Sonntag, 26. Oktober 2008

Gedanken zu möglicher und typischer Kritik

Wenn es um das Aufzeigen möglicher Zusammenhänge von Kindesmisshandlung und späterem eigenen destruktiven/gewalttätigen Verhalten geht, gibt es als Reaktion erfahrungsgemäß häufig starken Widerspruch und Kritik (insbesondere natürlich auch bei politischer Gewalt). Als Beispiel sei die Kritik in der vom Deutschen Bundstag herausgegebenen Wochenzeitung „Das Parlament“ vom 28.02.2005 gegenüber der Studie „Bush auf der Couch“ von Justin A. Frank (aus der ich auch im Kapitel 3.1 zitiert habe) genannt. Frank sieht in seiner Studie einen direkten Zusammenhang zwischen den destruktiven Kindheitserfahrungen von Präsident George W. Bush und seinem späteren destruktiven, politischen Wirken. Im „Parlament“ heißt es dazu u.a. kritisch: „Tauscht man den Namen Bush in der Studie Franks einfach gegen andere Politiker aus jüngster Vergangenheit und Gegenwart aus - angefangen bei der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher, dem "Lügner" Bill Clinton, über Gerhard Schröder, dessen Bruder Lothar Vosseler sogar öffentlich kein gutes Haar an dem Kanzler lässt, bis hin zum einst steinewerfenden und wehrlose Polizisten tretenden Joschka Fischer - passt die Studie Wort für Wort häufig auch auf diese Staatslenker - bei der verkorksten Kindheit der angeführten Personen angefangen. Insofern ist diese Studie wohl eher eine für Führungspolitiker allgemein "zutreffende" Analyse - es kommt eben nur auf den jeweiligen Standpunkt an. Sie ist auf keinen Fall ernst zu nehmen. (...)“

Dieses Beispiel ist klassisch und interessant in mehrfacher Hinsicht. Als Argument wird häufig genannt, dass ja auch viele andere (vergleichbare) Menschen destruktive Kindheitserfahrungen gemacht haben und trotzdem nicht in gleicher Weise destruktiv agieren. Als erstes verwundert dabei in diesem Beispiel die Auswahl der genannten Vergleichs-PolitikerInnen, die allesamt – meiner Meinung nach – nicht gerade einen Heiligenschein verdienen und bei denen auch destruktive Züge und Verhaltensweisen zu erkennen sind, wenn auch oftmals verdeckter und in anderer Form als es bei dem „Kriegspräsidenten“ (wie er sich selbst einmal nannte) George W. Bush der Fall war.
Der machthungrige Selbstdarsteller Gerhard Schröder steht z.B. nicht gerade für eine teamorientierte, einfühlsame und soziale Politik (erinnert sei z.B. an die Einführung von Hartz IV auf Kosten der Schwachen) und er war zusammen mit Joschka Fischers Grünen für die ersten Kampfeinsätze im Kosovo und in Afghanistan unter deutscher Beteiligung nach dem 2. Weltkrieg verantwortlich (was nebenbei den Grünen etliche Parteiaustritte bescherte). Unvergessen bleibt mir persönlich auch sein autoritärer Auftritt nach den Neuwahlen im Fernsehen, wo er entgegen des durch das Wahlergebnis berechtigten Anspruchs von Angela Merkel auf die Kanzlerschaft meinte „man müsse die Kirche im Dorf lassen“ und er müsse Kanzler werden. Dieser Auftritt hatte etwas von Realitätsverlust und offenbarte vieles von Schröders Charakter. Zusätzlich bescherte seine Politik der SPD in der Nachfolge die größte Krise in ihrer Nachkriegsgeschichte.

