Freitag, 12. Februar 2016

Krieg als ein selbstmörderischer Akt

Ich habe in diesem Blog ansatzweise schon hier und da über die selbstzerstörrerische Seite von Kriegen geschrieben, aber diesem Thema bisher noch keinen eigenen Beitrag gewidmet. Das möchte ich hiermit ändern.

Für viele junge kurdische Kämpferinnen sei Arin Mirkan ein Vorbild, sagt Sprecher Ashwin Ramander in der erschütternden ARD-Dokumention „Im Nebel des Krieges“ vom 01.02.2016.
(Die junge Frau und Mutter von zwei Kindern hatte sich 2014 in die Luft gesprengt und mehrere IS-Kämpfer mit in den Tod gerissen. Siehe z.B. einen Bericht von SPIEGEL Online)
Eine junge Kämpferin sagt in der Doku ab ca. Minute 41:30: „Arin Mirkan ist eine Heldin. Auch ich bin bereit mein Leben für unser Land zu opfern. Wir warten alle darauf. Wir haben keine Angst.“. (Hinweis: Hervorhebung durch mich) Und der Sprecher fügt an:„Den Wunsch zu sterben, für die Heimat, für die Freiheit, wie oft habe ich ihn schon auf dieser Reise gehört.“
Der Kriegsreporter Ashwin Raman hat im Sommer 2015 verschiedene Fronten im Nahen Osten aufgesucht und blickt mit diesem Satz zurück auf ein Kapitel des Krieges, das in der Forschung – außerhalb der Psychohistorie – weitgehend ausgeblendet wird: Den selbstzerstörerischen Aspekt oder geradezu die Suizidalität des Krieges.

Kaum ein Forschender fragt sich, ob nicht die furchtbaren Folgen des Krieges die eigentlichen Ziele sind. Man geht davon aus, es gehe vor allem um Gewinn, um einen Sieg, um ein Sich-Durchsetzen, um rationale Entscheidungen. 

Ergänzend möchte ich erneut auf einen Artikel in der ZEIT hinweisen. (03.12.2015, „Aus Sicht der Täter“ 03.12.2015).  Zwei ehemalige IS-Kämpfer kamen in dem Artikel direkt zu Wort. Einer sagte wörtlich: „Der IS ist ein gottloser Geheimdienststaat unter dem Deckmantel der Religion. Die Ideologen haben uns unseren Krieg gestohlen. Sie sind radikal. Sie kommen, um zu sterben. Sie wollen nicht siegen, sie wollen zu Gott.“ Forschende sollten genau solchen und ähnlichen Aussagen einmal systematisch nachgehen.

Eine der für mich eindrucksvollsten Thesen von Lloyd deMause ist genau die, das Kriege eine Art  Opferritual oder ein Akt von Selbstmord darstellen (neben den mörderischen Aspekten, die natürlich auch gelten.). DeMause hat in einem Kurzbeitrag auf youtube die Dinge auf den Punkt gebracht. Der Beitrag steht seit Ende 2007 online und ist bisher gerade einmal 6.350 mal angeklickt worden. Dabei ist sein Inhalt brisant. Er nennt das Beispiel Hitler-Deutschland. Glaubt ernsthaft jemand, Hitler habe den größten und mächtigsten Länder der Welt den Krieg erklärt, um etwas zu bekommen?, fragt deMause. Seine Antwort: Nein, er war suizidal, ebenfalls war Deutschland zu der Zeit suizidal.
Das Offensichtliche scheint hier die Antwort zu sein. Das kleine Deutschland hätte niemals die Welt beherrschen können. Ebenfalls wird der IS in absehbarer Zeit in sich zusammenfallen. Übrig bleibt Leid und Zerstörung, die eigentlichen Ziele von Kriegen.

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