Dienstag, 11. August 2015

Kriminologe Christian Pfeiffer analysiert das Strafbedürfnis der US-Amerikaner

Dank der Leserin Ute wurde ich auf einen aktuellen Text in der Süddeutschen Zeitung vom 11.08.2015 ("Was Strafjustiz mit Kindererziehung zu tun hat") von Christian Pfeiffer aufmerksam.

Er ist einer der bedeutsamsten Kriminologen Deutschlands. Der Textinhalt verwundert mich nicht, dann Pfeiffer hat sich schon vor Jahren ähnlich geäußert. Dieser Text hat aber eine neue Qualität! Er mutet geradezu psychohistorisch an und ist in meinen Augen eine kleine Sensation. Die Psychohistorie wird seit Jahrzehnten nicht ernst genommen und von der Sozialwissenschaft wie auch klassischer Geschichtsforschung weitgehend ignoriert (ich arbeite gerade an einem Text zu dem Thema). Wenn wissenschaftlich anerkannte Persönlichkeiten wie Pfeiffer solche Richtungen einschlagen, wird das nicht ohne Folgen bleiben.
Es ist etwas in Bewegung im Land. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten 5 Jahren viele Türen in Deutschland aufgehen. Ich rechne mit einem ähnlichen Sturm wie den bzgl. des sexuellen Missbrauchs und der folgenden großflächigen Debatte in den deutschen Medien. Nur dass es diesmal um die Geschichte der Kindheit, die Folgen von Kindesmisshandlung für Gesellschaften und die Kindheiten der NS-Generation inkl. Hitlers gehen wird. Auch Menschen wie Arno Gruen und Alice Miller werden noch mal großflächig besprochen werden. Aber ernsthafter. Es ist alles eine Frage von Zeit.

Den oben verlinkten Text sollten alle hier interessierten Leserinnen unbedingt lesen!!

Ich beobachte - nebenbei bemerkt - seit einiger Zeit den Wahlkampf von Donald Trump in den USA. Er liegt ja in Umfragen bzgl. rep. Wähler ganz vorne. Mensch schaue sich nur einmal ein Video an, in dem Trump seine Kandidatur für die Wahl zum Präsidenten erklärt. Die Rede ist voll mit emotional besetzen Wörtern und Sätzen. ("They are killing us", "They are beating us") In seiner Rede geht es um gefühlte Schwäche und Ohnmacht. Die USA hätten keine Erfolge mehr vorzuweisen, würden keine andere Nation mehr schlagen, sondern würde von Japan, China etc. geschlagen. Schlagen, Töten, Schwäche. Immer wieder dreht sich Trump um diese Begriffe, auch in anderen Kontexten und Reden. Es besteht die große Gefahr, dass Trump durch diese Art das Opfer in den Menschen  weckt. In den USA wurde und wird die Mehrheit der Kinder geschlagen und gedemütigt. Egal wie offensichtlich destruktiv Trump agiert und erst recht als Präsident agieren würde, wenn die Emotionen der Opfer von kindlicher Gewalt die Oberhand gewinnen, könnte auch ein Trump weiter ganz nach vorne kommen. Um so dringlicher werden wissenschaftlich fundierte Analysen wie die von Christian Pfeiffer. Sie können emotionale Schieflagen erklären und Präventionsansätze eröffnen.

21 Kommentare:

  1. Michael Kumpmann12. August 2015 um 22:36

    Zum Teil denke Ich bei Donald Trump, er hat recht. Und das gilt nicht nur für die USA. Schau Dir mal an, was die Leute in den 50er/60er Jahren über die Zukunft gedacht haben und Schau Dir mal an, was man momentan über die Zukunft denkt. Damals glaubte man, die Welt wird ein friedliches, demokratisches Paradies. Damals glaubte man, die Technik würde unser Leben verbessern. Heute dominiert beim Diskurs über die Technologie fast ständig die nackte Angst, wie man bei Themen wie Impfgegnerschaft und der irrationalen Angst vor Handymasten sehen kann. Teilweise werden bei kleinsten Unfällen vielversprechende neuentwickelte Technologien wie der Transrapid eingestellt. (Obwohl die Concorde nicht wirklich neu war, zähle Ich die auch dazu. Die wurde nach einem einzigen Absturz eingestellt. Mal ehrlich, wie oft sind standardmäßige Boeing Maschinen schon abgestürzt? Weitaus öfter.)

