and women’s risk for intimate partner violence and poor health. American journal of preventive medicine. 25(1), S. 38–44.).

Man könnte auch zugespitzt formulieren, dass aus Opfern mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit erneut Opfer werden. Diese Feststellung soll Betroffenen keine Schuld zuschieben (die Verantwortung für sein Handeln trägt der Täter). Allerdings stützen diese Befunde die Vermutung, dass Menschen, die eine destruktive und gewalttätige Kindheit hatten, später Probleme damit haben, Menschen zu erkennen, die ihnen nicht gut tun, Grenzen (rechtzeitig) zu setzen oder sich zu wehren (z.B. durch Verlassen des destruktiven Partners). Ein Rückgang von elterlicher Gewalt gegen Kinder wirkt also in doppelter Hinsicht: die Tätergenese sowie auch die Opfergenese wird dadurch reduziert.

Ausgeklammert bleibt ebenfalls eine historische Einordnung. Das Züchtigungsrecht des Ehemannes gegenüber seiner Frau wurde im Deutschen Reich erst 1928 abgeschafft. Vorher gab es ein verbrieftes Recht dafür, die Ehefrau zu schlagen. Ich habe mich nicht in die Geschichte der häuslichen Gewalt gegen Frauen vertieft, aber es leuchtet ein, dass vor über 100 Jahren sicherlich nicht 75 % aller deutschen Frauen keinerlei körperliche und/oder sexuelle Gewalterfahrungen seitens des Partners erlitten haben, so wie dies die o.g. BMFSFJ-Studie für einen Frauenbevölkerungsschnitt nachgewiesen hat. 

Zu guter Letzt möchte ich schreiben, dass ich der Letzte bin, der die Augen vor Gewalt verschließt. Ich habe in meinem Blog bewiesen, dass ich hinsehen kann und will. Das grundsätzliche Ziel ist eine gewaltfreie Gesellschaft. Ich bin aber immer auch für einen unaufgeregten und sachlichen Umgang mit Zahlen und Daten. Ich persönlich möchte wissen, in was für einer Welt und in was für einem Land ich lebe. Dazu gehört der Blick in Abgründe (das vorhandene Ausmaß der Gewalt), aber auch auf Lichtblicke. Die große Mehrheit der Frauen in Deutschland lebt gewaltfrei in Partnerschaften und erfährt im gesamten Leben keine Gewalt durch ihren Partner. Aktuellere Studien als die des BMFSFJ zeigen ein deutlich geringeres Ausmaß der Gewalt und auch einen Rückgang mit Blick auf eine Vergleichsstudie (wie oben gezeigt). Auch darum sollte man und frau wissen. 



Samstag, 1. Dezember 2018

Wie peinlich! Frankreich verbietet elterliche Gewalt gegen Kinder!

Die französische Nationalversammlung hat aktuell einen Gesetzestext beschlossen, der festlegt, dass Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung haben. Und dies gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung: Verschiedene Umfragen zeigten, dass ca. 70 % der Franzosen gegen ein Verbot von elterlichen Schlägen sind. Der Staat dürfe sich nicht in private Familienangelegenheiten einmischen. Insofern ist dies ein mutiger Schritt der regierenden Mehrheit gegen die Mehrheit der Menschen im Land. Dieser Schritt wurde aber wohl auch auf Druck des Europarates gemacht (sage mir noch einmal jemand, dass die EU und ihre Institutionen nicht wertvoll sind!).

Nun zeigt der Kalender, dass wir heute den 01.12.2018 haben. Ich finde es wirklich peinlich, dass ein westeuropäisches Land erst Ende 2018 Kinder gesetzlich vor Gewalt schützt! Das Kind quengelt an der Kasse? Ein paar Ohrfeigen durch Mutter oder Vater in aller Öffentlichkeit waren bisher in Frankreich legal. Eine Erzieherin macht Eltern darauf aufmerksam, dass ihr Kind Angst vor den gelegentlichen Schlägen zu Hause habe?  Bisher durften die Franzosen darauf antworten: Was wollen Sie, das ist doch nicht verboten!

Die Peinlichkeit, erst sehr spät jegliche Gewalt in der Erziehung zu verbieten, wird noch viele Länder ereilen (auch im sogenannten modernen Westen). Darunter auch Großbritannien, Italien, Schweiz, Tschechien, Kanada und die USA.

Montag, 5. November 2018

Politische Wahlen und die Identifikation mit dem Aggressor: Beispiel Brasilien.

