Wie ich leider heute lesen musste, ist Arno Gruen diese Woche im Alter von 92 Jahren gestorben.
Noch im August diesen Jahres hatte ich erstmals Kontakt zu ihm aufgenommen. Ich wollte ihm unbedingt ein Erlebnis mitteilen, dass ich an der Uni Hamburg hatte. Ich habe dies Erlebnis im Nachwort zu meinem "Grundlagentext" festgehalten. Es hatte mit seinem Buch "Der Fremde in uns" zu tun. Ich bekam auch Antwort von ihm und er legte mir auch eines seiner Bücher darin bei, was mich sehr erstaunte und auch freute. Daraufhin schrieb ich ihm noch mal ausführlich und legte meinerseits eine Kopie meines Arbeitspapiers "Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an" bei. Ich wollte ihm gegenüber (der er in meinen Augen Kulturpessimist war) auch etwas Optimismus ausdrücken und verwies in meinem Schreiben an ihn u.a. auf die Studie "Die Modernisierung der Seele", die Entwicklung von Kindheit und Jugend in Deutschland sehr positiv sieht. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die Welt auf Grund der enorm verbesserten Kindererziehung - gerade auch in Deutschland - eine bessere Welt werden wird und so etwas wie die NS-Zeit hierzulande nicht mehr möglich sein wird, weil ebenso wie Gewalt gegen Kinder auf der anderen Seite auch Gewaltfreiheit, Fürsorge und Liebe gegenüber Kindern gesellschaftlich nicht ohne Folgen bleibt.
Ich muss gestehen, dass ich auf eine Antwort von ihm gewartet habe, die nicht mehr kam. Meinen Text wird er sicherlich erhalten haben. Vielleicht konnte ich ihm so kurz vor seinem Tod noch etwas von dem Optimismus mitgeben, wie er sich zwangsläufig aus den vorliegenden Daten zur Kindheit hierzulande ergibt. Ich weiß es nicht.
Wie schon nach dem Tod von Alice Miller bin ich gespannt, wie die Medien diese Nachricht jetzt verarbeiten? Werden sie dem Anliegen und Denken von Arno Gruen ausführlich nachgehen? Wird dies nachhaltig sein? Wir werden sehen.
Freitag, 23. Oktober 2015
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