Kurz vor Ende des Jahres wird es Zeit für einen positiven Ausblick, trotz aller Abgründe, mit denen ich mich im Blog befasse.
Aktuell hat das Amnesty Journal seiner Ausgabe 01/2016 den schönen Titel "Alles wird gut" gegeben. In dem Heft findet sich auch ein Interview mit Steven Pinker und Statistiken (S. 35-37), die 5 positive Trends eindrücklich aufzeigen. Die Statistiken erfassen
- wie seit 1945 die Rate (pro Jahr) an weltweiten Kriegsopfern pro 100.000 Einwohner wellenartig sinkt und seit Ende der 1980er Jahre tendenziell gegen Null tendiert (mit einer leichten Aufwärtskurve ab 2010 in Richtung ca. 2 Opfern pro 100.000 Einwohner auf der Welt)
- wie die Rate an Opfern von Vergewaltigung und sexueller Gewalt, wie auch Gewalt in der Partnerschaft pro 100.000 Frauen seit 1994 deutlich sinkt
- wie die Hinrichtungsrate in den USA pro 100.000 Einwohner seit 1650 stark sinkt (von ca. 3 auf annähernd Null)
- wie die Mordrate seit dem Jahr 1300 in Europa bahnbrechend gesunken ist (von je nach Land ca. 25 bis über 60 pro 100.000 Einwohner auf annähernd null bis 2000)
- wie Homosexualität seit 1800 stetig entkriminalisiert wurde.
Das Buch "Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit" von Steven Pinker hatte ich im Blog bereits besprochen.
Der Zusammenschluss WHO/UNODC/UNDP hat 2014 einen Bericht (Global status report on violence prevention 2014) vorgelegt, der ein weiteres Absinken der weltweiten Mordraten zwischen 2000 und 2012 feststellt. Weltweit ist die jährliche Mordrate (pro 100.000 Einwohner) in diesem Zeitraum um 16 % gefallen: von 8 auf 6,7. In den reichen Ländern fiel sie im selben Zeitraum überdurchschnittlich um 39 %, in Schwellenländern um 13 % und in den armen Ländern um 10 %. (S. 12) (Ergänzende Anmerkung: In Deutschland liegt die Mordrate derzeit bei ca. 0,8 Morden pro 100.000 Einwohnern) Das Besondere an diesem Bericht ist auch, dass ab Seite 85 unzählige Länderberichte aufgeführt sind. Diese gleichen statistisch bzw. per Datenblatt ab, in wie weit Gesetze und Gewaltpräventionsprogramme vorhanden sind, um die Menschen vor Ort zu schützen. Dabei geht es um mehr, als nur um Mord, es geht um alle Formen von Gewalt, um speziellen Kinder-/Jugendschutz wie auch den besonderen Schutz von Frauen vor Partnergewalt oder auch den besonderen Schutz von älteren Menschen. Die UN hat jüngst ja auch ihre "Agenda 2030" vorgestellt.
Es scheint wirklich so, als ob die Weltgemeinschaft es ernst meint. Sie sammelt vergleichbare Daten und Länder, die z.B. kaum etwas gegen Gewalt unternehmen, geraten unter Druck.
Freitag, 11. Dezember 2015
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3 Kommentare:
Im Jahr 1945 lebten 2,31 Milliarden Menschen auf der Erde. Beim Jahreswechsel 2015/16 umfasste die Weltbevölkerung rund 7,39 Milliarden Menschen. Sie hat sich damit verdreifacht.
Ich kann nur hoffen, dass dieser Fakt bei den Berechnungen von Amnesty International Berücksichtigung gefunden hat. Denn natürlich verändert sich eine Rate pro 100.000 EinwohnerInnen nach unten, wenn die Relationszahl (EinwohnerInnen) überproportional gestiegen ist.
Es wäre also wichtig, zu prüfen, ob der weltweite Rückgang bei Mord, Kriegsopfern und sexueller Gewalt einem tatsächlichen entspricht oder nur einem rechnerischen.
Hallo Ananym,
gerade wenn man Gewaltraten pro 100.000 Einwohner erfasst, erhält man ein realistisches Bild!! Und exakt diese Gewaltraten sinken historisch gesehen stetig.
Absolute Zahlen von Gewaltopfern (wie sie z.B. in Medien vorherrschen) sagen nicht viel aus über die Entwicklung von Gewalt.
Ja, stimmt! Klarer Denkfehler meinerseits.
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