Samstag, 26. Juni 2010

Medusas Kinder in der Antike


Durch meine Beschäftigung mit der Medusa und den Maskulisten bin ich auf eine interessante Information gestoßen. In ihrer Dissertation „Das unheimliche Sehen | Das Unheimliche sehen. Zur Psychodynamik des Blicks“ zitiert Elke Rövekamp eine Quelle (Schlesier, 1989) wie folgt: " (…) wir müssen wohl aufgrund der vorhandenen archäologischen Zeugnisse davon ausgehen, dass nichts von antiken Künstlern so häufig dargestellt wurde, wie das Medusenhaupt." (Rövekamp, 2004, S. 356) Wir finden in der Antike das Bild der Medusa „(…) an Gebäuden aller Art, an Giebeln und auf Mauern, an Tempeln, Privathäusern und Grabbauten; wir sehen es an den Rüstungen der Krieger, an Wagen, Schilden, Helmen, Harnischen, Beinschienen, Streitwagen, an Zaumzeug und Panzer der Pferde; es ist auf Wandgemälden und Mosaiken, auf Münzen und Schmuckstücken dargestellt; an den Geräten des täglichen Gebrauchs in Haus und Tempel ist es zu sehen, an Stühlen, Lampen, Kandelabern, an allen erdenklichen Gefäßen, auf Deckeln und an den Henkeln der Mischkrüge für Wein und Wasser, auf den Ölamphoren, den Schminkkästchen, den Trinkschalen." (ebd., S. 364f)

Die Medusa ist eine Erfindung aus der Antike. Ihre damalige enorme Verbreitung leuchtet mir vor allem ein, wenn man sich die Arbeiten von Lloyd deMause vor Augen führt. Er hat auf den antiken Kindererziehungsmodus „Später Infantizid“ hingewiesen. In dieser Zeit waren schwere Gewaltformen gegen Kinder, Kindesvergewaltigungen und Kindestötungen vorherrschend, entsprechend bildete sich die narzisstische Psychoklasse heraus. Der Vater war erst wirklich anwesend, wenn es um die Anleitung des älteren Kindes ging, vorher waren ihm die Kinder egal. Sicherlich war er auch brutal. Den Frauen und Müttern oblag die Kindererziehung, die wie gesagt von Gewalt geprägt war. In meinem aktuellen kurzen Text über "Medusas Söhne" habe ich die Verbindung zur Mutter gezogen. Die grausame Mutter wird im versteinernden Blick der Medusa von den Menschen wiedererkannt. Deshalb übte die Medusa zusammen mit ihrer Geschichte (vor allem auch ihrer Enthauptung durch Perseus) offensichtlich auf die antiken Menschen (dabei wohl auch vor allem die Männer) eine solche Faszination aus. Diese Erklärung scheint mir schlüssig und sie stützt deMause Annahmen über die Art und Weise der Kindererziehungspraxis in der Antike, deren psychische Folgen im Medusamythos sichtbar werden.

21 Kommentare:

Manifold hat gesagt…

Ich hoffe, dass sich dadurch dein "Bild" von uns bösen Maskulisten nicht noch mehr radikalisiert. ;-)

Gruss,
Manifold

Anonym hat gesagt…

Hallo lieber Sven.

Alice Schwarzer gehört lebenslänglich in den Knast wegen Hochverrat an die menschliche Würde. Eebenso gehört sich die gesamte, durch Kinderseelen- und Blut subventionierte, feministische Gefolgsaft, männlich wie weiblich.

Bis an mein Lebensende werde ich hauptsächlich diese beide Ziele folgen.

Mein Erfolg garantiere ich dir.

Mit einem "Es tut mir Leid, ich habe von Nichts gewusst" wird dieses mal nicht getan sein.