Ebenso wenig sozial und einfühlsam stellte sich die Politik der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher dar, die ihren Beinamen nicht ohne Grund trägt. Ihre als „Thatcherismus“ bekannte Wirtschaftspolitik könnte man als Kritiker auch als neoliberale Politik bezeichnen, die u.a. für weniger Gewerkschaftseinfluss, Privatisierung, Einschränkung staatlicher Sozialleistungen, Deregulierung usw. steht und dadurch insbesondere auf Kosten der Schwachen ging. In ihre Amtszeit fiel u.a. auch der Falklandkrieg gegen Argentinien im Jahr 1982.
Über Joschka Fischer schreibt Wirth (2006) dass dieser sehr stark an seine Mutter gebunden war und sich erst spät emotional von dieser lösen konnte – ein typischen Phänomen der Nachkriegsgeneration.(vgl. Wirth, 2006, S. 257ff) Fischer selbst deutet viele seiner rebellischen Verhaltensweisen von damals als „Abwehr ihr gegenüber“ (und steht als Politiker Psychologisierungen offensichtlich offener gegenüber als so mancher Kritiker).
Seine Mutter wurde beschrieben als "eine sehr bestimmende, eine dominierende Person und dabei, in einer überschießenden Neigung zur Sauberkeit, nicht ohne zwanghafte Züge". (Kurth, 2000, S. 63) Der Vater, von Beruf Schlachter, konnte manchmal streng werden und ohrfeigte die Kinder, aber normalerweise hielt er sich im Hintergrund und überließ die Kindererziehung seiner Frau. (ebd.) Zum Vater hatte Joschka ein distanziertes Verhältnis und hat ihn nach eigenen Angaben nie wirklich gekannt. (vgl. Wirth, 2006, S. 257ff)
Fischers Erfahrungen in seiner Familie waren – zumindest findet sich bei Wirth und Kurth nichts darüber – wohl nicht von offener, schwerer Gewalt geprägt und nicht derart destruktiv, wie es z.B. bei einem Bush oder auch Clinton der Fall war. Insofern hat der Autor im „Parlament“ recht, wenn er mahnt, die Studie von Frank nicht zu verallgemeinern. Hinter einer „verkorksten Kindheit“ wie der Autor es nannte, verbergen sich oftmals nun mal ganz unterschiedliche Erfahrungen. Joschka Fischer war ja offensichtlich auf Grund von positiven oder nicht all zu negativen Erfahrungen in seiner Familie auch in der Lage, sich weiterzuentwickeln und von militanten Verhaltensweisen Abstand zu nehmen. (Wenngleich Kurth (2000) auch auf Zusammenhänge zwischen den Kindheiten von Fischer, Schröder und Scharping - dem „deutschen Kriegskabinett“ - und dem Bundeswehreinsatz in Jugoslawien hinweist. Die Bombardierung war demnach eine "erzieherische Strafaktion“, was auch dem Willen und den „Gruppenphantasien“ der westlichen Bevölkerung entsprach. Die weiteren Zusammenhänge sind natürlich komplexer und werden von Kurth weiter ausgeführt.)

Am meisten verwundert der Vergleich im „Parlament“ mit dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (In seine Amtszeit fiel u.a. der Einsatz in Somalia, Jugoslawien, die Bombardierung von Gebäuden im Irak, Luftangriffe auf Ziele in Afghanistan und im Sudan, Invasion von US-Truppen in Haiti.) DeMause beschreibt Clinton – der in der Tat ein hohes Ausmaß an Destruktivität und Gewalt in seiner Herkunftsfamilie erlitten hat z. B. in Form von Ablehnung und Vernachlässigung, Peitschenhieben, körperlicher Gewalt gegen ihn, Alkoholismus des Stiefvaters, erhebliche Gewalt gegen die Mutter (bis hin zu dem Versuch, diese zu töten) durch den Stiefvater usw. - als "Kriegsführungs-Persönlichkeit", die er mit folgenden Begriffen kennzeichnet: Selbstdramatisierung; extremer Narzissmus; wiederkehrende Gefühle einer feindlichen Verschwörung gegen ihn; die Fähigkeit, nach einem großen Kreuzzug zu rufen, der das Böse in der Außenwelt vernichten wird und die Welt von ihrer Sündhaftigkeit reinigen wird; ein tiefer Quell der Einsamkeit; häufige Rachephantasien und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Abspaltung. (vgl. deMause, 2000a, S. 81) Weiter schreibt er: “Nach Ramsey Clarks Buch "The Children are Dying: The Impact of Sanctions on Iraq" brachte Clinton es durch sein Festhalten am Irak-Embargo fertig, eine Million irakische Kinder zu töten — fast so viele, wie jüdische Kinder im Holocaust getötet wurden! Die in den USA an Clinton übertragene Rolle scheint es zu sein, auf eine Weise für Menschenopfer zu sorgen, die unsere Schuldgefühle nicht hochkommen lässt: im Irak durch seine "unsichtbare" Kindstötung, in Jugoslawien durch die Konzentration auf die Vertreibungen der Kosovaren, die durch seinen Bombenkrieg erst richtig in Gang kamen, und sogar im Falle seiner eigenen Skandale, durch die er sich Amerika ein ganzes Jahr lang selbst als ein geeignetes Opfer präsentierte, das für unsere Sünden zu bestrafen sei.“ (deMause, 2000a, S. 77ff) Hinter Clintons „Skandalen“ steckt nach deMause im Privatbereich insbesondere seine Sexsucht und die damit verbundene jahrelange Demütigung seiner Ehefrau.

