Donnerstag, 22. April 2021

Kindheit von Heinrich Müller (Chef der Gestapo in der NS-Zeit)

Erneut habe ich mich mit einem hochrangigem NS-Täter befasst: Heinrich Müller, Chef der Gestapo. 

Ich fand nicht viel über seine Kindheit, aber was ich fand, spricht eine deutliche Sprache: 

Müller wurde am 28.04.1900 geboren. Sein Vater war früher Sanitätsfeldwebel und später Polizist, schreibt Seeger (2000, S. 346). Bornschein (2004, S. 17) schreibt, dass der Vater Gendarmerie- und Verwaltungsbeamter gewesen sei. Der Vater war also sowohl militärisch/polizeilich, als auch vom kaiserlichen Beamtentum geprägt. Man braucht nicht viel Fantasie dafür, um sich vorzustellen, dass dieser Vater auch in der Familie eine Autorität gewesen sein muss, der sicherlich Gehorsam gefordert hat. Dafür spricht, was die Biografen berichten: „Heinrich, das einzige Kind der Eheleute Müller, wuchs in einem katholischen Elternhaus auf und erfuhr eine strenge, seine Entwicklung prägend, Erziehung“ (Bornschein 2004, S. 17).
Als 17-Jähriger meldete er sich freiwillig beim Militär, um im Ersten Weltkrieg mitzukämpfen. Nach seiner Ausbildung in der Fliegerabteilung kam der ca. 18Jährige an die Front. Nach seiner Militärzeit schlug er eine Laufbahn bei der bayerischen Polizei ein. „Die Entscheidung, den Beruf eines Polizeibeamten zu ergreifen, ist ohne Zweifel auf seine soldatische Erziehung im Elternhaus, aber auch auf seine Militärausbildung und seine während des Ersten Weltkriegs gewonnen Erfahrungen und Eindrücke zurückzuführen“ (Bornschein 2004, S. 21). 

Was genau eine „soldatische Erziehung im Elternhaus“ bedeutet, führt Bornschein nicht aus. Ich halte es für absolut sicher, dass ein im Jahr 1900 geborenes Kind vielfachen Belastungen im Elternhaus ausgesetzt war, wenn solche Erziehungsrahmen belegt sind.  

Und Seeger schreibt: „Die Erlebnisse des Ersten Weltkriegs prägten das spätere Leben Heinrich Müllers maßgeblich. Die Erziehung zum Gehorsam und zur Pflichterfüllung verinnerlichte er; sie wurden zum festen Bestandteil seines Charakters und seiner Weltanschauung“ (Seeger 2000, S. 347). Auch hier finden sich also deutliche Worte: „Erziehung zum Gehorsam“. 

Eine weitere Belastung kam hinzu: Heinrichs Schwester starb kurz nach der Geburt (Seeger 2000, S. 346). Er blieb daher Einzelkind. Seeger führt nicht aus, ob Heinrich den Tod seiner Schwester miterlebt hat oder ob sie vor seiner Geburt starb. Beides würde Prägungen bedeuten (ob nun durch das Miterleben des Todes oder durch entsprechend vorbelastete Elternteile; letzteres würde auch bei der 1. Variante gelten). Für mich klingt es eher so, dass die Schwester starb, als Heinrich schon auf der Welt war, weil der Biograf so begründet, warum Heinrich Einzelkind blieb (weitergedacht trauten sich die Eltern dann nicht, eine weitere Schwangerschaft zu riskieren). Dies bleibt aber meine persönliche Vermutung. 


Quellen: 

Bornschein, J. (2004): Gestapochef Heinrich Müller. Militzke Verlag, Leibzig. 

Seeger, A. (2000): Heinrich Müller. Der Gestapochef. In: Smelser, R. & Syring, E. (Hrsg.): Die SS: Elite unter dem Totenkopf. 30 Lebensläufe. Verlag Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn: S. 346-363.


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