    Ganz Allgemein dominieren in den Medien, sowohl Fiktion als auch Realität, Angstbilder extrem die Thematisierung der Zukunft.

    Und man muss sich auch mal vor Augen führen, in den 50ern - 70ern planten die USA, Habitate im Weltall zu errichten und Obama hat das Space Shuttle Programm einstellen lassen. Einige Wissenschaftler beschreiben die Stimmung im Westen zum Teil so, dass sie regelrecht vertrieben werden, auf Grund von Technophobie und entsprechenden Gesetzen als Reaktion auf diese Technophobie. (Es gab z.B. mal eine Dokumentation auf 3Sat über Biologen, die nach Singapur ausgewandert sind. Die haben sich fast wörtlich so geäußert. Weiß leider nicht mehr, wie diese Diskussion heißt.) Und einige Wissenschaftler haben Verfahren entwickelt, wie man den Atommüll durch Technologie reduzieren könnte. Auf Grund von Nebeneffekten des Atomausstiegs können die Leute hier aber nicht forschen, sondern müssen in andere Länder gehen.

    Mein Eindruck: Ja. Technologisch hinken wir immer mehr hinterher und werden von den Asiaten wirklich geschlagen. Das liegt aber irgendwie an einem Gesellschaftlichen Problem. Die Gesellschaft entwickelt scheinbar immer mehr Angst vor der Zukunft und scheint buchstäblich die Hoffnung zu verlieren.Und das, obwohl wir eigentlich heute besser und sicherer Leben als zur Zeit des kalten Krieges.

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  2. Michael Kumpmann12. August 2015 um 22:37

    Und obwohl Trump drastische Rhetorik verwendet, trifft er das Problem leider sehr genau.

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  3. Michael Kumpmann12. August 2015 um 22:45

    Zum Artikel von herrn Pfeiffer: Der ist wirklich gut und Aussagekräftig.

    Zum Thema Kindererziehung in den USA erwähne Ich mal wieder das hier, weil das hier extrem gut passt und in den USA von mehreren Gerichten als vollkommen Legal bestätigt wurde:

    https://www.washingtonpost.com/posteverything/wp/2014/07/22/its-illegal-to-torture-prisoners-and-animals-but-not-disabled-people/
    http://www.autistichoya.com/2013/01/judge-rotenberg-center-survivors-letter.html
    http://www.motherjones.com/politics/2007/08/school-shock

    Laut dem Buch "Living Walden Two" und anderen Quellen wollte derjenige, der diese Schule aufgebaut hatte, übrigens damit ursprünglich einen Modellversuch einer von Walden Two inspirierten Gesellschaft ohne Strafen schaffen, und hat dies ins kranke Gegenteil verkehrt.

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  4. Michael Kumpmann12. August 2015 um 23:21

    In dem Artikel steht folgender Satz:

    "Hinzu kommt: Wer mit viel Schlägen und wenig Zuwendung groß geworden ist, entwickelt ein buchstäblich angeschlagenes Selbstbewusstsein. Solche Menschen sind häufig von Misstrauen und Angst geprägt. "

    Dazu nur ein kleiner Hinweis. Es wäre vielleicht nützlich für Sie, sich mit dem deutschen Philosophen Martin Heidegger und seiner Lebensgeschichte auseinanderzusetzen, und mit dem Philosophen, Politikprofessor und Putin Berater Alexander Dugin, dessen Theorien sehr stark eine Erweiterung der Ideen Heideggers sind.