Wenn der Autor im „Parlament“ schreibt, dass die Studie von Frank wohl eher eine für Führungspolitiker allgemein "zutreffende" Analyse sei und sie deshalb nicht ernst zu nehmen ist, verwundert dies insbesondere auch in Anbetracht der Auswahl seiner Vergleichspersonen. (Vielmehr hätte der Autor Führungspolitikerinnen ausmachen müssen, die eine erwiesenermaßen glückliche und geborgene Kindheit hatten, die nicht misshandelt und/oder vernachlässigt wurden, sondern einfühlsam und mit Respekt behandelt wurden und die dann als Erwachsener (plötzlich) beschlossen, Krieg zu führen und tausende Menschen zu töten. Allerdings wird der Kritiker meiner Ansicht nach solche Politikertypen nicht finden!) Ich persönlich erschrecke mich eher, wenn mir gesagt wird, dass viele FührungspolitikerInnen offensichtlich eine destruktive Kindheit hatten (und diese wohl oftmals auch nicht aufarbeiten und verarbeiten) und mir stellt sich die Frage, ob die Macht auf der großen politischen Bühne nicht oftmals gerade die Menschen anzieht, die erhebliche Ohnmachtserfahrungen machen mussten. Sicherlich wirkte z.B. ein Schröder oder Fischer nicht annähernd so offen destruktiv wie ein Bush. Trotzdem zeigen sich natürlich – wie bei allen Menschen – deren Kindheitserfahrungen im späteren Verhalten. Warum sollte man das ausblenden?

