Dienstag, 19. März 2019

Brenton Tarrants Kindheit war weder "normal", noch "ohne Probleme"


I had a regular childhood, without any great issues“, schrieb der Massenmörder Brenton Tarrant laut Medienberichten in sein Manifest. Letzteres hatte er überdeutlich an das Manifest von Anders Breivik angelehnt, den er auch konkret als Vorbild nannte. Auch Breivik hatte in seinem Manifest geschrieben, dass er eine sorglose Kindheit hatte: “ I haven´t really had any negative experiences in my childhood in any way“, schrieb Breivik damals. Später konnte überdeutlich nachgewiesen werden, dass Breiviks Kindheit ein reiner Alptraum war.

Es sind erst wenige Tage nach dem Massenmord in Christchurch (Neuseeland) vergangen und schon jetzt wird deutlich, dass auch der eingangs oben zitierte Ausspruch von Brenton Tarrant eine Lüge ist.
Seine Eltern trennten sich in seiner frühen Kindheit. Brenton lebte danach bei seinem Vater. 2010 starb sein Vater an Krebs. Brenton muss zu dieser Zeit ca. 19 Jahre alt gewesen sein. Ob die Diagnose der Krankheit bereits gestellt wurde, als Brenton noch Kind war und er den Kampf seines Vaters gegen die Krankheit lange hat miterleben müssen, ist den Medien nicht zu entnehmen.

Ehemalige Schulkameraden haben geäußert, dass Brenton gemobbt wurde (u.a. wohl weil er übergewichtig war) und die meiste Zeit seines Lebens ein Einzelgänger war. Als Kind sei er außerdem besessen von Waffen und gewaltvollen Computerspiegel gewesen.

Teile seiner Familie haben erklärt, dass sie für die Todesstrafe gegenüber Brenton sind, nach all dem Leid, das er anderen Menschen angetan habe. Die Todesstrafe ist in Neuseeland abgeschafft und diese Forderung finde ich nicht nur deswegen erstaunlich.

So kurz nach einer solchen Tat über die Kindheitshintergründe des Täters zu schreiben, ist immer eine Gratwanderung. Es geht nicht darum, den Täter zu entschuldigen oder seine Opfer aus dem Blick zu nehmen.

Nach den Taten von Anders Breivik wurde damals in den Medien das Bild eines unbekümmerten Kindes gezeichnet, das „ganz normal“, wie so viele andere auch, ein Trennungskind war und ansonsten alle Chancen im Leben hatte. Unerklärlich schienen seine Taten, so der Tenor.
Ich möchte abraten, den Satz „I had a regular childhood, without any great issues“ von Brenton Tarrant ernst zu nehmen. Schon jetzt gibt es gegenteilige Hinweise. Die zukünftige Aufgabe sollte viel mehr sein, diese Kindheit noch deutlicher auszuleuchten (ich selbst vermute weitere Belastungsfaktoren).

Menschen, die als Kind unbelastet, geliebt und gewaltfrei aufwachsen durften, werden nicht zu Massenmördern. (Diese Feststellung schließt nicht aus, dass es weitere Faktoren gibt, die einen Menschen zu so einer Tat bewegen: Männlichkeitsbilder, Geltungsdrang, „Vorbilder“ wie Breivik, Zugang zu Waffen u.a.)




Verwendete Quellen:

Dailymail, 17.03.2019: From a bullied school boy to NZ'sworst mass murderer: Christchurch mosque shooter was 'badly picked on as achild because he was chubby' 




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