Sonntag, 5. Juni 2011

Aha-Erlebnis: EHEC und „Der Feind im Essen“ die Zweite

Heute hatte ich ein wirkliches AHA-Erlebnis! An der Tankstelle leuchtete mir die Titelstory des aktuellen SPIEGEL entgegen. In übermäßig großen Buchstaben steht dort nur:
Der Feind im Essen"

Ich muss gestehen, dass ich mich für eine Sekunde richtig erschreckt habe. Mir ist es richtig in die Glieder gefahren. Ich bin zwar sehr selbstbewusst, aber weiß auch um meine Schwächen und Fehler. Mir ist klar, dass ich irren kann oder im Eifer sogar – trotz allen Hinterfragens – manchmal echten Blödsinn sagen und schreiben kann. Als ich diese Titelzeilen las, dachte ich nur: „Sven, Du hattest recht mit deinem aktuellen Beitrag und Gedanken zur EHEC Panik… ach herrje.“ Es geht wirklich um die Suche nach einem neuen Feind! Mein nächster Gedanke war: „Wie kann man als SPIEGEL Redaktion so dumm sein, den Titel „Der Feind im Essen“ zu nennen, nachdem ich doch einige Tage vorher genau bzgl. solcher und ähnlicher Titel meine Kritik geäußert hatte. Ach ja, mein Blog wird ja nicht wirklich viel gelesen“, also im Verhältnis zum SPIEGEL :-), fiel mir dann natürlich gleich wieder ein…
DER SPIEGEL und SPIEGEL-Online sind beide im Grunde DIE Medien in Deutschland, die nicht nur immer wieder aktuelle emotionale Prozesse und Gruppenfantasien manchmal geradezu in Reinform aufzeigen und abbilden, sondern diese auch in erheblichem Maße mit anschieben, da sie Leitfunktionen inne haben.

Innerhalb der Printausgabe zum Titelthema liest man dann noch weitere Über- und Unterschriften in der Art wie „Outbreak in Deutschland“, „Infizierter Norden“, „Lauernde Gefahr“, „Ein Erreger für die Demut“, „Wir leben in einem fragilen System“, „Die Jagd wird mysteriöser“, „Entfesselter Erreger“.

Unter dem Titelbild ist zudem zu lesen: "EHEC: Die Geburt einer neunen Seuche" Das Wort Geburt ist in diesem Zusammenhang sicherlich kein Zufall, es hat mit Säuglingsein, Mutter und womöglich mit dem zu tun, was Lloyd deMause "fötales Drama" nennt.

Emotional ist zur Zeit einiges los in Deutschland, parallel dazu eskaliert der NATO-Krieg in Libyen (bei dem sich Deutschland raus gehalten hat und somit auch ein mögliches, klares Feindbild aufgegeben hat ) und wird jetzt auch mit Kampfhubschraubern geführt. Die aktuellen Prozesse sind erschreckend und ich werde weiter aufmerksam beobachten, was sich tut.

Darüberhinaus möchte ich anmerken, dass es mir für die von EHEC und HUS Betroffenen wirklich leid tut. Für diese Menschen ist dieser Keim wirklich eine reale Bedrohung. (Auch bin Laden war ein realer Terrorist und eine reale Bedrohung.) Allerdings analysiere ich hier absolut übertriebene und destruktive (manchesmal sogar mörderische) Reaktionen auf Gefahren oder inszenierte Gefahren und emotionale Prozesse, die einen Faden zu destruktiven Kindheitserfahrungen spannen. Darum geht es mir hier.

Nachtrag vom 06.06.11: Auf SPIEGEL-Online ist zu lesen: "Deutschlands oberster Ehec-Manager Daniel Bahr jagt erfolglos nach dem Feind im Essen."

Nachtrag vom 07.06.11: In der Tat legen andere Medien jetzt getreu der SPIEGEL-Titelüberschrift nach: "Der Feind in der Nahrung kommt auch aus der Natur" schreibt ZEIT-Online (in einem auch inhaltlich ganz furchtbaren Artikel).

3 Kommentare:

  1. Michael Thomas Kumpmann18. März 2020 um 20:29

    Bitte mach auch was zur irrationalen Corona Panik, die jetzt vor herrscht.

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  2. Bei Corona ist es etwas anders, als bei EHEC.
    Ich halte die Maßnahmen derzeit in der Tat für sinnvoll und auch solidarisch vor allem den Kranken und Älteren gegenüber. Ich beobachte aber auch so manche Überschriften und Vergleiche von Corona mit "Krieg" oder der Darstellung von Corona als einem "Kriegsgegner". Für einen Artikel zu dem Thema ist es aber noch zu früh.

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  3. Michael Thomas Kumpmann20. März 2020 um 16:17

    Ja. Die Vergleiche mit Krieg fallen sehr auf. Besonders von Macron und Trump. Trumps Formulierungen haben ja sogar dafür gesorgt, dass viele Verschwörungstheoretiker glauben, dass Trump die Corona Pandemie tatsächlich als Tarnung für eine großangelegte Militäroperation nutzen will. (Kein Scherz.Besonders dessen Formulierung von "Ein Unsichtbarer, gefährlicher Feind" sorgte tatsächlich für Spekulation.)

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