Durch einen Kommentar bin ich auf den Film „Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler von Dany Levy (mit Helge Schneider als Hitler) aufmerksam geworden, der mich vorher nicht wirklich interessiert hatte. Der Kommentator hat einige Passagen/Dialoge aus dem Film aufgeschrieben (was
ich hier übernehme) und diese im Kommentarbereich (29.10.12) der Homepage „Die geprügelte
Generation“ gepostet.
------------------------------------------------------------------------
Adolf Grünbaum zu Adolf Hitler: „Gehen Sie noch einmal in das Glückgefühl, das Sie gestern gefunden hatten. Sie denken erneut an ihren Vater, der Ihnen die Steinschleuder gab. Ihr geliebter Vater legt seine Hand auf ihre Schulter…“
Adolf Hitler: „Nein! Fassen sie mich nicht an, Herr Vater! Er darf mich nicht anfassen, sagen Sie ihm das! Er soll damit aufhören! Sagen Sie es ihm! Sagen Sie es ihm!“
A.G.: „Bitte fassen sie ihren Sohn nicht an!“
A.H.: „Wissen Sie, wie oft er mich geschlagen hat, mein Vater?“
A.G.: „Nein, das weiss ich nicht.“
A.H.: „Täglich!“
A.H. (mit der Stimme seines Vaters): „Adolf komm!“
A.H. (mit der Stimme des kleinen Adolf): „Ich habe nichts getan, Herr Vater!“
A.H. (mit der Stimme seines Vaters): „35!… und zählen, los!“
A.H. (mit der Stimme des kleinen Adolf): „Eins, zwei…
…(er beginnt zu schluchzen, zu weinen..), drei, vier, fünf, sechs…, dann fasst er sich wieder und meint: Was gibt’s?“
A.G.: „Das tut mir so leid, Herr Hitler.“
A.H.: „Ihr Mitleid können Sie sich am Arsch abwischen! Mein Vater Adolf hat mich versucht zu brechen, aber es ist ihm nicht gelungen! Seine Prügel, seine Ungerechtigkeit, seine Willkür, haben mich nur gestählt, haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin!
A.G.: „Dann hat Sie Ihr Vater geliebt!“
A.H.: „Mein Vater…, der war eine kümmerliche Natur, ein armseliger Wurm, der nichts Anderes konnte, als ein wehrloses Kind zu schlagen! Die Gene, mein lieber, ihre Gene…
A.G.: „Meine Gene?“
A.H.: „Das Jüdische! Der Vater meines Vaters soll Jude gewesen sein! Das Heimtückische, Jüdische, Verkommene sprang von meinem Großvater auf meinen Vater über! Aber, Grünbaum, nehmen Sie das nicht persönlich, ich habe nichts gegen die Juden, wenn sie mich in Ruhe lassen.“
Später im Film…
A.H.: „Mein Wut gegen das Kranke, Minderwertige, gegen diese lächerlichen Kreaturen… Mein Vater schlug mich nicht nur, wenn ich etwas Verbrochen hatte, – und ich war ein frecher Lausbub -, nein, er schlug mich völlig unberechenbar und willkürlich, jederzeit, auch mitten in der Nacht konnte das passieren! Einmal hörte ich Vater die Treppe herauf poltern, ich floh aus dem Fenster, wollte aus dem kleinen Fenster fliehen…, doch das Fenster war so eng sodass ich mich meiner Kleider entledigen musste, um nackt hindurch zu kriechen, doch ich blieb stecken, Als mein Vater kam, bedeckte ich meine Blöße mit einem kleinen Tuch…, und mein Vater lachte mich laut aus und rief meine Mutter! Das Gefühl dieser Lächerlichkeit war schlimmer als tausend Schläge.
A.G.: „Das Kind ist nie lächerlich, Herr Hitler. Der Vater ist es! Ein wehrloses Kind zu schlagen ist immer feige und lächerlich!
A.H.: „Sie haben recht! Mein Vater ist der Lächerliche! Wehrlose Menschen hinterrücks zu überfallen ist charakterlos!“
A.G.: „Mein Volk wurde hinterrücks überfallen und wehrlos in die Lager getrieben! Ist das die deutsche Charakterstärke? Oder spielen sie da nicht die Rolle ihres Vaters nach?“
A.H. steht regungslos da und schweigt nachdenklich…
In der Schlussrede sagt Adolf Hitler (die Rede hält, versteckt unter dem Rednerpult, Adolf Grünbaum!).:
„Ich danke Euch für Euer blindes Vertrauen in mich, treu und deutsch seid ihr mir gefolgt, um die Welt zu Sauerkraut zu machen! Heute liegt unser geliebtes Vaterland in Schutt und Asche! Ihr seid alle arisch blond und blauäugig, ausser mir, und trotzdem jubelt ihr mir zu?! … Heil mir selbst!
