Donnerstag, 18. Februar 2016

Wandel der Kindererziehung: Das selbstständige Kind

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat kürzlich ein interessantes Papier veröffentlicht:
Henry-Huthmacher, Christine  & Hoffmann, Elisabeth  (Hrsg.) (2016). Das selbstständige Kind. Das Kinderbild in Erziehung und Bildung. Sankt Augustin/Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

Die aussagekräftige Inhaltsangabe übernehme ich hier: 
Das Bild vom Kind und die Kindererziehung wurden über Jahrhunderte angepasst an gesellschaftliche Entwicklungen: Das Leitbild des angepassten und braven Kindes ist heute aus der Mode gekommen. Die heutige partnerschaftliche Erziehung berücksichtigt die Interessen und Bedürfnisse des Kindes. Das aktuelle Kinderbild spiegelt sich nicht nur in der Kindererziehung und im Wandel der Kindheit wider. Die Publikation spannt den Bogen über die Bildungspläne in den Kitas, die unterschiedlichen Ausprägungen in den unterschiedlichen Kulturen und Schichten bis hin zum Kindeswohl und den Medien.“

Hierbei muss ich gleich anmerken, dass ich den ersten Satz so nicht stehen lassen kann. Ich gehe eher davon aus, dass beides wirkt. Also zum Einen führen neue Anforderungen und Veränderungen von Gesellschaften sicherlich dazu, dass sich auch „Kindheit“ verändert. (Wenn man ein Negativbeispiel nimmt, passte z.B. der NS-Staat die Erziehung der Kinder seinen Bedürfnissen an.)
Was der o.g. Satz außen vor lässt ist, dass sich positiv entwickelnde Kindererziehungspraktiken ihrerseits die Gesellschaft verändern (dies ist eine zentrale These der Psychohistorie) und diese veränderte Gesellschaft wiederum rück auf „Kindheit“ wirkt. 

Das o.g. Papier ist übersichtlich und verständlich geschrieben. Die Beiträge durchzieht die Grundbeobachtung, dass Kindheit seit Ende der 1960er Jahre stark im Wandel ist und Kinder heute in Deutschland so sicher und „kindgerecht“ aufwachsen, wie noch nie zuvor. Christine Henry-Huthmacher schreibt beispielsweise am Ende ihres Beitrages „Das selbstständige Kind – zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ auf Seite 6: „Kindern geht es heute so gut wie kaum zuvor. Noch nie wachsen Kinder und Jugendliche so sicher umsorgt, gesund, zufrieden, gebildet und wohlhabend auf wie heute.“ Jürgen Oelkers schreibt an einer Stelle in seinem Beitrag „Das öffentliche Kinderbild in modernen Medien“:  „Die Stellung der Kinder in der Gesellschaft hat sich grundlegend geändert, Kinder erleben keinen militärischen Drill mehr, die Kinderarbeit ist abgeschafft worden, der typische Schulmeister ist verschwunden und die Lehrerinnen haben die Schulen erobert. Bildquellen können das gut illustrieren, der Abstand zur Vergangenheit wächst mit jeder neuen Kindergeneration und einen Weg zurück gibt es nicht, auch wenn die „gute, alte Zeit” der Erziehung noch so sehr beschworen wird.“ (Oelkers 2016, S. 19)

Das gehorsame Kind, das sich in ein hierarchisches (Familien-)System einfügen muss und notfalls durch Strafen dazu gezwungen wird, ist nicht mehr Leitbild der Gesellschaft (dies trifft vor allem auf die Mittelschicht zu). In Teilen der unteren sozialen Schichten, wie auch in Teilen von Migrantenfamilien herrscht allerdings immer noch ein anderes Bild von Kindheit.
In dem Band hat Heidi Keller unter dem Titel „Multikulturelle Kinderbilder in Deutschland“ auf diese Gegensätzlichkeit hingewiesen. Bzgl. Teilen von Migrantenfamilien schreibt sie:
Familie wird hier definiert durch ein hierarchisches System von Rollen und Verpflichtungen, das die Beziehungen festlegt. Beziehungen sind verpflichtend, verbindlich und lebenslang. Entsprechend ist das Bild vom Kind das eines Lehrlings, der schnell lernen muss, seinen Platz in dem hierarchischen Sozialsystem einzunehmen und seinen Beitrag zu leisten. (…) Hierarchische Verbundenheit erfordert Anpassung mit Gehorsam und Respekt. Damit wird Bescheidenheit als soziale Haltung erforderlich. Einfügen und nicht Auffallen sind das Leitprinzip, das emotionale Zurückhaltung und Neutralität impliziert und die Gesprächsbeiträge von Kindern an Unterhaltungen auf ein Minimum, meist als Bestätigung dessen, was Ältere sagen, reduziert. Dabei wird viel non verbale, scheinbar bei-läufige Regulation ausgeübt.“ (Keller 2016, S. 16)

