Hermann Wilhelm Göring (ein führender NS-Täter) wurde am 12.01.1893 geboren.
Seine Mutter war für die Geburt extra aus der Karibik angereist, wo sich ihr
Mann und ihre weiteren Kinder aufhielten. Sechs Wochen nach der Geburt überließ
sie den Säugling einer Freundin (über deren Umgang mit dem Säugling man nichts
in der Quelle erfährt) und reiste zurück zu Mann und Kindern.
„In den folgenden drei ersten Jahren seines Lebens bekam Hermann weder sie noch seine Geschwister, noch seinen Vater zu Gesicht. Als die Eltern ihn nach der Rückkehr zu sich holten und die Mutter sich zum ersten Mal zu ihm hinabbeugte, schlug der Dreijährige ihr mit den kleinen Fäusten ins Gesicht. Es sei dies seine erste Kindheitserinnerung, erklärte Göring später im Gefängnis dem amerikanischen Gerichtspsychologen Gustave Gilbert.“ (Knopp 2007: 13) Knopp zitiert den erwachsenen Göring mit den Worten: „Das Grausamste, was einem Kind passieren kann, ist die Trennung von der Mutter in den ersten Lebensjahren.“ (ebd.)
„In den folgenden drei ersten Jahren seines Lebens bekam Hermann weder sie noch seine Geschwister, noch seinen Vater zu Gesicht. Als die Eltern ihn nach der Rückkehr zu sich holten und die Mutter sich zum ersten Mal zu ihm hinabbeugte, schlug der Dreijährige ihr mit den kleinen Fäusten ins Gesicht. Es sei dies seine erste Kindheitserinnerung, erklärte Göring später im Gefängnis dem amerikanischen Gerichtspsychologen Gustave Gilbert.“ (Knopp 2007: 13) Knopp zitiert den erwachsenen Göring mit den Worten: „Das Grausamste, was einem Kind passieren kann, ist die Trennung von der Mutter in den ersten Lebensjahren.“ (ebd.)
Hermann Göring wuchs ab seinem dritten Lebensjahr im Kreis von neun Geschwistern und Halbgeschwistern auf. Man kann sich vorstellen, dass bei einer solchen Geschwisterzahl nicht viel Zeit und Aufmerksamkeit für das einzelne Kind da war. Sein Vater war bei seiner Rückkehr nach Deutschland bereits 58 Jahre alt und nicht bei gutem Gesundheitszustand. Ab 1898 lebten die Görings in einer mittelalterlichen Burg, die ihnen von Hermanns Patenonkel Epenstein (reicher Sohn einer zum evangelischen Glauben konvertierten jüdischen Familie) kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Das Ganze nicht ohne Hintergedanken.
„Mehr oder minder offiziell lebte Franziska Göring in den nächsten anderthalb Jahrzehnten als Geliebte Epensteins – unter stillschweigender Duldung ihres Ehemanns. Von dem tatkräftigen Kolonialbeamten, der Deutsch-Südwestafrika mit aufgebaut hatte, war wenig geblieben. Kränkelnd und vorzeitig gealtert, fand Hermanns Vater sich mit einem Schattendasein als gehörnter Ehemann an der Seite seiner jüngeren Gemahlin ab. Erst als die Liebe zwischen dem »Ritter« und dem »Burgfräulein« verebbte, kam es nach Zwistigkeiten zum schroffen Bruch. Im Streit mit dem einstigen Wohltäter verließ das Ehepaar Göring gemeinsam Burg Veldenstein und siedelte 1912 nach München über.“ (S. 18) Ein Jahr darauf starb Heinrich Göring – Hermanns Vater. Knopp schreibt, dass der kränkelnde Vater für Hermann kein Leitbild war, sondern der “prunksüchtige Lebemann Epenstein, der die ihm durch Reichtum verliehene Macht in vollen Zügen genoss“ und mit dem er bis zu dessen Tod 1934 im Kontakt blieb. (S. 18)