Der ultrarechte Politiker Jair Bolsonaro hat aktuell die Präsidentschaftswahlen in Brasilien gewonnen (er erhielt ca. 55 % der Stimmen). In einem Artikel für den Tagesspiegel wurde dieser Mann treffend in seinem Sein zusammengefasst: „Bolsonaro beschimpft regelmäßig Schwarze, Indios, Frauen und Flüchtlinge. Er hält Hitler für einen `großen Strategen`. Einmal sagte er, dass es ihm lieber wäre, einer seiner Söhne stürbe, als dass er schwul sei. Politische Gegner möchte er am liebsten an die Wand stellen und die Gewerkschaften verbieten. (…) Jeder Brasilianer soll eine Waffe tragen dürfen, um sich zu verteidigen, das ist eines seiner Haupt-Wahlkampfversprechen. Er befürwortet Folter und will der Polizei eine Lizenz für außergerichtliche Exekutionen erteilen. (…) Eine linke Abgeordnete bedrohte Bolsonaro sogar vor laufender Kamera: `Du verdienst es nicht, von mir vergewaltigt zu werden.`" (Lichterbeck, P. (2018, 05. Okt.): Jair Bolsonaro – Brasiliens Revolverheld. Tagesspiegel)

Wie kann so ein Mensch bei demokratischen Wahlen zum Präsidenten gewählt werden?

Unzweifelhaft gibt es in Brasilien viele ungelöste Probleme und Konflikte. Das Wahlverhalten der Menschen wird vor diesem Hintergrund als rational angesehen. Die Menschen wünschten sich einen massiven politischen Wandel und jemanden, der sie schützt. Doch ist es wirklich rational, sich in die Hände eines unberechenbaren Aggressors zu begeben? Warum sollte konstruktiver Wandel und Schutz gerade von diesem Mann kommen?
Alle Informationen sprechen dafür, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird. Man nehme nur das zentrale Wahlversprechen Bolsonaros, dass jeder Brasilianer zukünftig eine Waffe tragen dürfe. Die Mordraten werden in der Folge stark steigen, nicht sinken. Dass Menschen Schutz und Zukunft bei einem solchen Aggressor suchen, spricht nicht ausschließlich für rationale Beweggründe, sondern auch für emotionale.

Als in Deutschland lebender Mensch mag ich die Situation in Brasilien natürlich nicht absolut real einschätzen können. Allerdings befasse ich mich zentral mit Kindheitserfahrungen und familiärer Gewalt. Und diesbezüglich kann ich einige Informationen bieten:

In Südamerika und dem karibischen Raum kommt Gewalt gegen Kinder häufig vor. Für diverse Länder wurden einige Studienergebnisse tabellarische ausgewertet (allerdings ohne Daten für Brasilien): Child abuse: a painful reality behind closed doors. (In: Challenges, Number 9, July 2009)

Speziell für Brasilien fand ich zwei aussagekräftige Studien:

Eine Studie aus dem Jahr 2010 (4.025 Befragte über 16 Jahre) fand, dass 70.5% der befragten Brasilianer in ihrer Kindheit Körperstrafen erlitten hatten. 20,2 % wurden fast jeden Tag oder einmal in der Woche körperlich bestraft. Fast die Hälfte der Gewaltbetroffenen berichtet von Schlägen mit Stöcken oder Gürteln.  (Cardia, N. (2012): Pesquisa nacional, por amostragem domiciliar, sobre atitudes, normas culturais e valores em relação à violação de direitos humanos e violência: Um estudo em 11 capitais de estado. São Paulo, Núcleo de Estudos da Violência da Universidade de São Paulo, S. 87)

Für eine andere Studie wurden 1.172 Frauen (15 bis 49 Jahre) in São Paulo und 1.473 Frauen in der Region Pernambuco befragt. (World Health Organization (2005): Multi-country Study on Women’s Health and Domestic Violence against Women. Brazil.)

Ergebnisse: 
- In São Paulo berichteten 27 % und in Pernambuco 34 % der Frauen jemals körperliche Partnergewalt erlitten zu haben.
- 10% der Frauen in São Paulo and 14% in Pernambuco erlitten sexuelle Gewalt durch einen Partner.
- Werden körperliche und sexuelle Gewaltformen zusammengefasst, dann erlebten 29 % der Frauen in São Paulo und 37 % der Frauen in Pernambuco Partnergewalt.
- 40 % der gewaltbetroffenen Frauen in São Paulo und 37 % der gewaltbetroffenen Frauen in Pernambuco wurden mindestens einmal durch die Partnergewalt so sehr angegangen, dass sie Verletzungen davontrugen.
- Von den Frauen, die jemals schwanger waren, berichteten 8% in São Paulo and 11% in Pernambuco von Partnergewalt während der Schwangerschaft.
- 12% der Frauen in São Paulo and 9% in Pernambuco berichteten von sexuellen Missbrauchserfahrungen vor dem 15. Lebensjahr.