Demgegenüber stehen Kinderbilder der deutschen Mittelschicht, die unter dem Oberbegriff Psychologische Autonomie auf folgenden drei Säulen stünden: Individualität, Selbstbestimmung und Selbstreflexion. (Keller 2016, S. 15) Das Konzept von psychologischer Autonomie würde auch pädagogische Institutionen bestimmen, was wiederum zu Konflikten mit Migrantenfamilien führen würde. Teile der Migrantenfamilien „befürchten schädliche Einflüsse auf Entwicklung und Wohlbefinden ihrer Kinder. Entsprechend nehmen sie die Möglichkeiten der Tagesbetreuung und die damit verbundenen Angebote wie das Erlernen der deutschen Sprache nicht in dem Umfang in Anspruch, wie das gesellschaftlich erwünscht und erforderlich wäre, um allen Kindern die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen. Umgekehrt wird das kulturelle Modell der hierarchischen Relationalität aus der Perspektive der psychologischen Autonomie häufig als rückständig und defizitär bewertet, was Erziehungspartnerschaften zwischen Familie und Institution zusätzlich belastet.“ (Keller 2016, S. 17)
Und sie fügt weiter an: „Wichtig für multikulturelle Gesellschaften ist es, unterschiedliche Bilder vom Kind als gleichberechtigt und gleichwertig zu betrachten. Jedes Modell hat Vorzüge und Nach­teile, der Vergleich der Vorzüge des einen Modells mit den Nachteilen des anderen Modells ist jedoch keine seriöse Option. Um Kindern faire Chancen in der Gesellschaft zu ermöglichen, muss es möglich sein, unterschiedliche Bilder vom Kind in einer Institution zu leben.“ (ebd.)

Ich glaube, dass die Autorin hier ein Kernproblem beschrieben hat, das uns – gerade auf Grund des Zustroms hundertausender Flüchtlinge – in den nächsten Jahrzehnten stark beschäftigen wird. Ich sehe es nicht so wertneutral wie die Autorin. Ich glaube, dass die Zukunft der Menschheit nur durch ein modernes Familienleben, wie auch besonderer Fürsorge gegenüber Kindern (was natürlich auch Gewaltfreiheit beinhaltet)  gesichert werden kann. Hierarchische Familiensysteme, die den Gehorsm von Kindern voraussetzen und auch erzwingen müssen langfristig abgeschafft werden. Das moderne Familiensystem hat nebenbei den Effekt, dass die Anzahl der Kinder begrenzt werden, weil der Aufwand der psychologischen Autonomie einfach so groß ist, dass mehrere Kinder gar nicht machbar wären. Weniger Kinder würden unserem Planeten gut tun, denn eine weitere Bevölkerungsexplosion ist langfristig nicht verkraftbar.

Um auf den vorgenannten zitierten Teil zurückzukommen: Langfristig muss das Ziel sein, dass Migranten in Deutschland ihre Erziehungsstile anpassen, natürlich mit Unterstützung wie auch mit Druck. (siehe zu dem Thema auch meinen Beitrag  "Islamistischer Terror und Gewalt. Die notwendige Modernisierung der muslimischen Familie") Es ist unrealistisch zu glauben, Institutionen wie Kita und Schule könnten sich hierzulande so flexibel anpassen, dass Kinder, die zu Hause auf Gehorsam getrimmt werden, sich in ihnen gut und konfliktfrei zurechtfinden. Ebenso strukturiert sich der Arbeitsmarkt in Deutschland derartig um, dass freies und flexibles Denken immer wichtiger wird.  Hierarchische Systeme sind langfristig auch in der Berufswelt "out". Nun, das Ganze ist sicher noch mal ein Thema für sich.

