Sonntag, 26. Oktober 2008

9. Der gesellschaftstheoretische „Hamburger Ansatz“ der Kriegsursachenforschung und die fehlende Verknüpfung mit der Psychohistorie


Destruktive Kindheitserfahrungen sind wie gezeigt wichtige Einflussfaktoren auf eigenes destruktives Verhalten von Männern und Frauen und wirken auf die Gesellschaft als Ganzes. Ich betrachte dies als „Wurzel des Übels“ und insofern nicht als monokausale Ursache für Krieg. Der sogenannte „Hamburger Ansatz“ der „Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung“ (AKUF) bietet aktuell einen sehr anspruchsvollen gesellschaftstheoretischen Erklärungsrahmen für das Kriegsgeschehen (siehe ausführlich bei Jung / Schlichte / Siegelberg (2003); ergänzend Homepage der AKUF http://www.akuf.de) und hat den selbstbewussten Anspruch, dieses im Grundsatz zu beschreiben.
Weltweit ist ein unabgeschlossener kapitalistischer Transformationsprozess traditional strukturierte Lebenswelten (Zerfall traditionaler Vergesellschaftungsformen und ein andauernder sozialer Wandel) hin zu einer (modernen) kapitalistischen Weltgesellschaft zu beobachten, der einhergeht mit (sozialen) Widersprüchen, Gegensätzen und Konflikten. Dieser Transformationsprozess betrifft alle erdenklichen Bereiche wie z.B. zwischenmenschliche Beziehungen, materielle Produktionsweisen, Geschlechtsrollen, Familie, Kunst, Religion, Politik usw. und er bildet die Grundlage für erhebliche Konflikte. Ein wesentlicher (ggf. destruktiv wirkender) Konflikt – z.B. Konflikte um die Grenzziehung zwischen weltlichem und religiösem Geltungsbereich - ist dabei das in- und nebeneinander von alt und neu (im einzelnen Menschen wie auch in der Gesellschaft und zwischen verschiedenen Gesellschaften), von traditionalen und modernen Vergesellschaftungsformen (im „Hamburger Ansatz“ heißt dies dann „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, siehe auch ausführlich Conrad (2002) ). (Als bildliches, zugegeben sehr reduziertes, aber verständlich machendes Beispiel stelle ich mir dabei z.B. ganz einfach eine Stadt in Afrika oder Asien vor, in der eine verschleierte Frau traditionell hinter ihrem Mann gehend an einem Coca Cola Schild im Hintergrund und einer jungen, modern gekleideten unverschleierten Frau vorbeigeht und dabei mit einem Handy telefoniert. Dieses in- und nebeneinander von alt und neu in einer Gesellschaft, aber auch über Grenzen hinweg ist es, was hier in diesem Konzept u.a. angesprochen ist. Mögliche gesellschaftliche Reibungspunkte werden hier deutlich)
Solche Spannungen auf Grund beschriebener Widersprüche treffen auf Entwicklungsgesellschaften in großem Maße zu, können aber durchaus auch innerhalb der weitgehend neuzeitlichmodernen Gesellschaften des Westens vorgefunden werden. (vgl. Conrad, 2002, S.23)
Beispiele für die mögliche Wirkungsweise solcher Spannungen sind Rückgriffe auf religiöse, ethnische, sprachliche oder regional vermittelte Identitäten, die als Widerstand gegen das Neue, gegen die Moderne herhalten und damit einhergehend Traditionalismus, Fundamentalismus, Rassismus und tendenziell Gewalt fördern können.

Diese gesellschaftlichen Transformationsprozesse allein sind als Erklärungsmuster für kriegerisches Handeln allerdings nicht ausreichend. „Denn sie geben noch keinen Aufschluss über die subjektiven Gründe des konfliktiven Handelns der Akteure. Diese Kernfrage der Kriegsursachenforschung, wie nämlich die im globalen Vergesellschaftungsprozess induzierten Widersprüche auf Seiten der Akteure mit Ideen und Weltbildern verknüpft werden, kann nur auf der Grundlage des Analysekonzeptes »Grammatik des Krieges« beantwortet werden. Die »Grammatik des Krieges« zerlegt den kriegsursächlichen Prozess in die vier systematischen Analyseebenen: Widerspruch – Krise – Konflikt – Krieg.“ (Schneider / Schreiber / Wilke, 1997)
Die Wiederspruchebenen habe ich oben bereits kurz dargestellt, diese kennzeichnen den strukturellen Hintergrund bzw. objektive Gründe für das Handeln von Akteuren. Diese Wiedersprüche können – laut „Hamburger Ansatz“ - nur kriegsursächlich werden, „wenn sie auf der Ebene Krise einen Anknüpfungspunkt in den Weltbildern und Ideen der Akteure finden und ein Umschlag von Objektivität in Subjektivität erfolgt.“ (ebd.) Oder übersetzt: Gesellschaftliche Wiedersprüche müssen bei den Menschen auch zu einer (inneren) Krise führen bzw. subjektiv als Krise wahrgenommen werden, damit die „Grammatik des Krieges“ ins Rollen kommt und auf der Ebene „Konflikt“ dann letztlich das „Verhalten“ dazukommt. Es kommt auf dieser Verhaltensebene (Eskalationsprozess).dann zu Protesten, Auseinandersetzungen, gewalttätigen Zusammenstößen usw. (Oftmals eine Art Gegenbewegungen bezogen auf zukünftig gefürchtete Modernisierungsprozesse) Auf der Kriegsebene schließlich verselbständigt sich nach diesem Konzept allmählich die Gewalt und wird schließlich selbst zu ihrer Ursache (Krieg wird ggf. zum Selbstzweck). Oftmals verschwimmen in der Realität die Ränder dieser vier Stadien, die sich somit nicht einwandfrei unterscheiden lassen.

Es ist – wie bereits beschrieben - die Grundthese des Hamburger Ansatzes, dass die zeitgenössischen Kriege aus dem konfliktiven Aufeinandertreffen von traditionalen und modernen Sozialformen zu erklären sind bzw. dass dies getreu der „Grammatik des Krieges“ zu (sozialen und letztlich individuellen) Krisen führt, die sich auf die Gesellschaft ausweiten können.
Traditionsbrüche hatten und haben für viele Menschen in der Tat tiefgreifende Konflikte, Desorientierungen und Sinnleere zur Folge. Bzgl. des Modernisierungsprozesses im 19. Jahrhundert bis vor dem ersten Weltkrieg spricht de Visser (1997) beispielsweise davon, dass Individuen zurückblieben, die es nicht gewohnt waren, selbstständig über den Sinn ihrer Existenz nachzudenken, und die es deshalb nicht aushalten konnten, ein Individuum zu sein. Eine neue Sinnstiftung musste her, insbesondere wenn der Zerfall traditioneller Orientierungen nicht als Chance sondern als Bedrohung angesehen wurde. Eine (ideologische) Weltanschauung - de Visser bezieht sich vor allem auf die NS-Zeit - , die ein geschlossenes Gesamtbild von Welt (wieder)herstellt, versprach dem Einzelnen, bestehende Konflikte und Spannungen abzubauen und hatte somit eine entlastende Funktion. Der Verehrung der Kriegsidee (sowie auch Antisemitismus und Rassismus) kommt in diesem Rahmen nach de Visser eine große Bedeutung zu. (vgl. de Visser, 1997, S. 61ff)
Der „Hamburger Ansatz“ beschreibt sehr gut und systematisch o.g. gesellschaftliche Prozesse und ist auch empirisch gut abgesichert. Spannend ist, dass die ForscherInnen hier eine wahre und überall in der Welt zu beobachtende „Dynamik“ kennzeichnen, dabei aber eben diese Dynamik als Ursache von Krieg meinen erkannt zu haben. Diese Theorie unterstellt meinem Verständnis nach also, dass die krisenhafte und schließlich kriegerische Reaktion auf Konflikte und Wiedersprüche so man will „menschlich“ ist bzw. sie geht nicht weiter in die (psychologische) Tiefe. Die „Grammatik des Krieges“ soll die Entstehung von kriegerischem Verhalten auch auf der subjektiven Ebene erklären und die Theorie „rund machen“. Ich empfinde den „Hamburger Ansatz“ allerdings als unvollständig. Gerade in der Frage: Warum handelt der Einzelne unter bestimmten gespannten gesellschaftlichen Verhältnissen kriegerisch? bieten psychoanalytische Erklärungsansätze in Zusammengang von (kindlichen) Gewalterfahrungen wesentliche, grundlegende Erkenntnisse. Beim Umschlag von „Objektivität in Subjektivität“ (siehe oben) ist die Schnittstelle zwischen Gesellschaftstheorie und Psychoanalyse zu finden, so meine ich.

