"Das ist für Lockerbie", titelte die britische "Sun" zum Tod Muammar al-Gaddafis - und zeigte ein Bild seines geschundenen Leichnams, schreibt der SPIEGEL. Unter dem Sun- Titel steht dann noch: „Und für Yvonne Fletcher. Und für IRA Semtex Bomben Opfer“
Diese Rachegefühle beziehen sich auf Ereignisse aus den 80er Jahren, liegen also über 20 Jahre zurück. Ich glaube allerdings nicht, dass Rachegefühle die wesentliche Emotion ist, die von der Sun - stellvertretend für sicher einen nicht kleinen Anteil der britischen Bevölkerung – ausgedrückt wurde. Viel mehr dienen diese offenen „rächenswerten“ Ereignisse dazu, eine andere Emotion zu legitimieren: Freude und Spaß am qualvollen Tod des (selbst aufgebauten) Feindbildes Gaddafi.
Dieses öffentliche Zelebrieren eines Menschenopfers ist dazu ja nicht nur auf die Person Gaddafi bezogen. Letztlich könnte man tausende Bilder von zerschundenen, zerschossenen und zerstückelten Menschen zeigen, die auf Grund des Libyen Krieges ums Leben kamen und im Namen der Menschenrechte geopfert wurden. Insofern freuen sich die Menschen im Grunde auch über dieses große Opferritual, auch wenn wir im Westen mittlerweile soweit entwickelt sind, dass wir diese „Freude“ nicht offen aussprechen würden. Trotzdem liegt sie in der Luft. Irgendwie war der Tod der Vielen doch nützlich, wenn wir jetzt den Diktator erwischt haben…
Nein, es steht weiterhin nicht gut um die emotionale Entwicklung und Reife auch in vielen westlichen Ländern. Zudem wurde durch den NATO Einsatz und die Entfernung des Gaddafi Regimes der nächste große Konfliktherd geschaffen. Der libyische Übergangsrat hat bereits angekündigt, dass man in Libyen die Scharia zum obersten Gesetz erklären möchte. Wenn dieses Ziel auch mit beschwichtigenden Begleitworten geschmückt wurde, so steigt trotzdem das Risiko, dass dieses Land sich in eine islamistische, radikale Struktur zurückversetzen wird. Wer dann zunächst geopfert werden wird ist bekannt: Frauen und Kinder zuerst.
"Frauen und Kinder zuerst" schrieb ich hier bzgl. möglicher neuer Opfer. Mustafa Abdul Dschalil hat in einer Rede vor den Augen westlicher Ehrengäste klargestellt: "Für uns als islamisches Land sind die Regeln des Islams der einzige Maßstab für die Schaffung und Gestaltung des neuen Libyens. Gesetze, die nicht im Einklang mit dem Koran stehen, wird es bei uns nicht geben."
AntwortenLöschenund er wird noch deutlicher: "Männer, ihr könnt wieder vier Frauen heiraten! Denn so steht es im Koran, dem Buch Gottes. Ihr könnt beruhigt nach Hause gehen, denn ihr müsst nicht eure erste Frau um Erlaubnis fragen." Die libyschen Männer jubeln. Unter Gaddafi war es ihnen nicht erlaubt, mehr als eine Frau zu heiraten.
Quelle: http://www.taz.de/Siegesfeier-in-Bengasi/!80535/
"NATO erbombt mittelalterliche, islamische Rechte in Libyen" könnte man rückblickend schreiben...