Samstag, 16. November 2013

SPD Parteitag und die "schallenden Ohrfeigen"

Schallende Ohrfeigen für deutsche Spitzensozis“, auf diesen Titel der Schweizer Handelszeitung wies mich kürzlich ein Leser hin. Diese „Prügelsprache“ in Medienkommentaren bzgl. politischer Ereignisse wie in diesem Fall zum SPD Parteitag in Leipzig ist keine Seltenheit, sondern taucht immer wieder auf. (Ich habe darüber bereits hier ausführlich geschrieben) Im aktuellen Fall fällt allerdings doch die Häufigkeit der entsprechenden Wortwahl auf.  Einige Beispiele:

„Wer wird abgewatscht?“  schrieb die ZEIT fragend am 15.11. bereits kurz vor der Wahl der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden

Ohrfeige für SPD-Generalsekretärin Nahles“ titelte der Focus.
In diesem Stile geht es weiter:

Ohrfeige für die Führungsriege“ (MDR)

Schallende Ohrfeige für Andrea Nahles auf SPD-Parteitag“ (Der Westen)

Schallende Ohrfeige für SPD-Spitze“ (Rhein-Zeitung)

 „Ohrfeige für SPD-Spitzen“ (tagesschau)

Sigmar Gabriel in Leipzig abgewatscht“ (BZ-Berlin)

Andrea Nahles und Olaf Scholz wurden gestern von den Delegierten des SPD-Parteitags geradezu abgewatscht“ (Weser-Kurier, im Bilduntertitel),

 „Wahlklatsche für Partei-Spitze„ (Bild, im bilduntertitel)

Watsche für Gabriel bei Wiederwahl zum Parteichef“ (NWZ-Online)

Die Delegierten watschen alle ab“ (Welt)

 "SPD-Parteitag: Klatsche für Hannelore Kraft" (express.de)

Dies sind nur einige Beispiele, ich habe noch weit mehr gefunden.

Mensch erkennt deutlich die "schallenden" Nachwirkungen der Prügel gegen die füheren Generationen. Unreflektiert wird die Prügelsprache gegenüber dem Kind in die bildliche politisch-journalistsiche Sprache übernommen.

Freitag, 15. November 2013

Die strenge Mutter von John F. Kennedy

Aktuell wird häufig über Kennedy berichtet, da es wohl neue Buchveröffentlichungen über ihn gab. Seine Schwester, Jean Kennedy-Smith, wurde im hohen Alter von 85 Jahren von SPIEGEL-TV interviewt. Und sie erwähnte auch die "Erziehungsmaßnahmen" ihrer Mutter:

"Unsere Mutter war streng. Wenn wir ungehörig waren, sperrte sie uns in ihren Kleiderschrank. Einmal saß ich schon eine ganze Weile drinnen, ich hatte ihre Schuhe und ihre Kleider längst durchgezählt, als die Tür aufging und Teddy dazu kam. Sie hatte mich einfach vergessen. Also saßen wir zusammen im Dunkeln und unterhielten uns darüber, was für eine gemeine Mutter wir haben." (SPIEGEL-Online, 15.11.2013)

Ich habe diesen Auszug den Schilderungen über Kennedys Kindheit hinzugefügt. Es ist unglaublich, wie die Kinder der Kennedys traumatisiert wurden. JFKs Doppelleben wird dadurch u.a. erklärbar.

Samstag, 9. November 2013

Reichspogromnacht vor 75 Jahren: Hasse Deinen Nächsten wie Dich selbst

Pfarrer Stephan Krebs aus Darmstadt hielt heute Morgen die Morgenandacht  im Deutschlandfunk, die ich zufällig hörte. Er erinnerte an die Reichspogromnacht der Nazis vor genau 75 Jahren und begann seine Andacht gleich mit dem Satz: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Im Verlauf sagte er u.a. weiter:
Wer sich selbst nicht mag, wird auch andere kaum mögen können. Der lässt sich auch viel leichter verleiten andere zu hassen oder ihnen zumindest gleichgültig gegenüber zu stehen. So muss es vor 75 Jahren in Deutschland vielen ergangen sein. Damals unter der Herrschaft der Nazis (….) In weiten Teilen der Bevölkerung fehlte es an Mitgefühl und an Rechtsempfinden. Von Nächstenliebe keine Spur. (…)“
Diese uralte christliche Weisheit ist letztlich auch eine psychologische Wahrheit. Kaum einer hat dies so gut dargestellt und erläutert wie der Psychoanalytiker Arno Gruen. Auf diesen bin ich vor über 10 Jahren mit voller Wucht gestoßen, weil ich ein einziges Zitat in einem Buch eines Soziologen von ihm las, in dem es genau darum ging, dass Selbsthass auch die Ursache von Hass gegen Menschen ist. Und dieser Selbsthass entsteht wiederum dadurch, dass Kinder nicht sie selbst sein dürfen, sondern durch Gewalt, Erniedrigungen und Gehorsamsforderungen ihr eigenes Selbst abspalten und von da an von einem inneren Fremdsein und mehr oder weniger (offenen oder verdecktem) Selbsthass bestimmt sind. Das bedeutet umgekehrt (was wir heute mehr den je in der Gesellschaft beobachten und nachweisen können): Je weniger Gewalt, Erniedrigungen und Gehorsamsforderungen gegenüber Kindern stattfinden und desto mehr (elterliche) Liebe und Geborgenheit erfahren wird, desto weniger Selbsthass, desto mehr Selbstbewusstsein, Glück, Zufriedenheit und friedliche Gedanken, Verhaltensweisen und Wege. Was vor 75 Jahren in Deutschland stattfand, wird sich hierzulande nicht wiederholen, weil sich die Kindererziehungspraxis derart positiv weiterentwickelt hat, dass heute einfach die Basis für einen derartigen Massenhass fehlt.