    Ich hege zwar starke Symphatien, sowohl für Dugin als auch für Heidegger, obwohl ich beiden beim Thema Politik (und Schwulenrechten) stark widerspreche, und ich denke, diese momentane Dämonisierung Heideggers ist übertrieben (und kritikwürdig, weil man den Kerl sehr stark auf Grund von privater Notizen verurteilt. Das verstößt meiner Meinung nach gegen sein Recht auf Privatsphäre.), aber beide, sowohl Heidegger als auch Dugin, sind/waren in höchst fragwürdige politische Bewegungen verwickelt.

    Und beide, sowohl Heidegger als auch Dugin, beschrieben, dass das Menschliche Dasein grundsätzlich von Angst bestimmt. Keiner konkreten Angst vor einer spezifischen Bedrohung, sondern einer grundsätzlichen Angst (vor Allem und Jedem, und quasi vor dem Leben selbst).

    Dies erinnert frappierend an dieses Zitat aus diesem Artikel und an sehr viele ähnlich klingende Aussagen, die Sie hier auf Ihrer Seite schrieben.

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  5. Michael Kumpmann12. August 2015 um 23:21


    Heidegger schrieb ebenfalls dass viele Leute auch wegen dieser Angst nicht wirklich sie selbst sind, sondern so sind, wie "man" von ihnen erwartet. Quasi wie eine Maske.

    "Jeder ist der Andere und keiner er selbst"

    Dies erinnert mich stark an das, was Sie beim Thema Dissoziation und geistig den eigenen Körper verlassen, beschrieben haben.

    Bei Dugin kommt noch hinzu: Sie haben hier auch eine Verbindung zwischen Missbrauch und "Brachialsprache" (wie hier bei Donald Trump) erwähnt. Dugin ist berühmt für seine brachiale Ausdrucksweise. Der Redet wirklich gefühlt fast in jedem dritten Satz von Töten, Zerstören, Blut etc. (Zum Beispiel ein Vorfall, wo Dugin gesagt hatte, man müsste die westlichen Kräfte in der Ukraine mit Stumpf und Stil ausrotten. Dugin hat sich zwar gerechtfertigt, dies sei nur über Terroristen gesagt worden, die sich an Pro Russischen Demonstranten vergriffen hätten, aber selbst wenn der das wirklich glauben würde, würde dies das, was Sie über das wiedererleben von Hilflosigkeitserfahrungen und dadurch folgende extreme Gewaltphantasien gut illustrieren.) Und auf dessen Websites sieht man ständig Bilder, wie diese Person mit Kriegswaffen wie Raketenwerfern postiert.

    Ich halte zwar die Existenzangst, die beide postulieren für real und denke selbst, die Grundemotion des menschlichen Lebens ist die Angst, aber es gibt bei beiden erstaunliche Parallelen zu dem, was Sie und Andere über missbrauchte Kinder und deren Gedankenwelt schreiben. (Und Sie wissen von meinem Hintergrund zum Teil, dass Ich sowohl in der Schule traumatische Erfahrungen hatte, als auch dass Ich arge Probleme mit meinen Eltern hatte, weil meine Eltern nicht akzeptieren konnten/wollten, dass Ich Autist bin. Deshalb muss Ich so selbstkritisch sein und sagen, dass meine starke Symphatie für Heidegger möglicherweise mit meiner eigenen Biographie in Zusammenhang stehen könnte. )

    (Und ich habe den Buchtitel leider vergessen, wie dieses Buch heißt, aber ein Bekannter von mir (der auch in Ihrem Blog kommentierte) hat mir mal einen Auszug aus einem Buch geschickt, wo es hieß, Heidegger sei psychisch Krank gewesen und das würde sowohl seine Philosophie, als auch sein Verhalten bezüglich der Nazis erklären. Diese Krankheit hätte es auch verhindert, dass Heidegger sozial stark isoliert gewesen sei. Und Heidegger selbst hat in Sein und Zeit geschrieben "Die Angst vereinzelt den Menschen". Wieder eine erstaunliche Parallele. )

    Als Ich gerade diesen Artikel von Herrn Pfeiffer gelesen habe, waren mir diese Gedanken zu Dugin und Heidegger wieder eingefallen (die Idee hatte Ich schon vor einigen Monaten), und Ich dachte, es wäre vielleicht Hilfreich, wenn Ich diese Ihnen mitteile. Vielleicht kann das für Sie ja irgendwie hilfreich sein.