Beide Studienergebnisse zeigen ein hohes Ausmaß von Opfererfahrungen und gleichzeitig auch ein hohes Ausmaß von Täterverhalten (Eltern als Täter, männliche Partner als Täter). Auffällig ist für mich vor allem die besondere Schwere der Gewalt gegen Kinder (häufig Schläge mit Stöcken oder Gürteln und zentral auch die 20,2 %, die täglich oder wöchentlich geschlagen wurden). Für ca. 10 % der Kinder begannen die Gewalterfahrungen sogar schon als Fötus, wie die Daten über Gewalt gegen Schwangere zeigen.

Sowohl Täter als auch Opfer zeigen erfahrungsgemäß leider oftmals eine starke Identifikation mit Aggressoren und auch eine hohe Akzeptanz von Gewalt- und generellem Strafverhalten oder ein ohnmächtiges Erdulden dieser Dinge. Oder anders gesagt: In schwierigen politischen und sozialen Zeiten, wie sie Brasilien derzeit erlebt und unter politischen Reden, die Ängste und Hass schüren, ist die Gefahr groß, dass das Opfer in den Menschen zu irrationalen Handlungen verführt wird (bzw. Täterintrojekte getriggert werden).

Leider ist die gängige Sozialwissenschaft blind bzgl. dieser möglichen Zusammenhänge. Dabei wäre der Sachverhalt ziemlich einfach zu klären: Man müsste einfach repräsentative Befragungen zu belastenden Kindheitserfahrungen durchführen und in dem Fragebogen auch erfassen, für wen die jeweilige Person bei den Wahlen abgestimmt hat. Meine Vermutung ist, dass Jair Bolsonaro überdurchschnittlich oft von Menschen gewählt wurde, die Opfererfahrungen (dabei vor allem auch in der Kindheit) erlitten haben.

In Deutschland gibt es übrigens die gleiche Lücke. Bzgl. Wählern wird alles Mögliche erfasst und in einen Zusammenhang zum Wahlverhalten gesetzt (Einkommen, Schulbildung,  Geschlecht, Schicht, Beruf, Liebesleben, Zufriedenheit, Meinungen zu bestimmten Fragen usw. usf.) Allerdings ist mir keine Studie bekannt, die Kindheitserfahrungen und Wahlverhalten in einen Zusammenhang gesetzt hat. Für mich wäre vor allem spannend, ob sich die Kindheiten von AFD-Wählern signifikant von den Kindheiten von Wählern anderer Parteien unterscheiden?


Freitag, 12. Oktober 2018

Mein Buch ist fertig!


Mein ursprünglicher Plan war, dies mit dem 400. Blogbeitrag (was ich irgendwie nett gefunden hätte) hier anzukündigen und dann gleich auch auf eine Bestellmöglichkeit als selbstveröffentlichtes E-Book hinzuweisen. Nun hat sich allerdings ein Verlag gefunden, der das Buch veröffentlichen wird, was mich sehr freut. Die Veröffentlichung über einen Verlag bedeutet für mich, dass das Buch zitierfähiger wird, aber auch breitere und professionelle Werbemöglichkeiten über klassische Verlagswege hinzukommen. Außerdem muss ich mich nicht mit dem Layout herumschlagen.

Der Nachteil ist für den Moment, dass die Veröffentlichung wohl noch etwas dauern wird (vermutlich wird es im Februar 2019 veröffentlicht werden). Daher möchte ich jetzt doch in diesem 400. Beitrag bereits das Buch vorankündigen.

Titel und Untertitel sowie das Inhaltsverzeichnis möchte ich allerdings noch nicht verraten, auch, weil evtl. noch kleine Änderungen durch den Verlag kommen könnten. Allerdings kann ich ausführen, was ich im Wesentlichen geschrieben habe und was vor allem Neu im Vergleich zu den Texten im Blog und zu meinem Text „Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an“ ist.

Zunächst: Das Buch wird sehr umfangreich werden. Im DIN A4 Format komme ich auf über 400 Seiten (inkl. Literaturverzeichnis und Fußnoten). Im Buchformat dürften es entsprechend noch mehr Seiten werden.  Der Grundstil ist wissenschaftlich orientiert, aber das Ganze lesefreundlich und so einfach wie möglich (ich mag zwar wissenschaftliche Fachbücher, aber mein Sprachstil ist nun einmal anders).

