Samstag, 27. September 2014

Das Märchen von der schlechten Kindheit in Deutschland

Heute habe ich mit Freude einen Artikel entdeckt, der mir aus dem Herzen spricht: "Wir sind keine Sorgenkinder!", ZEIT-Online, 26.09.2014. Wider der öffentlichen Wahrnehmung wird endlich mal umfassend auf die sehr positiven Entwicklungen von Kindheit in Deutschland hingewiesen. Das Buch "Die Modernisierung der Seele", das diesem Artikel u.a. zu Grunde liegt, ist ganz oben auf meiner Wunschliste von zu lesenden Büchern. Ich will aus dem Artikel gar nicht zitieren. Mensch lese ihn einfach selbst. Nur soviel: Alle Pessimisten und Kritiker von Kindheit in Deutschland stehen auf sehr dünnem Eis, denn nie zuvor war Kindheit besser, glücklicher und gewaltloser als heute.

Freitag, 19. September 2014

Breiviks Vater veröffentlicht ein Buch

Breiviks Vater hat ein Buch veröffentlicht (übersetzter Titel "Meine Schuld? Die Geschichte eines Vaters") und seine Sicht auf die Dinge geschildert. In den (Online-)Medien wurde das Buch hier und da erwähnt. Am ausführlichsten war wohl ein Bericht bei Welt-Online ("Breiviks Vater bricht sein Schweigen").
An Hand des Berichtes zeichnet sich ab, dass Breiviks Vater bestätigt, was Aage Borchgrevink in seinem Buch ausgeführt hat. "Das war ganz neu für mich. Ich konnte nicht glauben, was da stand.", wird der Vater zitiert, als er von dem psychiatrischen Gutachten erfuhr (siehe Hintergründe in dem vorgenannten Link) Der 79-jährige Ex-Diplomat berichtet, laut Welt-Online, in dem Buch "vor allem aus einem dysfunktionalen Familienleben, das seinen Sohn prägte."

Ich habe heute auch ein Interview mit Aage Borchgrevink gefunden, in dem er in etwas mehr als 5 Minuten die Dinge klar und rational (und dabei auch emotional anwesend und klar) auf den Punkt bringt. Ich finde die Art und Weise wie der Autor die Dinge so klar und kurz beschreibt sehr eindrucksvoll. Letztlich ist es eben ein ganz logischer und rationaler Prozess, die Ursachen von Terror von Anfang an zu denken. Und am Anfang war nun einmal Erziehung/Kindheit. Das Interview steht bereits seit Ende 2013 online und ist bisher keine 900 mal angeklickt worden. Dass diese Kindheits-Hintergründe so wenig Beachtung finden, ist tragisch und fahrlässig zu gleich...

Donnerstag, 11. September 2014

Krieg als kurzfristige Transformation der Gewalt, die eh schon da ist?

Bereits 2012 habe ich einen Beitrag (Elterliche Gewalt als Gradmesser für den seelischen Entwicklungsstand einer Gesellschaft) geschrieben, den ich heute wieder aufgreife und gedanklich etwas ergänze.

Mir scheint es so zu sein, dass Kriege letztlich nur eine Art kurzfristige Transformation von Gewalt sind, ein öffentlich und in Gruppen Ausleben dessen, was eh schon da ist. Wenn kein Krieg herrscht, bedeutet dies nicht, dass im Privaten Frieden ist.

Für mich gibt es zwei große Anhaltspunkte dafür, in wie weit innerhalb von Gesellschaften große Gewalt- und Destruktionspotentiale vorhanden sind (oder auch nicht), die sich bei Gelegenheit und unter Umständen in Kriege  transformieren können: Vergewaltigungsraten und Gewaltraten gegen Kinder. Zu Letzteren habe ich in dem eingangs verlinkten Beitrag bereits ausführlich etwas in diesem Zusammenhang geschrieben.

