Dienstag, 13. September 2011

Adolf Hitler: Teufel, Dämon oder schwer misshandeltes Kind?

Ich bin aktuell auf den Text "Adolf Hitler: Teufel, Dämon oder schwer misshandeltes Kind?" von Michael Grandt gestoßen (Hinweis: Über den KOPP-Verlag gibt es sehr kritische Berichte, die ich nicht weiter prüfen kann, aber nach meinem ersten Eindruck nicht unbegründet sind. Insofern distanziere ich mich von weiteren Inhalten des Verlages. Der genannte Text ist allerdings sehr klar, sachlich und quellenbasiert. Da ich selbst viel über Hitler recherchiert habe, kann ich die Inhalte in ihrer Richtigkeit bestätigen). Selten habe ich einen so deutlichen Text über Hitlers Kindheit und mögliche Verbindungen zu seinem späteren Handeln gelesen. Insofern empfehle ich allen Interssierten, diesen Text zu lesen.

Ich hatte schon oft vor, mir die Kindheitsgeschichten von Hitlers engsten Gefolgsleuten anzuschauen. Leider hatte ich bisher nicht die Zeit dafür. Um so interessanter fand ich folgendes: "Überraschenderweise scheint Hitler auch mit Propagandaminister Joseph Goebbels über seine Eltern gesprochen zu haben, denn dieser notierte am 11. August 1932 in seinem Tagebuch: »Abends erzähle ich von zu Hause. Von Vater und Mutter. Beide haben mit Hitlers Eltern eine frappante Ähnlichkeit. Hitler ist ganz betroffen davon (…) Hitler hat fast genau dieselbe Jugend durchgemacht wie ich. Der Vater Haustyrann, die Mutter eine Quelle der Güte und Liebe.«" (zitiert nach Ralf Georg Reuth: Joseph Goebbels Tagebücher. Band 2: 1930-1934, München 1999, S. 681)

Nur zu logisch ist es, dass diese Gefolgsleute ähnliches erlebten und sich zusammentaten. Auch bei Goebbels findet sich zudem eine starke Idealisierung der Mutter. Ich vermute, dass diese ähnlich wie Hitlers Mutter eher emotional missbraucht hat und zudem die Kinder nicht vor der Gewalt des Vaters schützte. Denn Hitler selbst sagte, dass ihn die Augen seiner Mutter an die Medusa erinnernt hätten, Augen, die einen zu Stein erstarren lassen. Trotzdem wurde sie von ihm idealisiert.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

oh der arme kleine hitler,...
bei Alice Miller wird erklärt und nicht entschuldigt, dass scheint beim Kopp anders zu verlaufen,...

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Anonym,

sag mal hast du den Text wirklich gelesen? Der Kopp Verlag ist eine Sache für sich, da wird viel Kram geschrieben. Der Text über Hitler ist sachlich und entschuldigt gar nichts, was der Autor auch direkt schreibt. Der Text ist zudem wissenschaftlicher als der von Alice Miller und hätte sicher mehr Einfluss, wenn er nicht bei Kopp erschienen wäre.

tc hat gesagt…

in den 80er Jahren hat sich Volker Elis Pilgrim damit beschäftigt, woher die Gewalt kommt in unserer Gesellschaft. Er fand heraus das ein bestimmtes Setting im Elternhaus Ursache fuer einen bestimmten menschentypus ist, den er Muttersohn nannte. alle fiesen, gemeinen oder "toughen" Anfuehrer und Mörder, Massenmörder sind - was die biographien anbelangt, gleich.
Sie sind Muttersöhne.
Im Patriarchat ist das gefährlichste fuer Kinder, wenn kein positiver Vater vorhanden ist. Daher muss die Gesellschaft aufhören Muttersöhne zu erzeugen. Lesen sie Pilgrims: "Muttersöhne" und sie verstehen wie diese "Monstermenschen" wie Hitler oder Stalin oder oder oder, entstehen können.

Sven Fuchs hat gesagt…

hier im Blog finden sie auch viel über Hitlers Kindheit: http://kriegsursachen.blogspot.com/2008/10/32-paradebeispiel-adolf-hitler-im.html

Ich habe von dem Buch "Müttersöhne" bereits gehört und werde es sicher irgendwann lesen. Grundsätzlich ist der Begriff Muttersöhne in diesem Zusammenhang problematisch. Denn Muttersöhne im hier behandelten Zusamenhang sind im grunde emotional missbrauchte Söhne. Insofern besteht hier ein emotionales Gewaltverhältnis, das enorm destruktiv wirken kann.

tc hat gesagt…

ja sicher. die muttersöhne sind täter und opfer.
aber sie sind eben auch gefährlich fuer eine gesellschaft. wir muessen uns fragen lassen, ob wir diese muttersöhne ueberhaupt ignorieren duerfen, denn sie verursachen einen grossen schaden fuer die gesellschaft. es könnte so einfach sein, muttersöhne gar nicht entstehen zu lassen. denn es bräuchte nur positive Väter die die Kinder beschuetzen. das heisst aber auch das diese Väter SELBER KEINE MUTTERSÖHNE sein duerfen. und hier fängt das Problem an, denn die gewalt wird von einer Generation auf die nächste weitergegeben. Denn die praktisch nicht vorhanden Väter der Muttersöhne sind ja SELBER welche.