Freundliche Grüße
Nikos

Anonym hat gesagt…

Du rührst da an wichtige Dinge - teilweise mit guten Einsichten, teilweise mit m.E. kontraproduktiver Rhetorik, die in Widerspruch zu Deinen Einsichten steht. Ich will mal versuchen, zu erklären:

Gewalt ist. Leider. Menschen tun Menschen etwas an. Da immer konkrete Menschen aufeinander treffen, die sich zugleich durch irgendetwas unterscheiden (keiner ist der Andere) besteht die Neigung, diese Unterschiede zu kollektivieren und erfahrenen Schmerz in die Differenz zu projizieren: Geschlecht steht dann gegen Geschlecht, Generation gegen Generation, Nation gegen Nation usw. Realer Hass auf reale TäterInnen wird kollektiviert zu Gruppenhass auf Gruppen. "HEILUNG" (dummes Wort) ist nur möglich über den Zugang zu den Verletzungen, die die Hassenden erfahren haben. Mit Deiner Analyse der Medusa bist Du da auf einem sehr guten Weg. UNVERSTÄNDLICH ist mir die damit verknüpfte Rhetorik der Verachtung und Ablehnung, die als erneute Zurückweisung die Verletzten einmal mehr verletzt. RICHTIGER wäre m.E. eine differenzierende Rhetorik: Nicht Ablehnung der Verletzten, sondern Anerkennung ihrer Verletzung, Betonung ihres Rechts, diese auszudrücken (das veröffentlichte Männer- und Frauenbild wird nicht umsonst als Fortsetzung der Verletzung erfahren) UNTER ZURÜCKWEISUNG natürlich der frauenfeindlichen Rhetorik. Nur darf diese Zurückweisung in ihrer Form nicht zur erneuten Verletzung führen. Ich würde eher THERAPEUTISCHES VORGEHEN vorschlagen: Ein ironisiertes Einbetten der Frauenfeindlichkeit nach dem Motto: Das ist unsinnig und moralisch falsch, aber ich weiß, dass Du das vorübergehend brauchst als eine Art Schmerzensschrei. Der ist in der Form zwar falsch, aber therapeutisch wichtig, damit über ihn das zu Tage kommen kann, was Dich verletzt hat. (Deine gute Analyse der Medusa wäre ohne diese ja gar nicht möglich gewesen).

Auch Männer haben ein Recht auf Ausdruck. Nur durch Einlass in die gesellschaftliche Kommunikation wird er sich in dem Maße an diese anpassen, in dem er angenommen wird. Schreien tut ja nur, wer nicht so gehört wird, dass normale Stimmlage hinreichend wäre.

ZU REFLEKTIEREN wäre die offenkundige Häufigkeit dieser Notlage. Der Feminismus hat zu Recht das Problem der Vergewaltigung von einem individuellen zu einem gesellschaftlich relevanten gemacht. Er ist dabei nicht frei geblieben von kollektivierenden Männerhass-Parolen. Diese werden von vielen Männern ob der Dringlichkeit des Problems Vergewaltigung oft als Form therapeutisch notwendigen psychischen Ausdrucks akzeptiert. Sollte dies dann nicht auch für Nöte von Männern gelten? Manche Maskulisten sind gerade dabei, die Tabugrenze des idealisierten Mutterbildes zu überschreiten (Stichwort Medusa). Ohne Rhetorik geht das nicht.

Frauenfeindliche Rhetorik verletzt Frauen. Natürlich. Männerfeindliche Rhetorik verletzt Männer. Es gibt Frauen und Männer, die verletzt werden von gegen das eigene Geschlecht gerichteter Rhetorik. Das ist IN BEIDEN FÄLLEN ernst zu nehmen. Gleichzeitig kann solche Rhetorik heilende Funktion haben – oder zumindest als Signifikant eines Problems fungieren. Hier liegt ein großes Konfliktpotential, mit dem reflektiert umgegangen werden muss.

ENDE TEIL I

Anonym hat gesagt…

TEIL II:

Das von EMMA für gut befundene Männervernichtungsbuch von Valerie Solana ist ein Beispiel für das damit verbundene Konfliktpotential. Es scheint für manche Frauen therapeutische Funktion zu haben. Soweit sie dadurch (was natürlich zu überprüfen wäre) von ihrem auf Verletzung beruhendem Männerhasse gesunden, ist dies zu begrüßen. Dass bereits verletzte Männer von Solana und EMMA noch stärker verletzt werden, ist freilich ebenso zu reflektieren. Es darf keine doppelten Standards geben. Männer haben dasselbe Recht auf Ausdruck und dasselbe Recht auf Verletztheit wie Frauen. Im Augenblick besteht der Eindruck, dass SOWOHL das Ausdrucksrecht als auch das Verletztheitsrecht (vgl. die Maßnahmen gegen frauenfeindliche Äußerungen etc.) der Frauen größer ist als das der Männer. Das Ergebnis ist dann EINERSEITS das berühmte Schweigen vieler Männer (oder der Versuch mancher, als lila Pudel eine gegen sich selbst gewendete Ausdrucksmöglichkeit finden - die Geschichte kennt des Phänomen jüdischer Antisemiten, des jüdischen Selbsthasses, unsere Zeit das des männlichen Selbsthasses), ANDERERSEITS mündet solch erzwungenes Schweigen dann oft in Explosionen rhetorischen Hasses.

