In letzter Zeit habe ich mich in meinem Blog viel mit Rechtsextremismus befasst. Heute erfuhr ich etwas über die Kindheit von Frank S., der einen lebensgefährlichen Messerangriff auf die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ausgeführt und auch weitere Menschen verletzt hat. Die Tat wurde als rechtsextrem eingestuft.
Frank S. ist als Kind von seinen Eltern schwer misshandelt und vernachlässigt worden, berichtet seine frühere Pflegemutter. Seine Hand war verbrannt, so die Frau, weil seine Eltern ein Bügeleisen auf ihn gepresst hatten. Er kam dann in ein Heim, später zu einer Pflegefamilie. "Auch seine Pflegefamilie hatte es den Schilderungen zufolge anfangs nicht leicht mit ihm. Laut der Pflegemutter soll er anfangs in ihrem Wagen randaliert und in der Familie jeden angespuckt haben." (Focus.de, 26.10.2015, "Freunde hatte er nie": So war die Kindheit von Reker-Attentäter Frank S.)
Die Kindheitshintergründe entschuldigen nichts (!), sie erklären aber den Hass und den Wahn des Täters. Solche Menschen fühlen sich durch Stimmungen in der Großgruppe berufen, etwas zu unternehmen. Wenn eine Gesellschaft zu einem beträchtlichem Teil aus Menschen besteht, die als Kind schwere Gewalt durch Elternfiguren erlebt haben (wie in Nah Ost oder in Afrika), dann kann unter bestimmten Umständen daraus mehr entstehen. Wenn sich Feindbilder finden, die emotional die meisten einst Gedemütigten ansprechend und sie sich emotional auf eine Art verbinden, steigt die Gefahr hin zu Krieg und Terror. Zu den Feindbildern müssen dann meist auch emotionale Bilder vom Opfer dazukommen. Ein Gefühl, "Opfer" der Feinde zu sein und sich wehren zu müssen. Aber auch ein "Opferkult", also das "Versprechen", dass man selbst auch umkommen könnte, für ein höheres Ziel und als ein Akt der Erlösung. Auch Frank S. war selbstmordgefährdet, ist in den Medien zu lesen. Selbsthass und Hass auf Andere sind zwei Seiten der selben Medaille. Ohne Selbsthass gibt es keinen Hass auf andere Menschen.
(Übrigens: Laut Medienberichten soll Frank S. gerufen haben "Ich tue es für Eure Kinder!". Vor den o.g. Hintergründen macht dieser Satz nochmal besonders nachdenklich.)
Hallo,
AntwortenLöschenNeues zum Thema Kindheit des Täters im Fall Reker.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/henriette-reker-prozess-angeklagter-beschreibt-sich-als-opfer-a-1087522.html
LG, Heike