„Bewaffnet mit einer Schreckschusspistole und einem Kampfmesser stürmte Florian K. in seine frühere Berufsschule, tötete einen Lehrer. Sein Motiv: Wut über schlechte Noten.“, so der SPIEGEL.
Viele andere Medien schreiben ähnliches. Überall steht das Motiv „unangemessen schlechte Noten“. Dazu bleiben den JournalistInnen Fragezeichen, die sie dann ausformulieren. „Was tun? Hätte man die Tat vorhersehen können?“
Warum steht über den Artikeln eigentlich nicht „Motiv Elternhass“?
Ohne Elternhass – Eltern ließen einst ihren Hass an ihren Kindern aus, die Kinder aber durften das an Ihnen verübte Verbrechen nicht fühlen und führen ihren Hass wiederum auf der gesellschaftlichen Bühne auf, in dem sie sich an Sündenböcken rächen – gibt es keinen Amoklauf. Geliebte Kinder laufen nicht amok. Geliebte Kinder wollen auch nicht sterben, im Gegensatz zu den Amokläufern, die ihren eigenen Tod herbeisehnen. Und da so viele Kinder "Elternhass" erleben, ist Sicherheit eine Illusion, wird es auch zukünftig Amokläufe geben. Die nachhaltigste Prävention ist somit Kinderschutz und Kinderfürsorge.
Die Parallelen zum Blick auf die Ursachen von Krieg sind offensichtlich. Hier schreiben die ForscherInnen „Motiv Wirtschaftsnot“, „Motiv Ressourcenknappheit“, „Motiv Waffenlobby“ usw. usf. Die tieferen Ursachen wollen auch hier nicht gesehen werden. Geliebte Kinder produzieren keine Waffen und sie führen auch keine Kriege.
Zusätzlich möchte ich auf den Text "Gedanken zum Amoklauf" auf der Homepage von Alice Miller hinweisen. Ich habe lange keine Schilderungen über erfahrenes Kindheitsleid gelesen, die mich so erschüttert haben. JournalistInnen sollten solche Dinge lesen, bevor sie über Ursachen von Amokläufen schreiben. Sie könnten einiges lernen.
Wenn man mit Betroffenen von schweren Kindheitstraumatisierungen spricht, erfährt man oft von "früheren Gedanken, mal jemanden umzubringen". Ich selbst habe in der Vergangenheit immer wieder davon gehört und auch gelesen. Die meisten setzen dies nicht in die Tat um, sondern richten die Gewalt gegen sich selbst. In Kriegszeiten sieht das dann allerdings anders aus und der Hass darf legitim außen ausgelebt werden.
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