Wie oben gezeigt reduziert sich die Identität des Kindes durch die erzwungene Anpassung an äußere Umstände und die Identifikation mit den (destruktiven) Eltern, was zunächst das seelische Überleben des Kindes sichert. Wenn Identität eine grundlegende Konstellation von immanenten Persönlichkeitsmerkmalen ist, dann deuten diese Beobachtungen darauf hin, dass viele Menschen keine solche Identität besitzen und von einem inneren Fremdsein bestimmt sind. (vgl. Gruen, 2000).
Wenn ein gesellschaftlicher Rahmen auseinander fällt bzw. sich transformiert, wird eine Persönlichkeit, die aus äußeren sozialen Rollen, gesellschaftlichen Positionen, vorgefertigten (traditionellen) Identitätspaketen usw.[1] besteht in ihren Grundfesten erschüttert und der alte Terror der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins und der Scham tauchen wieder auf. Zusätzlich bringt Freiheit Angst mit sich, wenn Identität auf der Identifikation mit der Autorität basiert. Solche Menschen müssen dann, laut Gruen (2000), das Opfer in sich selber mit Gewalt gegen Andere verdecken. An anderer Stelle schreibt Arno Gruen passend: „Das auf Spaltung beruhende Selbst kann seinen Zusammenhalt nicht mehr bewahren, wenn es von sozialen Umwälzungen bedroht ist. Beginnt sich die soziale Struktur aufzulösen, bricht die unterdrückte Wut hervor. Dann offenbaren sich die mörderischen Impulse und das innere Chaos, die nur mittels eines äußeren „Feindes“ kanalisiert werden können.“ (Gruen, 1990, S. 114)
Untersuchungen zur „Autoritären Persönlichkeit“ weisen zusätzlich nach, dass entsprechend geprägte Menschen nicht in der Lage sind, sich unabhängig von externen Druck an elementaren moralischen Standards zu orientieren. (vgl. Christel / Hopf, 1997, S. 32) Unter „externen Druck“ kann sicher auch die traditionelle Einbettung und entsprechende soziale Kontrolle von Individuen verstanden werden, die sich im modernen Transformationsprozess weiter auflöst und somit destruktive Potentiale freisetzt.
Ähnliches gilt bzgl. Untersuchungen über unsicher-gebundene Kinder, die im Vergleich zu sicher-gebundenen Kindern z.B. über geringere Empathie, geringeres Selbstwertgefühl und über geringere Ressourcen und Flexibilität bei der Bewältigung ihrer Umwelt und schwieriger Situationen verfügen. (ebd., S. 53ff) Diese Kinder werden vermutlich (auch in ihrem späteren Leben) tendenziell größere Probleme mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen haben und diese eher als eine Krise bzw. einen tiefgehenden Konflikt erleben und evtl. destruktiv darauf reagieren. Die gleichen Schlussfolgerungen ergeben folgende Informationen, wie ich meine: Studien zur Auswirkung von körperlicher Gewalt zeigen, dass misshandelte Kinder im Vergleich zu nicht-misshandelten Kindern ein niedrigeres Selbstbewusstsein besitzen, weniger soziale Kompetenz haben, geringere verbale und kognitive Fähigkeiten aufweisen und eine stärkere Gewaltbereitschaft zeigen (vgl. Melzer / Lenz./ Ackermann, 2002, S. 847)

Gewalterfahrungen innerhalb der Familie üben auch laut Schneider (1998) wesentliche Einflüsse auf die Entwicklung von Wertvorstellungen beim Kind aus. Sie stehen in Beziehung zu der Bejahung des Einsatzes von Gewalt als Mittel der Problemlösung im Erwachsenenalter. (vgl. Schneider, 1998, S 338) Auch hier findet sich weitergedacht also die Information, dass nicht die Probleme oder die Konflikte die entscheidenden Faktoren bei der Entstehung von Gewalt sind, sondern die kindlichen Vorerfahrungen eine wesentliche Rolle bei der Reaktion auf Probleme spielen. Schneider schreibt: „Die Familie, die Gewalt in der Kindererziehung einsetzt, wird (...) auf mannigfache Weise zum sozialen Trainingsfeld der Gewalt. Da Gewalt gegen Kinder ein außerordentlich weit verbreitetes Phänomen darstellt, ist zu befürchten, dass sie über die von dem einzelnen erlernten Werte das gesamtgesellschaftliche Wertgefüge zugunsten einer Befürwortung eines wie auch immer begrenzten oder unbegrenzten Einsatzes von Gewalt beeinflusst.“ (ebd., S. 338)
Van der Kolk & Streeck-Fischer (2002) stellen fest: „Wenn Kinder traumatisiert werden, konstruieren sie eine katastrophische „Landkarte“ von der Welt, in der Unterschiede und Probleme nicht durch Aushandeln, sondern durch Gewaltanwendung oder Unterwerfung gelöst werden. Die Sicherheit der frühen Beziehungen bestimmt also die Anpassung eines Kindes an spätere Herausforderungen der Umgebung und prägt den künftigen Umgang mit Belastungen nachhaltig.“ (Van der Kolk & Streeck-Fischer, 2002, S. 1024)
Die Konfrontation mit Gewalt wirkt sich auf die Informationsverarbeitung des Kindes und seine Interpretation künftiger bedrohlicher Erfahrungen aus. Eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion ist laut den genannten AutorInnen bei traumatisierten Kindern oft ein „automatischer Reflex“ auf bedrohliche oder unklare Situationen (dies gilt insbesondere für Menschen ohne sonstige Ressourcen und wenn das Trauma nicht therapeutisch bearbeitet und verarbeitet wurde), die mit einer Erinnerung an ein frühes Trauma verbunden sind. (ebd., S. 1025ff + S.1034ff) „Viele traumatisierte Menschen zeigen ein oberflächlich unauffälliges Verhalten, was aber nur bedeutet, dass sie eine oberflächliche Anpassung an ihre Umgebung erreicht haben, die solange funktioniert, wie sie nicht emotional erregt werden; sobald sie sich bedroht fühlen, bricht diese Anpassung zusammen. Diese Unterscheidungen sind wichtig für die Untersuchung von Gruppenprozessen in Schulen und Einrichtungen sowie bei gewalttätigen Jugendlichen wie z.B. Jugendbanden.“ (ebd., S. 1029)
Diese Prozesse werden von o.g. AutorInnen nur auf kleinere Gruppen übertragen. Gesellschaftliche Transformationsprozesse und entsprechende Widersprüche (Hamburger Ansatz), die in größeren Zusammenhängen stehen, können meiner Auffassung nach auch als „bedrohliche und unklare Situationen“ aufgefasst werden, sie bringen Erinnerungen an Ohnmacht, Hilflosigkeit und Vernichtungsangst mit sich. Erwachsene, die sich als Kinder sicher fühlen konnten und durften, deren Entwicklung freundlich gefördert wurde, die ein Vertrauen in die Welt aufbauen konnten, die lernen konnten, dass schwierige Situationen zu meistern und zu bewältigen sind usw. werden auch später mit schwierigen gesellschaftlichen Situationen besser zurechtkommen und unwahrscheinlicher mit Gewalt und Destruktivität darauf reagieren.[2]