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  6. Michael Kumpmann12. August 2015 um 23:28

    Zum Thema Strafbedürfnis auch noch zu erwähnen: Schauen Sie sich die Diskussion um Sexualstraftäter im Internet an. Überall überbieten sich auch in Deutschland Leute, die dann Vulgär Phantasien von extremen Strafen oder Selbstjustiz schreiben. (Teilweise bis in widerlichste Details hinein.)

    So ein "Law and Order"/"Ab an den nächsten Baum" ist nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland weit verbreitet. Und wenn man das kritisiert und sagt, Täter hätten auch Menschenrechte, und extreme Rachephantasien helfen keinem Opfer, ist man direkt natürlich der "dumme Gutmensch".

    Interessanterweise haben dieselben Leute, die Sexualstraftäter gerne aufknüpfen, meistens absolut kein Problem mit Prügelstrafen gegen Kinder und halten teilweise extremste Prügelstrafen für legitim, während sie gleichzeitig Sexualstraftäter für "das Wohl der armen Kinder" auf widerlichste Weise umbringen wollen. Sobald es um Prügelstrafen geht, interessiert die Leute aber das Wohl der Kinder, was ihnen vorher so stark am Herzen lag, kein Stück mehr. Stattdessen "muss Strafe sein".

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  7. Michael Kumpmann13. August 2015 um 00:35

    Sorry, dass Ich 5 Posts hintereinander getätigt habe. Mir fiel meistens direkt nach einem Posting ein, dass Ich noch was vergessen hatte. Gleichzeitig war ein Posting so lang, dass Ich es auf 2 aufteilen musste.

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  8. Hallo Michael,

    Heidegger, Dugin oder Trump, dass sind für mich keine Menschen, denen ich Kinder anvertrauen würde. Auf Grundlage dieser Bewertung stelle ich für mich schon mal gerne fest, wem ich vertraue und wem nicht :-)

    Bzgl. Trump sehe ich da einiges anders als Du. Vor allem sind die USA ja sehr technikfreudig, auch bzgl. Riskotechnologie wie der Gentechnik etc. Vor allem steht es immer noch sehr gut um das Land, das beständig ökonomisch wächst. Hätten sie nicht mal eben einige Billionen für Krieg ausgegeben, würden sie heute immer noch die ökonomische Lichtfigur der Welt sein. Aber ich will mich auch nicht politisch in die Diskussion werfen. Mir geht es um emotionale Prozesse.
    Trump bedient irrationale Ängste. Und aus ihm sprudelt die Destruktivität dermaßen offen heraus, dass man emotional wirklich blind sein muss, wenn man ihn wählt, und viele Amerikaner haben das wohl wirklich vor.

    Aber auch Frau Clinton ist nicht ohne, versteckt sich nur besser.

    Es ist schon eine unglaubliche Geschichte. Christan Pfeiffer zieht los, um die Amerikaner davon zu überzeugen, ihre Kinder nicht mehr zu schlagen. Und wie recht er doch hat! Das ganze politische System würde sich in den USA ändern, hätten sie ähnliche Gewaltraten wie wir hier in Deutschland, wo eine Minderheit der Kinder geschlagen wird.

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  9. Michael Kumpmann13. August 2015 um 11:54

    Die Frage, wem man Kinder anvertrauen würde, ist extrem gut. Ich stimme zu, Ich würde weder Heidegger, noch Trump und auf gar keinen Fall Dugin Kinder anvertrauen. (Obwohl Ich als Kind Trump wahrscheinlich Cool gefunden hätte, weil der massen an Geld hat.)

