Im Deutschland Radio wurde heute Morgen berichtet, dass sich in Großbritannien seit dem Gaza Krieg die Zahl antisemitischer Übergriffe im Vergleich zum Vorjahr verzehnfacht habe. Ein jüdischer Brite schilderte im Interview einen Übergriff, bei dem er durch zwei Männer ohne Vorwarnung verprügelt und getreten wurde. Begleitet wurden die Schläge durch den Kommentar: „Das ist dafür, was Ihr mit den Palästinensern gemacht habt!“
Das Thema Gaza-Krieg lässt mich noch nicht los, so scheint es. An Hand dieses o.g. Beispiels wird noch mal einiges deutlich, was mir durch den Kopf geht.
Es liegt zunächst ganz oberflächlich betrachtet auf der Hand, dass der Gaza-Krieg in einem Zusammenhang mit dem gestiegenen offenen Antisemitismus in Britannien steht. Ohne diesen Krieg wäre die Zahl der Übergriffe sehr wahrscheinlich nicht derart angestiegen. Das ist das eine.
Trotzdem hat beides in der Tiefe nicht wirklich etwas mit einander zu tun! Wie kommen Menschen (in diesem Fall wohl auch mehrheitlich Männer) dazu, ihre Nachbarn für etwas zu misshandeln, was sich tausend Meilen von ihnen weg zugetragen und direkt mit ihnen gar nichts zu tun hat? Die Antwort: Solche Menschen suchen nach einem Zündfunken (welchen auch immer), den sie für sich nutzen können, um einen Hass auf Andere auszuschütten, der aus ihrem eigenen, tiefsten Inneren (eigenem Selbsthass) kommt und im Grunde nichts mit der äußeren Situation zu tun hat. Kindheitserfahrungen spielen hier eine entscheidende Rolle. Gaza-Krieg hin oder her, die selben Akteure hätte früher oder später ein anderes Opfer aus einem anderen Grund gefunden. Wer einmal den Weg eingeschlagen hat, innere Konflikte an anderen abzulassen, der findet immer einen Grund.
Im Deutschland Radio wurde erwähnt, dass man mehr Aufklärungsarbeit leisten müsse, um solche Übergriffe zu verhindern. Ein Ansatz der nur auf der Oberfläche verharrt. Solange sich die Welt da draußen mehrheitlich nur mit Zündfunken beschäftigt und den Blick nicht auf das Dynamit richtet, solange sind solche Blogs wie dieser hier notwendig. Und vielleicht werde ich es noch erleben, dass in einer Radiosendung bzgl. solcher Übergriffe irgendwann ganz selbstverständlich auf psychohistorische Thesen und notwenige(n) Kinderschutz/-fürsorge hingewiesen wird.
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