Sehr interessant sind auch Überlegungen von deMause (2005), der von einer (individuellen und kollektiven) „Wachstumspanik“ ausgeht, die auf Grund früher Traumatisierungen und destruktiver Erziehung entsteht.(vgl. deMause, 2005, S. 72ff + 96ff) Gesellschaftliche Veränderungen, Erhöhung des Wohlstandes, wirtschaftlicher Erfolg usw. ermöglichen den Menschen einen Zuwachs an Möglichkeiten der individuellen Lebensführung. Gerade der Eigensinn und der individuelle Wille vieler Kinder wurde aber einst durch destruktive Eltern stark beschränkt oder oftmals mit Gewalt ganz unterbunden. Freies Wachstum wurde nicht toleriert. Destruktive Eltern beschimpfen ihre Kinder und werfen ihnen z.B. vor, „verwöhnt“, „gierig“, „sündig“, „selbstsüchtig“, „undankbar“, „unanständig“ und „außer Kontrolle“ zu sein (wenn diese ganz normale kindliche Bedürfnisse zeigen und in ihrer Entwicklung fortschreiten, die Kinder selbstständiger werden wollen usw.) und rechtfertigen so Bestrafungen und Liebesentzug. Dadurch entstehen bei den Einzelnen und dann letztlich auch bei Gruppen u.a. Fantasien wie: „Wenn ich wachse und mich vergnüge, wird etwas schreckliches passieren.“ oder „Wenn wir wachsen, werden wir nie das sein, was Mami und Papi wollen, das wir sein sollten, und wir werden ihre Liebe niemals bekommen.“ Es entstehen Ängste des Verlassenwerdens. Der voranschreitende gesellschaftliche Fortschritt und Wandel baut einen unerbittlichen Druck auf, „und es fließen Erinnerungen an Erniedrigungen in der Kindheit zurück ins Bewusstsein, während die umhertreibenden Ängste auf externe Giftcontainer warten.“ (ebd., S. 103). Grundsätzlich gilt nach deMause: „Je primitiver der dominante Kindererziehungsmodus einer Gesellschaft, umso mehr muss Wachstumsangst abgewehrt werden.“ (ebd., S. 98) Eine Form der Abwehr ist das Finden von Feinden und Sündenböcken (als „Giftcontainer“). Diese „Feinde“ können im Inneren – Minderheiten, Kriminelle, Frauen, Kinder usw. – oder nach Außen hin gesucht werden.[3] Das Finden von Feinden im Inneren gelingt mit zunehmenden sozialen Forschritt (nach deMause vor allem ausgelöst durch „entwickeltere Psychoklassen“, die eine fortschrittlichere Kindheit genießen duften) allerdings immer weniger. „(...) Alte Formen der Abwehr stehen nicht mehr zur Verfügung, und die Menschen können diverse Sündenböcke nicht mehr in der gleichen Art wie zuvor dominieren und bestrafen – Ehefrauen, Sklaven, Dienstboten, Minderheiten. Die weniger fortschrittlichen Psychoklassen – die Mehrheit der Gesellschaft – beginnen eine enorme Wachstumspanik zu erleben, und neue Wege müssen gefunden werden, mit diesen Ängsten umzugehen. Für sie findet überall Veränderung statt; die Dinge scheinen außer Kontrolle zu geraten. (...)“ (ebd., S. 96ff)
Die Abwehr wird dann – nach deMause - an die Führer eines Volkes delegiert (vor allem bzgl. äußerer „Feinde“), diese nehmen intuitiv wahr (besonders, wenn sie selbst eine destruktive Erziehung durchlebt haben), dass sie „Gegengifte gegen Wachstumspanik“ bereitstellen sollen. „Es ist die primäre Aufgabe eines Führers, die kollektiven emotionalen Probleme seines Volkes zu verkörpern und zu versuchen, diese aufzulösen.“ (ebd., S. 101) Wenn sich eine äußere Nation entsprechend auf Provokationen einlässt, die Rolle des „Feindes“ bereitwillig annimmt, Demütigungen gegen die eigene Nation ausspricht (so wie man als Kind von den Eltern gedemütigt wurde) usw. (deMause beschreibt z.B. wie der Irak zum „äußern Feind“ der USA wurde und Politiker diesen Weg beförderten, um die „Wachstumspanik“ der Amerikaner abzuwehren) kommt es ggf. zum Krieg (und vorher schon zu einer enormen Erleichterung: „Aha! Ich wusste, der Feind war real und nicht nur in meinem Kopf.“). Krieg ist demnach ein Opferritual, „dazu bestimmt, Angst vor Individuation und Verlassenwerden abzuwehren, indem unsere frühen Traumata an Sündenböcken wiederaufgeführt werden.“ (ebd., S. 65)

Spannend sind hier auch weitere Parallelen, die letztlich nur unterschiedlich gedeutet werden, zwischen deMause (Psychohistorie) und dem „Hamburger Ansatz“. Auch deMause spricht von „Ungleichzeitigkeit“, allerdings vor allem in Bezug auf verschiedene Kindererziehungspraktiken und in Folge dieser bzgl. verschiedener „Psychoklassen“. (An dieser Stelle sei auch an Kapitel 2. erinnert, in dem deutlich wurde, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den Erziehungspraktiken im Westen und denen in traditionelleren Gesellschaften gibt) Die wesentliche (politische/gesellschaftliche) Konfliktlinie liegt hier zwischen definierten „Psychoklassen“, die sich gewaltig voneinander unterscheiden, die ganz andere Wertesysteme und eine andere Sicht auf Freiheit besitzen usw. Bei den „Hamburgern“ ist es außerdem vor allem der „kapitalistische Transformationsprozess“, der im Zentrum ihrer Sicht steht und für gesellschaftliche Veränderungen verantwortlich sei. Bei deMause ist die Kindheit der zentrale Fokus für psychische und soziale Evolution Im „Hamburger Ansatz“ heißt es schließlich, dass die benannte Theorie mit fortschreitender Zeit auch immer mehr zutreffen würde. Bei deMause ließt sich dies dann so: „Der Großteil der Welt ist immer noch am Sprung in die Moderne, wird gerade erst frei, demokratisch und wohlhabend, ist aber hinsichtlich Kindererziehung noch nicht modern – insofern durchlaufen diese Nationen nun den gleichen schweren Wachstumspanikprozess, den Deutschland in der Mitte des 20. Jahrhunderts durchmachte. Wir können deshalb in den kommenden Jahrzehnten höhere Todesraten durch Krieg und Demozid in den sich entwickelnden Ländern erwarten.“ (ebd., S. 164ff)

Der bekannte und viel diskutierte „Hamburger Ansatz“ könnte um diese o.g. „Wurzeln“ ergänzt werden, um dann einen komplexeren Erklärungsrahmen für das aktuelle Kriegsgeschehen abliefern zu können. Der kriegerische Umgang mit Konflikten und Krisen ist meiner Ansicht nach nicht „typisch menschlich“ oder mögliche Konsequenz einer entsprechenden gesellschaftlichen Dynamik, sondern ein wesentliches Produkt der destruktiven Erziehung und den Verfehlungen und Versäumnissen in selbiger. Bildlich gesprochen beschreibt nach meinem Empfinden der „Hamburger Ansatz“ in seiner jetzigen Form nur den Zündfunken, der alles zur Explosion bringt. Das Dynamit (die destruktive Kindheitsgeschichte) übersieht er gänzlich. Zündfunken wird es in unserer Welt allerdings immer geben. Entscheidender ist, dass wir das Dynamit beseitigen. Unter langfristig präventiven Aspekten gesehen meine ich, - um auf das alte Bild zurück zu kommen -, dass nur Pflanzen mit „gesunden Wurzeln“ auch weniger anfällig für „schlechte Umweltbedingungen“ sind.



[1] Das zentrale Kriterium für die Lebensbewältigung war in früheren (europäischen) Zeiten die Übernahme vorgefertigter (traditioneller) Identitätspakete. (vgl. Keupp, 1999) Keupp spricht bzgl. des Modernisierungsprozesses in Anlehnung an Giddens von gesellschaftliche Phasen, in denen die individuelle Lebensführung in einen stabilen kulturellen Rahmen von verlässlichen Traditionen "eingebettet" wird, der Sicherheit, Klarheit, aber auch hohe soziale Kontrolle vermittelt und es dagegen Perioden der "Entbettung" gebe (siehe auch Transformationsprozess im Hamburger Ansatz!), in denen die individuelle Lebensführung wenige kulturelle Korsettstangen nutzen kann bzw. von ihnen eingezwängt wird und eigene Optionen und Lösungswege gesucht werden müssen Viele Menschen würden dies (auch auf die heutige Zeit bezogen z.B. durch das Brüchigwerden der Identitätsbildung durch Erwerbsarbeit) als "ontologische Bodenlosigkeit" erleben bzw. sie erleben sich als Darsteller auf einer gesellschaftlichen Bühne, ohne dass ihnen fertige Drehbücher geliefert würden. Ohne die erforderlichen materiellen, sozialen und psychischen Ressourcen würde die gesellschaftliche Notwendigkeit und Norm der Selbstgestaltung zu einer schwer erträglichen Aufgabe, der man sich gerne entziehen möchte.