    Ich würde sehr vielen Politikern und Philosophen keine Kinder anvertrauen. Bei Republikanern höchstens Ron Paul, obwohl selbst der einige fragwürdige Aussagen gemacht hatte. Bei Demokraten höchstens Obama und Bill Clinton. (Es sei denn, mein Kind wäre eine Tochter. Ich würde Clinton nicht meine Tochter anvertrauen. ;) LOL ) Und selbst viele Politkommentatoren wie Rush Limbaugh haben für mich ein zu aggressives Auftreten.

    (Komischerweise, Merkel würde Ich durchaus Kinder anvertrauen. Vielleicht bin Ich da aber vom "Mutti" Gerde beeinflusst.)

    Obama mag ich zwar persönlich nicht mehr so wirklich, auch weil Ich denke, der hat sehr viele falsche Versprechungen gemacht, aber als Kind hätte Ich mich mit dem wahrscheinlich exzellent verstanden.

    Das Problem mit diesem Gedankenexperiment sieht man aber an John McCain. Vor der ersten Obama Wahl hätte Ich gesagt, der ist zwar nicht so dynamisch und jung wie Obama und wirkt deutlich strenger, aber er hat grundsolide Prinzipien, zu denen er Treu ist. Deshalb ist er durchaus vertrauenswürdig. Heutzutage macht mir McCain aber eher Angst.

    Beim Thema Philosophen würde Ich selbst vielen meiner Lieblingsphilosophen keine Kinder anvertrauen. Sartre und de Beavuoir würde Ich durchaus Kinder anvertrauen, aber weder Heidegger, noch Camus, noch Nietzsche, noch Stirner, noch Friedrich August von Hayek, noch Aristoteles,oder Bakunin, Sprengler, Popper, Dostojewski oder Ayn Rand. (Obwohl Ich glaube, als ich 10 Jahre alt war, hätte Ich mich wahrscheinlich Exzellent mit Ayn Rand verstanden und hätte die extrem Cool gefunden. Mit den meisten anderen Kindern denke Ich aber, würde Ayn Rand kein gutes Verhältnis gehabt haben. )

    Und selbst Immanuel Kant, der meistens als das Non Plus Ultra der Philosophie gilt, würde Ich persönlich keine Kinder anvertrauen. Erstmal, weil Ich stark das Gefühl hatte, der war ziemlich Emphatielos und zum Anderen, weil in seinen Texten, obwohl die Oberflächlich sehr von Moral geprägt sind, unterschwellig immer eine extreme Strenge und geradezu Grausamkeit durchkommt. (Deshalb haben Psychologen wie Jacques Lacan auch Kant einen gewissen versteckten Sadismus attestiert. )

    Ironischerweise, obwohl Che Guevara auch Menschen getötet hat, wäre er eine der wenigen historischen Persönlichkeiten, denen Ich Kinder anvertrauen würde. Auch weil Ich in mehreren Artikeln gelesen habe, dass er seltsamerweise relativ gut mit Kindern umgehen konnte. Von einigen Aussagen her würde Ich Che Guevara da auch eher vertrauen als manch einem "liberalen Demokraten".

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  10. Michael Kumpmann13. August 2015 um 11:57

    Ich stimme auch zu. Die USA sind Technologie sehr offen und deutlich offener als Deutschland. In den USA haben es auch Visionäre mit großen Ideen einfacher, als in Deutschland. Steve Jobs, John Lasseter, John Carnack etc. hätten in Deutschland ihre Firmen nie im Leben gründen können. Steve Jobs hätte man wahrscheinlich sogar gesagt, er solle sich erst einmal Waschen und Rasieren. ;)

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  11. Michael Kumpmann13. August 2015 um 12:44

    Das mit dem Bedienen von irrationalen Ängsten stimme Ich zu. Das ist allerdings in Deutschland auch Gang und Gebe. Siehe Pegida, Roland Koch etc. und selbst die Debatte um den Atomausstieg ist zu starken Teilen Irrational verlaufen. (Wie z.B. es gab einen Vorfall an einer Schule, wo ein Lehrer mit seinen Schülern wirklich Aluhüte bastelte, um diese vor der Strahlung zu schützen. Das Blog "Zettels Raum" hat darüber geschrieben.) Und auch die Debatte über TTIP ist, obwohl ich diesem Abkommen selbst nicht wirklich traue, stark von irrationalen Ängsten geprägt.

