Dienstag, 15. Oktober 2019

Terror von Links - Kindheit und Jugend von Michael "Bommi" Baumann


Michael Baumann (genannte auch „Bommi“) war Mitbegründer der terroristischen „Bewegung 2. Juni“. Baumann hat in den 1970er Jahren seine Autobiografie veröffentlicht:
Baumann, Bommi (1976) Wie alles anfing - Dieses Buch wurde am 24.11.75 beschlagnahmt und wird jetzt trotz des Verbotes von verschiedenen Personen und Verlagen neu herausgegeben: Verschiedene Verlage und Einzelpersonen, Frankfurt am Main.

In harter und oft derber Sprache schildert er in dem Buch seinen Weg zum Terrorismus. Am Ende des Buches schreibt er: „Ich stehe immer noch hinter allen Sachen, die ich gemacht habe. Ich verdamme nichts und ich verurteile auch nichts daran (…). Ich habe es gemacht und es ist in Ordnung“ (S. 137).
Zu den „Sachen“, die er gemacht hat, gehörten u.a. Bombenanschläge, Banküberfälle, Sachbeschädigungen und Körperverletzung.

Baumann gibt in seinem Buch im Grunde fast keinen Einblick in seine Familie, über seine Eltern oder seine Kindheit. Im Alter von 12 Jahren sei die Familie von Ostdeutschland gen Westberlin umgesiedelt. Als Jugendlicher ließ er sich lange Haare wachsen und sei dadurch massiv diskriminiert worden. „Die ham uns aus Kneipen rausgeschmissen, auf den Straßen angespuckt, beschimpft und sind hintergerannt, also du hast wirklich nur Trouble gehabt. Auf der Arbeit bist du rausgeflogen oder hast gar keine mehr gekriegt (…)“ (S. 8).

Mit seinen Eltern wohnte er in einer Hochhaussiedlung, in der es keine Freizeit- oder Kommunikationsangebote gab und eine hohe Jugendkriminalität vorherrschte. Baumann über diese Zeit in der Siedlung: „Die Vereinzelung war schon ziemlich groß, es war echt ne Leistung, die Sache durchzuhalten, du hast nur Schwierigkeiten gehabt, och selbst unter Jugendlichen noch (…)“ (S. 10).

Über seine Eltern oder deren Erziehungsmethoden gibt er nur indirekt Hinweise:
Die Studenten hatten damals ziemliche Schwierigkeiten sich gegen Bullen zu wehren, einfach von ihren Erziehungsgeschichten her. Die habe ich nicht gehabt, ich habe immer bei Demonstrationen zurückgehauen, wenn sie mich angefasst haben, darum bin ich auch nie verhaftet worden auf `ner Demo“ (S. 21).
An einer anderen Stelle schreibt er darüber, dass seine Gruppe proletarische bestimmt war, nur wenige Mitglieder waren Studenten. Dem gegenüber stand die RAF, die nur wenige Arbeiter als Mitglieder hatte. „Das Problem der Gewalt ist verschieden gehandhabt worden. (…) Ein Intellektueller zieht den Moment, wo er Gewalt anwendet, aus einer Abstraktion, weil er sagt, ich mache Revolution wegen des Imperialismus oder aus anderen theoretischen Beweggründen. Davon leitet er den Anspruch ab, dass er Gewalt einsetzen kann, den anderen gegenüber. (…) Wir haben mit der Gewalt von Kindesbeinen an gelebt, das hat eine materielle Wurzel. Wenn Zahltag ist, der Alte kommt besoffen nach Hause und verprügelt erst mal deine Alte, das sind doch die Geschichten. In der Schule, da keilst du dich, sich mit Fäusten durchzusetzen, das ist für dich eine ganz normale Sache, du keilst dich auf der Arbeitsstelle, du keilst dich in Kneipen, du hast dazu ein gesundes Verhältnis. Für dich ist Gewalt eine ganz andere Sache, die du ganz leicht abwickeln kannst. Da war auch immer der Sprung zwischen der RAF und uns, in der Entstehung der Gewalt, wo sie herkommt“ (S. 92f).

Auch wenn Michael Baumann hier nicht direkt „ich“ schreibt, „ich habe das so erlebt“, so wird in diesen oben zitierten Zeilen doch überdeutlich, das bei ihm Zuhause und in seiner Umgebung Gewalt Alltag war. Insofern reiht sich auch dieser Terrorist bzgl. seiner Sozialisation ein in die Reihe der Linksterroristen, die ich bisher hier im Blog analysiert habe.

Ergänzend muss noch erwähnt werden, dass Baumanns Vater ein Nazi war (Welt-Online, 21. Juli 2016): Der charismatische Proletarier des Terrors. Von Sven Felix Kellerhoff) Dies traf sicher auf viele junge Leute der 68er Generation zu. Gepaart mit seinen deutlichen Andeutungen über die destruktiven Verhältnisse zu Hause, macht dieser NS-Hintergrund seines Vaters das Bild noch einmal mehr rund. Dass gerade auch viele NS-Täter nach dem Krieg auch zu Hause weiter Terror und Gewalt verbreitet haben, ist nachweisbar keine Seltenheit.

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