Als nächstes fallen mir zu dem Thema Prostituierte ein. Laut verschiedenen internationalen Studien haben Prostituierte im Vergleich zu Kontrollgruppen oder der Gesamtbevölkerung im erheblicheren Maße sexuellen Missbrauch und auch körperliche Misshandlungen erlebt. (vgl. Zumbeck, 2001, S. 31ff) In manchen der Studien gaben die Prostituierten selbst an, dass sie einen Zusammenhang zu ihrem „Beruf“ und ihrer Missbrauchsgeschichte sehen. Die verschiedenen ForscherInnen kommen häufig zu dem gleichen Ergebnis.
Nun wird bei diesem Beispiel kaum jemand diesen festgestellten Zusammenhang mit dem Argument abstreiten wollen, dass ja auch unzählige andere Frauen in der Bevölkerung als Kind sexuell missbraucht und misshandelt worden sind und logischer Weise nicht allesamt zu Prostituierten wurden... Der Autor in „Das Parlament“ und viele andere argumentieren allerdings genau in dieser Weise, wenn es um gewalttätiges und gerade auch politisch gewalttätiges/destruktives Verhalten und entsprechenden Kindheitsgeschichten der ProtagonistInnen geht.
Wenn die destruktive Kindheit von Bush offensichtlich einen erheblichen Einfluss auf dessen Politik hatte, dann kann man diesen Umstand nicht damit abtun, dass andere Menschen mit ähnlichen Hintergründen nicht in gleicher Weise agieren. Wir leben schließlich in einer komplexen Welt. Misshandelte, ggf. traumatisierte Kinder wachsen in spezifischen und natürlich oftmals unterschiedlichen Kontexten auf. Gab es „helfende Zeugen“? Wie häufig und wie schwer wurden sie misshandelt? In welcher Form wurden sie misshandelt? In welchem Alter wurden sie misshandelt? Durch wen wurden sie misshandelt? Wurden die Misshandlungen therapeutisch aufgearbeitet? Zu welcher Zeit wuchsen die Kinder auf bzw. welcher Generation gehören sie an? In welcher Kultur, in welcher Schicht, in welchem Milieu usw. wurden sie groß? Welche Zufälle ergaben sich aus ihrem individuellen Lebensvollzug? Welches Geschlecht haben sie? Welche persönlichen Chancen und Möglichkeiten eröffneten sich ihnen aus angeborenen oder erlernten Fähigkeiten und Begabungen? Usw. usf. Unsere Welt ist komplex, natürlich. .
Sicherlich gab es z.B. verschiedene bedeutende gesellschaftliche Einflussfaktoren, die mit dazu führten, dass aus ehemals missbrauchten und misshandelten Frauen Prostituierte wurden. Zu allererst ist natürlich das Geschlecht ein wichtiger Einflussfaktor und entsprechende patriarchale Strukturen. Eine Frau aus der Oberschicht, die sexuell missbraucht wurde, wird zudem vielleicht unwahrscheinlicher in die Prostitution rutschen, als eine Frau mit ähnlichen Erfahrungen, die in der Unterschicht groß wurde und die durch ihr Umfeld oder Zufälle oder unbewusst herbeigeführte Zufälle auf Menschen traf, die mit diesem Milieu zu tun haben usw. Nur wer garantiert, dass sich aus dem Kontext der Frau aus der Oberschicht nicht andere destruktive Entwicklungsmöglichkeiten ergeben, die eben einfach eine andere Farbe annehmen und natürlich auch mit ihrer Kindheitsgeschichte in Zusammenhang stehen können?
Ein George W. Bush konnte z.B. nur zu einem amerikanischen „Kriegspräsidenten“ werden, da er u.a. in eine einflussreiche Familie und einen Kontext hineingeboren wurde, die und der ihm die gute Chance auf das Präsidentenamt erst erschloss (Fehlendes Mitgefühl muss eben auch mit großer Macht einhergehen, damit überhaupt großflächig destruktiv agiert werden kann). Der „Zufall“ der Ereignisse vom 11. September gaben ihm den Grund dafür, seine Destruktivität offen und scheinbar legitim auszuleben. Die Welt ist komplex, natürlich. Ein anderer Texaner, mit ähnlichen Machtmitteln und vergleichbarer Kindheit baut vielleicht ein Atomkraftwerk in einem Erdbebengebiet. Und dieser kann sich sicher sein, dass kein Analytiker wie z.B. Frank dieses Verhalten in einem Buch beleuchten würde...
Ich denke hier wird klar, dass ich die verschiedenen destruktiven Verhaltensweisen von Menschen nicht all zu sehr trenne, wenn es um die tieferen Ursachen geht. Viele SozialwissenschaftlerInnen würden wahrscheinlich aufschreien, wenn ich Prostituierte, Kriminelle, (mutwillige) Umweltzerstörer, Kindesmisshandler, Menschen mit selbstverletzendem Verhalten/Suchtverhalten usw. usf. und Menschen, die Kriege austragen in einen Topf werfe. Ich denke, man muss sich letztlich klar machen, dass keine Kindesmisshandlung/-vernachlässigung ohne Folgen bleibt und diese oftmals ein „Gift“ hinterlässt. Die „vergiftete“ Kindheit sucht später ihren Ausdruck in vielerlei Farben und Facetten, je nach Rahmen, Möglichkeiten, Machtmitteln und Zufällen. Gift kann logischerweise die Menschen selbst schädigen ggf. sogar umbringen oder wenn – wie deMause sagt – „Giftcontainer“ gesucht werden, andere Menschen (+ Tiere und die Natur) schädigen. Das Wissen um diese „zwei Richtungen“ (Gewalt gegen sich und/oder andere) und das Wissen um die unterschiedlichen Ausdrucksformen erlittener Gewalt ist wichtig, damit eben in der wissenschaftlichen Untersuchung unterschiedliches destruktives Verhalten auch erklärbar ist. Die Wurzeln dafür sind in der Kindheit zu suchen.
Zusätzlich zeigt sich auch in dieser Arbeit, dass so manches mal die Grenzen nicht so deutlich liegen. Ich denke da. z.B. an Stalin, der – wie oben dargestellt – erst eine kriminelle Karriere machte und dann Politiker/Kriegsherr wurde. Ich denke an einen George W. Bush oder auch einen Bill Clinton, die beide auch für eine Politik standen, die erheblich gegen den Umweltschutz wirkte, die Hilfsmaßnahmen und Unterstützung für Schwache (insbesondere auch Kinder und Sozialhilfeempfänger usw.) abbaute, die soziale Ungerechtigkeiten verstärkte, die militärischer Abrüstung entgegenwirkte usw. (vgl. Moore, 2003, S. 56ff + 251ff) Über George W. Bush wissen wir zudem, dass er zum Alkoholmissbrauch neigte. Über seinen Vater wissen wir, dass er zu Hause die Kinder vernachlässigte und schlug. Ebenfalls wurde in diesem Text dargestellt, wie NS-Täter neben der politischen Gewalt auch erhebliche Gewalt in ihren Familien ausübten. Usw. usf.
Hier verschwimmen die Grenzen zwischen privater und politischer Gewalt, zwischen der Zerstörung der Umwelt durch politische Entscheidungen und der militärischen Zerstörung vom „Feind“ (der Krieg schädigt zusätzlich natürlich immer auch die Umwelt), zwischen Selbstzerstörung und Fremdschädigung usw. Das Gift durchdringt eben den ganzen Menschen.