Kürzlich habe ich eine große UN Studie über Vergewaltiger in Asien besprochen. Zwischen einem von fünf (ca. 20 %) und einem von acht Männern(ca. 12,5 %) hat in den befragten asiatischen Ländern jemals eine Vergewaltigung begangen. Innerhalb dieser Studie wurde zudem auch auf Daten aus Südafrika hingewiesen, wo 37 % der Männer bereits eine Frau vergewaltigt haben.
In diversen afrikanischen Staaten erleben nach aktuellen Studien (hier und hier) bereits ca. 30 % der unter 18 Jahr alten Mädchen, dass sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen werden. Gedanklich hinzu kommen noch die (sexuellen) Gewalterfahrungen ab dem Alter von 18. In dieser Region finden sich weitergedacht natürlich entsprechend auch sehr hohe Täterraten.

Zahlen über Vergewaltiger in Europa sind mir nicht bekannt. Die bislang größte Studie zum Gewalterleben von Frauen (über 42.000 Befragte) in Europa ergab, dass in Europa 1 von 20 Frauen (5 %) mindestens eine Vergewaltigung erlebt haben. (European Union Agency for Fundamental Rights (2014): Violence against women: an EU-wide survey. Wien. S. 3)  Da Vergewaltigungen oft durch Mehrfachtäter ausgeübt werden, stehen diesen 5 % der Frauen wohl eher nicht 5 % der Männer gegenüber. Die Rate von Vergewaltigern in Europa liegt demnach unter 5 %.

In den USA sieht es wiederum schon etwas anders aus, als in Europa.  18,3 % der US-Frauen (über 9.000 Befragte) wurden bezogen auf lebenslange Erfahrungen nach aktuellen Daten vergewaltigt. (National Center for Injury Prevention & Control of the Centers for Disease Control and Prevention (2011): National Intimate Partner and Sexual Violence Survey. 2010 Summary Report. Atlanta, S. 18) Entsprechend ist auch der Anteil von Vergewaltigern an der männlichen Bevölkerung höher, als in Europa.

Alleine auf Grund dieser Zahlen lassen sich Gesellschaften in sehr destruktive, destruktive und weniger destruktive einteilen. Europa ist ohne Zweifel der friedlichste Kontinent und der am meisten sozial, kulturell und ökonomisch entwickelte. In Europa finden sich auch die niedrigsten Raten von Vergewaltigern/Vergewaltigungen und Kindesmisshandlung. D.h. auch im Kleinen und Privaten ist Europa weniger destruktiv, als der Rest der Welt. Das Weniger an Destruktivität im Privaten/Kleinen findet seinen Wiederhall im Großen, in Politik und sozialen Prozessen. Eine kurzfristige Transformation in einen großen Krieg wird schwer möglich, weil das tiefergehende Destruktionspotential nicht dafür ausreicht. Noch reicht das Destruktionspotential allerdings auch in Europa für „kleinere“ militärische Aktionen und Konflikte oder verdeckte Beteiligungen durch Waffenlieferungen usw.

Wenn ich mir jetzt noch einmal die Zahlen und Daten vor Augen führe, die die kürzlich veröffentlichte, bisher größte Studie zum Ausmaß der Gewalt gegen Kinder erfasst hat, wird mir klar, dass in vielen Teilen der Welt die Mehrheit der erwachsenen Menschen "Täter im Verborgenen" sind (an Kindern) und in sofern auch zu anderen destruktiven Aktionen (u.a. auf der politischen Bühne) grundsätzlich fähig sind. Die Länder mit den höchsten Gewaltraten gegen Kinder müssen besonders beäugt werden. Naja, im Grunde sind diese Länder bereits DIE Sorgenkinder der Welt: Zu ihnen zählen u.a. Syrien, Irak, Afghanistan, beide Kongos, Ägypten und Palästina. In diesen Ländern scheint Krieg und gewaltvolle politische Prozesse fast mehr zu sein als eine reine Transformation der Gewalt. Gewaltlose Konfliktlösungen und politische Prozesse auf Augenhöhe können gar nicht wirklich gedacht werden, weil bereits das Private überall von Gewalt durchzogen ist. (Und auch Kriegsverbrechen wie Vergewaltigungen durch Soldaten oder Folter und Mord an Kindern sind dann letztlich nur eine Fortführung der "Taten im Verborgenen" auf der öffentlichen Bühne.) Solchen Ländern kann man keine Demokratie geben, indem man ihnen einen aufgezwungenen demokratischen Überbau überstülpt. Die gewaltvollen Beziehungen des Alltags müssen bearbeitet werden. Und dies vor allem gegenüber Kindern. Ohne weit verbreitete Alltagsdestruktivität im Privaten/Verborgenen fehlt auch der politischen Destruktivität der Nährboden.

