Freitag, 19. März 2021

Kindheit von Eric Rudolph (Bombenanschlag bei den Olympischen Spielen 1996)

Eric Rudolph verübte 1996 einen Bombenanschlag bei den Olympischen Spielen; zwei Menschen starben und über 100 wurden damals verletzt. 

Über seine Kindheit fand ich einige Schlüsselinformationen. Meine Quelle dafür ist:
Vollers, M. (2006): Lone Wolf. Eric Rudolph: Murder, Myth, and the Pursuit of an American Outlaw. Harper Collins, Sydney - Toronto - Auckland - London - New York (Kindle E-Book Version) 

Seine Eltern waren streng und legten viel Wert auf Disziplin. Es gab klare Regeln für die Kinder, wer dagegen verstieß, wurde geschlagen (S. 247f.). Die älteren Kinder hätten eine harte Zeit gehabt, vor allem Erics Bruder Damian, der schließlich die Familie verließ, als er selbst noch ein Teenager war. Eric hielt sich weitgehend an die Regeln, sagte seine Mutter später. „He was a smart cookie, and he avoided getting paddled because he knew what he was gonna get“ (S. 248) 

Eric selbst sagte später aus, dass er von seinen Eltern geschlagen wurde: „Rudolph said he was spanked and whipped as a boy, but not abused. He felt like today`s society wasn`t strict enough. ´Spare the rod and spoil the child`, said Rudolph.“ (S. 199). In diesen Zeilen steckt auch eine starke Identifikation mit dem Aggressor: Die Schläge und Peitschenhieb seien keine Misshandlung und wer die Rute schone verwöhne das Kind… Deutliche Worte!  

1981 starb sein Vater an Krebs. Die Erkrankung wurde wohl Ende der 1970er/Anfang der 1980er entdeckt und die Familie muss den Tod des Vaters auf sich zukommen gesehen haben, mit entsprechender Belastung für die Kinder. Eric war ca. 15 Jahre alt, als sein Vater starb, ein weiteres schweres Trauma. 

In der Schule kam Eric als Teenager nicht gut an. Vor allem seine politischen Überzeugungen (u.a. die Leugnung des Holocaust) machten ihn zu einer Randfigur. In der 9. Klasse ging er in der Stadt Homestead zu Schule, die mehrheitlich von schwarzen und hispanischen Schülern besucht wurde. Er bekam dort viele Probleme und wurde auch von Mitschülern verprügelt (S. 249). Seine Mutter nahm ihn dann schließlich aus der Schule. 

Aufschlussreich für mich ist, dass Eric Rudolph zur U.S. Army ging und eigentlich zu den Special Forces wollte, was allerdings misslang. In meinem Buch habe ich diverse Quellen besprochen, die Zusammenhänge zwischen destruktiven Kindheitserfahrungen und dem Weg zum Militär fanden (siehe ergänzend auch hier im Blog). Vor allem Elitesoldaten waren schwer als Kind belastet. Allerdings agieren diese Leute legal, denn sie sind ja Soldaten. Ihre Gewalt verläuft in „geregelten“ Bahnen. Die etwas provokante Frage ist, ob Eric Rudolph auch zum Attentäter geworden wäre, wenn er Elitesoldat geworden wäre? 

Zusammenfassend zeigt sich ein Bild über seine Kindheit und Jugend, das ich so sehr oft bei solcher Art von Tätern fand: Vor allem Mehrfachbelastungen fallen ins Auge. Insgesamt betrachtet hatte Eric Rudolph eine traumatische Kindheit. 

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siehe ergänzend auch einen Artikel in der New York Times: A Life Marked by Loyalty, Self-Sufficiency and Deep Hatred. Der Artikel zeigt deutlich auf, dass in dieser Familie so einiges nicht stimmte...


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