Hermann Göring wurde ab seinem elften Lebensjahr von seinem Vater auf ein Internat geschickt und somit erneut von seiner Familie getrennt (er verbrachte also insgesamt nur ca. acht Jahre bei seiner Familie!!), worauf er rebellisch reagierte. Nach einem Jahr mussten ihn die Eltern von der Schule nehmen und er wurde in einer Kadettenanstalt in Karlsruhe untergebracht. „Hier war er noch weiter von Veldenstein entfernt, die Erziehung noch strenger, aber es ging dabei militärisch zu. Ziel der Anstalt war, zukünftige Berufsoffiziere heranzubilden.“ (S. 19) Hermann scheint sich dort wohl gefühlt zu haben, denn er liebte alles Militärische, schreibt Knopp. „Robust und selbstbewusst, wie er war, scheinen ihn die üblichen Rohheiten des Kadettenlebens, mit denen ältere Schülerdie ihnen anvertrauten jüngeren »Schützlinge« abzurichten und nicht selten zu quälen pflegten, wenig angetan zu haben. Offenbar ohne Widerwillen ertrug er die strenge Schuldisziplin.“ (S. 20) Und in der Tat wurde Hermann zum Musterkadetten und später zum überzeugten Soldaten, der bei Kampfeinsätzen u.a. als Pilot und Fliegerass im Ersten Weltkrieg mitwirkte.
Ich teile Knopps Ansicht allerdings nicht, dass sich
Hermann als Kadett wohl fühlte. Für mich ergibt sich eher das Bild eines
Kindes/Jugendlichen, das/der gelernt hat, Schmerzen, Entbehrungen und
Demütigungen auszuhalten, zu funktionieren und entsprechende Gefühle
beiseitezuschieben (abzuspalten). Schon sechs Wochen nach seiner Geburt musste
er aushalten und drei Jahre auf seine Familie warten, die er dann mit
Aggressionen begrüßte. Hermann Göring wurde früh klar gemacht, dass er nichts
zählte, dass seine Bedürfnisse nicht zählten. Auch die merkwürdige (offene) Dreiecksbeziehung
seiner Eltern wird Spuren bei ihm hinterlassen haben. Für mich ergibt sich das
Bild einer Kindheit, die von Trennungen und Schmerzen geprägt war. Hermann
fantasierte sich – darüber berichtete auch Knopp - in eine Welt, die Macht, Heldentum
und Ritterlichkeit (auch unter Einfluss seines Patenonkels) zum Ideal hatte.
Über den alltäglichen Umgang der Eltern, ihren
Erziehungsstil, offener Gewalt als Disziplinierungsmaßnahme usw. erfährt man
nichts in der Quelle (und auch nicht im Internet). Aber: Wer etwas Fantasie hat
und sich einfühlen kann, wird an Hand o.g. Darstellungen schnell zu dem Schluss
kommen, dass Görings Eltern emotional kalte Personen waren. Was sind das für Eltern,
die ihr Neugeborenes drei Jahre bei einer Freundin unterbringen, obwohl sie
alle Möglichkeiten dazu hatten, das Kind bei sich aufzunehmen? Es sind grausame
Eltern, die sich nicht darum scheren, wie es dem Kind ergeht. Solche Eltern
sind nicht auf der einen Seite zu solchen Handlungen fähig und dann auf der
anderen Seite später herzlich und emotional zu ihren Kindern. Solche Eltern
werden auch im Erziehungsalltag die Bedürfnisse ihrer Kinder übersehen und
überhören, solche Eltern werden ihre Kälte auch im Alltag an allen möglichen
Stellen und in allen möglichen Situationen unter Beweis gestellt haben, von
denen wir nie etwas erfahren werden, weil es keine Zeugnisse davon gibt.
Verwendete Quelle:
Knopp, Guido (2007:): Göring. Eine Karriere.
Goldmann Verlag, München.
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