Sehr viel Raum habe ich historischen Erziehungseinstellungen, der Historie des Kinderleids an sich und auch der Gewalt in vorzivilisatorischen Gesellschaften gegeben, damit wir verstehen, wo wir eigentlich herkommen und auf welchen Grund wir heute stehen. Diese Themenfelder hatte ich im Blog bisher nur angerissen und nicht vertieft. Dazu kommt auch ein kleiner Ausflug in die Gehirnforschung, worüber ich bisher noch gar nichts geschrieben habe.

Es folgt eine sehr systematische Analyse von belastenden Kindheitserfahrungen und von Kindesmisshandlung in der Welt. Diese Analyse habe ich auf spezielle Gruppen wie (Gewalt-)Straftätern, Soldaten, Extremisten, Terroristen, politischen Führern und von Hitlers Helfern (NS-Elite + bekannte NS-Täter) gesondert ausgeweitet. Die Quellen und verwendeten Studien für die Analysen sind deutlich breiter und vertiefender, als das, was ich bisher im Blog geschrieben habe. Auch die Anzahl an Einzelbiografieanalysen übertrifft deutlich das, was bisher im Blog oder in extern von mir verfassten Texten steht.

U.a. nachfolgende Personen werden bzgl. ihrer destruktiven Kindheit systematisch analysiert: 
John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson, Ronald Reagan, George H. W. Bush, George W. Bush, Bill Clinton, Hillary Clinton, Tony Blair, Ludwig XIII., Napoleon Bonaparte, Friedrich II., Otto von Bismarck, Wilhelm II., Adolf Hitler, Benito Mussolini, Francisco Franco, Nicolae Ceauşescu, Slobodan Milosevic, Tito, Mao Zedong, Lenin, Stalin, Ivan IV., Wladimir Putin, Augusto Pinochet, Manuel Noriega, Fidel Castro, Jean-Bédel Bokassa, Saddam Hussein, Hassan II., Jassir Arafat, Recep Tayyip Erdoğan, Charles Manson, Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Hermann Göring, Martin Bormann, Albert Speer, Julius Streicher, Karl Dönitz, Joachim von Ribbentrop, Hans Frank, Rudolf Höß, Josef Mengele, Adolf Eichmann, Alfred Filbert, Amon Göth, Reinhard Heydrich, Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Inge Viett, Horst Mahler, Stefan Wisniewski, Peter-Jürgen Boock, Lutz Taufer, Astrid Proll, Anders Breivik, Beate Zschäpe, Osama Bin Laden. Dazu kommen diverse Personen (Terroristen, Extremisten und Gewalttäter), die öffentlich nicht so bekannt sind. Auch werden hier und da destruktive Kindheiten im Textverlauf gestreift (z.B. von Martin Luther, Jim Jones oder von Anthony Kiedis)

Mir ist bisher kein Buch bekannt, in dem derart umfassend und systematisch destruktive Kindheiten von destruktiv (einst oder auch noch aktuell) agierenden Menschen analysiert wurden.

Die Studienlage (allgemeine Studien, Befragungen von Akteuren) bzgl. der Kindheiten von Extremisten habe ich außerdem deutlich breiter dargestellt. Ich selbst wundere mich darüber, dass es öffentlich kaum Einlassung auf diese Studien gibt. Die BKA-Studie „Die Sicht der Anderen“ wurde zwar öffentlich hier und da besprochen, aber es gibt da noch deutlich mehr Studien, die zusammengefasst öffentlich gar nicht angekommen sind. Öffentlich müsste demnach eigentlich vor allem im Angesicht von Rechtsextremismus immer auch über die Kindheit gesprochen werden. Aber es herrscht breites Schweigen.

Sehr viel Raum (ein eigenes Kapitel)  habe ich also der Frage gegeben, warum die gesammelten Dinge und Erkenntnisse im Buch zu Kindheitseinflüssen öffentlich meist ausgeschwiegen werden. Dabei habe ich auch deutlich Beispiele aus Wissenschaftskreisen benannt, wo ganz klar an den Dingen vorbeigesehen wird.

Dazu kommen weitere Kapitel, die ich nicht wirklich zusammenfassend vorstellen kann. Auf jeden Fall leuchte ich die Dinge in verschiedene Richtungen aus, erkläre, warum es nicht immer leicht ist, die Kindheitshintergründe von Einzelpersonen komplett zu ergründen, befasse mich mit gängiger Kritik an meinen und psychohistorischen Thesen und ergründe auch, wie destruktive Kindheiten und deren individuellen Folgen sich kollektiv ausdrücken und auch enorm destruktiv wirken können.

