Freitag, 20. Oktober 2023

Kindheit von Joe Biden

Über die Kindheit von US-Präsident Joe Biden fand ich den verwendeten Quellen nicht all zu viele Informationen, die es hier hervorzuheben gilt. 

Ich bin ja bekanntlich jemand, der eher auf belastende Kindheitserfahrungen fokussiert ist, gerade auch bei politischen Führern. Joe Biden sticht allerdings als Person und Präsident nicht gerade durch eine derartige Destruktivität hervor, wie sie einige seiner Vorgänger gezeigt haben. Insofern hatte ich persönlich auch nicht damit gerechnet, eine hoch traumatische und gewaltbelastete Kindheit bei ihm zu finden, wie ich sie z.B. bei Donald Trump oder George W. Bush fand. 

Joe Biden wurde 1942 in den USA geboren. Beide Sachverhalte (Sitten der damaligen Zeit und hohe Gewaltbelastungen – auch heute noch - vieler amerikanischer Kinder) erhöhen i.d.R. allein statistisch die Wahrscheinlichkeit für Belastungen in der Kindheit. Darunter zähle ich u.a. die Wahrscheinlichkeit, von den eigenen Eltern Prügelstrafen verabreicht bekommen zu haben. Nun, wir werden sogleich sehen, was ich fand. 

Einige Belastungen fielen mir in der Tat ins Auge. Biden war sein Leben lang Abstinenzler. „Er erklärt das damit, dass es in seiner Familie zu viele Alkoholiker gegeben habe. Als Heranwachsender teilte er sich ein Zimmer mit dem Bruder seiner Mutter und erinnert sich daran, dass er und seine Geschwister `schon als Kind bemerkten, dass Onkel Boo-Boo ein bisschen zu viel trank`“ (Osnos 2020, S. 45).

Die bedeutsamste Kindheitserfahrung Joe Bidens war die, mit einem Stottern aufzuwachsen“ (Osnos 2020, S. 56). O-Ton „Ich kann mich derart lebhaft an die quälende Angst, die Scham, die ohnmächtige Wut erinnern, dass es sich anfühlt, als hätte ich es vor wenigen Augenblicken erlebt“ (Osnos 2020, S. 56.) Andere Kinder betrachteten ihn als zurückgeblieben und betitelten ihn mit Spitznamen. 

Einmal machte sich sogar eine Lehrerin (eine Nonne) vor der Klasse über sein Stottern lustig. Joe verließ wütend den Unterricht und ging einfach nach Hause. Dort empfing ihn bereits seine Mutter, die durch die Schule von seinem Weglaufen informiert worden war. Sie fuhr mit ihrem Sohn zur Schule und stellte die Lehrerin zur Rede. Als diese den Sachverhalt zugab, sagte die Mutter: „If you ever speak to my son like that again, I´ll come back and rip that bonnet off your head. Do you understand me?” (Witcover 2010, S. 20). Danach schickte sie ihren Sohn wieder zurück in seine Schulklasse. Eine eindrucksvolle Bestätigung von dem familiären Zusammenhalt und den moralischen Prinzipien in der Familie Biden. Joe lernte schließlich im Laufe der Zeit, sein Stottern unter Kontrolle zu bekommen. 

Die Geschwisterkinder der Familie Biden waren sehr eng miteinander verbunden, klärten Konflikte untereinander und passten aufeinander auf (Witcover 2010, S. 15f.). Auch insgesamt entstand bei mir beim Lesen der Quellen der Eindruck, dass diese Familie zusammenhielt und sich gerne mit anderen Menschen austauschte und in Verbindung stand. 

Valerie Biden Owens, die jüngere Schwester von Joe Biden, sagte über die gemeinsamen Eltern:
Each had a backbone of steel. They were principled people. My parents tried to teach about basic decency and basic justice, and sometimes we got it and sometimes we didn`t. My parents never hit us” (Witcover 2010, S. 16). 

Dies ist die für mich größte Überraschung bzgl. der Kindheit von Joe Biden: Seine Eltern wendeten überhaupt keine Körperstrafen gegen die Kinder an. Damit gehörten die Biden-Kinder zu einer wirklich sehr kleinen Minderheit ihrer Generation in den USA, die Zuhause gewaltfrei aufwachsen durfte! 

Quellen:

Osnos, E. (2020). Joe Biden. Ein Porträt. Suhrkamp, Berlin.

Witcover, J. (2010). Joe Biden. A Life of Trial and Redemption. Harper Collins, New York.


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