Donnerstag, 3. Dezember 2020

Islamistischer Terror - Die Kindheit von Arid Uka

Arid Uka verübte am 02.03.2001 den ersten islamistischen Anschlag in Deutschland (Mordanschlag auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen). Über seine Kindheit liegen mittlerweile einige Erkenntnisse vor: 

Mit seiner Geburt im Kosovo im Jahr 1990 einige Jahre vor dem Ausbruch des Kosovokrieges, nach der Scheidung seiner Eltern und der Auswanderung des Vaters nach Deutschland begann eine schwierige Kindheit. Arid Uka folgte als Säugling dem Vater nach Deutschland und verbrachte die ersten drei Lebensjahre ohne Mutter. Die Lebensverhältnisse normalisierten sich erst nach dem fünften Lebensjahr mit der Wiederheirat der Eltern und der Familienzusammenführung in Deutschland. In relativer Armut lebte die Familie mit drei Kindern in einem Stadtteil von Frankfurt am Main, der jahrelang als sozialer Brennpunkt galt“ (Ben Slama, B. (2020): Die psychologische Dimension von Radikalität, Extremismus und Terrorismus. In: Ben Slama, B. & Kemmesies, U. (Hrsg.): Handbuch Extremismusprävention. Gesamtgesellschaftlich - Phänomenübergreifend. Bundeskriminalamt (Polizei+Forschung, Band Nr. 54), S. 338).
Als Arid 17 Jahre alt war, verschlechterte sich die wirtschaftlich eh nicht einfache Situation der Familie nachdem der Vater schwer erkrankte. Arids Orientierungskrise (auch in der Schule brachen seine Leistungen ein) verschärfte sich dadurch. Im familiären Umfeld gab es kaum Unterstützung. Seine Zuwendung zum Islam begann in dieser Zeit. 

Ein weiteres, schweres Trauma kam in der Kindheit hinzu: „Bezüglich des Vergewaltigungsvideos (Anmerkung Sven Fuchs: Auslöser für seine Morde sei seinen Angaben zu Folge gewesen, dass er zuvor im Internet ein Video über die Vergewaltigung muslimischer Frauen durch US-Soldaten gesehen habe) gab Herr Leyggraf an, die starke persönliche Reaktion des Angeklagten sei durch ein eigenes Missbrauchserlebnis zu erklären. Der Angeklagte habe ihm erzählt, dass er als 6-7jähriger im Park von einem älteren Mann missbraucht worden sei.“ (INTERNATIONAL RESEARCH AND DOCUMENTATION CENTRE WAR CRIMES TRIALS, 19. Dezember 2011: Monitoring Report Nr. 8 Strafverfahren gegen Arid U.)

Das Missbrauchserlebnis im Park war offensichtlich traumatisch. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass ein solches Einzelerlebnis nicht ausreicht, damit ein Mensch zum terroristischen Mörder wird. Ein Kind, das sicher in seiner Familie aufwächst und fürsorglich/gewaltfrei behandelt wird und dem so etwas passiert, wird auch traumatisiert, ja. Aber die (Entwicklungs-)Grundlage wäre eine ganz andere! In der frühen Kindheit von Arid Uka deuten sich dagegen schwere Konflikte der Eltern an. Und er wurde von der Mutter jahrelang getrennt. Wie der Vater mit dem Säugling und Kleinkind umging ist nicht klar. Auch über den mütterlichen Erziehungsstil erfahren wir nichts. Der Mutter war es ja versagt, eine Bindung zum Kind aufzubauen. Auf ihren Sohn traf sie erst, als er 3 Jahre alt war. Ich vermute, dass in den ersten Lebensjahren einiges passiert sein muss. Dieser schwierige Start ins Leben kumulierte mit der sexuellen Missbrauchserfahrung. Häufig findet sich bei Extremisten genau das: Mehrfachbelastungen in Kindheit und Jugend. Ein Kind muss viel erleben und erleiden, damit der Hass wächst. 


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