[2] Häufig wird bzgl. dem Entstehen von Gewalt und auch Rechtsextremismus als Ursache Arbeitslosigkeit, Armut und sozial schwierige Situationen genannt. Die im Text genannten Erkenntnisse weisen auch hier darauf hin, dass dieser Ansatz letztlich zu oberflächlich ist und um psychoanalytische Ansätze ergänzt werden müsste. Demnach wäre auch hier die Arbeitslosigkeit nur der Zündfunke, der die Gewalt zum Explodieren bringt. Dazu auch ein Zitat aus einer Schweizer Studie zur Entstehung von Rechtsextremismus, die sogar ökonomische Einflussfaktoren nahezu ausschließt: „Thomas Gabriel hält fest, dass die Jugendlichen und ihre Familien nicht als «Modernisierungsverlierer» bezeichnet werden können, also entgegen den Behauptungen bisheriger Forschungen keine Opfer von ökonomischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen seien. In den 26 untersuchten Fällen lasse sich ein hohes Mass an «Normalität» der Lebensentwürfe und - welten nachweisen. Hingegen spielten häusliche Gewalt und die Folgen von Konflikten im sozialen Nahraum eine wichtige Rolle, insbesondere dann, wenn sie für die Heranwachsenden mit Misshandlungs- und Ohnmachtserfahrungen verbunden seien.“ (Schweizer Nattonalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 2008)

[3] Eine andere Form der Abwehr ist nach deMause die „Interne-Opfer-Lösung“ z.B. in Form einer Revolution oder einer ökonomischen Depression und Rezession, die unbewusst von den Menschen selbst herbeigeführt wird, um das Wachstum und damit verbundene Ängste abzuschwächen.



vorheriges Kapitel
nächstes Kapitel

10. Fazit

Wo die Liebe fehlt, wächst die Wut.“ ist der Titel einer Fernsehdokumentation von Jo Frühwirth. Der Film zeigt eindrücklich, wie kaputte Familienstrukturen kaputte Kinder produzieren und dass intakte Familien und andere sichere Beziehungen die beste Keimzelle für ein gesundes menschliches Aufwachsen sind, so die Filmbeschreibung auf Phoenix vom 17.10.07. „Wo die Liebe fehlt, wächst die Wut“, ein Satz, der eigentlich schon alles sagt, um was es hier grundsätzlich in diesem Text geht.

In diesem Text finden sich einige Anhaltspunkte dafür, wie präventiv bzgl. individuellem Leid, aber auch bzgl. (kriegerischer) Gewalt als mögliche Folge von Kindesmisshandlung gehandelt werden könnte. Da ist zum einen das Konzept des „Helfenden Zeugen“ (siehe Alice Miller), das einen Auftrag an alle Erwachsenen (gerade auch PädagogInnen und PsycholgInnen, aber auch Nachbarn, Familienmitglieder usw.) enthält, die Kinder (aus schwierigen Verhältnissen) erleben. Da ist z.B. die (internationale) Politik gefordert, statt milliardenschwer in Militär, Verteidigung, Terrorbekämpfung usw. milliardenschwer in Kinderschutz und menschenwürdige Lebensverhältnisse zu investieren, sowohl national als auch international. (Zahlenbeispiel für den Irak-Krieg: Die vorsichtige Prognose des Ökonomen und Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz lautet: Angenommen die US-Truppen ziehen sich bis 2012 schrittweise zurück, dann kostet zum Beispiel der weitere Militäreinsatz inklusive Milliardensummen für versehrte Veteranen und Zinsen für Kriegskredite: Insgesamt drei Billionen US-Dollar (!).“Monitor“ fragt: Was hätte man mit drei Billionen US-Dollar eigentlich machen können? Die Schätzungen des Nobelpreisträgers und anderer Experten: 45 Millionen Lehrer ein Jahr lang bezahlen. Oder 219.000 Grundschulen bauen. Oder das Studium von 129 Millionen Studenten finanzieren. (vgl. ARD-Magazin „Monitor“, 13.03.2008) Persönliche Anmerkung: Oder man hätte weltweit massiv und nachhaltig in Kinderschutz investieren können.
Die Prävention von Kindesmisshandlung lohnt sich grundsätzlich immer auch finanziell. Laut einem Bericht,verursacht Kindesmisshandlung allein in Deutschland pro Jahr rund 30 Milliarden Euro an direkten und indirekten Kosten. (vgl. sueddeutsche.de, 25.09.2008) )
Lloyd deMause fordert beispielsweise insbesondere kostenlose globale Trainingszentren für Eltern (vgl. deMause, 2005, S. 306), in denen u.a. Unterstützung, Rat, Begleitung und Austausch angeboten wird und wo man Eltern zeigt, wie man Kinder aufzieht, ohne sie zu schlagen, zu missbrauchen und zu vernachlässigen und wie man die Unabhängigkeit von Kindern fördert usw. Da unsere destruktive (Kriegs-)Technologie unseren Fortschritt bei der Kindererziehung bei weitem übersteigt, ist nach deMause Eile geboten; wir können es uns nicht leisten abzuwarten, bis sich die globale Kindererziehung von selbst weiterentwickelt.
Gefordert ist auch die Gesellschaft an sich, gefordert sind die Medien usw. die vorliegenden Erkenntnisse weiter auszuformulieren und zu verbreiten, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Bzgl. der Biologie bzw. Genforschung und Gewaltursachen werden sogar ganze Titelthemen besetzt mit ausdruckstarken Titeln wie „Tatort Gehirn. Neuro-Forschung. Warum Menschen zu Verbrechern werden“ im Focus Nr. 41 vom 08.10.2007 oder „Das Böse im Guten. Die Biologie von Moral und Unmoral“ im Spiegel 31/2007. Bzgl. dem Zusammenhang von Kindheit und Krieg/Gewalt ist mir in den Medien noch kein Titelthema aufgefallen, obgleich mir dies sinnvoller erschiene, als uns Menschen auf unsere Gene und neurobiologische Prozesse zu reduzieren...
Ich halte es insbesondere auch für erforderlich, dass die „Evolution der Kindheit“ nach Lloyd deMause (genauso wie die biologische Evolution des Lebens), Formen und das aktuelle Ausmaß der Gewalt gegen Kinder, die möglichen Folgen der Gewalt und Infos über mögliche Hilfen und Anlaufstellen in die Lehrpläne von Schulen und Universitäten aufgenommen werden.
Vor allem ist aber auch jeder Einzelne gefordert, selbst bei sich zu schauen, seiner Familiengeschichte bewusst und realistisch gegenüber zu treten und ggf. mit Hilfe einer Psychotherapie Blockaden aufzubrechen, erfahrenes Leid zu verarbeiten, „das Fremde“ (siehe Arno Gruen) abzuschütteln, selbst zu leben und zu fühlen. Aus einem gesunden Gefühl zu sich, entsteht sehr wahrscheinlich auch Mitgefühl gegenüber den Mitmenschen und dies macht Krieg und Gewalt letztlich unmöglich, wie ich meine. Miller schreibt dazu: „Wenn unser Planet überleben soll, gibt es zur Wahrheit, d.h. zur Konfrontation mit unserer individuellen und kollektiven Geschichte, keine Alternative. Nur deren Kenntnis kann uns vor der perfekten Selbstzerstörung bewahren.“ (Miller, 1991)
Mir ist natürlich bewusst, dass gerade diejenigen, die eine Therapie am Nötigsten haben und ein enormes destruktives Handeln an den Tag legen, diesen Text hier wohl kaum lesen werden und auch sonst schwer zugänglich für Hilfsmaßnahmen und Veränderungen sind. Diesen Menschen kann man nur mit einem konsequenten Grenzen-setzen entgegenwirken. Gewalt muss schon im Ansatz und auch im Privaten entgegengetreten werden. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Entgegentreten wird meiner Meinung nach steigen, wenn sich mehr Menschen nicht auf ihre Opferrolle (die zweite Seite der Medaille, durch die Gewalt möglich wird) zurückziehen und Selbstbewusstsein entwickeln, wenn mehr Menschen feststellen, dass sie die Dinge aktiv beeinflussen können. Auch hier kann eine Therapie u.U. sicherlich hilfreich sein.
Arno Gruen hat darüber hinaus betont (vgl. Gruen / Weber, 2001, S. 65ff), wie wichtig es für die Demokratie ist, die Menschen in der Mitte (nicht zu verwechseln mit der gebetsmühlenartig beleuchteten ökonomischen „Mitte“, die PolitikerInnen meinen.) zu erreichen. Diese Mitte besteht aus Menschen, die in ihrer Kindheit Förderung und Ablehnung/Zurückweisung erlebt haben. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, dass diese Mitte nicht nur Destruktivität als Kind erlebt hat und ihnen auch Schutzfaktoren zur Seite standen. Das Wissen um diese „Mitte“ scheint wichtig für zukünftige Friedensarbeit.