Ausdruck nicht zuzulassen oder ausdrücklich nicht ernst zu nehmen führt dazu, dass dessen Intensität gesteigert wird. Zum gegen die Maskulisten gerne erhobenen Rechtsextremismusvorwurf: Hitler war die falschest mögliche Antwort auf reale Probleme. Eines dieser Probleme war der zu realer Bedrängung (Wirtschaftskrise) hinzugekommene Eindruck vieler, auch noch verspottet, geschmäht und in ihrer Würde verletzt, als Menschen nicht ernst genommen, sondern als Abfall behandelt zu werden. Mehr Sorgen als rechtslastige Phrasen macht mir, dass das letztlich dem Extremismus zuarbeitende Gefühl des Erniedrigtwerdens sich zu verbreiten scheint.

Du solltest Dir überlegen, ob Du trotz richtiger Einsichten mit Deiner Rhetork nicht dazu beiträgst.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo „Anonym“,

eine „Rhetorik der Verachtung“ gegenüber den Maskulisten sehe ich in meinem Text über die Maskulisten nicht. Allerdings kann ich diese Bewegung nicht wirklich ernst nehmen, entsprechend liesst sich dann auch der Text. Auch lehne ich viele Verhaltensweisen und Schreibereien entsprechender Akteure ab, auch das findet sich im Text ganz offen wieder. „Verachtung“ ist aber etwas anderes. Ernst nehmen tue ich allerdings mögliche Verletzungen der Akteure. Insofern finde ich, dass meinem Text sogar eine gewisse Sorge um diese Akteure inne wohnt. Bei gleichzeitiger Ablehnungen destruktiver Verhaltensweisen.

Zur „Anerkennung ihrer Verletzung“: Menschen die verletzt wurden, haben ein Recht auf Ausdruck, Hilfe und Verständnis. Es kommt dabei aber auch auf die Art und Weise dieses Ausdruckes an. In den Foren der Maskulisten sehe ich viel, allerdings keine emotionale, konstruktive Auseinandersetzung mit eigenen Verletzungen. Hier finden sich eher traditionelle Männlichkeiten wieder, die einen Ausdruck von Gefühlen (außer aggressiven und selbstmitleidigen) eher vermeiden.

Du schreibst, dass das Ausdrucksrecht als auch das Verletztheitsrecht der Frauen größer sei als das der Männer. Ich meine, dass vor allem „die Männer“ selbst ihr emotionales Ausdrucksrecht und ihre Verletzlichkeit beschneiden, weil sie an alten Männlichkeitsvorstellungen festhalten. Insofern muss eine konstruktive Männerbewegung immer auch das Ziel haben, sich selbst emotional weiterzuentwickeln und alte Männlichkeitsvorstellungen in Frage zu stellen. Bei vielen Maskulisten sehe ich dagegen, dass sie scheinbar gerade dem Zerfall der „alten Ordnung“ nachtrauern und mit dem gesellschaftlichen Fortschritt unzufrieden sind, um es mal höflich auszudrücken.

Anonym hat gesagt…

Ideologisiertes Blabla! Wovor hast Du Angst?

Auseinandersetzung mit Selbstbildern (deren Notwendigkeit ich prinzipiell zugestehe) kann nur BEHUTSAM eingeleitet werden von jamand, der die Not ernst nimmt. Wenn aber die eigene Besserwisserei wichtiger ist...

Viel Glück noch mit dem krupp-stahl-harten Bewusstsein, IM RECHT zu sein.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo "Anonym",

wenn du auf Grund des Beitrages und Link zu meinem Blog vom 11.12.2010 im radikalen wgvdl-Forum hier aufgetaucht sein solltest, war eine solche Reaktion zu erwarten.
Trotzdem freut es mich, dass Ihr meinen Beitrag weiter interessiert verfolgt.