Um es noch einmal anders auszudrücken: Kriege sind also keine Zufälle, durch einzelne Ereignisse (Sturz eines Diktators, Attentat auf einen Thronfolger) herbeigeführte oder durch Armut und Gier erzeugte Taten. Sie sind einfach eine andere Ausdrucksweise von Destruktivität und Hass; von Destruktivität und Hass, die eh schon da sind. Diese Ausdrucksweise wird allerdings sicherlich durch Zufälle, einzelne Ereignisse und soziale Umstände mit geformt, das ist nicht der Punkt.
Dieses „Huch, die Deutschen waren mit für zwei Weltkriege verantwortlich, obwohl sie das Volk der Dichter und Denker sind.“ lasse ich längst nicht mehr gelten. Dieses „Huch“ gilt genauso für viele andere Nationen. Es gibt bei großen Kriegen kein „Huch“. Es gibt mehr ein „Natürlich sind diese Nationen zu allen erdenklichen Grausamkeiten und extremer Destruktivität fähig, haben Sie sich denn nicht mal den Alltag, die Gewalt im Verborgenen dort angeschaut? Wie unzählige Kinder von ihren Eltern misshandelt werden? Wie Frauen vergewaltigt werden? Wie sehr im Alltag Machtmissbrauch stattfindet? Usw. Natürlich können solche Nationen Kriege führen, jederzeit, wenn sie es denn wollen, wenn sie gereizt werden und/oder wenn die Umstände es ermöglichen.“

Mittwoch, 10. September 2014

Weltweit größte Studie zum Ausmaß der Gewalt gegen Kinder: Vor aller Augen erleidet die Mehrheit aller Kinder Gewalt.

UNICEF hat vor Kurzem die bisher größte Studie zum Ausmaß der Gewalt gegen Kinder in der Welt veröffentlicht: United Nations Children’s Fund (2014): Hidden in PlainSight: A statistical analysis of violence against children. New York.

Erfasst wurde körperliche (inkl. Kindestötungen), sexuelle und psychische Gewalt. Das Thema Vernachlässigung wurde besprochen, aber weniger aussagekräftig und zahlenbasiert. Zunächst einmal muss ich schreiben, dass eine solch umfassende Studie überfällig war. Dass weltweit eine Mehrheit der Kinder Gewalt erlebt, ist spätestens jetzt umfassend  in einem einzigen Papier ersichtlich. Gewalt gegen Kinder ist somit auch der häufigste Gewaltakt von Menschen gegen Menschen an sich.

Die Studie wurde in allen großen deutschen Medien besprochen. Allerdings wurden dabei selten tiefgehender die Zahlen besprochen, obwohl es ja gerade diese Zahlen sind, die uns alle aufschrecken sollten. Insofern halten die Medien sich auf eine Art an die Linie, die UNICEF mit dem Titel „Hidden in Plain Sight“ (in etwa „Verborgen vor aller Augen“) eigentlich angeprangert hat. Und einzig Caroline Fetscher vom Tagesspiegel  hat auch die politischen Dimensionen erfasst, die das gewaltige Ausmaß der Gewalt gegen Kinder bedeutet. Am Schluss ihres Textes schreibt sie: „Waren Kinder es gewohnt, die Blitzableiter der Eltern zu sein, machen sie auch ihre Kinder zu Blitzableitern, und ganze Gruppen suchen sich für solche Funktionen „die Juden“, „die Zigeuner“, „die Ungläubigen“. Wo Gewalt gegen Kinder am meisten toleriert wird, gibt es Krisen und Kriege. Schon deshalb müsste die Präventionsrendite Politiker brennend interessieren.