Was NICHT helfen wird ist, misshandelte Kinder bzw. Erwachsene, die dies erlebt haben, vorzuverurteilen und zu stigmatisieren! Ich hoffe, ich konnte – trotz der notwendigen klaren Worte - auch im Verlauf des Textes deutlich machen, dass mir dies fern liegt. Wir müssen Menschen immer nach ihrem Verhalten beurteilen.
Mit Blick auf die „Wurzeln des Übels Krieg“ möchte ich mit zwei eindrücklichen Zitaten schließen:
Kriege „(...) werden leider akzeptiert, weil es unzählige Menschen gibt, für die das Leben wertlos und hassenswert ist, das eigene genau wie das des anderen, die nur gelernt haben, Leben zu zerstören und von anderen zerstört zu werden. Es sind Menschen, die ihre Liebe zum Leben nie entwickeln konnten, weil sie keine Chance dazu erhalten haben.“ (Miller, 1991)

"Je mehr Kinder bei uns und weltweit vernachlässigt, geschlagen, gedemütigt werden und in Hoffnungslosigkeit und Hass abgleiten, desto höher ist das destruktive Potential in unserem eigenen Land und weltweit. Vor diesem Hintergrund ist Kinderschutz zu einer Frage des Überlebens geworden. Weltweiter Kinderschutz ist der Königsweg zur Prävention nicht nur von seelischem Leid, sondern auch von Kriminalität, Militarismus und Terrorismus. Er sichert die Demokratie und den friedlichen kulturellen und ökonomischen Austausch." (Riedesser, 2001)
Diese Erkenntnisse müssen den Menschen weltweit bewusst gemacht werden, wenn ich mit diesem Text ein wenig dazu beitragen konnte, dann freut mich das natürlich sehr.



vorheriges Kapitel
nächstes Kapitel

Nachwort


Ich erinnere mich an eine allgemeine Vorlesungsreihe an der Universität Hamburg zum Thema NS-Zeit und Ursachen (Titel: „Denn sie wussten und wollten, was sie taten. Der Holocaust und seine Täter“ Ringveranstaltung am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Uni Hamburg, WS 2002/2003)

Diese wöchentliche Abendveranstaltung wurde vorwiegend von Menschen besucht (und auch veranstaltete), die diese Zeit selbst miterlebt hatten. Entsprechend emotional verliefen die Lesungen. Ich möchte hier in diesem Zusammenhang eines anmerken. Es wurden im Laufe der Lesungsreihe viele interessante Aspekte dieser Zeit vorgestellt. Auch wurden verschiedene politisch-soziologische und wirtschaftliche Zusammenhänge als Ursachen für die NS-Zeit aufgeführt, die alle wirklich sehr logisch und nachvollziehbar und sicherlich auch wahr waren und sind. Das spannende für mich war aber folgendes. Einer der hauptverantwortlichen Dozenten für diese Reihe reichte einmal – so ca. in der Mitte der gesamten Lesereihe - ein Blatt mit dem Inhalt der entsprechenden Lesung an diesem Abend im Publikum durch. Auf der Rückseite dieses Blattes hatte er – ganz entgegen des Themas dieses Lesungstages - die Inhaltsangabe des Buches „Der Fremde in uns“ von Arno Gruen kopiert, in dem vor allem die „Identifikation mit dem Aggressor“ bzw. destruktive Kindheitserfahrungen als Ursache für Krieg und speziell auch den 2. Weltkrieg benannt sind. Auf diese rückseitige Inhaltsangabe machte der Dozent nicht aufmerksam, er reichte sie einfach stillschweigend herum. Überhaupt waren destruktive Kindheitserfahrungen als eine mögliche Ursache von Krieg und Täterschaft in dieser Veranstaltungsreihe kein Thema. Trotzdem machte der Dozent leise auf Arno Gruens Thesen aufmerksam. Warum? Warum so heimlich und leise? Dies machte mich zunächst stutzig, aber ich fand es auch irgendwie bezeichnend. Die Generation, die diese Zeit miterlebt hatte, umkreiste in ihrer Analyse letztlich einen wahren Kern, den wirklich offen zu beleuchten sie wohl nicht ertragen konnte.

Am 06.02.2003 fand mit dem Schlussthema „Wie können Menschen zu Tätern werden?“ die Abschlusssitzung der gesamten Lesereihe statt. Auch hier wurde wieder nicht auf destruktive Kindheitserfahrungen als mögliche Ursache hingewiesen (und das obwohl die Lesereihe am Fachbereich Erziehungswissenschaft statt fand). Als ich dann nach der Lesung im Plenum freundlich darauf hinwies, dass mir das psychoanalytische Ursachenverständnis von Krieg und Täterschaft gefehlt hätte und dies obwohl ein leitender Dozent in einem Beiblatt sogar auf „Der Fremde in uns“ und somit auf den Zusammenhang mit destruktiven Kindheitserfahrungen hingewiesen hätte, bekam ich als Reaktion aus dem Plenum „ein Raunen“ und teils offene Anfeindungen. An eine Frau erinnere ich mich noch besonders. Sie stand auf und rief irgendetwas wie: „Eine Welt, wie sie sie wollen, gibt es nicht!“ Und ich hätte unrecht mit meinen Gedanken usw.

Zumindest die hauptverantwortlichen Dozenten bedankten sich höflich für meine Kritik, wiegelten diese nach meiner Erinnerung aber auch mit einigen Ausschweifungen über den Lesungsverlauf ab, nahmen sie somit nicht wirklich an und überhörten auch meinen Hinweis auf Arno Gruens Buch, das sie mit keinem Wort weiter erwähnten. Mir persönlich wird diese Lesereihe immer in Erinnerung bleiben, ich habe dort viel gelernt, vielleicht mehr, als ich durch Bücher hätte lernen können.

Und ich habe noch eine weitere Nachmerkung zum Thema Terror: Am 18.10.07 gab es auf dem Sender N-TV eine Dokumentation über den „Terror der RAF“, in der auch der Ex-Terrorist Peter-Jürgen Boock interviewt wurde. Er sagte dort aus, dass der Moment der Schleyer Entführung (damals kamen während der Entführung auch Begleiter von Schleyer ums Leben; Schleyer selbst wurde später umgebracht) und nachdem alles so „glatt gelaufen“ wäre, er sich so lebendig gefühlt habe, wie nie zuvor in seinem Leben. Wenn sich ein Mensch nur mit Hilfe von Terror „lebendig“ fühlen kann, dann sagt das viel über tiefere, emotionale Ursachen seiner Taten aus, die im Kern nichts mit politischen Zielen oder der Zeit usw. zu tun haben, wie ich meine. Bzgl. der möglichen inneren Motive der RAF-TerroristInnen möchte ich hier noch Alice Schwarzer eindrücklich zitieren: "Was eigentlich waren zum Beispiel die wahren Motive der Terroristinnen der 70er Jahre, die das Gewehr auf die Vätergeneration richteten? Was waren die innersten Motive? Einer Ulrike Meinhoff, die sich jahrelang von ihrem Ehemann Klaus Rainer Röhl hatte demütigen lassen (und diese Tradition dann mit Bandenchef Baader fortsetzte)? Einer Inge Viett, die als Mädchen von Pflegeeltern zu Pflegeeltern geschoben wurde? Einer Großbürgertochter wie Susanne Albrecht, die den eigenen Onkel, den Bankier Ponto, ans Messer lieferte? Wieweit haben diese Frauen in Wahrheit nicht nur den Vater Staat gemeint, sondern auch die eigenen Väter, Männer, Onkel? Und das nicht etwa aus einer 'unerfüllten inzestuösen Vaterliebe' (wie in den 70ern Psychologe Hofstätter räsonierte) - sondern ganz im Gegenteil aus einer zu erfüllten 'Vaterliebe'?" (Schwarzer, 2000, S.121)

