Freitag, 1. April 2011

Libyen und die Eskalationsstrategie des Westens

Die These, die ich in diesem Blog schon oft vertreten habe, ist, dass die eigentlichen Ziele von Kriegen eben deren Folgen sind und das sind vor allem Opfer, Menschenopfer. Es geht darum, Menschen zu töten und Zerstörungen und Leid über eine Region zu bringen, parallel dazu geht es immer auch um Selbstzerstörung . Dieses eigentliche Kriegsziel entstammt aus tiefen, abgespaltenen Emotionen (aus der Kindheit) und ist insofern nicht wirklich greifbar zu machen. Dies gilt gerade in der heutigen Zeit, wo wir Demokraten eine „nettere“ Sprache brauchen, wie ich bereits ausführte. Das ganze Gerede um den „humanitären“ Kampfeinsatz in Libyen zeigt dies sehr deutlich.

Man muss sich jetzt einfach den Verlauf der Dinge anschauen. Vieles spricht dafür, dass die Kämpfe in Libyen längst beendet wären, hätte die westliche Allianz nicht interveniert. Die „Rebellen“ wären heillos unterlegen. Natürlich wären viele von Ihnen getötet worden. Doch alle Logik sagt mir, dass wochen- und monatelange andauernde Kämpfe nun mal mehr Menschenleben kosten, als ein Ende der Kämpfe mit Schrecken. Die Rebellen erobern mal diese mal jene Stadt, dann schlagen Regierungstruppen wieder zurück usw. Dabei sterben Menschen auf beiden Seiten. Und was ist eigentlich mit der Bevölkerung vor Ort? Diese ist immer zwischen den Fronten. Andauernde Kämpfe bedeuten also auch mehr zivile Opfer, mehr Traumatisierungen - gerade auch von Kindern, die die Kämpfe miterleben - oder auch Flüchtlinge. Vor allem letztere zeigen Medienberichte immer mehr.
Dass die Rebellenarmee ein Haufen von Fragezeichen aufwirft, zeigen aktuelle Berichte außerdem. So einige von ihnen könnten ehemalige „Gotteskrieger“ sein, die einst im Irak oder auch anderswo kämpften und die jetzt von der westlichen Allianz unterstützt werden. Ernsthaft wird derzeit darüber diskutiert, diese „Rebellenarmee“ mit Waffen aufzurüsten. Es ist schon absurd. Jahrelang wird Libyen und dessen Diktator vom Westen mit Waffen versorgt. Dann geht der Diktator mit diesen (westlichen) Waffen gegen Aufständische und sein Volk vor. Und jetzt soll die Gegenpartei wiederum mit westlichen Waffen versorgt werden… Das Ergebnis dieser Politik: Tod und Leid auf allen Seiten.
Für die Angriffe auf Libyen haben übrigens allein die USA bereits mehr als 550 Millionen Dollar ausgegeben hat! (vgl. sueddeutsche.de, 01.04.2011, "Rebellen wollen Waffenstillstand - und mehr Waffen") Da bekommt man eine Vorstellung davon, wie viele Bomben und Raketen abgefeuert wurden...

Die Entwicklungen der letzten Tage und Wochen zeigen immer mehr einen Weg in Richtung Eskalation. In Libyen herrscht Krieg. Nur sehr sehr wenig erfahren wir hier im Westen davon, was das an Leid für die Bevölkerung vor Ort bedeutet. Die Nachrichten konzentrieren sich auf „Rebellen“, „bösen Diktator“ und die „guten“ Luftschläge der Alleierten. Die Zukunft wird zeigen, was wiederum für Gräueltaten diese Rebellenarmee mit Unterstützung des Westens ausführen wird (oder bereits ausgeführt hat).

Nochmal: Die destruktiven Folgen von Kriegen sind deren eigentlichen Ziele. Mit dieser Denkweise im Gepäck ergibt sich ein ganz anderer Blick auf die Entwicklungen. Man schaut mehr auf die Ergebnisse der politischen Entscheidungen, als auf die verbal erklärten Ziele. Gesagt wird: Wir wollen Menschenleben schützen. Wenn das Ergebnis dann ist, dass weit mehr Menschen sterben, dann kann das erklärte Ziel nicht das eigentliche Ziel sein. Im Rückblick dürften die meisten Kriege einen solchen Verlauf aufzeigen. Beispielsweise denke ich an Vietnam oder auch den Irakkrieg. „Wir werden helfen, befreien, schützen“, das wird am Anfang gesagt. Am Ende finden sich nur noch Leichenberge.

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