Auch ich kann nicht alle Punkte der Studie besprechen, ziehe aber die – wie ich meine – wichtigsten nachfolgend heraus:

- 6 von 10 Kindern (fast eine Milliarde Kinder) werden der Studie folgend  regelmäßig von Erziehungspersonen geschlagen. (Dies ist der Durchschnittswert für alle tabellarisch aufgeführten Länder. Die meisten Kinder werden in Afrika und  im Nahen Osten geschlagen.)

- Die meisten Kinder erleben zusätzlich psychische Gewalt. Überhaupt ist die psychische Gewalt in fast allen Ländern, die tabellarisch (S. 196ff) miteinander verglichen wurden, die häufigste Form von Gewalt gegen Kinder überhaupt. (Die meiste psychische Gewalt erleben Kinder in Afrika und in arabischen Staaten mit Werten ab ca. 80 % mit in der Spitze bis zu ca. 90 %; der Durchschnitt für alle erfassten Staaten beträgt ca. 7 von 10 Kindern)

- In 58 Ländern erleben 17 % der Kinder regelmäßig schwere körperliche Gewalt (Schläge gegen den Kopf, Ohren oder ins Gesicht oder harte wiederholte Schläge) durch Eltern/Pflegepersonen. In 23 Ländern (dazu unten mehr) erleben  mindestens 20 % der  Kinder schwere körperliche Gewalt; mit bis an die Spitze Werten von über 40 % bei einzelnen Ländern.

- Mit einem Gegenstand werden fast 30 % aller Kinder in den tabellarisch erfassten Ländern geschlagen.

- 120 Millionen Mädchen weltweit (mehr als eine von zehn) wurden vergewaltigt oder zu anderen sexuellen Handlungen gezwungen. Das größte Ausmaß an  sexueller Gewalt gegen Mädchen findet  sich in afrikanischen Ländern (mit mehr als 10 %), das geringste Ausmaß (weniger als 1 %) in Europa und den sogenannten CIS-Staaten (Russland und umliegende Staaten). Jungen werden ebenfalls Opfer von sexueller Gewalt, aber in einem deutlich geringeren Ausmaß. Nur in wenigen Ländern (z.B. Uganda mit 7 %) finden sich hohe Opferraten entsprechend der selben Definition, die bei Mädchen angesetzt wurde.
(Ich  muss an dieser Stelle gleich anmerken, dass ich die Zahlen zur sexuellen Gewalt  in diesem Fall etwas anzweifle. Methodik und Definitionen – vielleicht auch der Anspruch, Studien vergleichbar zu machen - scheinen hier stark zu wirken. Einzelstudien zeigen deutlich höhere Raten von sexueller Gewaltbetroffenheit. Was die UNICEF Studie allerdings bestätigt ist das starke regionale Gefälle. In Europa sind Mädchen am Sichersten vor sexueller Gewalt, in vielen afrikanischen Ländern ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sexuelle Gewalt erleben, am größten; das zeigen auch andere Studien. )

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Die UNICEF Studie hat leider einige Schwachstellen. Eine wesentliche Schwachstelle ist in meinen Augen, dass für viele Länder, für die statistisch vergleichbare Daten vorliegen, nur das Gewaltverhalten innerhalb eines Monats vor der Befragung (Befragung von Erziehungspersonen) erfasst wurde. Die Zahlen sagen demnach nichts über die Gewalterfahrungen in der gesamten Kindheit aus. Es ist allerdings klar zu sagen, dass die Studie entsprechend vor allem routinemäßig widerkehrendes Gewaltverhalten erfasst hat. Entsprechend zeigen nachfolgend von mir beispielhaft aufgeführte Zahlen grundsätzliches Erziehungsverhalten auf.
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist, dass nicht die Häufigkeit der Gewalt abgefragt wurde (täglich, wöchentlich oder einmal im Monat?) Dabei ist doch gerade die Häufigkeit von erlebter Gewalt auschlaggebend bzgl. der Schwere der Folgeschäden.
Zudem wurden Erziehungspersonen zum Gewaltverhalten befragt, die Kinder im Alter zwischen 2 und 14 Jahren haben. Wenn beispielsweise Eltern mit vielleicht 2 Jahre alten Kindern angeben, dass sie keine Gewalt angewendet haben, heißt dies nicht, dass das Kind gewaltfrei aufwächst. Vielleicht wird es erst ab 5 Jahren geschlagen. Zumindest wurden in der Studie auf Seite 103 drei Altersgruppen aufgestellt (2 -4, 5 – 9 und 10 – 14 Jahre) und Zahlen bzgl. körperlicher und /oder psychischer Gewalt aufgeführt. Diese Tabelle legt nahe, dass die im restlichen Teil der Studie oft genannten Durchschnittswerte nicht das reale Ausmaß an Gewalterfahrungen von Kindern angeben. Große Unterschiede in den Altersgruppen gibt es z.B. in Costa Rica, wo 56 % der 2 – 4 Jährigen Gewalt erlebten, aber nur 38 % der 10 – 14 Jährigen. Der Durchschnittswert für Costa Rica liegt entsprechend bei 46 %. In den meisten anderen Ländern sind die Zahlen nicht ganz so weit auseinander, aber auch dann gibt es statistische Einflüsse.  In Afghanistan z.B. erlebten 63 % der 2 – 4 Jährigen Gewalt, die beiden anderen Altersgruppen waren jeweils zu 78 % betroffen. Der Durchschnittswert für Afghanistan beträgt in der Studie  entsprechend 74 %.