Der o.g. Band unterstreicht den massiven Wandel der Kindererziehung in Deutschland. Deswegen finde ich ihn auch besonders wertvoll. Dieser Wandel wird nicht ohne Folgen bleiben, ebenfalls wird auch nicht ohne Folgen bleiben, dass veraltete Erziehungsmethoden und entsprechende Persönlichkeitstypen immer mehr unter Druck geraten. Die Zukunft bleibt spannend.



- siehe ergänzend auch zum Thema bahnbrechende Abnahme von körperlicher Elterngewalt gegen Kinder in Deutschland: "Gewalt gegen Kinder in Deutschland in Zahlen. 1910 bis heute"

12 Kommentare:

Michael Kumpmann hat gesagt…

kleiner Einspruch: Traditionalistisches Familienbild ist keine bedingungslose Nibelungentreue der Kinder gegenüber den Eltern. Traditionalismus bedeutet meistens: Rollen werden geistlich/religiös festgelegt und durch das Verhalten bestimmt.

Kinder müssen ihren Eltern im traditionalistischen Weltbild Loyal sein. Wer mein Vater und meine Mutter sind, bestimmen aber nicht die Gene, sondern das Verhalten. Wenn eine Mutter sich nicht wie eine Mutter verhält, ist sie keine Mutter und ein Kind muss dieser Person nicht Loyal sein.

Und es gab im Mittelalter nicht ohne Grund Legenden von "bösen Stiefmüttern", die bekämpft werden mussten.


Um mal ein Extrembeispiel zu nennen: Meine Mutter hat mal zu mir wörtlich gesagt: "Ich genieße es, Dich leiden zu sehen und eines der größten Vergnügen für mich ist es, Dir Schmerzen zuzufügen." (Das ist kein Witz. Meine Mutter sagte das wirklich zu mir.)

Damit hat meine Mutter endgültig ihre Rolle der Mutter verlassen. Denn im Traditionalismus zeugen Menschen Kinder, weil sie ein Erbe für die Zukunft hinterlassen und jemanden haben wollen, der ihr Werk fortsetzt.

Dieses Ziel setzte meine Mutter, als sie Spaß daran entwickelte, mir Schmerzen zu zu fügen auf Spiel. Denn sie hätte mich damit so "schädigen" können, dass Ich ihr Werk möglicherweise nicht fortsetzen könnte. Also hat meine Mutter dami den Grund verletzt, überhaupt Kinder zu zeugen. Sie hat die Zukunft für die Gegenwart geopfert.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Und Ich glaube nicht, dass man traditionalistische Familienwerte vollständig ausmerzen kann und sollte. Ich glaube wie die Anhänger von CG Jung, einiges davon ist im Hirn biologisch verankert.

Wahrscheinlich ist es natürlich, den "Ruhm" der eigenen Famile erhöhen zu wollen, keine Schande über die eigene Familie bringen zu wollen, seine Eltern "Stolz" machen zu wollen etc. Wahrscheinlich ist die moderne "Die Eltern geben mir Essen und einen Schlafplatz aber ansonsten habe Ich nichts mit denen zu tun und wir sind nur zufällig verwandt, aber eigentlich macht jedes Familienmitglied sein eigenes Ding" Mentalität, unnatürlicher als die traditionelle Sicht.


Nur halteben, wer die Eltern sind, hängt vom Verhalten der Personen ab. Konrad Lorenz Versuche mit den Graugänsen zeigen auch, dass die Sicht "meine Mutter ist die Person, die sich zu mir wie eine Mutter verhält" auch scheinbar natürlich ist.

Und das ist halteben das Gefährliche. Als Kind will man sich eigentlich nicht gegen die Familie stellen, sondern dieser Familie treu bleiben. Die Mehrheit der kleinen Kinder wird sich auch besser dabei fühlen, die Eltern glücklich gemacht zu haben, anstatt diese enttäuscht zu haben.

Deshalb sind misshandelte Kinder oft nicht in der Lage, Widerstand zu leisten, sondern wären oft auch dazu bereit, dinge zu tun, die ihnen selbst schaden, aber im Willen der Familie sind.

Ein Grund, warum Ich Selbstmordgedanken entwickelte, war ironischerweise, dass Ich glaubte, ich würde meine Mutter glücklich machen, wenn Ich nicht mehr existieren würde.

(Erst als meine Mutter sich dafür über mich lustig machte, habe Ich diese Loyalität in Zweifel gezogen.)