Wenn erst einmal solche "Monster" wie Hitler, Stalin oder andere Sadisten und Mörder entstanden sind, kann man eigentlich kaum noch Mitleid oder Mitgefuehl mit Amok-Läufern aus die an Schulen Menschen erschiessen, oder in Feriencamps Jugendliche hinrichten ...
Wir muessen aber erkennen welche Gesellschaftlichen Rahmenbedingungen den Nährboden fuer solche "Monster" legen.
Und in der Familie ist es immer dasselbe Setting.
Die nicht richtig gelöste Bindung zwischen Mutter und Sohn, der nicht vorhandene Vater. Die Mutter die ungluecklich ist mit ihrem Leben. und die diesen FRUST am Kind ablässt. Es teilweise ERHÖHT und andererseits FERTIGMACHT. aus diesem hoch/runter Wechselbad entsteht ein (sie beschreiben das richtig!!) emotional missbrauchtes Kind.
Und das fuehrt dazu das das Kind Kind bleibt. es kann geistig nicht erwachsen werden.
Es bleibt ein Kind im Männerkörper.
Und es vernichtet alles "schwache" weil es als kind abhängig ist von der Mutter.
es hasst frauen, minderheiten, quält andere, tötet, kann nicht lieben, hat nur mitleid mit sich selbst, ist ein weinerliches schwaches Dingen, das zu gewaltausbruechen neigt.

Sven Fuchs hat gesagt…

Großen Schaden für unsere Gesellschaft (und andere Gesellschaften noch mehr) bedeutete es in der Tat, wenn Gewalt gegen Kinder weit verbreitet ist. Dabei ist eine emotional missbräuchliche Mutter (mit oftmals verdeckten oder offenen Übergängen zu sexuellem Missbrauch, weil das Kind als Partnerersatz herhalten muss und dafür wird das Kind dann ggf. auch noch vom Umfeld als „Muttersöhnchen“ gehänselt) und ein nicht helfender, anwesender Vater eine Seite. Die andere Seite ist natürlich die offene Gewalt durch Väter, die strukturelle und persönliche väterliche Vernachlässigung von Kindern und wiederum Mütter, die ihren Kindern nicht gegen gewaltvolle Väter zur Seite stehen oder sogar gleich noch mit draufschlagen.

Es geht also um das ganze Spektrum der Gewalt gegen Kinder. Dies zeigen uns ja auch die Kindheitsgeschichten von den genannten Diktatoren. Am gefährlichsten wird es, wenn dem Kind keinerlei Fürsorge, Liebe oder ein positiver Ausgleich zur Verfügung steht. Wenn beide Elternteile sehr destruktiv sind und andere nicht helfen.
Ansonsten kann ich ihre Analyse gut nachvollziehen und unterschreiben.

Anonym hat gesagt…

nur mal als info: wie soll es möglich sein "psychische gewalt" (i.S.v. emotionalen Missbrauch) vollständig einzustellen? das ist Utopie. dazu müsste man das kind gleich ab geburt als "vollständigen Menschen" sehen (was es auch ist, rein prinzipiell!!!) und es auch so behandeln... wer macht so etwas? ich erlebe oft Eltern, die solche Menschen zu "braven" erziehen möchten... in 100 Jahren können wir nochmal drüber sprechen..

Angelika hat gesagt…




Das englische Pendant zum "Muttersöhnchen" ist der "Motherfucker". Und letzterer Begriff trifft den Kern der Problematik. Was einige Mütter (und andere Frauen) mit Jungen machen, geht weit über das hinaus, was als "emotionaler Missbrauch" deklariert wird. Oft haben diese weiblichen Erwachsenen eine eigene traumatische Kindheitsgeschichte. Erleben dann später wieder Gewalt. Vor allem sexuelle. Dass ein Mann (s)eine Frau beim Sex regelrecht "absticht", galt lange Zeit als vollkommen normal, sogar erwünscht. In der sexuellen Gossensprache gibt es noch viele lautmalerische Begriffe, die eher an Baumarktjingle, denn an etwas, das mit Erotik oder sogar Liebe zu tun hat denken lassen. Unsere moderne Vorstellung vom lustvollen, einvernehmliche Sex zwischen ihr und ihm ist ziemlich neu. D.h. für frühere Generationen von Frauen war es vollkommen üblich, ihren Nachwuchs mittels einer Vergewaltigung (in und außerhalb der Ehe) zu empfangen. Keine gute Voraussetzung für eine stabile, gesunde Beziehung zwischen Mutter und Kind bzw. einer Frau und ihrem Sohn. So manche Frau wird versucht haben, sich beim Sohn zu holen, was der Mann nicht bieten kann oder will. Die schlimmste Form der Parentifizierung, multimodaler Missbrauch von Jungen durch Frauen. Immer noch virulent, fest in unsere Kultur verankert, aber außerordentlich tabuisiert. Darum gibt es in unserer Tradition ja auch einen regelrechten "Muttikult", in dem Mutterschaft idealisiert wird. Unsere Vorfahren wussten ganz genau, wie viele Frauen ihre Kinder in Wirklichkeit ablehnten und mit Hass und Aggression überzogen. Kindstötungen und schwerste Misshandlungen waren weit verbreitet. Gemäß dem immer noch geltenden Rollenbild dürfen Frauen ihre Wut nur nicht öffentlich zeigen. Sie lernen schon früh, sich dabei gut zu tarnen und ihre Umgebung zu täuschen. Hinzu kommt noch das Phänomen der emotionalen Erpressung, in dem viele Frauen es zu wahrer Meisterschaft bringen.
Ich persönlich kann Jungen, die solchen Frauen ausgeliefert sind und einen regelrechten Hass auf alles Weibliche entwickeln, sehr gut verstehen. Aber das ist keine Lösung. Sondern nur eine Fortsetzung dieser destruktiven Traditionen.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

Sven Fuchs hat gesagt…

Hallo Angelika,

ja, der Einfluss von Müttern wird leider oft nicht gesehen, obwohl diese nachweisbar häufig an Missbrauch und Misshandlung beteiligt sind.