Anonym hat gesagt…

"Du schreibst, dass das Ausdrucksrecht als auch das Verletztheitsrecht der Frauen größer sei als das der Männer. Ich meine, dass vor allem „die Männer“ selbst ihr emotionales Ausdrucksrecht und ihre Verletzlichkeit beschneiden, weil sie an alten Männlichkeitsvorstellungen festhalten. Insofern muss eine konstruktive Männerbewegung immer auch das Ziel haben, sich selbst emotional weiterzuentwickeln und alte Männlichkeitsvorstellungen in Frage zu stellen."

Das kann ich nur unterschreiben. Wenn Männer ein größeres Ausdrucks- und Verletzungsrecht haben möchten, dann müssen sie auch ein wenig an sich selbst arbeiten und sich neu definieren. Das ist eine der Ziele, die die konstruktiven Männerrechtler verfolgen. Maskulisten halten das männliche Geschlecht jedoch für geradezu fehlerlos und unterstellen dem Feminismus, dass sie es sind, die Männer dazu nötigen, ihre eigene Verletzbarkeit zu verleugnen und ihr Wohlergehen für Frauen zu opfern. Das stimmt aber nicht.

Be Ihnen, lieber Sven, habe ich nicht Eindruck, dass Sie darauf bestehen, im Recht zu sein, aber mit ihrem Standpunkt sind Sie viel näher an der Wahrheit dran als irgendwelche Maskulisten.

Anonym hat gesagt…

Wirklichkeit tut weh. Der Besitz von "Wahrheit" kann da ein bequemes Beruhigungsmittel sein. Das wusste schon Erich Honecker... (den Ismus in seinem Lauf... usw.)

Die Frage ist ganz simpel: soll Kommunikation sein und Wahrnehmung oder Selbstlob in weltanschaulichen Quarantänestationen?

Dies schreibt ein mit geringen (mehr als null) Handlungsmöglichkeiten ausgestatteter, Vernünftige suchender Beobachter, der weder hierhin gehört noch dorthin, sondern angesichts zunehmender Radikalisierung auf ALLEN Seitzen nach Wegen sucht, GEGENSEITIGE Wahrnehmung zu provozieren -

- auf allen Seiten aber nur selbstsichere Gewissheit vorfindet. Mentale Panzer. Jeder ist im Recht.

Und jeder wundert sich, dass sich "die anderen" verhalten wie auf einem Schlachtfeld. Als ballerte man nicht selbst als Panzer Gewissheiten durch die Gegend. Lauter ICHs, die RECHT haben.

Es lebe das jeweils eigene Selbstbild. Das der jeweils anderen ist zu dekonstruieren. Das reicht als Botschaft an sie.

Am Anfang aller Kriege steht das Bewusstsein, dass die anderen so sehr im Unrecht sind, dass man selbst ins Unrecht geraten würde, wenn man versuchen würde, deren Standpunkt auch nur zu verstehen. (Kleine Denkhilfe: Verstehen heißt ja nicht: Für richtig halten.)

Mich friert. Ich sehe düstere Zeiten auf uns zukommen. Die Programme sind geschrieben: Valerie Solanas und ihre anhaltende Rezeption einerseits, wgvdl und einige der extremen Stimmen dort andererseits.

Diesen Blog sah ich als etwas (ein bisschen) ambivalent an, als möglicherweise offen für eine breitere Perspektive.

Wie es aussieht, habe ich mich getäuscht. Intelligenz schützt nicht davor, aus dem Bewusstsein heraus, IM RECHT ZU SEIN, an der Vorbereitung des nächsten Bürgerkriegs mitzuhelfen. Man hat ja seine Überzeugung, seine Wahrheit, sein heiliges Selbstbild.

Schade.

