Donnerstag, 20. Mai 2010

Eurokrise, Wirtschaftskrisen und die irrationale Angst

Die aktuellen Wirtschaftskrisen sind vor allem emotionale Krisen. Dieser Eindruck drängt sich mir immer mehr auf, wenn ich mir insbesondere die letzten 2-3 Jahre (Lebensmittelkrise, Schweinegrippe, Weltwirtschaftskrise, Bankenpleiten, Staatspleiten, Kriege, dazu monatelange Berichte über sexuellen Missbrauch und misshandelte Heimkinder) vor Augen führe.

Das Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland – mit Ausnahme einiger kleiner Ausrutscher nach unten – stetig gewachsen, was folgende Tabelle eindrücklich zeigt: http://www.pdwb.de/w_biprei.htm

Noch im Mai 2008 wurde berichtet, dass Deutschland das stärkstes Wirtschaftswachstum seit zwölf Jahren erlebt. http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/staerkstes_wirtschaftswachstum_seit_zwoelf_jahren_in_deutschland_1.743811.html#

Den Aufwärtstrend kann man sich auch hier wunderbar anschauen.

Für das Jahr 2010 sind die Prognosen zur Entwicklung des deutschen BIP durchaus positiv.

Auch von einer "Kreditklemme" kann Anfang 2010 nicht mehr die Rede sein. Der deutschen Wirtschaft drohen keine flächendeckende Probleme mit der Kreditversorgung mitten in der konjunkturellen Erholung, wie die Finacial Times Deutschland schreibt.

Ebenso sank die Zahl der Arbeitslosen zwischen 2006 und 2008 stetig und stieg dann 2009 wieder etwas (nicht in einem "krisenhaften" Ausmass) an.

„Urlaubslust statt Krisenfrust“ titelt die repräsentative 26. Deutschen Tourismusanalyse und zeigt, dass die Reiselust der Deutschen auch im Jahr 2010 ungebremst ist. Ähnliche Ergebnisse brachte eine andere Studie aus dem Jahr 2009. Demnach wollten 56 Prozent der Bundesbürger im Sommer 2009 in den Urlaub fahren. Das war nur ein Prozent weniger als im Vorjahr.

Einher mit dem stetigen Wachstum geht die Angst und die Panik und natürlich Kriege in fernen Ländern. Lloyd deMause hat auf das Phänomen „Wachstumspanik“ und „Interne-Opfer-Lösung“ hingewiesen, um das Wachstum und damit verbundene Ängste abzuschwächen. Dazu habe ich ein wenig etwas hier geschrieben. (weiter unten im Text)
Aktuell erleben wir die „EURO-Krise“. Angela Merkel – geübt darin, Angst zu verbreiten – hat in einer aktuellen Regierungserklärung am Mittwoch von einer "existenziellen Bewährungsprobe für Europa" gesprochen. "Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.", warnte sie. "Die gegenwärtige Krise des Euros ist die größte Bewährungsprobe, die Europa seit der Unterzeichnung der Römischen Verträge im Jahre 1957 zu bestehen hat." Wir haben ein Bedrohungsszenario und wir haben irrationale, total abgehobene politische Entscheidungen, wie mal eben 750 Mrd. Kredite zu verteilen, finanziert, richtig, natürlich durch Kreditaufnahmen...

Auch der EURO befand sich im Übrigen seit Jahren nur im Höhenflug. http://www.ross-trading.de/a/technische-chartanalysen/chartanalyse-euro.htm Seit dem Jahr 2001 erklomm die Währung einen Rekordwert nach dem anderen! Da hätten die Amerikaner mit ihrem schwachen Dollar ja im Grunde jedes Jahr Rettungsschirme für ihre Währung aufspannen müssen, aber, wie wir wissen, waren und sind sie ja etwas abgelenkt, weil sie den ein und den anderen Krieg führen…

Ist es eine existenzielle Bedrohung für uns, wenn der Euro vielleicht auf das Niveau von 2000 zurückfällt? Ging es uns damals so viel schlechter als heute? Wissen wir nicht auch aus Erfahrung, dass kurzfristige starke Kursschwankungen relativ normal sind, wenn "bad news" anstehen und in ein paar Wochen der Markt schon wieder ganz anders denken könnte, wenn neue andere Nachrichten anstehen? Und haben wir nicht auch alle in der Schule gelernt, dass eine eigene schwache Währung auch positive Effekte für den eigenen Außenhandel haben kann? Gerade auch für den Exportmeister Deutschland?
Rund drei Viertel der Ausfuhren von Waren "Made in Germany" wurden allerdings 2009 in europäische Länder geliefert. Der Anteil der Waren, die in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union gingen, betrug 63%, schreibt das statistische Bundesamt. Die Importe Deutschlands kamen ebenfalls zu einem großen Teil aus Europa (71%). Ich bin kein Wirtschaftsexperte (kenne mich aber mit handfesten Wirtschaftsprozessen und der realen Wirtschaft aus, in der ich beruflich sehr aktiv bin). Aber im Ernst, wenn man diese Zahlen ließt, dann ist der EURO doch weiterhin für alle ein Segen! Kursschwankungen traktieren uns weniger, wenn wir letztlich hauptsächlich mit einer Gemeinschaftswährung handeln. Das war ja auch u.a. das Ziel von der Einführung des EURO. Warum sagt das keiner?

Warum sagt eigentlich niemand: "Sicher, wir müssen uns verbesssern, wir haben einige Probleme und Herausforderungen, aber Leute, eigentlich geht es uns doch ganz gut, wir packen das schon!" Jeder, der in der Wirtschaft zu tun hat, weiß, dass nur Motivation und Zusprache hilft, wenn es Probleme gibt. Dies ist vor allem die Aufgabe von Führungskräften. Doch wie es scheint, will die Nation sich schlecht fühlen....

Die aktuellen Krisen scheinen mir vor allem psychologische, emotionale Krisen zu sein. Kindheitserfahrungen könnten ihre Ursache sein, wie die Psychohistorie nachzuweisen versucht. Dem muss weiter nachgegangen werden.

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