Donnerstag, 9. August 2012

Was hat Kindesmisshandlung mit Umweltzerstörung zu tun?

 Kindesmisshandlung als gewichtige Ursache von Umweltzerstörung.

Auf den ersten Blick scheint die Frage im Titel vielleicht eine ungewöhnliche Verknüpfung zu sein. Die Fragezeichen lassen sich eingangs ganz leicht aus dem Weg räumen, wenn man sich ein Teil-Ergebnis der ACE-Studie anschaut. 

Die amerikanische Kaiser Permanente Krankenversicherung hat ab 1995 eine Studie mit Daten von 17.421 Versicherten bzgl. dem Zusammenhang zwischen belastenden Kindheitserfahrungen (Adverse Childhood Experiences, kurz ACEs, die u.a. emotionale, körperliche, sexuelle Misshandlungen und emotionale und körperliche Vernachlässigung beinhalten) und dem Gesundheitszustand durchgeführt. Es wurde dabei u.a. ein starker Zusammenhang zwischen Kindesmisshandlung (ACE Werten) und Rauchen festgestellt. (siehe den Text “The Relationship of Adverse Childhood Experiences to Adult Health:  Turning gold into lead”, S. 4 ) Am wenigsten Raucher (ca. 7 %) fanden sich in der Gruppe der Befragten, die über keinerlei Misshandlungserfahrungen (ACEs) berichteten. Mit jedem einzelnen ACE Wert, der angegeben wurde, stieg auch der Anteil der Raucher. Am häufigsten rauchten entsprechend die Personen, die über 6 und mehr ACE Werte berichteten (fast 18 % von diesen Personen rauchten). Rauchen ist ein selbstzerstörerischer Akt. Wer um die möglichen  Folgen von Kindesmisshandlung weiß, der wird sich über das aufgezeigte Ergebnis wenig wundern. 


Was aber hat Rauchen mir Umweltzerstörung zu tun? Sehr viel. Mensch lese sich den Greenpeace Magazin (Ausgabe 6/11) Artikel „Rauchen zerstört die Umwelt“ durch. Weltweit wurde, dem Artikel folgend,  zwischen 2000 und 2005 rund 13 Millionen Hektar Wald in etwa die Fläche von Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen für den Tabakanbau abgeholzt. Monokulturen, Pestizide, Kunstdünger und Holzverbrauch (auch Tropenholz) für die Trocknung des Tabak tun ihr Weiteres zur Zerstörung der Umwelt. Ein enorm großes Problem ist auch der (Gift)Müll, der durch weggeworfene Zigarettenkippen entsteht. 40 Liter Grundwasser werden durch eine einzige weggeworfene Zigarettenkippe  (die unzählige Giftstoffe enthält) verunreinigt.  „Laut UN-Umweltprogramm stammen 40 Prozent des Mülls in den Weltmeeren aus Kippen und Verpackungen das ergab eine Untersuchung im Mittelmeerraum. Zigaretten und Zigarettenfilter machen demnach außerdem den weltweit größten Anteil an Müllobjekten an den weltweiten Stränden und Küsten aus. Jährlich würden laut UN doppelt so viele Kippen wie Plastiktüten gefunden.“, schreibt das GM. (Dazu kommen andere destruktive Auswirkungen, wie Kinderarbeit im Tabakanbau. In Malawi sind z.B. in der Hauptsaison bis zu 150.000 Kinder am Schuften. Ein zynischer Zusammenhang, wenn man bedenkt, dass misshandelte Kinder später häufiger rauchen und dadurch wiederum Kinderarbeit „beauftragen“.)
Raucher zerstören sich selbst, aber auch ihre Umwelt. Rauchen hängt erwiesenermaßen stark mit belastenden Kindheitserfahrungen zusammen. Insofern ist es nicht übertrieben zu schreiben, dass Kindesmisshandlung auch etwas mit Umweltzerstörung zu tun hat. 