So ein Hang zur Loyalität sieht man ja nicht nur bei Eltern und Kindern, sondern auch bei Menschen und Haustieren. Es gibt viele Geschichten von Hunden, die am Bahnhof bis zu ihrem eigenen Tod warteten, bis ihr Herrchen zurück kommt. Obwohl sich diese Haustiere eine neue Bezugsperson hätten suchen können, warten sie sehnsüchtig darauf, dass ihre Herrchen, die längst im Krieg gefallen sind, zurück kommen. (Siehe Hachiko.)

Ich denke, die Psyche eines Kindes ist mit einem ähnlichen Loyalitätsbedürfnis versehen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Und noch ein Beispiel aus meinem persönlichen Leben. Als mein Vater verstarb trat eine Frau in mein Leben. Diese hatte mich im Gegensatz zu meinen Eltern nie angeschrien oder bestraft. Wenn Ich Angst hatte, von Ihr bestraft zu werden, hat sie mich meistens sogar beruhigt und mir gesagt, ich bräuchte keine Angst haben. Sie hat mich nicht verspottet, sondern mich sehr Ernst genommen. Als ich mir mein Bein brach, hat sie mich im Krankenhaus und mehrfach zu Hause besucht, obwohl sie dies nicht musste.

Danach hatte Ich mich extra bemüht, bestimmte Klausuren zu bestehen, in Fächern, wo Ich früher versagt hatte. Ich wollte ihr beweisen, dass Ich ihr würdig war, und es verdient hatte, dass sie sich um mich kümmerte. Ich wollte deshalb extra die Dinge bestehen, die meine Eltern mich nie zum Bestehen helfen konnten.

Ist das nicht de Facto das Selbe, wie in der Antike, als Söhne Kriegshelden werden wollten, um Ehre für ihre Familien zu verdienen?

Ist zwar ein harmloses Beispiel, aber damals war Ich überhaupt nicht religiös und sehr Fortschrittsgläubig, aber interessanterweise verhielt ich mich sehr ähnlich, wie es "früher üblich war". Und das ohne, dass Ich dazu gezwungen wurde.

Deshalb vermute Ich stark, dass dieses traditionelle Denken irgendwie doch teilweise in der menschlichen Biologie verwurzelt ist, und deshalb nur schwächbar aber nicht auslöschbar ist.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Und das Schlimme bei mir: Obwohl meine Eltern widerlich waren, spürte Ich selbst als die beiden schon tot waren und mich in Alpträumen verfolgten, oft den Wunsch, meine Eltern mögen "Stolz" auf mich sein. Als Ich meinen Uni Abschluss erhielt, habe Ich dafür sogar gebetet.

Das muss schon irgendwie in der Natur des Menschen stecken, wenn man das will, obwohl man vom Rationalen her sich eher sogar an denen Rächen sollte, für das, was die mit einem gemacht haben.

Aber trotzdem kann man den Wunsch nach "Ehre für das Haus" nicht vollkommen abstellen, obwohl dieser vollkommen unlogisch ist.

Sven Fuchs hat gesagt…

Michael,

dass es ohne "traditionelle Familiengefüge" geht zeigt ja gerade der von mir genannte Beitrag oben :-).

Ansonsten kann ich so einiges nachvollziehen, was Du schreibst.

In traditionellen, muslimischen Familien kommt noch dazu, dass es ein absolutes Gebot gibt, die Eltern zu ehren. Wenn man die Familie scharf kritisiert, würde man nicht nur von den Eltern ausgeschlossen, sondern von der ganzen Sippe. Sehr schwer für z.B. misshandelte Kinder, sich da raus zu ziehen und das ganze nicht an den eigenen kindern zu wiederholen.

Ansonsten hoffe ich sehr für Dich, dass Du in deinem leben Hilfe bekommen hast oder deine Geschichte aufarbeiten konntest. Was Du so beschreibst ist ziemlich heftig.
Ich finde aber auch, dass Du für diesen Blog einen guten Weg findest, Deine Geschichte themenzentriert mit-einzubringen.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Dass man vom ganzen Dorf ausgestoßen wird und nicht nur von der Familie kann bei Feudalgesellschaften auch daran liegen, dass de Facto das ganze Dorf die "Familie" ist. Man hat einen Fürsten an der Spitze, dessen Verwandschaft und die Angestellten und Leibeigenen Bauern dieser Leute.