Nachfolgend habe ich einmal die Zahlen zu den 23 Ländern zusammengestellt, die die höchsten Raten an schwerer körperlicher Gewalt aufweisen. Die meisten dieser Länder weisen auch ansonsten die mit höchsten Raten an körperlicher und psychischer Gewalt auf. (Und die meisten dieser Länder stehen für Krisen, schwere Konflikte und soziale Probleme) Vor allem ein besonders krisengeplagtes Land fällt dabei etwas heraus und besonders auf: Afghanistan. Bzgl. allgemeiner Raten von körperlicher und psychischer Gewalt liegt das Land eher im unteren Drittel. Mit ca. 38 % von (regelmäßiger) schwerer körperlichen Gewalt betroffenen Kindern gehört Afghanistan allerdings zu den Spitzenreitern an brutaler Gewalt gegen Kinder. Da die Folgeschäden für Kinder u.a. besonders vom Schweregrad der Gewalt abhängen, sind es gerade diese Zahlen, die bei der Bewertung von Ländern und der Situation der Kinder betont werden müssen.

Hier nun die ausgesuchten Zahlen (kategorisiert nach den Prozentsätzen zur schweren körperlichen Gewalt innerhalb eines Monats vor der Befragung; entnommen Tabelle 5.2 auf Seite 97, Tabelle 5.4 auf Seite 99 und Tabelle ab Seite 196)

Yemen,
körperliche und/oder psychische Gewalt: 95 %
körperliche Gewalt:  86 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 43 %
psychische Gewalt: 92 %

Ägypten
körperliche und/oder psychische Gewalt: 91 %
körperliche Gewalt:  82 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 42 %
psychische Gewalt: 83 %

Chad
körperliche und/oder psychische Gewalt: 84 %
körperliche Gewalt:  77 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 41 %
psychische Gewalt: 71 %

Afghanistan
körperliche und/oder psychische Gewalt: 74 %
körperliche Gewalt:  69 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 38 %
psychische Gewalt: 62 %

Demokratische Republik Kongo
körperliche und/oder psychische Gewalt: 92 %
körperliche Gewalt:  80 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 37 %
psychische Gewalt: 82 %

Zentralafrika
körperliche und/oder psychische Gewalt: 92 %
körperliche Gewalt:  81 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 36 %
psychische Gewalt: 84 %

Vanuatu
körperliche und/oder psychische Gewalt: 84 %
körperliche Gewalt:  72 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 35 %
psychische Gewalt: 77 %

Nigeria
körperliche und/oder psychische Gewalt: 91 %
körperliche Gewalt:  79 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 34 %
psychische Gewalt: 81 %

Tunesien
körperliche und/oder psychische Gewalt: 93 %
körperliche Gewalt:  74 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 32 %
psychische Gewalt: 90 %

Niger
körperliche und/oder psychische Gewalt: 82 %
körperliche Gewalt:  66 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 31 %
psychische Gewalt: 77 %