    Was bei den USA aber noch besonders schlimm dabei ist: Nicht nur werden ständig irrationale Ängste angesprochen. Fast jede politische Richtung hat eine extrem destruktive Rhetorik. Die Konservativen sowieso, aber auch die Liberalen/Libertarians, die ständig die Linken in den USA als Parasiten beschimpfen, die ausgerottet werden müssen. (Solche Zitate könnten wörtlich von den Nazis kommen, so wie die klingen.) Und selbst Feministinnen agieren in den USA wirklich mit Sprüchen wie "Tod für alle Heterosexuellen" und "Ich bade in euren Tränen". (Auch gerade deshalb fand Ich Obama zuerst gut. Der wollte weg von dieser Destruktivität und dass Leute dieses Lagerdenken vergessen, sondern friedlich zusammenarbeiten.)

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  12. Michael Kumpmann13. August 2015 um 13:10

    Zum Thema Christian Pfeiffer auch Zustimmung. Früher fand Ich zwar, dass der Stoiber/Herrmann/Seehofer etc. und der CSU im Gesamten zu nahe stand und das stellenweise die Neutralität seiner Forschung beeinträchtigte (z.B. beim Thema "Kinderkrippen", wo er bei mehreren Studien "rein zufällig" genau die Position der CSU bestätigte), aber mitlerweile bin Ich voll von ihm überzeugt.

    Zum Thema erzieherische Gewalt in den USA muss man sich aber fragen, ob Herr Pfeiffer Erfolg haben kann. Denn schon in den 60er Jahren versuchte B.F. Skinner erzieherisches Schlagen an Schulen zu unterbinden und hat dazu auch einen berühmten Text geschrieben, wo er aussagte, dass dies absolut keinen Effekt auf Fehlverhalten hätte und gewalttätiges Verhalten eher verstärken als reduzieren würde. (Abgesehen davon, dass es die Vertrauensbasis zwischen Lehrer und Schüler nachhaltig zerstören würde) Diesen Text muss jeder angehende Lehrer in den USA im Studium lesen, aber trotzdem gehört Prügelstrafe in den USA immernoch zum Standard.

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  13. Michael Kumpmann13. August 2015 um 13:27

    Und nur ein Hinweis, Ich weiß nicht, ob Sie das falsch verstanden haben. Ich hatte mit "sich beschäftigen" nicht gemeint, dass Sie ein Fan von Heidegger oder Dugin werden sollten. (Mir ist ehrlichgesagt ziemlich egal, welche Philosophen Sie mögen.) Sie haben sich in Ihrem Blog auch mit Charles Manson, Saddam Hussein, Hitler, Putin, Stalin etc. "beschäftigt". (Und von denen sind Sie natürlich auch kein Anhänger.) So habe Ich das gemeint und nicht anders.

    Wie ich ausdrücken wollte, mein Eindruck ist, beide könnten in ihren Philosophien ziemlich offensichtlich Misshandlungserfahrungen beschrieben haben. Und das teilweise, obwohl beide ins Abstrakte abrutschen, sogar deutlicher als viele andere Misshandlungsopfer. (Besonders Heideggers Aussage, das gesamte Leben sei immer von Angst begleitet. Nach Ihrem Text und dem von Herrn Pfeiffer zu Urteilen wäre dies fast eine "Lehrbuchmäßige" Beschreibung für die Gedankenwelt eines Misshandlungsopfers. )

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  14. Hallo Michael,

    ich bin ein deutlicher Kritiker von Che Guevara, der für mich ein durch und durch destruktiver und mörderischer Charakter ist, der sich, wie ich einmal las, auch nicht um seine Kinder kümmerte, weil er einfach gar nicht da war. ich will hier aber auch nicht weiter politisch mit Dir diskutieren, möchte dies nur anmerken, weil Du über ihn geschrieben hast.

