Montag, 3. Mai 2010

Analyse der Regierungserklärung von Angela Merkel zum Afghanistan Krieg

Ich habe mir die Rede bzw. Regierungserklärung von Angela Merkel vom 22. April 2010 noch mal genau durchgelesen (Plenarprotokoll 17/37) und möchte hier ein kleines Experiment machen. In dem Buch „Das emotionale Leben der Nationen“ von Lloyd deMause habe ich das erste mal von seiner „Fantasieanalyse“ der Reden politischer Führer gelesen. Bei dieser Technik geht es darum, versteckte emotionale Botschaften, sowie anderes verbales und nonverbales Material aus den Reden herauszustellen. Ich fand das damals beim ersten Lesen nicht wirklich bedeutend und fand einiges auch merkwürdig. DeMause hat wichtigere Dinge geschrieben, die sich wissenschaftlich auch besser nachweisen lassen. Trotzdem will ich jetzt mal Neuland betreten und habe mir die Rede von Angela Merkel, in der sie den Krieg in Afghanistan und die Beteiligung der Bundeswehr rechtfertigte, genau angesehen und dabei versucht, die Kriterien von deMause anzuwenden. Danach dachte ich, nun, ähnliche „Fantasiewörter“ bzw. Schlagwörter könnten doch sicherlich auch im ähnlichem Stil und Ausmass bei Reden von Kriegsgegner auftauchen. Wenn dem so wäre, würde die Analyse von deMause kaum Sinn machen, da Kriegsgegner sicher nicht verdeckt emotionale Botschaften für einen Krieg in ihre Rede (unbewusst) einbringen würden. Deshalb habe ich die Reden von Jürgen Trittin und Gregor Gysi (als Vergleichspersonen) auf die gleiche Weise behandelt. Beide Reden wurden am selben Tag in der gleichen Sitzung gehalten. Meine Ergebnisse finde ich recht interessant:

Angela Merkel (CDU) in ihrer Abgabe einer Regierungserklärung zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan:

Gestorben, Terror, Angst, Risiken, Gefahren, missbrauchen, schmerzhaft, missbrauchen, Gefahren, schmerzhaft, Toten, Gefecht, toten Soldaten, Bürgerkrieg, Bürgerkrieg, fürchtet, Opfer, Waffengewalt, Krieg, Gefecht, „Ich habe ihn erschossen. Er oder ich, darum ging es in diesem Fall“, Gefechts, Härte, Krieges, Kriege, Aufopferung, Waffenbrüder, Krieg, Leid, Feindeinwirkung, Leben in Afghanistan verloren, Kampf , Leben verloren, Luftschlag, Tod, Gefahr, Kampfeinsatz, missachtet, Mädchen, katastrophal, Bedrohung, Schattenseiten, Gefahren, Krieges, Terrororganisationen, Terrorangriffe, Terrorismus, Kindern, Piraten, räuberischen Attacken, Gefahr, Gefahren, Kriegen, Bedrohung, Krieges, Krieges, Chaos, Anarchie, Anschläge, Atomterrorismus, Bedrohungen, Nuklearwaffen, Bomben, gefährlich, Gefahr, Nuklearwaffen, Gewalt, Terror, Willkür, Unterdrückung, Anarchie, Chaos, Angst, getötet, Angst, Terrorismus, Leben verloren, Opfer, Terroranschlägen, Angst, verletzt, getötet, Angst, Angst.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Getöteten, verletzten, Eskalation, Aufstandsbekämpfung, Opfer, Aufstandsbekämpfung, Aufstandsbekämpfung, Aufstandsbekämpfung, Risiken, Risiken, Krieg, Hilflosigkeit, Gefährdung, Krieg, Krieges, tödlichen Gefahren, töten, Kriegsrhetorik, kriegerische Zustände, Kriegsrhetorik, Staatszerfall, Bürgerkriege, Staatszerfall.

Gregor Gysi (DIE LINKE):

Krieg, Fiasko, Krieg, Irakkrieg, kämpfen, Verletzte, Tote, sterben, Krieges, sterben, Aufschrei, Fiasko, Tod, Krieg, Gefährdung, geistig gestört, verletzten und toten , verletzten und toten, verletzten und toten, Krieges, toten, Krieg, Krieg, Terrorismus, Krieg Terrorismus, bekämpfen, Terroristen, Terroristen, Terrorismus, bekämpfen, Terrorismus, bekämpfen, Krieg, verfeindeten, Krieg, Hass, Terroristinnen und Terroristen, Krieg, Kriege, Kindersoldaten, Mädchen, Krieg, Terroristen, Atomwaffen, Atomwaffen, Atomwaffen, Irakkrieg, Krieg, kämpfen, Krieg.