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass ich in diesem Text den Versuch einer Analyse der Kriegsursachen unternommen habe. Diese Analyse soll selbstverständlich kein kriegerisches Verhalten entschuldigen und die TäterInnen entlasten. Einem Opfer kann es ziemlich egal sein, was ein Täter als Kind möglicherweise erlitten hat. Ich persönlich nehme jeden Täter und jede Täterin trotz dieser Analyse voll in die Verantwortung. Als Menschen haben wir immer die Wahl und den Entscheidungsspielraum Gewalt gegen Andere anzuwenden oder es nicht zu tun.



vorheriges Kapitel
nächstes Kapitel

Gedanken zu möglicher und typischer Kritik

Wenn es um das Aufzeigen möglicher Zusammenhänge von Kindesmisshandlung und späterem eigenen destruktiven/gewalttätigen Verhalten geht, gibt es als Reaktion erfahrungsgemäß häufig starken Widerspruch und Kritik (insbesondere natürlich auch bei politischer Gewalt). Als Beispiel sei die Kritik in der vom Deutschen Bundstag herausgegebenen Wochenzeitung „Das Parlament“ vom 28.02.2005 gegenüber der Studie „Bush auf der Couch“ von Justin A. Frank (aus der ich auch im Kapitel 3.1 zitiert habe) genannt. Frank sieht in seiner Studie einen direkten Zusammenhang zwischen den destruktiven Kindheitserfahrungen von Präsident George W. Bush und seinem späteren destruktiven, politischen Wirken. Im „Parlament“ heißt es dazu u.a. kritisch: „Tauscht man den Namen Bush in der Studie Franks einfach gegen andere Politiker aus jüngster Vergangenheit und Gegenwart aus - angefangen bei der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher, dem "Lügner" Bill Clinton, über Gerhard Schröder, dessen Bruder Lothar Vosseler sogar öffentlich kein gutes Haar an dem Kanzler lässt, bis hin zum einst steinewerfenden und wehrlose Polizisten tretenden Joschka Fischer - passt die Studie Wort für Wort häufig auch auf diese Staatslenker - bei der verkorksten Kindheit der angeführten Personen angefangen. Insofern ist diese Studie wohl eher eine für Führungspolitiker allgemein "zutreffende" Analyse - es kommt eben nur auf den jeweiligen Standpunkt an. Sie ist auf keinen Fall ernst zu nehmen. (...)“

Dieses Beispiel ist klassisch und interessant in mehrfacher Hinsicht. Als Argument wird häufig genannt, dass ja auch viele andere (vergleichbare) Menschen destruktive Kindheitserfahrungen gemacht haben und trotzdem nicht in gleicher Weise destruktiv agieren. Als erstes verwundert dabei in diesem Beispiel die Auswahl der genannten Vergleichs-PolitikerInnen, die allesamt – meiner Meinung nach – nicht gerade einen Heiligenschein verdienen und bei denen auch destruktive Züge und Verhaltensweisen zu erkennen sind, wenn auch oftmals verdeckter und in anderer Form als es bei dem „Kriegspräsidenten“ (wie er sich selbst einmal nannte) George W. Bush der Fall war.
Der machthungrige Selbstdarsteller Gerhard Schröder steht z.B. nicht gerade für eine teamorientierte, einfühlsame und soziale Politik (erinnert sei z.B. an die Einführung von Hartz IV auf Kosten der Schwachen) und er war zusammen mit Joschka Fischers Grünen für die ersten Kampfeinsätze im Kosovo und in Afghanistan unter deutscher Beteiligung nach dem 2. Weltkrieg verantwortlich (was nebenbei den Grünen etliche Parteiaustritte bescherte). Unvergessen bleibt mir persönlich auch sein autoritärer Auftritt nach den Neuwahlen im Fernsehen, wo er entgegen des durch das Wahlergebnis berechtigten Anspruchs von Angela Merkel auf die Kanzlerschaft meinte „man müsse die Kirche im Dorf lassen“ und er müsse Kanzler werden. Dieser Auftritt hatte etwas von Realitätsverlust und offenbarte vieles von Schröders Charakter. Zusätzlich bescherte seine Politik der SPD in der Nachfolge die größte Krise in ihrer Nachkriegsgeschichte.

Ebenso wenig sozial und einfühlsam stellte sich die Politik der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher dar, die ihren Beinamen nicht ohne Grund trägt. Ihre als „Thatcherismus“ bekannte Wirtschaftspolitik könnte man als Kritiker auch als neoliberale Politik bezeichnen, die u.a. für weniger Gewerkschaftseinfluss, Privatisierung, Einschränkung staatlicher Sozialleistungen, Deregulierung usw. steht und dadurch insbesondere auf Kosten der Schwachen ging. In ihre Amtszeit fiel u.a. auch der Falklandkrieg gegen Argentinien im Jahr 1982.
Über Joschka Fischer schreibt Wirth (2006) dass dieser sehr stark an seine Mutter gebunden war und sich erst spät emotional von dieser lösen konnte – ein typischen Phänomen der Nachkriegsgeneration.(vgl. Wirth, 2006, S. 257ff) Fischer selbst deutet viele seiner rebellischen Verhaltensweisen von damals als „Abwehr ihr gegenüber“ (und steht als Politiker Psychologisierungen offensichtlich offener gegenüber als so mancher Kritiker).
Seine Mutter wurde beschrieben als "eine sehr bestimmende, eine dominierende Person und dabei, in einer überschießenden Neigung zur Sauberkeit, nicht ohne zwanghafte Züge". (Kurth, 2000, S. 63) Der Vater, von Beruf Schlachter, konnte manchmal streng werden und ohrfeigte die Kinder, aber normalerweise hielt er sich im Hintergrund und überließ die Kindererziehung seiner Frau. (ebd.) Zum Vater hatte Joschka ein distanziertes Verhältnis und hat ihn nach eigenen Angaben nie wirklich gekannt. (vgl. Wirth, 2006, S. 257ff)
Fischers Erfahrungen in seiner Familie waren – zumindest findet sich bei Wirth und Kurth nichts darüber – wohl nicht von offener, schwerer Gewalt geprägt und nicht derart destruktiv, wie es z.B. bei einem Bush oder auch Clinton der Fall war. Insofern hat der Autor im „Parlament“ recht, wenn er mahnt, die Studie von Frank nicht zu verallgemeinern. Hinter einer „verkorksten Kindheit“ wie der Autor es nannte, verbergen sich oftmals nun mal ganz unterschiedliche Erfahrungen. Joschka Fischer war ja offensichtlich auf Grund von positiven oder nicht all zu negativen Erfahrungen in seiner Familie auch in der Lage, sich weiterzuentwickeln und von militanten Verhaltensweisen Abstand zu nehmen. (Wenngleich Kurth (2000) auch auf Zusammenhänge zwischen den Kindheiten von Fischer, Schröder und Scharping - dem „deutschen Kriegskabinett“ - und dem Bundeswehreinsatz in Jugoslawien hinweist. Die Bombardierung war demnach eine "erzieherische Strafaktion“, was auch dem Willen und den „Gruppenphantasien“ der westlichen Bevölkerung entsprach. Die weiteren Zusammenhänge sind natürlich komplexer und werden von Kurth weiter ausgeführt.)

