Ich bin aktuell durch den Artikel „History's Most Sadistic Serial Killer“ (OZY, 23.05.2015 – von Melissa Pandika) auf den Serienmörder Carl Panzram aufmerksam geworden. Neben den Schilderungen über seine Kindheit hat mich vor allem folgender Satz von Panzram dazu bewegt, etwas über ihn zu schreiben:
„I hate the whole damned human race including myself.“
Selbsthass ist die Grundlage von Hass, der sich gegen Menschen richtet. Ohne Selbsthass (das Gegenteil davon wäre Selbstliebe) wären extreme Taten nicht denkbar und nicht machbar. Auf Arno Gruen (der in all seinen Büchern auf diesen Selbsthass und die Ursachen dafür in der Kindheit eindrücklich hingewiesen hat) bin ich als junger Student durch ein einziges Zitat in einem Buch aufmerksam geworden, das sinngemäß so ging: Hass hat seine Ursache im Selbsthass. Nachdem ich diesen Satz gelesen hatte, musste ich Gruens Bücher lesen und es gingen bei mir manche Lichter an. Dazu kommt in diesem Fall noch der Bruch mit der Menschheit. Was dann übrig bleibt ist einfach nur noch Zerstörung. Menschen wie Carl Panzram sind zu anderen Zeiten, an anderen Orten die KZ- Kommandanten, Terroristenführer, Kriegsverbrecher, Sklaventreiber, Folterknechte usw.
Carl Panzram (geboren 1891) hat Anfang des 20. Jahrhunderts 23 Menschen getötet und ca. 1.000 Vergewaltigungen begangen. Dazu kommen Einbrüche, Diebstahl usw. Für all seine Taten empfand er keine Reue. (“For all of these things, I am not the least bit sorry.”)
In dem o.g. Artikel wird seine Kindheit erst ab dem Alter von 8 Jahren nachgezeichnet. Denn ab diesem Zeitpunkt verließ der Vater die Familie. Kurz darauf landete Panzram auf Grund von Einbrüchen in einer Anstalt für straffällig gewordene Jugendliche. Laut OZY wurde er dort "in Sadismus geschult", er wurde misshandelt und vergewaltigt. Laut Wikipedia soll Panzram angegeben haben, dass er bereits am Tag seiner Ankunft dort von dem Anstaltsleiter sexuell missbraucht worden ist.
Nachdem er auf freien Fuß kam, verbrachte er Jahre als Straßenjunge, zog auf Zügen durchs Land. Auf einer dieser Reisen wurde er durch mehrere Männer vergewaltigt. Er kommentiert dies rückblickend so: Dieses Ereignis hinterließ „a sadder, sicker but wiser boy“. Welche „Weisheit“ hinterlässt eine Gruppenvergewaltigung? Wohl die, dass Hass (in seiner Erfahrungswelt) die Welt regiert. Auch als junger Mann erlebte er überall nur Gewalt. Er wurde inhaftiert, dort gedemütigt und misshandelt.
In dem Artikel erfährt man wie schon erwähnt wenig über sein Elternhaus. Für mich steht fest, dass er nicht erst ab dem Alter von 8 Jahren – als sein Vater die Familie verließ - Gewalt erlebte. Carl war zu dieser Zeit ja bereits schwer kriminell. Auf Wikipedia (siehe Link oben) erfährt man etwas mehr. Carl hatte fünf Brüder und eine Schwester. Er musste bereits in jungen Jahren auf der Farm seiner Eltern arbeiten und scheint keine Zuwendung bekommen zu haben. Seine Brüder verprügelten ihn oft, einmal – als er einen Einbruch begangen hatte – wurde er von seinen Brüdern fast totgeprügelt. Woher kommt denn wohl diese schwere Gewalt der Brüder? Es ist nur logisch, dass im Hause Panzram Mutter und Vater Gewalt gegen die Kinder angewendet haben werden, wahrscheinlich auch in besonders schwerer Form.
Es ist nicht vorstellbar, dass jemand zum Serienmörder wird, der nicht schon seit frühster Kindheit Gewalt und Hass erlebt hat. Alle Indizien deuten darauf hin. Letztlich zeugt ein Ereignis, das im OZY Artikel beschrieben wird, davon, dass Carl Panzram lebenslang keine positiven menschlichen Erfahrungen gemacht hat. Nachdem er als junger Mann im Gefängnis durch Wärter schwer misshandelt worden war, hatte ein anderer Wärter Mitleid. Er gab Panzram eine Dollarnot, damit dieser sich Zigaretten und etwas zu Essen kaufen konnte. John Borowski, der sich viel mit Panzrams Leben befasst hat, kommentierte dies laut OZY so: “No one had ever been kind to him in his life”. Offensichtlich außer dieser einen Positiverfahrung. Manchmal wird aus Menschen, die so viel Hass erfahren haben, jemand, der sich rächt. Wir sollten nicht so tun, als ob grausame Taten nicht deutliche Ursachen haben. Man muss nur hinsehen wollen.
Montag, 1. Juni 2015
Serienmörder Carl Panzram: „Ich hasse die gesamte verdammte Menschheit, mich eingeschlossen.“
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4 Kommentare:
"Menschen wie Carl Panzram sind zu anderen Zeiten, an anderen Orten die KZ- Kommandanten, Terroristenführer, Kriegsverbrecher, Sklaventreiber, Folterknechte usw."
... oder Tierquäler, Tiermisshandler, Tierdemütiger, Tiererniedriger, Tiermörder für die Pharmaindustrie, für die chemische Industrie, für die Kosmetikindustrie, für die Kriegsindustrie...
Gruss
Mario
Serienmörder haben in der tat oft als Tierquäler angefangen. Vor allem wenn große Tiere wie Pferde qualvoll (und für den eigenen "Lustgewinn") getötet werden, ist der nächste Schritt nicht weit.
Man muss aber auch Abstufungen vornehmen. Menschen, die z.B. in Schlachthöfen arbeiten, werden natürlich nicht alle eine Biografie wie Panzram haben. Und ein Bauer, der Tiere artgerecht und ökologisch großzieht und sie am Ende tötet, ist vielleicht sogar besonders liebevoll aufgewachsen.
Hallo,
was den Schlachthof-Mitarbeiter und den Biobauern betrifft, muss ich widersprechen. Wer "besonders liebevoll aufgewachsen" ist, wird wahrscheinlich Probleme mit dem Töten der Tiere bekommen. (Vielleicht könnte man hier von einer Idealisierung des Biobauern sprechen ;-)
In der Süddeutschen Zeitung war kürzlich eine Serie "Tiere töten", in der von den Schwierigkeiten von Menschen beider Berufsgruppen mit dem Töten berichtet wird.
Toller Blog übrigens!
Bin über Deine EMMA-Kommentare hier gelandet.
Gruß,
Heike
Hallo Heike,
erst mal oute ich mich als Vegetarier :-), gut, dann ist das schon mal geklärt.
Ich bin im Prinzip gedanklich bei Dir. Bei Serienmördern etc. ist die Lage eindeutig. Bei Menschen, die Fleisch essen wollen, Tiere züchten oder mit Schlachtereien zu tun haben gibt es aber mit Sicherheit mehr Grautöne. Darum geht es mir.
Danke auch für die allgemeine, positive Kritik :-)
Gruss
Sven
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