(Und ein Angestellter wird Loyal zu seinem Arbeitgeber sein. )

In gewisser Weise sind solche kleinstfürstentümer in Feudalgesellschaften wie ein Wolfsrudel organisiert und der Fürst ist de Facto das Alphamännchen

Beispiel, wo man das sehen kann, es ist kein Zufall dass Karl Theodor von und zu Guttenberg auch aus einem Ort namens Guttenberg stammte.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Zum Thema Traditionales Familienbild würde Ich Dir mal empfehlen, das Buch "Revolte gegen die moderne Welt" von Julius Evola zu lesen. Ich weiß, der Typ hat einen ganz üblen Ruf, aber das Buch ist weniger schlimm, als man erwartet.

Vieles aus dem Buch wirst Du mit Sicherheit ablehnen. Der Typ hasste beispielsweise die Moderne extrem. Der war nicht wie Oswald Sprengler, der meinte, die Geschichte wäre Zyklisch und wir würden uns gerade selbst vernichten, aber danach wird es besser. Sprengler sah die Moderne als Kulturverfall und als von Dämonen regierte Endzeit.

Und Evola meinte, die Menschen würden immer Tier ähnlicher werden und kulturelle Werte etc. vergessen, was dann am Ende in einer stalinistischen Diktatur münden würde.

Ich sehe das definitiv nicht so. Ich denke, die Moderne hat viel negatives hervorgebracht (z.B. Psychopharmakamissbrauch und die heutige extrem starke Pornoindustrie und das sonstige Sexbusiness. Heute haben sehr viele Leute Probleme, eine Partnerschaft zu bekommen, und gleichzeitig boomt die Pornoindustrie. Das sehe Ich definitiv als eine der Krankheiten der Moderne), aber ich denke, die moderne Welt hat auch sehr viel Positives erreicht.

Du würdest vieles, was Evola schrieb, wahrscheinlich unter "Wachstumspanik" einordnen.

Trotzdem hilft dieses Buch meiner Meinung nach ungemein dabei, die traditionelle Denkweise zu verstehen. Vieles Traditionelle verstehen wir als "moderne Menschen" ja schon gar nicht mehr.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Zu meiner persönlichen Situation. Nach dem Tod meines Vaters habe Ich auf eine Sozialarbeiterin getroffen. Diese hat mich nicht verspottet, sondern nahm mich ernst. Sie hat mich nie angeschrien oder bestraft, sondern mich sogar beruhigt, wenn Ich Angst hatte, was Falsch gemacht zu haben. Sie hatte mich ermutigt, das zu werden, was Ich wollte, und sie hat mich mehrfach im Krankenhaus und zu Hause besucht.

Ich hab mir immer gewünscht, sie wäre meine Mutter, und Ich hatte immer das Gefühl, vom Verhalten her war sie wirklich eher meine Mutter. (Deshalb finde Ich Evolas Argumentation auch etwas cool, weil wenn Ich nach dem gehe, sie die ganze Zeit immer meine Mutter war, da nach Evola die Biologie eigentlich egal ist, und man eine Mutter ist, wenn man sich wie eine Mutter verhält. Hab vor 3 Wochen einer 17 Jährigen Autistin, welche Ähnliches wie Ich erlebte, das erzählt und das hat der scheinbar geholfen. (Du siehst, traditionelles Familienbild kann auch helfen. ;) ))

Hab mir oft vorgestellt, wir seien wie im Gnostizismus in einer Scheinwelt gefangen und ein böser Dämon namens Yadalbaoth hätte die wahre Realität verzerrt, und in Wahrheit wäre meine Sozialarbeiterin meine Mutter gewesen. Nur dieser Yadalbaoth hätte quasi wie mit einem Action Replay die Speicheradresse vertauscht, weshalb Ich bei der falschen Mutter gelandet bin.

Deshalb habe Ich meine Sozialarbeiterin 2 mal Scherzhaft sogar als "Sophia" bezeichnet. (Wenn Du den Gnostizismus kennst, weißt Du, auf was Ich da hinaus will.)

Leider werde Ich meine Sozialarbeiterin nicht mehr wiedersehen.

Ich hatte eine Psychotherapie hinter mir. Ob die mir geholfen hat, weiß Ich nicht. Hab vor 3 Wochen erfahren, dass ein Mädchen, was Ich mag, ist mit einem Anderen zusammen. Und seitdem bin Ich nur noch niedergeschlagen und habe abartige Alpträume und Schlaflosigkeit.