Dieses Thema lässt sich sicher auch noch weiter ausbauen. Beispiele für extreme und irrsinnige Umweltzerstörung gibt es zu Hauf. Es ist noch nicht all zu lange her, dass gesetzlich erlaubt  Atommüll im Nordatlantik versenkt werden durfte (der mittlerweile wieder auftaucht und sogar in Fischen nachweisbar ist). Wer damals  solche Gesetze geschaffen und wer solche Fässer im Meer versenkt hat, muss emotional blind sein und unter Realitätsverlust leiden.  Es bedarf eines hohen Verdrängungspotentials, wenn solche Dinge geschehen. Genau dieses Ausblenden von Emotionen und Realitäten, von Auswirkungen auf das eigene Handeln trifft auf viele willentliche und direkte (aber auch indirekte) Handlungen zu, die die Umwelt zerstören. Das Ausblenden von Emotionen und Realitäten ist auch etwa, was Kinder brauchen, um in einer Atmosphäre der familiären Gewalt zu überleben. „Das geschieht mir nicht“; „Meine Eltern sind doch lieb“; „Gewalt ist Fürsorge und Liebe“ usw. das sind Verdrehungen der Wirklichkeit, die Eltern durch ihr gewaltvolles Handeln und ihre Äußerungen (gezielt) auslösen. Gewalt gegen Kinder bedingt auch manches mal Denkblockaden (aus den genannten Gründen). 

Mir scheint, dass das weltweite Wegsehen bzgl. der Realitäten (des von Menschen gemachten Klimawandels und der Zunahme von Umweltkatastrophen) sehr viel mit destruktiven Kindheitserfahrungen zu tun hat. Bei vielen Menschen, denen ich im Alltag begegne, stelle ich auch eine Art „Starre“ fest. Man kann ja eh nichts tun und ändern, die Politik muss es richten usw. Man ergibt sich der Ohnmacht oder besser gesagt man gibt sich ihr hin. Dabei kann jeder etwas im Alltag tun, was schon beim Kaufverhalten oder der Wahl des Stromanbieters  anfängt. 

Es wäre zudem interessant, z.B. die Kindheiten von Greenpeace Mitgliedern mit den Kindheiten von Nicht-Mitgliedern und zusätzlich auch Menschen, die Greenpeace ablehen zu vergleichen oder die Kindheiten von überzeugten Ökostromkonsumenten (oder auch deren Produzenten) und überzeugten Atomstromkonsumenten (und deren Produzenten). Das hört sich vielleicht etwas merkwürdig an (weil solche Verknüpfungen bisher nicht gestrickt wurden), aber ehrlich, ich vermute, dass sich dabei signifikante Unterschiede feststellen ließen. 

Selbstzerstörung in diversen Ausformungen (z.B. Drogenkonsum, Prostitution, Soldatenberuf, selbstverletzendes Verhalten, Suizid) sind typische mögliche Folgen von Kindesmisshandlung. Ich habe noch in keinem einzigen Buch über Kindesmisshandlung gelesen, dass auch die Selbstzerstörung durch Umweltzerstörung eine mögliche Folge von Kindesmisshandlung sein kann. Dieser Bereich ist gänzlich unerforscht und es wird noch nicht einmal darüber nachgedacht. In Anbetracht der massiven weltweiten Umweltzerstörung (und der extrem weit verbreiteten Gewalt gegen Kinder) ist dies eine fahrlässige Lücke. 

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass Kriege massive Auswirkungen auf die Natur und Umwelt haben. In Kriegszeiten werden gedankenlos Fabriken bombardiert, Abwasserkanäle zerstört, Uranmunition oder gar Chemiewaffen eingesetzt, Entlaubungsmittel versprüht (z.B. in Vietnam) oder wie im 2. Weltkrieg geschehen Atombomben eingesetzt. Da die (massenweise) Misshandlung von Kindern in einem direkten starken Zusammenhang zu der Entstehung von Kriegen steht (die Grundthese dieses Blogs) wird einmal mehr deutlich, dass Kindheiten Auswirkungen auf den Umgang mit der Natur haben. 

Klimaschützer und Umweltschützer müssen immer auch Kinderschützer sein, sie müssen für den Schutz von Kindern vor Gewalt, für die Lebendigkeit und Lebensfreude von Kindern und deren freien Eigenwille eintreten, wenn sie langfristig viel bewirken wollen. 

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