Bei SPIEGEL-Online findet sich ein Bericht ("Ich bin lebendiger, als du es je warst", 06.03.2009) über den „Ausbrecherkönig“ MICHEL VAUJOUR. 27 Jahre hat dieser im Gefängnis gesessen, 17 Jahre davon in Einzelhaft. Fünfmal ist er getürmt, ein Ausbruch war spektakulärer als der andere, wird berichtet.
Im Artikel erfährt man beiläufig, wie Vaujour als 17 Jähriger aus einem Gefühl der „Sinnlosigkeit“ heraus anfing zu klauen. Von den Eltern war er als Kind früh zu einer Tante abgeschoben worden. Er sei ein „wildes Kind“ gewesen. Im Gefängnis lernt er Gilles kennen. Später folgte eine Reihe von Überfällen und Diebstählen an Gilles Seite, dessen Frau und Schwester – die für Vaujour die "einzige echte Familie" waren, die er je kannte. Dies sind kleine aber wichtige Hinweise über die familiären Hintergründe dieses Schwerverbrechers.
Bezeichnend fand ich folgende Stelle im Text:
Bei einem Banküberfall geschah das, was Vaujour heute "meinen schönsten Ausbruch" nennt: Eine Kugel aus der Waffe eines Polizisten trifft ihn im Kopf. "Als ich da auf dem Trottoir lag, diese Kugel im Kopf, hörte ich noch den Polizisten zu seinem Kollegen sagen: 'Vergiss den, der ist schon tot!' Da dachte ich bei mir: 'Ich bin lebendiger, als du es jemals warst.'"
Nach dieser todesnahen Erfahrung änderte er sein Leben, sagt der SPIEGEL.
Hier finden sich erneut Parallelen zu Fallbeispielen, die ich im Beitrag „Krieg der Kindergangs“ dargestellt habe. Menschen wie Vaujour suchen die Bedrohung und den Tod, um sich dadurch „lebendig“ zu fühlen. Das ist eine erschreckende Erkenntnis.
Menschen, die als Kind Liebe und Achtung erfahren haben, werden keine Todesnähe brauchen, um sich zu fühlen. Ihr Leben wird durch alltägliches echtes Fühlen reich sein.
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