Donnerstag, 16. Dezember 2021

Mein Interview mit Nick Greger

Ich habe heute ca. 1 ½ Stunden mit Nick Greger (online) gesprochen. Er hatte mich auf Grund meines Blogbeitrags ("Die angeblich harmonische Kindheit des Ex-Neonazis Nick W. Greger und meine Anmerkungen dazu") über ihn angeschrieben und sich bereit erklärt, sich meinen Fragen zu stellen, was ich dankend annahm. 

Wir haben über sehr vieles gesprochen. Wir sind fast gleichalt und ich fand schnell Draht zu Greger, der sehr offen und redegewandt ist. Wir haben auch etwas abgestimmt, über was ich dann öffentlich berichten kann. Ich bin kein Journalist oder ähnliches und fand es großartig, diese Gelegenheit zu bekommen. 

Nick Greger hat im Prinzip sehr viel von dem bestätigt, was er schon kurz in seiner Autobiografie ausgeführt hatte. Er erlebte seine Familie als harmonisch und zugewandt. Es gab keine Körperstrafen, keinen Suchtmittelmissbrauch, keine schweren Konflikte zwischen den Eltern oder ähnliche Belastungen. 

Eine für mich neue Info darf ich hier erwähnen: Seine Mutter war gerade einmal 16 Jahre alt, als Nick geboren wurde. Sie wurde im Alter von 15 Jahren schwanger. Dies sei so geplant gewesen. Nicks Vater war einige Jahre älter und konnte die junge Familie finanziell stemmen. Seine Mutter sei damals bereits sehr reif und verantwortungsvoll gewesen. 

Was auffällt ist, dass Nick ebenfalls im Alter von 15 Jahren „ausbrach“ und einfach seine Familie verließ, um in Dresden zu wohnen. Ich sehe da eine gewisse Parallele zu seiner Mutter und ihrem „Ausbruch“ aus der Norm durch die frühe Schwangerschaft.

Das Thema „Ausbruch“ aus dem kleinen Ort, der ihm nicht viel bot und ihn einengte, war auch Nicks Lebensthema als Jugendlicher. Der Anschluss an die kleine rechte Gruppe im Ort war zunächst quasi Mittel zum Zweck und nicht ideologisch bedingt (was viele Ehemalige so oder so ähnlich berichten). Die Ideologie kam natürlich später dazu. 

Ich habe Greger gegenüber sehr deutlich gemacht, dass ich trotzdem vorsichtig mit seinen Angaben über seine Kindheit bin und skeptisch bleibe. Es ist für jeden Menschen schwer, objektiv auf die eigene Kindheit zu schauen. Ich glaube ihm aber auch den Grundrahmen seiner Kindheit, den er sehr deutlich und klar gemacht hat. 

Ich kann den "Fall Greger“ einfach für sich so stehen lassen. Meine Datensammlungen zeigen, dass die allermeisten Extremisten als Kind destruktiven Bedingungen ausgesetzt waren. Bzgl. Prävention und Ursachenanalyse bleibt dies ein gewichtiger Faktor. 


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