Sven Fuchs hat gesagt…

Danke für beide (anonymen) Beiträge.
Ich versuche nochmal, mich zu erklären. Ich nehme mögliche Verletzungen und auch die Not der Akteure ernst, mag man mir das glauben oder nicht. Und ich hegte mit meinem Text u.a. auch die Hoffnung, dass der ein oder andere etwas auf sich zurückgeworfen wird. Mag man mir auch das glauben oder nicht. Zusätzlich war mein Text natürlich auch von meinem allgemeinen Interesse geleitet, beispielhaft darzustellen, wie Verletzungen in der Kindheit ihren Ausdruck auf der gesellschaftlichen Bühne finden können. Darüber zu reden und aufzuklären, halte ich für enorm wichtig.
Ich hatte seinerzeit auch überlegt, ob ich eine gewisse Provokation wie den Vergleich mit „emotionalen Kindern“ einbringen soll oder nicht. Aber Leute, ich bin auch nur ein Mensch und wenn ich mich an Beiträge und Schreiberein entsprechender Akteure erinnere, dann muss man auch mal offen sagen: „Kindergeburtstag“. Weil ich dies einfach so empfinde. Ich bin ja kein Sachbuchautor, sondern privater Blogger.
An dieser Stelle möchte ich auch nochmal daran erinnern, dass ich im Hauptbeitrag über die Maskulisten auch erwähnt habe, dass ich einige ihrer Ziele für diskussionswürdig und gerechtfertigt halte (z.B. das fehlende öffentliche Bewusstsein für weibliche Täterschaft). Die Art und Weise der Diskussion ist mir dabei aber zuwider, genauso wie andere Themenbereiche der Akteure bei mir nur Kopfschütteln auslösen. Und da sind wir wieder bei meinem Thema: Die destruktiven Emotionen kommen dazwischen und treiben ihr Unwesen in den Texten. Jeder normale Mensch spürt den Hass, der in dieser Bewegung herrscht. Und dieser hat tiefere Ursachen, das ist meine These. Nebenbei stören diese destruktiven Emotionen im Grunde die Erreichung eben von vernünftigen Zielen. Menschen, die hassen, hört keiner gerne zu. Etwas anderes wäre Wut. Menschen, die ihre Wut über ihre realen Verletzungen ausdrücken, finden auch Gehör. Das macht den kleinen Unterschied. Ich glaube so einigen Maskulisten sogar ihre Verletzungen durch z.B. Partnerinnen. Aber ich sehe auch, dass so einige Andere ihre Verletzungen zu inszenieren scheinen und eigentlich eher Täterverhalten an den Tag legen.
Mehr fällt mir jetzt nicht dazu ein. Ich vermute, dass der damalige Beitrag von mir auch zukünftig Diskussionen hier im Blog auslösen wird. Vielleicht war es also für was gut.

Sven Fuchs hat gesagt…

Nachtrag:
"an der Vorbereitung des nächsten Bürgerkriegs mitzuhelfen"

Eh mal ehrlich, findest Du nicht, lieber "Anonym", dass Du da "etwas" übertreibst?

Anonym hat gesagt…

Ich teile die Beobachtung und die Ablehnung des Hasses. Ich komme aus der Geschichtswisswenschaft und habe mich intensiv mit der Geschichte des Nationalismus und der Nationalismen beschäftigt. Vieles heute erinnert fatal an die damalige Inkubinationszeit.

Kennst Du Lanz von Liebenfels? Den nahm damals auch keiner ernst. Höhere Auflagen als Lanz je hatte hat - weltweit - das hier:

http://www.amazon.de/Manifest-Vernichtung-M%C3%A4nner-S-C-U-M-niedergeschossen/dp/3875122399/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1292516997&sr=8-2

Die Gegenseite, radikale Stimmen z.B. auf wgvdl, hast Du ja schon wahrgenommen. Noch schlimmer finde ich den maskulinistischen Gestus im Umfeld von "manifold". Nur: Was hilft es, nur EINE Seite anzugreifen?

BEIDE Seiten haben ihre Hassprediger. Die Texte, verbrämt mit dem Gestus des VIELLEICHT nur Spielerisch-Ironischen, ziehen ihre Kreise...

Ärgerlich an Deiner Analyse ist für mich nicht einmal das Spiel mit den kleinen Provokationen. Das halte ich nur für UNGESCHICKT und das potentielle Publikum abschreckend. Mit solcher Rhetorik erreichst Du die nicht.

