Im “The New Zealand Herald” wurde unter dem Titel ”Amnesty questions Libyan mass rape” am 25.06.2011 berichtet, dass es laut Berichterstattern vor Ort keine Beweise für Massenvergewaltigungen oder Massenmord seitens der Truppen des Diktators gibt. Zitat: „Nato leaders, opposition groups and the media have produced a stream of stories since February 15 claiming the Gaddafi regime has ordered mass rapes, used foreign mercenaries and employed helicopters against civilian protesters. An investigation by Amnesty International has failed to find evidence for these human rights violations and in many cases has discredited or cast doubt on them.“
Die meisten Menschen starben – laut Amnesty International - in den ersten Tagen der Protestwelle in Benghazi, wo 100 bis 110 Menschen durch Anhänger oder Truppen des Diktators getötet wurden, und in Baida, wo 59 bis 64 Menschen starben. Dieses Zahlen sind schlimm, aber sie belegen, dass es keine unzähligen und massenhaften Tötungen in den Wochen vor dem NATO Einsatz gab oder gar die Gefahr eines Völkermordes bestand.
„In Libyen war und ist die Schwelle zum Völkermord nicht überschritten“, sagte die Generalsekretärin der deutschen Amnesty-Sektion, Monika Lüke, dem Tagesspiegel. „Der Einsatz droht mehr Leid zu bringen, als er verhindert“, wird sie weiter zitiert.
Auch die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage (BT- Drs. 17/5409) unter dem Titel „Hintergründe des bewaffneten Angriffs auf Libyen“ bestätigt, dass „keine detaillierten Informationen über Angriffe der libyschen Luftwaffe auf Zivilisten“ vorliegen.
Sollten sich zukünftig weitere Beweise dafür finden lassen, dass Gaddafi nicht in dem Ausmass gegen Zivilisten vorging, wie es in den westlichen Medien so oft dargestellt wurde und sollten sich zukünftig Belege dafür finden, dass sehr viele Zivilisten durch die NATO Bombardierungen ums Leben kamen (Man gebe bei googel einmal "Tote NATO Einsatz Libyen Zivilisten" ein und finde etliche Artikel) oder durch diese in die Flucht getrieben wurden (Ich frage mich auch, wie viele Kinder allein dadurch traumatisiert wurden, dass täglich Bombeneinschläge durch NATO Angriffe - bei ca. 50 NATO-Kampfeinsätzen pro Tag - zu hören waren…), hätten wir hier folgende Situation:
Die reale Gewalt durch einen „Bösewicht“ wird zu Massenmord aufgebauscht, um dadurch militärische Einsätze zu rechtfertigen. Die folgenden militärischen Einsätze produzieren viel mehr Leid, Flüchtlinge, Zerstörung und Tote, als durch den eigentlich erklärten „Bösen“ zustande kam. Diesen „Bösen“ hat man vorher höchst persönlich selbst aufgerüstet.
Hier wird es dann psychohistorisch interessant, wenn auch erschreckend abgründig. Denn wenn eine Mehrheit der Bevölkerung als Kind Gewalt erlebte (was weiterhin auch für Europa gilt) und gleichzeitig ein starker ökonomischer und gesellschaftlicher Fortschritt stattfindet, steigt das Bedürfnis, Feinde zu finden und zu bekämpfen oder sich selbst zu opfern z.B. in Form von einer ökonomischen Krise, so die psychohistorische These. Derzeit findet offensichtlich beides statt. Vielleicht, weil das Feindbild „Diktator in Libyen“ nicht so viel hergibt, wie z.B. die früheren Feindbilder "Ostblock" oder "Osama bin Laden". Deutschland zeigte in der Libyenfrage, dass sich emotional einiges bei uns getan hat, denn unsere Regierung war nicht bereit, an der offensichtlichen Opferung von Menschen teilzunehmen. Dafür verdient sie Respekt (hätte nicht gedacht, dass ich das einmal schreiben würde…)!
Bereits jetzt kursieren Theorien bzgl. der "wahren Hintergründe" des NATO-Einsatzes. Es ginge - wie immer - um Rohstoffe und Geld. Wie schon beim Irakkrieg wird sich diese Theorie als Seifenblase erweisen. Schauen wir uns die aktuellen Exportpartner Libyens an: Italien 37%, Deutschland 16,6%, Spanien 11,9%, Türkei 7,1%, Frankreich 6,2%. Importpartner: Italien 25,5%, Deutschland 11%, Südkorea 6,1%, Vereinigtes Königreich 5,4%, Tunesien 4,7%, Türkei 4,6%. (vgl. http://www.ipicture.de/daten/wirtschaft_lybien.html) Die USA, Frankreich und Großbritannien - die Hauptakteure beim NATO Einsatz - haben bisher wirtschaftlich wenig mit dieser Region zu tun. Voraussichtlich wird sich das auch nach dem Krieg kaum ändern.
Freitag, 26. August 2011
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