    Bzgl. den Philosophen gebe ich Dir Recht. Bei ganz vielen Menschen, die öffentlich ihre Denkweise ausschütten, findet mensch in der Sprache an sich Hinweise auf leidvolle Kindheitsgeschichten. Man muss nur genau hinhören.

    Viele Grüße

    Sven

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  15. Michael Kumpmann17. August 2015 um 18:08

    Ah. Danke. Dann war ich wohl bei Che Guevaras Kinderliebe einer Fehlinfo aufgesessen. Ich hab mich erlichgesagt schon etwas gewundert, warum der Kinderlieb sein sollte. (Aber auf der anderen Seite, Hitler hatte auch eine gewisse Ader hin zum Thema Naturschutz, was Ich bei dem auch nicht so ganz versehe, warum der schlimmste Massenmörder der Geschichte sich um die Arme Tier und Pflanzenwelt sorgen sollte.)

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  16. Hallo Michael,

    auch ein Massenmörder kann teils Gesten machen oder Gefühle vortäuschen, die ihn menschlich erscheinen lassen. Was aber nur seine eigene Leere verdeckt.
    Hitler war alles Lebendige herzlich egal. Man zettelt keinen Weltkrieg an, wenn man die Natur und Tiere schützen will.

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  17. Michael Kumpmann30. August 2015 um 14:40

    http://www.motherjones.com/politics/2015/05/schools-behavior-discipline-collaborative-proactive-solutions-ross-greene

    Der Artikel zum Thema Schuldisziplin/Strafen in Amerika und einer Psychologin, die quasi auf Reden statt Strafen setzt, könnte für Dich interessant Sein, Sven

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  18. https://netzpolitik.org/2015/kriminologe-pfeiffer-computerspiele-moeglicherweise-fuer-pariser-attentate-verantwortlich/

    Und hier zeigt Herr Pfeiffer sehr gut, warum Ich dem nicht vertraut habe. Der Missbraucht die Anschläge von Paris für seine billige Hetze gegen Computerspiele und fordert Massenüberwachung der Bürger.

    Das war exakt der Eindruck vom Herrn Pfeiffer. Der forscht nicht neutral, sondern instrumentalisiert seine Stelle um damit seinen Freunden von der CSU politisch zu helfen.

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  19. Was Christian Pfeiffer über Computerspiele sagt, ist in der Tat fragwürdig. Ich las kürzlich in einem Interview (leider keine Quelle mehr im Kopf), dass er selbst mit Computer kaum umgehen kann. ich denke, dass da Unwissenheit im Umgang und auch fehlende Erfahrung mit Computerspielen eine Rolle spielt.
    Trotzdem bleiben seine kriminologischen Arbeiten wertvoll - die über Computerspiele ausgenommen :-)

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  20. Genau so sehe ich das auch. Seine Arbeiten über Kindesmissbrauch, die Ich dank Ihrem Blog gelesen habe, schätze ich sehr.

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  21. Michael Kumpmann7. Februar 2016 um 13:21

    Zum Thema Trump und psychologische Probleme hat die Seite Cracked (eigentlich eine Witz Seite ) einen interessanten Artikel gebracht.

    http://www.cracked.com/blog/6-ugly-things-you-learn-about-donald-trump-reading-his-books/
    https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2016/01/27/the-100-plus-times-donald-trump-has-assured-us-the-united-states-is-a-laughingstock/

    Da geht es auch darum, dass Trump in seltsamer Häufigkeit Formulierungen wie "Wir sind Schwach", "Wir werdne nicht Ernst genommen", "man Lacht uns aus" etc. verwendet.

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