Wie erwartet kommen auch in den Reden der Kriegsgegner häufig Worte wie „Krieg“, „Terror“, „töten“ bzw. „Toten“ etc. vor. Was allerdings fehlt sind die häufigen Angstwörter. Sie sprechen höchstens von „Gefährdung“ (jeweils einmal) und Trittin benutzt einmal das Wort „Gefahren“. Bei Merkel häufen sich dagegen die Angstwörter: „Gefahren“, „Gefahr“, „gefährlich“, „Bedrohung“ und „Angst“. Dazu kommt, dass sie während ihrer Rede sage und schreibe 22 mal das Wort „Sicherheit“ benutzt. Zusammen mit sehr emotionalen und starken Wörtern wie z.B. „schmerzhaft“ und „katastrophal“. Man muss nicht unbedingt diese Schlüsselwörter sammeln, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass Angela Merkel in ihrer Rede mit Angst arbeitet. Durch die Herausstellung dieser Wörter wird es aber noch etwas deutlicher. Angst vor „Gefahren“ zu schüren, um den Krieg zu rechtfertigen, scheint der rote Faden ihrer Rede zu sein. Dazu kommen Wörter, die traumatische Kindheitserfahrungen ihrer ZuhörerInnen ansprechen könnten: missbrauchen, Opfer, Mädchen, schmerzhaft, missachtet, Kindern, Leid, „(Waffen)Brüder, katastrophal, verletzt, fürchtet, Willkür, Unterdrückung usw. Auch diese starken emotionalen Ausdrücke fehlen nahezu komplett bei den Kriegsgegnern.

Es hat sich aus meiner Sicht also gelohnt, die Fantasieanalyse hier mal auszuprobieren. Ich fand es recht erkenntnisreich.

Folgender Satz fiel mir in der Rede von Angela Merkel gesondert besonders auf:

In einem Interview, das am letzten Sonntag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen ist,
hat Hauptfeldwebel Daniel Seibert minutiös ein Gefecht beschrieben, in das er am 4. Juni des letzten Jahres geriet. Auf die Frage, ob er selbst in diesem Gefecht geschossen und einen Menschen getötet hat, antwortet er – ich zitiere –: Ich habe ihn erschossen. Er oder ich, darum ging es in diesem Fall.
“ Indirekt aber deutlich verweist sie dann direkt in den Folgesätzen darauf, dass dem Soldaten und den Soldaten an sich Anerkennung und Respekt zu zollen seien, um dann anschließend Obama u.a. mit folgendem Satz zu zitieren: „Der Mut des Soldaten ist ruhmreich, ein Ausdruck der Aufopferung für sein Land, für die Sache und für seine Waffenbrüder.

Ich finde es gruselig, wenn im deutschen Bundestag vom "Heldentod" deutscher Soldaten gesprochen wird, selbst wenn man sich hier indirekter Hinweise und einem Zitat bedient. Weiter kommentieren muss man diese Rede wohl nicht mehr.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

cool gemacht, nur wäre es interessant zu wissen wer die Merkel Rede geschrieben hat. Wahrscheinlich jemand mit Ahnung vom beeinflussenden Gehalt gewisser Wörter und mit der Motivation irgendetwas für irgendwen zu leisten über dessen emotionale Folgen er/sie sich nicht im geringsten bewusst sind, da sie sonst andere Wörter wählen würden.

borderline44 hat gesagt…

DAS IST WIRKLICH TOTAL INTERESSANT!

Schauen wir die Aussagen von Angela Merkel, Jürgen Trittin und Gregor Gysi an und stellen den ZUSAMMENHANG zur ERLEBTEN (VERDRÄNGTEN) KINDHEIT HER und LESEN DANN DIE Analyse von Sven Fuchs!

DANN ERKENNEN WIR EINERSEITS, DAS IN DER KINDHEIT ERLEBTE- und ANDERERSEITS, DIE HEUTIGE HALTUNG, die (JEWEILS UNBEWUSST) ZUM AUSDRUCK gebracht WIRD:

Angela Merkel ist GESTORBEN(!), hatte ANGST und TERROR ERLEBT, ABER FÜRCHTET (DIE/DAS) OPFER UND (HAT ANGST DEN SCHMERZ - DAS OPFER - DES OPFERS - IHREN SCHMERZ - ZU SEHEN)! FORDERT AUF ZU TÖTEN/BEKENNT: ICH HABE IHN ERSCHOSSEN (IN GEDANKEN SCHON 1.000 mal), DENN: ENTWEDER ER (IHR VATER) ODER ICH! DIE ANKLAGE AN DIE ELTERN (DEN VATER!?) IST ZWAR DRIN, ABER WIRD EBEN VERLEUGNET! DER GRUND, DASS SIE ANTUT - TÖTET! ERZÄHLT VOM HORROR IHRER KINDHEIT!

Abbruch der Schweigemauer - Leseprobe: Von Seelenmorden an Kinder zur Vernichtung ganzer Völker http://www.alice-miller.com/bucher_de.php?page=7a

Jürgen Trittiny erzählt von der BESTRAFUNG DER (natürlichen) EMPÖRUNG (über die Empathielosigkeit der Eltern) DURCH DIE ELTERN (AUFSTANDSBEKÄMFUNG SEINER ELTERN) VON SEINER HILFLOSIGKEIT UND DEN KRIEGERISCHEN ZUSTÄNDEN, IN SEINER KINDHEIT! ER SCHEINT ETWAS NÄHER AN SEINER WAHRHEIT ZU SEIN, ABER LEUGNET IMMER NOCH (DESWEGEN): AUFSTANDSBEKÄMPFUNG! WEIL ER DIE EMPÖRUNG UNTERDRÜCKT: (BEKÄMPFT ER DEN AUFSTAND - DIE EMPÖRUNG) AUFSTANDSBEKÄMPFUNG!

