Dienstag, 21. Juni 2011

Von EHEC zu Griechenland. Von Angstherd zu Angstherd

Zerfall, Spaltung (Focus Money titelte z.B. am 22. Juni 2011 mit einem zerbrochenen EURO.) , Streit, Bankrott, Angst, Panik, Krise, Untergang, drohender Abschwung, Krawalle…

Die Liste aktueller Schlagzeilen ist lang. Kaum gab es bzgl. der „EHEC-Krise“ einigermaßen Entwarnung, schwenkten die Medien blitzschnell um und hoben die Griechenland-Krise wieder nach oben, die aktuell Top-Thema ist.

Ich hatte erst überlegt, ob ich wieder etwas zum jetzt neuen SPIEGEL Titel schreiben soll oder ob das ganze vielleicht doch etwas zu sehr durch mich interpretiert ist. Dann hörte ich gestern im Deutschlanfunk vor 11.00 Uhr, wie ein Experte etwas von dem „Infektionsherd“ Griechenland und der "Ansteckungsgefahr" für andere Länder sagte. Auch in der Folge fiel mir in anderen Nachrichten, Hörfunk und Berichten immer häufiger das Wort „Ansteckungsgefahr“ auf. Ich halte das mittlerweile nicht mehr für einen Zufall. Über drei Wochen lang grassierte in Deutschland die (meiner Meinung nach vollkommen übertriebene) (Todes-)Angst vor der Ansteckung mit EHEC. (siehe meine letzten Beiträge) Jetzt droht die „Ansteckung“ durch das „vergiftete“ Griechenland. Die Ängste haben sich wieder auf die ökonomischen Bereiche verschoben. Gruppenfantasien und Gruppenängste scheinen manchmal zu wandern, von Angstherd zu Angstherd.

Kommen wir zurück zum aktuellen SPIEGEL Nr. 25 vom 20.06.11, der den EURO „Plötzlich und Erwartet“ zu Grabe trägt.
Getreu des letzten Blogbeitrages habe ich den SPIEGEL nach (wie ich fand) relevanten Schlagwörtern und Sätzen in den Titeln und im Dickgedruckten durchsucht. Die gefundenen Wörter unterscheiden sich zu dem, was ich in den beiden vorherigen Ausgaben fand. Angst, Kriegs- und Zerstörungswörter und Gift/Virenstichworte dominieren hier. Ich bin kein Psychoanalytiker. Mir fiel aber in dieser Ausgabe besonders der relativ lange Artikel „Aus einer Leiche geboren“ ab Seite 112 auf. Berichtet wird über eine Frau, die gehirntod im Krankenhaus lag und einige Wochen später einen gesunden Sohn gebar. Der Artikel an sich ist wirklich sehr ergreifend und berührend. Um den Artikel an sich geht es mir weniger. Ich finde nur die Symbolik interessant. Der SPIEGEL trägt den EURO im Titel zu Grabe. Im selben Heft findet sich ein Artikel, wo eine „Tote Mutter“ einen Sohn gebar. Ich wage hier keine Deutungen, möchte aber auf mögliche Zusammenhänge hinweisen.

Hier nun die Schlagwörter:
Aufstand, Sohn, Zerstörung, Anarchie, Schuld, Krieg, Verhungernde, „Angst vor der Größe“, Sterben und Töten, Sorge, Arme Kinder, Blutarme Politik, „Auf Gedeih und Verderb“, Gefahr, Krise, Krise, Flächenbrand, Krisen, Schlimmsten, „Rette sich, wer kann“, Jugend, Mütter, Kinder, „Das Tor der Tränen“, Krieg, Schreckgespenst, Angreifern, „Schwere Geschütze“, Fluchtpunkt, „Sie können nur töten und hoffen“, „Wer die Schlacht will, kann sie haben“, „Eine furchtbar nette Familie“, Kindern, Gewalt, Wut, Gegenwehr, Angriff, letzte Schlacht, vernichtet, Krieg, Bombenangriffe, gekämpft, Kriegsschauplatz, Virenjäger, Killerprogramme, Sohnes, Böses, Virus, Viren, Bedrohung, Viren, tötete, „Aus einer Leiche geboren“, Mutter, „Es regnet Gift“, „Es regnet Geld“, „Loch in der Geschichte“, „Angst treibt uns voran“, Leere, Leidensbericht.

Die Ansteckungsangst geht um in den deutschen Medien. Einige Beispiele:

Ansteckungsgefahr für unseren Wohlstand“ (Monitor Nr. 621 vom 16.06.2011)

„Es droht Ansteckungsgefahr“ (bild.de)

„Würden die europäischen Länder schockartig Griechenland in die Pleite schicken, würde diese Schockwelle eine Ansteckungsgefahr bedeuten und auch andere Länder in große Schwierigkeiten bringen.“ (Focus, 15.06.11)

Belgien warnt in Griechenland-Krise vor Ansteckung (europeonline-magazine.eu, 19.06.11)

"Angestrebt wird eine begrenzte Beteiligung der privaten Gläubiger, die aber keine Ansteckung (anderer Länder) nach sich zieht." (web.de, 16.06.11)

"über die Angst vor der „Ansteckung“ wenn Griechenland pleiteginge“. (handelsblatt.com, 20.06.11)

"Geht Griechenland pleite, so droht eine Ansteckung der anderen Peripheriestaaten wie Irland, Portugal oder Spanien." (berlinonline.de, bereits am 30. April 11)

Infiziert der »Griechenland-Virus« jetzt auch Bulgarien (Kopp Verlag, 14.06.11)

"Wann springt das Griechenland-Virus über?" (handelsblatt.com, 16.06.11)



Wir werden sehen, wie sich die Ängste weiter entwickeln und wer zuletzt geopfert wird...

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