Am meisten verwundert der Vergleich im „Parlament“ mit dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (In seine Amtszeit fiel u.a. der Einsatz in Somalia, Jugoslawien, die Bombardierung von Gebäuden im Irak, Luftangriffe auf Ziele in Afghanistan und im Sudan, Invasion von US-Truppen in Haiti.) DeMause beschreibt Clinton – der in der Tat ein hohes Ausmaß an Destruktivität und Gewalt in seiner Herkunftsfamilie erlitten hat z. B. in Form von Ablehnung und Vernachlässigung, Peitschenhieben, körperlicher Gewalt gegen ihn, Alkoholismus des Stiefvaters, erhebliche Gewalt gegen die Mutter (bis hin zu dem Versuch, diese zu töten) durch den Stiefvater usw. - als "Kriegsführungs-Persönlichkeit", die er mit folgenden Begriffen kennzeichnet: Selbstdramatisierung; extremer Narzissmus; wiederkehrende Gefühle einer feindlichen Verschwörung gegen ihn; die Fähigkeit, nach einem großen Kreuzzug zu rufen, der das Böse in der Außenwelt vernichten wird und die Welt von ihrer Sündhaftigkeit reinigen wird; ein tiefer Quell der Einsamkeit; häufige Rachephantasien und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Abspaltung. (vgl. deMause, 2000a, S. 81) Weiter schreibt er: “Nach Ramsey Clarks Buch "The Children are Dying: The Impact of Sanctions on Iraq" brachte Clinton es durch sein Festhalten am Irak-Embargo fertig, eine Million irakische Kinder zu töten — fast so viele, wie jüdische Kinder im Holocaust getötet wurden! Die in den USA an Clinton übertragene Rolle scheint es zu sein, auf eine Weise für Menschenopfer zu sorgen, die unsere Schuldgefühle nicht hochkommen lässt: im Irak durch seine "unsichtbare" Kindstötung, in Jugoslawien durch die Konzentration auf die Vertreibungen der Kosovaren, die durch seinen Bombenkrieg erst richtig in Gang kamen, und sogar im Falle seiner eigenen Skandale, durch die er sich Amerika ein ganzes Jahr lang selbst als ein geeignetes Opfer präsentierte, das für unsere Sünden zu bestrafen sei.“ (deMause, 2000a, S. 77ff) Hinter Clintons „Skandalen“ steckt nach deMause im Privatbereich insbesondere seine Sexsucht und die damit verbundene jahrelange Demütigung seiner Ehefrau.

Wenn der Autor im „Parlament“ schreibt, dass die Studie von Frank wohl eher eine für Führungspolitiker allgemein "zutreffende" Analyse sei und sie deshalb nicht ernst zu nehmen ist, verwundert dies insbesondere auch in Anbetracht der Auswahl seiner Vergleichspersonen. (Vielmehr hätte der Autor Führungspolitikerinnen ausmachen müssen, die eine erwiesenermaßen glückliche und geborgene Kindheit hatten, die nicht misshandelt und/oder vernachlässigt wurden, sondern einfühlsam und mit Respekt behandelt wurden und die dann als Erwachsener (plötzlich) beschlossen, Krieg zu führen und tausende Menschen zu töten. Allerdings wird der Kritiker meiner Ansicht nach solche Politikertypen nicht finden!) Ich persönlich erschrecke mich eher, wenn mir gesagt wird, dass viele FührungspolitikerInnen offensichtlich eine destruktive Kindheit hatten (und diese wohl oftmals auch nicht aufarbeiten und verarbeiten) und mir stellt sich die Frage, ob die Macht auf der großen politischen Bühne nicht oftmals gerade die Menschen anzieht, die erhebliche Ohnmachtserfahrungen machen mussten. Sicherlich wirkte z.B. ein Schröder oder Fischer nicht annähernd so offen destruktiv wie ein Bush. Trotzdem zeigen sich natürlich – wie bei allen Menschen – deren Kindheitserfahrungen im späteren Verhalten. Warum sollte man das ausblenden?

Als nächstes fallen mir zu dem Thema Prostituierte ein. Laut verschiedenen internationalen Studien haben Prostituierte im Vergleich zu Kontrollgruppen oder der Gesamtbevölkerung im erheblicheren Maße sexuellen Missbrauch und auch körperliche Misshandlungen erlebt. (vgl. Zumbeck, 2001, S. 31ff) In manchen der Studien gaben die Prostituierten selbst an, dass sie einen Zusammenhang zu ihrem „Beruf“ und ihrer Missbrauchsgeschichte sehen. Die verschiedenen ForscherInnen kommen häufig zu dem gleichen Ergebnis.
Nun wird bei diesem Beispiel kaum jemand diesen festgestellten Zusammenhang mit dem Argument abstreiten wollen, dass ja auch unzählige andere Frauen in der Bevölkerung als Kind sexuell missbraucht und misshandelt worden sind und logischer Weise nicht allesamt zu Prostituierten wurden... Der Autor in „Das Parlament“ und viele andere argumentieren allerdings genau in dieser Weise, wenn es um gewalttätiges und gerade auch politisch gewalttätiges/destruktives Verhalten und entsprechenden Kindheitsgeschichten der ProtagonistInnen geht.
Wenn die destruktive Kindheit von Bush offensichtlich einen erheblichen Einfluss auf dessen Politik hatte, dann kann man diesen Umstand nicht damit abtun, dass andere Menschen mit ähnlichen Hintergründen nicht in gleicher Weise agieren. Wir leben schließlich in einer komplexen Welt. Misshandelte, ggf. traumatisierte Kinder wachsen in spezifischen und natürlich oftmals unterschiedlichen Kontexten auf. Gab es „helfende Zeugen“? Wie häufig und wie schwer wurden sie misshandelt? In welcher Form wurden sie misshandelt? In welchem Alter wurden sie misshandelt? Durch wen wurden sie misshandelt? Wurden die Misshandlungen therapeutisch aufgearbeitet? Zu welcher Zeit wuchsen die Kinder auf bzw. welcher Generation gehören sie an? In welcher Kultur, in welcher Schicht, in welchem Milieu usw. wurden sie groß? Welche Zufälle ergaben sich aus ihrem individuellen Lebensvollzug? Welches Geschlecht haben sie? Welche persönlichen Chancen und Möglichkeiten eröffneten sich ihnen aus angeborenen oder erlernten Fähigkeiten und Begabungen? Usw. usf. Unsere Welt ist komplex, natürlich. .
Sicherlich gab es z.B. verschiedene bedeutende gesellschaftliche Einflussfaktoren, die mit dazu führten, dass aus ehemals missbrauchten und misshandelten Frauen Prostituierte wurden. Zu allererst ist natürlich das Geschlecht ein wichtiger Einflussfaktor und entsprechende patriarchale Strukturen. Eine Frau aus der Oberschicht, die sexuell missbraucht wurde, wird zudem vielleicht unwahrscheinlicher in die Prostitution rutschen, als eine Frau mit ähnlichen Erfahrungen, die in der Unterschicht groß wurde und die durch ihr Umfeld oder Zufälle oder unbewusst herbeigeführte Zufälle auf Menschen traf, die mit diesem Milieu zu tun haben usw. Nur wer garantiert, dass sich aus dem Kontext der Frau aus der Oberschicht nicht andere destruktive Entwicklungsmöglichkeiten ergeben, die eben einfach eine andere Farbe annehmen und natürlich auch mit ihrer Kindheitsgeschichte in Zusammenhang stehen können?
Ein George W. Bush konnte z.B. nur zu einem amerikanischen „Kriegspräsidenten“ werden, da er u.a. in eine einflussreiche Familie und einen Kontext hineingeboren wurde, die und der ihm die gute Chance auf das Präsidentenamt erst erschloss (Fehlendes Mitgefühl muss eben auch mit großer Macht einhergehen, damit überhaupt großflächig destruktiv agiert werden kann). Der „Zufall“ der Ereignisse vom 11. September gaben ihm den Grund dafür, seine Destruktivität offen und scheinbar legitim auszuleben. Die Welt ist komplex, natürlich. Ein anderer Texaner, mit ähnlichen Machtmitteln und vergleichbarer Kindheit baut vielleicht ein Atomkraftwerk in einem Erdbebengebiet. Und dieser kann sich sicher sein, dass kein Analytiker wie z.B. Frank dieses Verhalten in einem Buch beleuchten würde...
Ich denke hier wird klar, dass ich die verschiedenen destruktiven Verhaltensweisen von Menschen nicht all zu sehr trenne, wenn es um die tieferen Ursachen geht. Viele SozialwissenschaftlerInnen würden wahrscheinlich aufschreien, wenn ich Prostituierte, Kriminelle, (mutwillige) Umweltzerstörer, Kindesmisshandler, Menschen mit selbstverletzendem Verhalten/Suchtverhalten usw. usf. und Menschen, die Kriege austragen in einen Topf werfe. Ich denke, man muss sich letztlich klar machen, dass keine Kindesmisshandlung/-vernachlässigung ohne Folgen bleibt und diese oftmals ein „Gift“ hinterlässt. Die „vergiftete“ Kindheit sucht später ihren Ausdruck in vielerlei Farben und Facetten, je nach Rahmen, Möglichkeiten, Machtmitteln und Zufällen. Gift kann logischerweise die Menschen selbst schädigen ggf. sogar umbringen oder wenn – wie deMause sagt – „Giftcontainer“ gesucht werden, andere Menschen (+ Tiere und die Natur) schädigen. Das Wissen um diese „zwei Richtungen“ (Gewalt gegen sich und/oder andere) und das Wissen um die unterschiedlichen Ausdrucksformen erlittener Gewalt ist wichtig, damit eben in der wissenschaftlichen Untersuchung unterschiedliches destruktives Verhalten auch erklärbar ist. Die Wurzeln dafür sind in der Kindheit zu suchen.
Zusätzlich zeigt sich auch in dieser Arbeit, dass so manches mal die Grenzen nicht so deutlich liegen. Ich denke da. z.B. an Stalin, der – wie oben dargestellt – erst eine kriminelle Karriere machte und dann Politiker/Kriegsherr wurde. Ich denke an einen George W. Bush oder auch einen Bill Clinton, die beide auch für eine Politik standen, die erheblich gegen den Umweltschutz wirkte, die Hilfsmaßnahmen und Unterstützung für Schwache (insbesondere auch Kinder und Sozialhilfeempfänger usw.) abbaute, die soziale Ungerechtigkeiten verstärkte, die militärischer Abrüstung entgegenwirkte usw. (vgl. Moore, 2003, S. 56ff + 251ff) Über George W. Bush wissen wir zudem, dass er zum Alkoholmissbrauch neigte. Über seinen Vater wissen wir, dass er zu Hause die Kinder vernachlässigte und schlug. Ebenfalls wurde in diesem Text dargestellt, wie NS-Täter neben der politischen Gewalt auch erhebliche Gewalt in ihren Familien ausübten. Usw. usf.
Hier verschwimmen die Grenzen zwischen privater und politischer Gewalt, zwischen der Zerstörung der Umwelt durch politische Entscheidungen und der militärischen Zerstörung vom „Feind“ (der Krieg schädigt zusätzlich natürlich immer auch die Umwelt), zwischen Selbstzerstörung und Fremdschädigung usw. Das Gift durchdringt eben den ganzen Menschen.