Warum tut ihr das? Ich bin Bettnässer, drogenabhängig, ich kriege keine Erektion, ich wurde vom Vater so oft geprügelt, bis meine Gefühle verstummt waren, und so quäle ich das Wehrlose, wie ich einst wehrlos gequält wurde! Ich räche mich an den Juden, den Schwulen und den Kranken in ganz Europa für die Qualen und Demütigungen in meinem Kinderzimmer! Jedes ungeliebte, hasserfüllte Würstchen kann die Welt erobern, wenn Millionen ihn…. Schüsse fallen, A.G., der für A.H. spricht, wird von einem treuen Nazi erschossen… doch er sagt zum Schluss noch… „Heilt Euch selbst!“
Das Volk ruft wiederholt: „Heil dich selbst! Heil dich selbst!“
------------------------------------------------------------------------
Ich habe den Film kürzlich gesehen. Wirklich angesprochen hat er mich nicht. Ich finde es aber interessant und auch mutig, dass der Regisseur Levy im Grunde eine Botschaft (die wirklich wahrste Wahrheit) unters Volk bringen wollte: Einer wie Hitler konnte nur ein misshandeltes, gedemütigtes Kind sein. Einer wie Hitler war eigentlich schwach, krank und hilflos, tarnte sich aber und setzte eine hoch wirksame Maske auf.
Im Kino soll der Film von 780.000 Zuschauern gesehen worden sein und kam zudem noch als DVD raus. Ich glaube nicht, dass die meisten Zuschauer den realen Hintergrund und die Botschaft wirklich verstanden haben. Der Film ist sehr satirisch. Die Geschichte über Hitlers Kindheit wirkt im Film entsprechend ebenfalls ausgedacht, obwohl sie ganz offensichtlich auf historische Quellen zurückgreift. (da hätte man vielleicht im Abspann Alice Miller zitieren können) In Interviews (z.B. SPIEGEL, FAZ, Stern) war Levy nachträglich bemüht, diesen realistischen Hintergrund deutlich zu machen. Das Buch „Am Anfang war Erziehung“ von Alice Miller hatte ihn u.a. sehr inspiriert, diesen Film in dieser Art und Weise zu drehen.
Levy hat auf Kritik u.a. in einen Brief reagiert. Ein Auszug, der für mich sehr bedeutsam ist:
„Es war für mich sehr erhellend zu lesen, mit welcher Rigorosität und Vehemenz der Ansatz der Psychoanalytikerin Alice Miller vom Tisch gefegt wird. Wie eine Litanei wird in auffällig vielen Kritiken runtergebetet, man könne doch Hitler „nicht mit seiner schweren Kindheit entschuldigen“. Dieser Satz steckt ungebrochen in den deutschen Köpfen. Ich glaube, damit verweigern Sie sich einem ziemlich substanziellen Ursachenverständnis von Faschismus. Die „Schwarze Pädagogik“, mit der Millionen Deutsche zu gehorsamen, gewaltbereiten und unempathischen Befehlsempfängern zurechtgeprügelt wurden, hat den Nationalsozialismus entscheidend mitgeschaffen. Wollen wir nicht lieber darüber streiten, anstatt es einfach zuignorieren?"
Hitler wurde von Levy in der Tat vom Sockel des „Dämon“ und „absoluten Bösen“ heruntergeholt und zum Menschen gemacht. Ob dies nun besonders gut gelungen ist, darüber lässt sich streiten. Aber dass er es tat, dafür zolle ich ihm Respekt. Erst wenn man Hitler zum Menschen macht, sich auf seine psychische Situation einlässt, sich mit dem Kind befasst, das er einst war, dann kann man dadurch auch etwas erklären.
Die deutsche Öffentlichkeit war dazu im Jahr 2007 wohl noch nicht bereit. Es wird irgendwann eine neue Gelegenheit kommen, ein neuer Film, eine Medientitelstory und ähnliches, wo das Thema erneut aufgreifen wird. Und irgendwann werden die Menschen verstehen, dass geliebte Kinder nicht zu NS-Mördern hätten werden können.
Samstag, 3. November 2012
Dany Levys: "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler"
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Nachträgliche Ergänzung:
Ich habe jetzt noch einmal die 492 Gästebucheinträge auf der Homepage zum Film überflogen.
Von diesen behandeln nur drei das Grundthema, das hinter dem Film steckt: Gewaltvolle Kindheit und die seelischen Folgen. Diese drei geben entsprechend zustimmende Gästebucheinträge über die Wichtigkeit solcher Zusammenhänge ab: „Sissi“ (Eintrag 146), „Ein Filmzuschauer“ (Eintrag 197) und „Wojna“ (Eintrag 317)
Ein Beitrag („Nikolaus“ Eintrag 213) sah die Darstellung von Hitler als Opfer seiner Kindheit kritisch.
Somit halte ich fest, dass sich ca. 99 % der Gästebucheinträge zum Film mit keinem einzigen Wort auf das Thema Kindheit (bzw. gewaltvolle Kindheit) beziehen, das doch im Film deutlich im Vordergrund stand. Ich denke, dass dies für sich spricht.
Kommentar veröffentlichen