Was man in dem Buch kaum finden wird, sind dagegen ausführlich Einlassungen auf psychohistorische Modelle und die Theorie von deMause. Es würde kaum Sinn machen, diese auszubreiten und zu wiederholen. Viel mehr sehe ich mein Buch als eine Ergänzung und Stütze der Psychohistorie. Mein Buch ist vor allem durch die deutlich sozialwissenschaftliche Ausrichtung anders. Ich frage mich wirklich, warum in der Sozialwissenschaft aber auch der klassischen Geschichtswissenschaft bisher kein ähnliches Werk vorliegt? Denn die Studienlage ist enorm. Es gibt derart viele Einzelarbeiten, die die Dinge ergründet haben, dass es im Gesamtblick darauf kaum Sinn macht, nicht von enormen Einflüssen von Kindheitserfahrungen auf die Welt wie wir sie erleben und auch wie wir sie im historischen Rückblich sehen auszugehen. Und dies meine ich vor allem mit Blick auf politisches Agieren, mit Blick auf Krieg, Gewalt, Selbstzerstörung, Terror, Extremismus, politischer Verrücktheit und sozialen Schieflagen.

Viel mehr kann und will ich jetzt hier gar nicht vorwegnehmen. An dem Buch habe ich zwar ca. ein Jahr lang gearbeitet, aber im Grunde ist es das Resultat aus einer Arbeit und Recherchen, die ca. im Jahr 2002 begonnen haben.

Nun, wir werden sehen, wie es angenommen und ob es gar auch diskutiert werden wird.

Ich persönlich habe ab sofort wieder mehr Zeit. Mir schweben bereits zwei Blogbeiträge vor. Allerdings markiert mein Buch auch einen gewissen Abschluss für mich. Ich lasse die nächsten Monate einfach erst einmal auf mich zukommen und wir sehen dann, was wird.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Jahreswechsel: Kurze Info zum Buchprojekt und Blog


Das Jahr 2018 kommt näher. Insofern wollte ich kurz etwas zum Stand meines Buchprojektes schreiben. Ich habe meinen Text "Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an" mit Blogbeiträgen (bzw. Teilen daraus)  und ergänzenden Infos verschmolzen. Derzeit umfasst das Buch bereits fast 140 Seiten. Die Literaturliste an sich umfasst ergänzend bereits über 20 Seiten. Auch einen Buchtitel habe ich schon. Vermutlich werden am Ende deutlich über 200 Seiten heraus kommen, nur Inhalt.

Ich habe auch vieles aufgenommen, über das ich bisher noch nichts geschrieben habe. Mir juckt es entsprechend sehr in den Fingern, diese Infos schon jetzt rauszuhauen, weil ich es gewohnt bin, einfach drauf los zu schreiben und dann zu veröffentlichen. Nun ja, ich werde mich noch gedulden müssen.

Ich denke, dass das Buch recht gut wird. Aus Erfahrung rechne ich allerdings nicht mit all zu viel Reaktionen und Aufmerksamkeit. Letztlich lasse ich das Ganze einfach auf mich zukommen.

Am meisten Bauchschmerzen bereitet mir eigentlich die Überlegung, wie ich es veröffentlichen soll. Ich habe da einige Möglichkeiten vor Augen, kann mich aber noch nicht wirklich entscheiden. Na wir werden sehen.

Ziel ist es für mich, im Sommer 2018 mit dem Text fertig zu sein. Zeitgleich oder spätestens zum Herbst 2018 möchte das Ganze dann veröffentlichen. Das ist zumindest der Plan. Was für manche, die den Text dann lesen werden und meinen Blog noch nicht kennen, vielleicht eine Art Anfang sein wird, ist für mich auf eine Art ein Ende. Irgendwann ist alles Wesentliche ausgeleuchtet. Es geht dann nur noch darum, wie lange es dauert, bis die (Welt)Gesellschaft dieses Wissen Stück für Stück in ihr Bewusstsein kommen lässt und in der Folge Prävention von menschlicher Destruktivität durch mehr Kinderschutz beschleunigt vorantreibt.

Zur Entwicklung des Blogs:

Die Zugriffe gehen seit 2016 zurück. Was verständlich ist, weil ich auch immer weniger geschrieben habe. 2015 und noch Anfang 2016 gab es teils Spitzen von fast 10.000 Zugriffen pro Monat. Derzeit pendelt der Blog so um die 6.000 Zugriffe und bewegt sich langsam auf insgesamt 500.000 Zugriffe zu (Zugriffe spiegeln nicht die Anzahl der Besucher wider, sondern die Anzahl der Seitenzugriffe!). Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen viele Besucher auch aus den USA und Russland. Googel liebt weiterhin meinen Blog. Bzgl. diverser Suchbegriffe ist der Blog sehr gut zu finden.