Guinea-Bissau
körperliche und/oder psychische Gewalt: 82 %
körperliche Gewalt:  74 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 29 %
psychische Gewalt: 68 %

Liberia
körperliche und/oder psychische Gewalt: 74 %
körperliche Gewalt:  69 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 28 %
psychische Gewalt: 62 %

Mauretanien
körperliche und/oder psychische Gewalt: 87 %
körperliche Gewalt:  78 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 28 %
psychische Gewalt: 82 %

Kamerun
körperliche und/oder psychische Gewalt: 93 %
körperliche Gewalt:  78 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 28 %
psychische Gewalt: 87 %

Irak
körperliche und/oder psychische Gewalt: 79 %
körperliche Gewalt:  63 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 27 %
psychische Gewalt: 75 %

Kongo
körperliche und/oder psychische Gewalt: 87 %
körperliche Gewalt:  69 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 27 %
psychische Gewalt: 80 %

Staat Palästina
körperliche und/oder psychische Gewalt: 93 %
körperliche Gewalt:  76 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 27 %
psychische Gewalt: 90 %

Algerien
körperliche und/oder psychische Gewalt: 88 %
körperliche Gewalt:  75 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 25 %
psychische Gewalt: 84 %

Marokko
körperliche und/oder psychische Gewalt: 91 %
körperliche Gewalt:  67 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: Ca. 24 %
psychische Gewalt: 89 %

Syrien
körperliche und/oder psychische Gewalt: 89 %
körperliche Gewalt:  78 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: Ca. 24 %
psychische Gewalt: 84 %

Elfenbeinküste
körperliche und/oder psychische Gewalt: 91 %
körperliche Gewalt:  73 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 23 %
psychische Gewalt: 88 %

Dschibuti
körperliche und/oder psychische Gewalt: 72 %
körperliche Gewalt:  67 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 22 %
psychische Gewalt: 57 %

Jordanien
körperliche und/oder psychische Gewalt: 90 %
körperliche Gewalt:  67 % 
besonders schwere körperliche Gewalt: ca. 22 %
psychische Gewalt: 88 %

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Ab Seite 106 in der UNICEF Studie wurden ergänzend einzelne Studien besprochen, die Zahlen zu europäischen Ländern wie u.a. Italien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Großbritannien, aber auch Canada, USA oder China beinhalten. Die dort aufgeführten Daten sind nur bedingt mit den Daten über Schwellenländer vergleichbar, da letztere methodisch ganz anders aufgebaut sind. Grundsätzlich deutet sich klar an, dass körperliche Gewalt, dabei vor allem auch schwerere Formen, in Schwellenländern häufiger vorkommt, als z.B. in West-/Nordeuropa.
Die von UNICEF aufgeführten Studien zeigen eine eher etwas geringe Gewaltbetroffenheit von Kindern in den USA (demnach wird ca. jedes dritte Kind in den USA geschlagen). In Anbetracht dessen, dass ich diverse Studien für die USA zusammengestellt habe, die deutlich höhere Raten zeigen, halte ich die vorgestellten Zahlen für die USA nicht für allgemein gültig und wundere mich etwas über die Auswahl.
Auch für Kenia wurden Daten in diesem Anhang aufgestellt, die den Zahlen in den tabellarischen Aufstellungen für Schwellenländer entgegenstehen. In Kenia erleben demnach über 60 % der Kinder schwere körperliche Gewalt (eine Zahl fern ab der oben besprochenen Daten); 82 % der Mädchen und 97 % erleben leichtere Formen von körperlicher Gewalt. Diese Zahlen entsprechen auch dem, was ich hier im Blog über afrikanische Länder zusammengestellt habe (dabei vor allem zwei Studien vom "African Child Policy Forum"), wenn junge Erwachsene nach Gewalterfahrungen in der gesamten Kindheit befragt werden.
Dies läßt mich zum Schluss noch einmal wiederholen, dass die oben besprochenen Zahlen der UNICEF Studie (zum Gewalterleben innerhalb eines Monats vor der Befragung) die absolute Untergrenze an Gewalterfahrungen von Kindern weltweit angeben.