Ärgerlich an Deiner Argumentation ist für mich primär deren Einseitigkeit. Du hast schon Recht - bezogen auf die eine Hälfte, die Du siehst. Aber sorry: Die Solanas-Verehrerin Schwarzer ist keinen Deut besser. Wir brauchen einen dritten Standpunkt, der den Extremismen beider Seiten widerspricht. Nur ein solcher dürfte GERECHTFERTIGT harte Worte NACH BEIDEN SEITEN verteilen.

Und, aktuell wichtiger vielleicht noch, fragen nach den Folgeschäden, die BEIDE Seiten bei Menschen verursachen.

Sven Fuchs hat gesagt…

Teil 1:
Gut, verstehe, Dir fehlt also eine Kritik gegenüber radikalen Feministinnen, das nennst Du dann „Einseitigkeit“.
Alleine schon rein textmäßig macht es keinen Sinn, diese Kritik in einen Text einzubringen, der die verbreiteten „Medusabilder“ der Maskulistenszene zum Grundthema hat. Manche radikale Feministinnen sind sicherlich auch von Hass durchdrungen. Allerdings findet mann kein so deutliches, allgemein vorherrschendes Bild wie das der Medusa im Kreise dieser Damen. Das ist schon mal das eine.
Alice Schwarzer ist für mich alles andere als so etwas wie die Gegenseite der Maskulisten (mit denen sie sich eh nur beiläufig befasst, da deren Einfluss eher begrenzt ist). Und sie ist nach meinem Eindruck auch nicht radikal oder hasserfüllt, sondern einfach konsequent und mit klarer Linie. Was vor 30 Jahren war, habe ich nicht ausführlich verfolgt. Sicherlich war damals die feministische Bewegung an sich etwas wortgewaltiger, emotionaler und radikaler. Ich denke jetzt an die letzten 9-10 Jahre, in denen ich sowohl die EMMA als auch viele Diskussionsbeiträge von Schwarzer verfolgte. Und ich kann unterm Strich sagen, die Arbeit von Schwarzer ist konstruktiv und will gesellschaftliche Missstände zu Recht aufdecken und verändern. Eine gute Sache und eine tolle, selbstbewusste Frau.

Sven Fuchs hat gesagt…

Teil 2
Meiner Erfahrung nach werden Alice Schwarzer immer wieder auch Worte in den Mund gelegt, die sie gar nicht so gesagt hat. Da muss man die Originalaussagen schon sehr genau und im jeweiligen Kontext lesen und vor allem hier und da auch den entsprechenden Humor verstehen. Das ist das Weitere.
Zudem muss mann immer im Hinterkopf haben, dass wir zwei ganz unterschiedliche Ausgangssituationen haben. Auf der einen Seite jahrtausendealte destruktive Dominanz des Männlichen in der Gesellschaft und Unterdrückung alles Weiblichen (inkl. innerhalb der Männer selbst), zum anderen ein sich rasant veränderndes Geschlechter(macht)verhältnis und sich verändernde Geschlechtsbilder/-entwürfe ERST seit ein paar Jahrzehnten, welche einhergehen mit Krisen und Überforderung der traditionellen Männlichkeiten.
Alice Schwarzer wird da auch regelmäßig zur Projektionsfigur für alles und jeden. Am meisten fällt mir auf, dass viele Männer eine irre Angst vor dieser Frau haben, als ob sie ihnen höchst persönlich etwas wegnehmen würde wollen, ohne dass die Männer nicht mehr leben könnten. Das wäre wieder ein Thema für sich.
Einen „dritten Standpunkt“ braucht es nicht, denn es gibt nicht nur zwei oder drei Standpunkte beim Geschlechterdiskurs, sondern bereits unzählige.
Für mich wäre interessant, warum Du, der Du aus der Geschichtswissenschaft kommst, nun gerade an dem Text über die Maskulisten andockst? In diesem Blog gibt es weit wichtigere Texte, die auch eher etwas für an der Geschichte Interessierte etwas ist. Mein Blog befasst sich ja nur nebensächlich mit dem „Geschlechterkrieg“ (der sich im Alltag eher abkühlt, als verschärft, wie ich finde).

