Kurz nachdem ich etwas zur Gewalt gegen Kinder in Afrika geschrieben habe, bin ich auf eine aktuelle repräsentative Studie aus Tansania gestoßen. Diese ergänzt das Bild, dass ich in meinem Beitrag aufgezeigt habe.
3.739 Jungen/Männer und Mädchen/Frauen im Alter von 13 bis 24 Jahren wurden befragt. Hier die wesentlichen Ergebnisse:
- 27,9 % der Mädchen/Frauen und 13,4 % der Jungen/Männer berichteten von mindestens einer Form von sexueller Gewalt vor dem achtzehnten Lebensjahr.
- Fast 6 % der weiblichen Befragten berichteten, zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein.
- Ca. drei Viertel (um die 75 %) aller Befragten erlebte mindestens eine Form körperlicher Gewalt. Unter körperlicher Gewalt wurden Schläge, Stoßen, mit der Faust schlagen, Tritte, zusammengeschlagen werden und Angriffe oder Drohungen mit einer Waffe wie einem Messer oder einer Pistole vor dem 18. Lebensjahr durch Verwandte, einer Autorität (wie Lehrer) oder Lebenspartner verstanden.
- Die Bedrohung mit einer Waffe wurde in der Studie zusätzlich gesondert dargestellt. 3,3 % der Mädchen/Frauen und 3,1 % der Jungen/Männer berichtet von einem solchen extremen Erlebnis.
- Die meiste Gewalt ging von Verwandten (dabei am häufigsten durch die eigenen Eltern) und Lehrern aus. Die weiblichen Befragten erfuhren häufiger Gewalt durch ihre Mütter, die männlichen durch ihre Väter.
- Der größte Teil der Befragten (78 % der weiblichen und 67,4 % der männlichen von Gewalt Betroffenen) erlebte mehr als fünf mal (der höchste mögliche Wert in der Studie) körperliche Gewalt.
- Ca. ein Viertel der Befragten hat emotionale Gewalt erfahren. Dazu gehörten Beschimpfungen, sich ungewollt fühlen oder die Drohung, verlassen zu werden.
- Die meisten der Befragten haben zudem verschiedenen Formen von Gewalt erfahren. Beispielsweise haben 84% der weiblichen Befragten, die als Kind sexuelle Gewalt erlebten, zusätzlich auch körperliche Gewalt erfahren.
- Die Studie zeigte auch, dass 60 % der weiblichen und 50 % der männlichen Befragten es für gerechtfertigt halten, wenn ein Ehemann seine Frau aus bestimmten Gründen schlägt. Dies zeigt eine hohe Akzeptanz von Gewalt und eine erschreckend hohe Identifikation mit den Tätern.
Alles in allem ist die Gewaltbetroffenheit der Kinder in Tansania sehr erschreckend, sowohl was das Ausmaß der Gewalt, als auch die Häufigkeit und Intensität angeht.
Quelle: United Republic of Tanzania, 2011: Violence Against Children in Tanzania. Findings from a National Survey 2009. Durchgeführt unter der Mithilfe von United Nations Children’s Fund, U.S. Centers for Disease Control and Prevention, Muhimbili University of Health and Allied Sciences
Mir sagen Studien nicht wesentlicheres als die Anzahl von jenen Betroffenen die dran Teilnahmen! Und die daraus errechneten Ergebnisse, verteilt auf die Ausschlaggebenden an gehegten Recherchen der Studie.
AntwortenLöschenSelbstverständlich kann ich mir aus all meinem Wissen, von Medien und Lektüren ein Bild zusammen reimen, das bei mir letztendlich auch Vorhanden ist.
Als ich einst, etwa vor 8 Jahren, das erste Mal dort in Ostafrika war (u.a. Tansania) erlebte ich selbst einen so genannten Kulturschocker, welcher mir heute noch "wie gerade erlebt" vorkommt.
Ohne abzuwenden, dass Kinder in anderen Ländern bzw. anderen Kulturen anderen oder primitiveren Gegebenheiten ausgeliefert sind, die auch sehr missachtend und im Wiederspruch mit unserer heilen und schönen Vorstellungen kollidieren, ich selbst konnte damals als Tourist nur das erleben was mir geboten wurde. "Ein schönes Land, das vom Fortschritt überrollt ist"!
Dem entgegen habe ich hier in meiner Heimat von mehr Gewalt und Misshandlungen erlebt oder aus erster Hand erfahren können.
Die Brutalität die sich in ganz anderen Kulturen heute noch hervorhebt ist viel zu komplex.
Hallo,
AntwortenLöschenman kann sich das mit den Studien wie folgt vorstellen.
Stell Dir ein "Bällchenbad" mit 1000 Bällen vor. Rote Bälle stehen für misshandelte Kinder, Gelbe für geschlagene, aber nicht misshandelte Kinder, grüne für Kinder die keine körperliche gewalt erlebt haben.
Wenn jetzt die grünen Bälle nur zu 5 % (sprich 50 Bälle) vorhanden sind, ca. 15 % gelb und der Rest rot ist, dann spricht die Wahrscheinlichkeitsrechnung dafür, dass, wenn Du Bälle aus dem Becken fischst, selten (nämnlich um die 5 %) grüne Bälle in Deine Hände bekommst. Kann jeder mal zu Hause ausprobieren, sofern Bälle vorhanden sind :-)
Solche Studien sagen also sehr viel aus. Variationen gibt es meist eher dadurch, dass die Art der Befragung, Definitionen für Gewalt usw. unterschiedlich sein können, je nach Studiendesgin.