Meine Hausärztin und die Sacharbeiterin bei dem Autismuszentrum, wo Ich bin, wollen, dass Ich eine weitere Psychotherapie mache. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich was bringt.

Und zum Thema Selbstanalyse etc. Ich habe seitdem Ich mich mit 17 in Philosophie und Psychologie eingelesen habe, alles gelernte immer "an mir ausprobiert". Ich habe immer nicht nur geschrieben, wo gibt es den Willen zur Macht etc. sondern immer überlegt, wo Ich selbst unter Existenzangst, Existenzieller Verzweiflung, dem Willen zur Macht etc. stand. Ich habe immer nach dem Motto "gnothi se auton" gelebt.

Dadurch habe Ich auch das mit meinem Autismus erfahren, was meine Eltern vor mir geheim halten wollten. Wir hatten das Thema in Philosophie und mein Vater hatte mich angemeckert, dass Ich immer repetetive Rituale einhalte, keinen Blickkontakt halten kann , eigenartig spreche etc. Der hat nicht bemerkt, dass Ich Texte über Autismus gerade offen hatte.

Michael Kumpmann hat gesagt…

https://www.youtube.com/playlist?list=PLC8u3q3Vx9Gsn_oBh4MjMt7RSoJ-zUjeP

Wenn Du Dich für meine innere Gedankenwelt interessierst, schau Dir mal diese Videos an. Dieses fiktionale Werk ist das direkte Produkt meiner Gedanken und Fantasien. Da habe Ich so ziemlich jede gedankliche Überlegung drin verarbeitet.

Michael Kumpmann hat gesagt…

Was mir durch meine Selbstanalyse augefallen ist, ist unter Anderem, das was de Mause über Träume und Symbole beschreibt, kann Ich bestätigen. Ich hab keine Tintenfische gesehen, und das obwohl Ich ein großer Lovecraft fan bin.

(Und der Typ hat den bekanntesten Monstertintenfisch erfunden. Deshalb hab Ich Dich auch mal auf den hingewiesen. Lovecraft, der selbst psychische Störungen hatte, schrieb geschichten darüber, dass Menschen ihre Vergangenheit nicht kennen und wenn sie die Wahrheit kennen würden, alle durchdrehen und wahnsinnig werden und ihr Hirn sie davor bewahrt, die Wahrheit zu sehen. Und diese Wahrheit wäre, dass wir alle durch einen riesigen Tintenfisch bedroht werden, der in Meerestiefen lauert.

Das hört sich mir verdächtig nach de Mause an.)

Ich hab aber ständig Alpträume, in denen Ich vergiftet und verseucht werde. Seit Ich 5 war plagen mich solche Alpträume. Und wenn Ich berühmte Leute treffe, teilen die mir fast immer mit, ich sei "Verseucht". Und der Grund für die Verseuchung sei der, dass sich mein Vater der absoluten Dunkelheit anschloss. (Ja Ich weiß. Hab als Kind auch ständig Star Wars geguckt. Davon kann das auch kommen. )

Beispielsweise hatte Ich letztes Jahr einen Traum, wo ich auf Alexander Dugin traf und der mir sagte, ich sei verunreinigt und müsste mich im Tempel reinigen. Von der reinen Logik macht der Traum mal gar keinen Sinn, weil das ein jüdisches Ritual ist. Ich bin aber Katholik und er ist russisch orthodox.

Hatte mal überlegt, Dir sogar die Liste meiner Alpträume zukommen zu lassen, weil die Parallelen zu de Mause so mega auffällig sind.

Alice Miller fand ich stellenweise erschreckend, weil mir bei der auch Parallelen zu mir aufgefallen sind. Ungute. Ich hatte als Kind ähnliche Gedanken, wie ein japanischer Terrorist und Neonazi namens Yukio Mishima, der am Ende an Selbstmord starb. Das hat mich echt gegruselt.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Michael,

schick mir bitte keine Liste Deiner Alpträume ;-)

Ich bin kein Therapeut und an allem therapeutischen oder auch psychoanalytischem im Grunde auch eher weniger interessiert.
Mich interessieren die Dinge des Blogs, wobei auch dies kein Interesse für die Ewigkeit sein wird. Wenn Du meinst, dass dein Schicksal oder Empfindungen zu einem Thema beitragen, gerne. Es sollte halt sachlich dem Thema dienen, so weit Sachlichkeit bei Emotionen möglich sind :-)

Michael Kumpmann hat gesagt…

OK. Mach ich nicht.