Donnerstag, 16. Juni 2022

Kindheit von Iwan III. Wassiljewitsch, "der Große" (Russland; 1440-1505)

Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, desto schwieriger gestaltet sich oftmals der Versuch, etwas über die Kindheitsbedingungen von einzelnen Akteuren herauszufinden. Vor allem konkrete Erziehungsmaßnahmen oder der Umgang mit dem Säugling werden in den Zeugnissen kaum oder gar nicht erwähnt. So ist es auch bzgl. Iwan (Ioann) III. Wassiljewitsch, der am 22.01.1440 in Moskau geboren wurde (Hinweis: Iwan III. ist der Großvater von Zar Iwan „dem Schrecklichen“). Allerdings gibt es einige Infos, die trotz fehlender Details aus dem Alltag eine deutliche Sprache sprechen und die an sich den Schluss zulassen, dass dieses Kind traumatischen Erfahrungen ausgesetzt war. 

Iwan sollte sich zu einem zentralen Herrscher in der russischen Geschichte entwickeln, der das russische Reich formte und ausdehnte. Sein Beiname spricht Bände: „Der Große“. Zahlreiche Kriege fielen unter seiner Herrschaft. 

Am Tag seiner Geburt soll ein Mönch in einem Kloster nahe Nowgorod proklamiert haben: „Today, there is joy for the grand prince in Moscow. A son Timothy is born, and he has been given the name of Ioann. He will be the heir of his father and he will destroy the customs of our city. To many lands he will be an object of fear” (Fennell 1963, S. ix).
Bevor sich der Junge zu einem Herrscher entwickeln konnte, der „Angst verbreitet“, erlebte er offensichtlich selbst Ängste. „The great unifier of the Russian lands was born into a principality racked by disunity and civil war” (Fennell 1963, S. ix).

In der Encyclopaedia Britannica werden seine frühen Jahre wie folgt zusammengefasst: „Ivan was born at the height of the civil war that raged between supporters of his father, Grand Prince Vasily II of Muscovy, and those of his rebellious uncles. His early life was dramatic and tumultuous: when his father was arrested and blinded by his cousin in 1446, Ivan was first hidden in a monastery and then smuggled to safety, only to be treacherously handed over to his father’s captors later in the year (…)” (Encyclopaedia Britannica 2022).

1447 zog sein Vater (Wassili II.) in Moskau ein und übernahm die Macht. Sein Vater  bereitete seinen Sohn Iwan in der Folge auf dessen zukünftige Herrschaft vor, was vor allem bedeutete, den Umgang mit Krieg zu erlernen. „For the remaining fifteen years of Vasily`s reign Ivan was to learn the art of ruling at his father`s side and to acquaint himself with the problems of warfare conducted against both internal and external enemies” (Fennell 1963, S. xii).

Im Alter von nur zwölf Jahren wurde Iwan verheiratet. Sechs Jahre später ging aus dieser arrangierten „Kinderehe“ der erste Sohn hervor. Ebenfalls im jungen Alter von zwölf Jahren bekam Iwan das offizielle Kommando über seine erste Militärexpedition und wurde zu einem Einsatz geschickt (Fennell 1963, S. xii).

Aus heutiger Sicht war dies ganz eindeutig eine Kriegskindheit. Wir dürfen annehmen, dass mit dem heranwachsenden Jungen in so manchen Situationen nicht gerade zimperlich umgegangen worden sein wird. Auch wenn es keine Zeugnisse dafür gibt, ist es naheliegend, dass eine Gesellschaft, die sich in einem Dauerkriegszustand befindet, ihre Söhne zu Kriegern drillt, was an sich wiederum den Krieg füttert. 


Quellen:

Encyclopaedia Britannica (2022, March 1). Ivan III. Russian prince, https://www.britannica.com/biography/Ivan-III

Fennell, J. L. I. (1963). Ivan the Great of Moscow. Macmillan & CO LTD, London. 


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