Erneut habe ich eine Studie gefunden, die Kindheitshintergründe von Terroristen offen legt:
Mohammed, R. & Neuner, F. (2022). Putative juvenile terrorists: the relationship between multiple traumatization, mental health, and expectations for reintegration among Islamic State recruited adolescent and young adult fighters. Conflict & Health, 16:58 (2022).
Für diese Studie wurden 59 männliche Jugendliche und junge Erwachsene (14 bis 24-Jährige; Durchschnittsalter: 18 Jahre) befragt, die für terroristische Taten im Rahmen von ISIS inhaftiert sind (Jugendgefängnis in Erbil/Irak).
Diverse Belastungen wurden abgefragt (Kriegserlebnisse, Folter usw.), darunter auch die Kategorie "Gewalt in der Familie". Obwohl u.a. auch Vernachlässigung und frühe Erfahrungen von sexueller Gewalt abgefragt wurden, haben die AutorInnen nur die Ergebnisse für drei Belastungen in der Familie zahlenmäßig aufgeführt:
Körperliche Gewalt in der Familie: 81,4%.
Zeuge körperlicher Gewalt in der Familie: 50,8%.
Gesagt bekommen, man wäre ein schlechter Sohn: 50,8%.
Im Durchschnitt machten die Befragten ca. drei Gewalterfahrungen in der Familie.
Ergänzend interessant und aufschlussreich sind einige Oberflächendaten über die Familie:
Von 81,4% der Befragten war die Mutter und von 78% der Befragten war der Vater gestorben. Dazu kommt eine hohe Anzahl von Geschwistern: 45,8% hatten drei bis fünf Geschwister; 28,8% hatten sechs bis acht Geschwister und 17% hatten sogar neun oder mehr Geschwister. Eine sehr hohe Anzahl von Geschwistern (zudem in einer armen Region) erhöht die Wahrscheinlichkeit von Vernachlässigungserfahrungen meiner Auffassung nach sehr.
Bzgl. der mentalen Gesundheit fassen die AutorInnen zusammen: “A high percentage of the sample, 89.8%, met the criteria for depression, and 69.5% met the criteria for PTSD” (S. 3).
Die Studie bestätigt erneut die hier im Blog vielfach vorgetragene Erkenntnis, dass Extremisten sehr belastete Kindheitshintergründe aufweisen!