Anonym hat gesagt…

"Auf der einen Seite jahrtausendealte destruktive Dominanz des Männlichen in der Gesellschaft und Unterdrückung alles Weiblichen (inkl. innerhalb der Männer selbst),"

Genau DAS ist das Problem. Wir haben WIEDER ein Denken in kolloktivierten Eigenschaftszuschreibungen, "das Männliche", "das Weibliche", "die Männer", "die Frauen". Es ist so selbstverständlich geworden, dass es nicht einmal mehr auffällt. Historischer Vergleich ist da gut. Es gab Zeiten, da sprachen selbst Juden selbstverständlich vom "Jüdischen" und gebrauchten den Begriff mit all seinen antisemitischen Färbungen. Sie glaubten nicht an wachsende gesellschaftliche Probleme, weil sie das Denken in diesen Schablonen so verinnerlicht hatten, dass es ihnen nicht einmal mehr auffiel.

Denken beginnt damit, auch den eigenen Selbstverständlichkeiten nicht zu glauben. Übrigens ist das Problem nicht wirklich der Feminismus (dessen Geschichtsbild Du brav verinnerlicht hast) - wie einst der Antisemitismus ist er ein (vorrangig übrigens von Männern) eingesetztes gesellschaftspolitisches Werkzeug.

Sven Fuchs hat gesagt…

Diese Eigenschaftszuschreibungen sind nun einmal historische Realität. Gerade viele feministische Autorinnen haben viel dafür getan, diese Eigenschaften nicht als etwas natürliches zu sehen, sondern als soziale Zuschreibungen und darum auch veränderbar.

Anonym hat gesagt…

Du widerspricht Dir selbst:

EINERSEITS: "Diese Eigenschaftszuschreibungen sind nun einmal historische Realität." Sind sie deshalb richtig? Dass es Eigenschaftszuschreibungen gab an "Neger", Juden, Ziguener, Polynesier etc. etc. ist Tatsache. Sind sie deshalb richtig?

ANDERERSEITS: "diese Eigenschaften nicht als etwas natürliches zu sehen" - warum hältst Du in Deiner Wortschatz dann daran fest?

DRITTENS: "und darum auch veränderbar" - da liegt das Problem. Wer etwas verändern will, muss es zuvor ZUGLEICH als Tatsache UND als veränderlich darstellen.

Ich bestreite nicht die Veränderlichkeit, ich bestreite die Tatsache. Natürlich hat es in vielen Zeiten Krieger gegeben, aber männliche rollenbilder umfassten immer auch ganz andere Möglichkeiten, den Philosophen, den dichter, den Liebhaber, den Ingenieur, den friedlichen Staatsmann etc.

WARUM wird diese Rollenvielfalt reduziert auf eine nur destruktive Männlichkeit? Um sie zu verändern? Im gender-Unterricht lernen Jungen heute, dass es falsch ist, als Mann die Frauen zu unterdrücken. Das ist natürlich richtig. Aber warum werden auch die anderen Männlichkeitsbilder systematisch unterdrückt und so getan, als gäbe es nur eine historische Kollektivschuld, aufgrund derer Jungen heute einsichtig sühnen und büßen sollen unter Verheimlichung aller positiven Vorbilder?

Warum wird Ihnen NUR noch Hitler beigebracht, warum nicht mehr Goethe, Newton oder Aristophanes?

Sven Fuchs hat gesagt…

Im Grunde geht es erst mal nicht um richtig oder falsch. Sondern um die Deutung der (historischen) Realitäten. Dass wir alle vielschichtige Menschen sind, es immer auch Männer und Frauen gab, die nicht den klassischen Rollenmodellen entsprachen, versteht sich. (Alice Schwarzer ist da geradezu ein Paradebeispiel, inkl. ihres sehr mütterlichen, emotionalen Großvaters, der wie ein Vater für sie war und sich hauptsächlich um sie kümmerte.)

Es gibt aber immer auch so etwas wie die „große Masse“ oder „die Mitte“, wie auch immer. Da lässt sich kaum bestreiten, dass es historisch eindeutige geschlechtsspezifische Eigenschaftszuschreibungen UND auch deren Erfüllung gab und dass sich diese Mitte derzeit immer mehr ausdifferenziert und verändert.