So manch einen Leser oder eine Leserin mag dieser Text sehr erschrecken und evtl. Gefühle der Hilflosigkeit, Wut und Ohnmacht auslösen. Das ist berechtigt, aber ich sehe diese Analyse auch als eine Chance und als ein Hoffungszeichen. Das faszinierende der in diesem gesamten Text vorgestellten Thesen und Abläufe ist für mich, dass diese uns Menschen eben nicht hilflos zurück lassen müssen sondern Hoffnung geben und Mut zur Initiative machen. Wir können eine friedlichere Welt schaffen, wenn wir für eine friedlichere Kindheit sorgen. Das ist der Schlussstrich, den mensch hier ziehen kann und der uns alle aufrütteln sollte.


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2 Kommentare:

heikophilo hat gesagt…

Ich stimme dem Schluss des Beitrages uneingeschränkt zu: "Wir können eine friedlichere Welt schaffen, wenn wir für eine friedlichere Kindheit sorgen."

Ich möchte aber darauf hinweisen, dass neben einer gewaltvollen Kindheit noch mindestens ein anderer Faktor notwendig ist, damit Menschen Kriege führen können. Der wird in folgendem Satz angesprochen:
"Fehlendes Mitgefühl muss eben auch mit großer Macht einhergehen, damit überhaupt großflächig destruktiv agiert werden kann."
Über die größte Machtfülle kann man als Regierender eines Staates verfügen, man kann Kriege betreiben und erklären.
Deshalb ziehe ich für mich die Schlussfolgerung, dass wir auch durch die Überwindung des Staates an sich zu einer friedlicheren Welt gelangen können.
Selbst wenn der Gedanke an eine Gesellschaft ohne Staat und ohne Gewaltmonopol für manche erschreckend oder unrealistisch sein mag, so sind wir doch auf dem gleichen Weg, wenn es um friedlichere Kindheiten geht. Den Staat kann man nämlich meiner Meinung nach nur überwinden (wenn man das will), wenn Kinder nicht daran gewöhnt werden, beherrscht zu werden. Ich meine, dass eine Generation von Kindern, die nicht nur ohne Körperstrafen, sondern ohne Strafen überhaupt aufwachsen, ohne die Anmaßung von Eltern, über ihre Kinder bestimmen zu können, statt mit ihnen Verhandlungslösungen zu erarbeiten, dass diese Kinder als Erwachsene es nicht mehr akzeptabel finden, wenn eine Mehrheit von Abgeordneten, die ihnen fremd sind, darüber entscheiden, nach welchen Regeln sie zu leben haben. Aber das ist nur so mein Gedanke. Selbst wenn jemand den Staat glaubt behalten zu wollen: Die Zeit wird es zeigen. Auf jeden Fall kein Zwang, keine Gewalt, kein mutwilliges, einseitiges Alleinlassen von Kindern und der Rest wird sich finden.

Sven Fuchs hat gesagt…

Du hast ja auch meinen akutellen beitrag zum Rückgang der gewalt gegen kinder in Deutschland gelesen.

Ich plane schon länger einen Text über die Frage, was eigentlich auf uns zukommt, wenn eine Mehrheit - von sagen wir mal 80-90 % - der Kinder in Deutschland keienrlei körperliche/sexuelle und direkte psychische Gewalt erfährt?

Ich glaube, dass sich das Konstrukt "Staat" dynamisch weiter entwickeln wird und um so kosntruktiver wird, je weniger zerstörrerische (innere) Tendenzen die Menschen antreibt, die in diesem Staat leben und die den Staat auch z.B. als Polizisten, Beamte, Politiker, Journalisten, Wirtschafsführer usw. stärker als der "Normal-Arbeitnehemr" beeinflussen.

Ich glaube auch, dass sich die Menschen in Deutschland in ca. 20-30 Jahren sehr stark fragen werden, warum das land immer friedlicher wird und sich derart konstruktiv entwickelt.

Ich habe dazu einige Gedanken im Kopf, die ich wie gesagt demnächst einmal aufschreiben werde.