Ich freue mich sehr, zum Ende diesen Jahres auf einen neuen Text von mir hinzuweisen, der als Arbeitspapier am Lehrstuhl für Internationale Politik der Universität zu Köln online und auch als Papier veröffentlich worden ist: Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an: Plädoyer für einen offenen Blick auf die Kindheitsursprünge von Kriegen.
Der Weg hin zu dieser Veröffentlichung ist interessant. Er begann mit meiner Kritik an dem Handbuch Kriegstheorien, in dem die Psychohistorie bzw. Zusammenhänge zwischen gewaltvollen Kindheiten und Krieg nicht besprochen wurden. Nachdem ich die beiden Herausgeber Thomas Jäger und Rasmus Beckmann angeschrieben hatte, bekam ich eine Einladung, doch einen Text zum Thema zu verfassen und einzureichen. Ich finde diese Reaktion auf meine Kritik wirklich eindrucksvoll. Eindrucksvoll, weil auf Kritik mit Entgegenkommen und Einladung reagiert wurde, weil ich kein Akademiker bin, sondern nur „Beinahe Akademiker“ und vor allem auch, weil die Erfahrung zeigt, dass auf das Thema häufig und in vielfältiger Weise mit Abwehr reagiert wird.
Mein Text fasst viele Dinge zusammen, die ich in den letzten Jahren hier im Blog besprochen habe. Wer zudem den (zentralen) Literaturangaben folgt und diese durcharbeitet, wird einen umfassenden Eindruck von dem gesamten Themenkomplex bekommen. Der Text ist somit auch eine Art Wegweiser hin zu ausführlicher Literatur.
Ich bin sehr gespannt, wie der Text aufgenommen wird und ob ich Rückmeldungen bekomme. Manch einer wird sicherlich das erste Mal durch die o.g. Veröffentlichung mit dieser Art von Ursachenverständnis von Krieg konfrontiert werden. Ich selbst bin derzeit etwas müde. Für mich ist dieses Papier kein Anfang, sondern ein Stück weit eher ein Ende. Drum herum kann man die Details ausbauen, man kann noch mehr Kindheiten von Diktatoren und Kriegsverbrechern untersuchen, noch mehr Zahlen sammeln usw., aber die Grundaussage bleibt die gleiche. Auch die Psyche der Menschen ändert sich nicht, der Einfluss von Gewalt gegen Kinder auf deren späteres Leben ändert sich nicht. Die psychischen Abläufe sind wie sie sind.
Für mich stellt sich am Ende diesen Jahres, nach der Veröffentlichung dieses Papiers und nach über 10 Jahren Beschäftigung mit dem Thema Kindesmisshandlung die Frage: Wie geht es weiter?
In der Tat habe ich noch etwas im Hinterkopf und in Planung für das kommende Jahr. Ich möchte noch die Kindheiten einiger NS-Verbrecher besprechen, Himmler, Goebbels, Hess u.a. Außerdem möchte ich noch einmal etwas dazu schreiben, warum Männer das gewalttätigere Geschlecht sind.
Wenn ich diese Texte geschrieben habe, dann plane ich, mich von dem Thema deutlich zurückzuziehen. Ich habe nicht vor, wie Alice Miller, Arno Gruen und andere dieses Thema mein Leben lang zu bearbeiten. Denn es gibt in der Tat viele andere Themen auf der Welt, die mit weit aus weniger emotionaler Anstrengung verbunden sind. Ich selbst finde, dass ich immer sicherer und immer informierter bzgl. des Themas geworden bin. Ich finde aber auch, dass ich persönlich wirklich sehr viel investiert habe in den letzten Jahren; zeitlich, emotional und teils auch finanziell. Um es deutlich zu sagen: Mir tut es gut, dies so getan zu haben. Fast 100.000 Besucher hatte dieser Blog bisher und ich denke, dass ich somit einiges bewegen und anregen konnte. Nach all den Jahren stehe ich heute allerdings an einem anderen Punkt. Mir und meiner Familie wird es gut tun, wenn ich mich ab jetzt aus dem Thema ein ganzes Stück zurückziehe. Keine Angst, der blog bleibt so erhalten, wie er ist. Die Kraft, die ich bisher aufgebracht habe, werde ich allerdings nicht mehr aufbringen. Mir wird es weiterhin gut tun, darum zu wissen, dass interessierte Menschen täglich durch diesen Blog über das bekannte Thema aufgeklärt werden können und darüberhinaus ab sofort auch noch durch ein wissenschaftliches Arbeitspapier an der UNI Köln.
Freitag, 21. Dezember 2012
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