Ich weiß nicht, wie deine Schulzeit aussah, aber bei uns war Hitler nur kurz Thema (und Gender oder der Feminismus gar nicht). Goethe, Newton oder Aristophanes nahmen da viel mehr Raum ein. Es mangelt nicht an männlichen Vorbildern, wenn wir in die Geschichte schauen.
Irgendwie sind wir jetzt doch ganz weit weg von meinem ursprünglichen Beitrag. Ich bin ja diskussionsfreudig. Nur wo soll das jetzt hier hinführen? Über Männer, Männerbewegung usw. lässt sich sicher noch etliche Zeilen weiterschreiben. Mir ist immer noch nicht so ganz klar, was hier Dein Ziel ist, obgleich ich eine solche Diskussion immer auch spannend finde.

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Sven Fuchs hat gesagt…

Anonym hat hier am 21.12. den angehängten Beitrag hinterlassen. Leider lässt die Funktion von blogger.com keine Änderungen in Kommentaren zu, so dass ich den ganzen Beitrag löschen musste. Links auf radikale Homepages wie wgvdl lasse ich nicht zu, alleine schon, um die Trefferquote bei Googel nicht zu erhöhen!

Hier der Beitrag:

Jedes Denken ist in der Lage, sich selbst Grenzen zu setzen. Und sich sogar von der Beschäftigung mit dem abzugrenzen, worüber es Aussagen trifft.

Damit gibt es sich zu erkennen und spricht das Urteil über sich selbst.

Ja: Wer sich mit etwas NICHT beschäftigen will, hat da meist ein sehr unangenehmes Gefühl. Lieber nicht nachschauen, lieber nicht nachfragen, man könnte ja in seiner Bewunderung FÜR etwas gestört werden...

Zum ENDGÜLTIGEN Abschied etwas Material - natürlich einseitig (leider gerade am Anfang bis Punkt 8), natürlich oft verstiegen, aber in seiner gut belegten Fülle und seinem Gesamtumfang sollte es ALS GANZES (insbesondere AB PUNKT 8) für Dich Pflichtarbeit sein - es gibt kaum eine umfangreichere Dokumentation AKTUELLEN HASSES und seiner gezielten Verbreitung.

* Anmerk. Link auf die radikale Website von wgvdl entfernt *

"Wissenschaftlich" auf einem ähnlichen (nicht-wissenschaftlichen) Niveau wie Dein Blog, oft unsorgfältiger formuliert als dieser, aber wie dieser bedenkenswert als Zeichen der Zeit und mehr als dieser wichtig als pure Sammlung schlecht widerlegbarer Belegstellen, Zeugnisse und Beweise. Und VORSICHT: Gelegentlich zynisch und satirisch und ironisch mit doppeltem Boden vormuliert (wofür ich bei Dir bisher kein Zeichen von Verständnis entdeckt habe).

Aus diesem Strang verabschiede ich mit hiermit aufgrund der mehrfachen Komunikationsverweigerung zum von Dir selbst angeschnittenen Thema. Aber vielleicht ist Dir NACH Durcharbeitung des Ganzen (das wird dauern) doch einmal einen SELBSTREFLKEXLIVEN Blog-Haupteintrag wert?

Aber dann bitte nicht wieder mit voreingestellten Scheuklappen.

Tschüs!

ratlos hat gesagt…

Aufgeklärtes Denken ist kritisches Denken. Kritisches Denken heißt: sich selbst ein Bild machen, die Sachen selbst anschauen.

Und da löscht einer einen Hinweis-Link auf - natürlich im Zuge der GESAMTLEKTÜRE kritisch zu beurteilendes - Material, das weit größere Zugriffszahlen hat als sein eigener kleiner Blog. Natürlich darf auch Mäxchen Klein davon träumen, ein großer, mächtiger Zensor zu sein, der beschneidet und benotet und die Welt etikettiert (etwa mit der Scheuklappen-nein-ich-schau-Dich-nicht-an-ich-hab-Angst-Floskel "radikal" mit dem durchsichtigen Hintergedanken "und wär doch so gern so groß und stark und würde Dich ganz aus der Welt schmeissen, wenn ich nur könnte").

Ist - angeblich - gegen Gewalt und - angeblich - für Argumente und verweigert sich dem Argumentieren...

Schulterzuckend kann man das nur noch vermerken unter "Selbstcharakterisierung und Vorführung der eigenen Geistesgröße".