Gregor Gysi BEKLAGT (EMPÖRT SICH) AM MEISTEN, von allen Dreien! ES (SEINE KINDHEIT) IST EIN FIASKO! ER KLAGT (DAS FIASKO - ES) AN UND SAGT (SIE SIND) GEISTIG GESTÖRT UND MEINT (ERKENNT) DAMIT DIE (GEISTGE GESTÖRTHEIT der) TÄTER (DER ELTERN), DIE ER ANKLAGT! ER ERKENNT DEN HASS DER TÄTER (DER ELTERN)! SEIN ERFAHRENES LEID SCHEINT IHM MEHR BEWUSST ZU SEIN! ER SAGT (FORDERT den): TERRORISMUS (SEINER ELTERN zu) BEKÄMPFEN UND ERZÄHLT VON SEINEM (INNEREN) KAMPF (WEIL ER JENSEITS JEDER HILFE IST - GEGEN DIE EMOTIONALE BLINDHEIT DER Gesellschaft, WELCHE DIE ELTERN - die TERRORISTEN - SCHÜZT)! DEM BEKÄMPFEN DESSEN, WAS ER BEKLAGT: DEN TERRORISMUS (SEINER ELTERN)! ER ERLEBTE SEINE ELTERN ALS TERRORISTEN! ER SCHREIT AUF!

Das ist totaler WAHNSINN! Wir sollten die Sprache des Menschen lernen zu VERSTEHEN, wie der Pferdepflüsterer die Sprache des Pferdes lernte ZU VERSTEHEN, zumal wir Menschen- und desswegen dazu VERPFLICHTET SIND, als Mensch. HÖREN WIR einander zu.

-siehe auch: Die Revolte des Körpers - Einleitung: Körper und Moral S. 20

https://plus.google.com/110882509048668787407/posts/6u4ccaaUQ8N

Wirklich toll diese (TRAURIGE ERSCHRECKENDE) Analyse von Sven Fuchs. -sie zeigt die Wahrheit (DEN HORROR) auf!

HÖREN WIR AUF, die Wut auf die Eltern zu verbieten und die Eltern zu schützen, damit wir EINANDER OFFEN vom Horror unserer Eltern und der Gesellschaft, welche die Eltern schützt/e erzählen- und ihn VERARBEITEN (anstelle weiter verleugnen und antun) können. -dies ist der beste Weg der Gewaltprävention. -der Prävention gegen Empathiellosigkeit weltweit.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo borderline44,

ich halte nicht so viel davon, die Fantasiewörter in Sätze umzuwandeln (was ja auch deMause macht) und dabei zu interpretieren. Denn dies geschieht immer unter subjektiven Gedanken und Emotionen des Schreibers.

Ich finde es sinnvoller, die Wörter an sich herauszustellen, um den eomotionalen Gehalt der Reden bessser deutlich zu machen.

Viele Grüße

Sven Fuchs

borderline44 hat gesagt…

Lieber Sven Fuchs,

interessant und aufhellend ist die Frage WARUM!? -in Anbetracht des Widerspruches, der sich daraus ergibt, auch. WARUM auf einmal die Abwertung Deines eigenen Berichtes und den Folgen, die sich daraus ergeben!?

-erinnert mich ein wenig an Freud: er nahm seine Erkenntnisse (dass es (die Phantasien seiner Klientinnen) KEINE Träume, sondern Erinnerungen an sexuellen Missbrauch war/en) auch zurück, weil die Gesellschaft nicht so weit war. -und erfand die Triebtheorie, die das Kind beschuldigt.

Ist das dann doch zu deutlich!? Ist die Wahrheit zu gefährlich!?

Es gibt Dinge, die sind einfach keine Einstellungssache. -oder anders ausgedrückt: da ist die pers. Meinung nicht relevant.

Was für einen Sinn hat die Aneinanderreihung von Worten, wenn sie keinen Sinn ergeben darf/dürfen!?

Ich glaube an dieser Stelle, dass da jemand irgendetwas nicht sehen darf. -und das macht mich traurig.

Mit zum NachDenken und Fühlen anregendem Gruß.

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Borderline44,

ich bleibe dabei, dass es mehr Sinn macht, die Fantasiewörter einfach für sich stehen zu lassen, da jeder Lesende damit andere Gedanken und Emotionen verbindet.

Angela Merkel hat ganz sicher eine kalte Seite, ihre Rede macht dies deutlich. Sie ist aber auch ein Mensch mit vielen Facetten und hat sicherlich keinen Terror in der Kindheit erlebt. Wäre dem so, würde sie ganz anders agieren und aufreten.

Wie ihre Kindheit war, wissen weder Du noch ich. Dafür müssten wir uns erst damit beschäftigen. Alles andere wäre Spekulation.