So manch einen Leser oder eine Leserin mag dieser Text sehr erschrecken und evtl. Gefühle der Hilflosigkeit, Wut und Ohnmacht auslösen. Das ist berechtigt, aber ich sehe diese Analyse auch als eine Chance und als ein Hoffungszeichen. Das faszinierende der in diesem gesamten Text vorgestellten Thesen und Abläufe ist für mich, dass diese uns Menschen eben nicht hilflos zurück lassen müssen sondern Hoffnung geben und Mut zur Initiative machen. Wir können eine friedlichere Welt schaffen, wenn wir für eine friedlichere Kindheit sorgen. Das ist der Schlussstrich, den mensch hier ziehen kann und der uns alle aufrütteln sollte.


vorheriges Kapitel
nächstes Kapitel

Literaturliste

Adolphi, W. 2009: Mao. Eine Chronik. Verlag Neues Leben.

Amnesty international, (Koordinationsgruppe Russische Föderation) 01.02.2007: Länderkurzinfo. (http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/51a43250d61caccfc1256aa1003d7d38/5e2b124b136777afc1257288004d7fe7?OpenDocument)

amnesty journal, 11/2006: „Die Rosen von Sarajevo“, S. 30-31

amnesty journal, 03/2008: „Die Rechte von Frauen und Mädchen stärken“ (von Gunda Opfer), S. 15-18

ARD-Magazin „Monitor“, 13.03.2008: „Was kostet der Irakkrieg wirklich?“ (von Benjamin Fuchs und Isabel Schayan) (http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=944&sid=178)

Ärzteblatt, Heft Nr.27, 2004: „Kriegskinder“ im Alter: Bei Diagnose historisch denken. (von Hartmut Radebold) (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=42733)

Ärzteblatt, Heft Nr. 17, 2005: Die Generation der Kriegskinder: Kollektive Aufarbeitung notwendig. (von Petra Bühring) (http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=46532)

Ärzte Zeitung, 09.03.2005: "Shell Shock" - wenn Gewalt einen Effekt auf das Nervensystem ausübt. (http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/03/09/043a1901.asp?cat=/magazin/medizingeschichte)

Aries, P. 1981: Geschichte der Kindheit. Deutscher Taschenbuch Verlag, München.

Auchter, T. 2007: Die Angst vor George W. Bush und die Angst von George W. Bush. Zur Psychoanalyse von Macht und Gewalt. In: Psychoanalyse im Widerspruch 37. Psychosozial Verlag, Gießen. (http://www.aixpaix.de/autoren/auchter/BushsWiderspruch2007.pdf)

Baier, D. / Pfeiffer, C. 2007: Gewalttätigkeit bei deutschen und nichtdeutschen Jugendlichen – Befunde der Schülerbefragung 2005 und Folgerungen für die Prävention. Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V., Hannover.
(http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/fb100.pdf)

Bange, D. 2002: Ausmaß. In: Bange / Körner (Hrsg.): Handwörterbuch - Sexueller Missbrauch. Hofgrefe-Verlag, Göttingen.

Bassard, M. R. / Hardy, D. B. 2002: Psychische Misshandlung. In: Helfer, M. E. / Kempe, R. S. / Krugman, R. D. (Hrsg,): Das misshandelte Kind. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.

Bassyouni, C. 1990: Macht oder Mündigkeit: 50 Jahre nach Kriegsbeginn; Wenn der Wille nicht mehr gebrochen werden muß; Über den Zwang zum Gehorsam und die Sehnsucht nach Autonomie; Ein Beitrag aus der psychoanalytischen Praxis zum Thema „Warum Krieg?“. Verlag für Akademische Schriften, München.

Benos, Johann 2011:  20 europäische Diktatoren. Psychologische Hintergrunds- und Persönlichkeitsstudien. ATE, Berlin.

Benz, W. 1992a: Kinder und Jugendliche unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. In: Benz, U. / Benz, W.: Sozialisation und Traumatisierung. Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M.

Benz, U. 1992b: Verführung und Verführbarkeit. NS-Ideologie und kindliche Disposition zur Radikalität. In: Benz, U. / Benz, W.: Sozialisation und Traumatisierung. Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M.

Bette, J.-P. L. F. 2006: PTBS, häusliche Gewalt und Kinderarbeit - eine Epidemiologische Untersuchung von Schulkindern in Kabul, Afghanistan. Diplomarbeit im Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz. (http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2006/1960/pdf/Diplomarbeit_Jean_Paul_Bette.pdf)

Boppel, P. 1999: Traumatisierungsvorgänge bei der Foltererausbildung.
(http://www.ai-aktionsnetz-heilberufe.de/docs/texte/texte/politische_traumatisierung_1999/tboppel.pdf)
(Ursprünglich erschienen In: Möller, B., Morten, A. & Regner, F. (Hrsg.): Politische Traumatisierung: Verfolgung, Folter, Erzwungene Migration (Forced Migration) und Möglichkeiten therapeutischer Hilfe. Zeitschrift für Politische Psychologie, 7. Jg., Nr. 1+2)

Boppel, P. 2005: Demütigung und Destruktivität: Folterer- und Spezialsoldatenausbildung in psychopolitischer Perspektive.
(http://www.ai-aktionsnetz-heilberufe.de/docs/texte/texte/weitere_texte/boppel_p.doc)
(Ursprünglich erschienen In: Kösler, A., Wagner, T. C. & Tenbergen, R: Menschenrechte im interdisziplinären Dialog. Bonn: ILD.)

BRENNPUNKT LATEINAMERIKA (Institut für Iberoamerika-
Kunde (Hrsg.) ), Nr. 4, 28.02.2005: Familiäre Gewalt und Kindesmissbrauch in Kolumbien. (von Eva Karnofsky) (http://www.giga-hamburg.de/content/ilas/archiv/brennpunkt_la/bpk0504.pdf)

Bründl, P. 1998: Seelische Nachwirkungen von Fluchttraumata in den nachfolgenden Generationen. In: Endres, M. / Biermann, G. (Hrsg.): Traumatisierung in Kindheit und Jugend. Reinhardt Verlag, München.

Buchner, G. et al., 2002: Gewalt gegen Kinder. In: Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen (Hrsg.): Gewalt in der Familie – Rückblick und neue Herausforderungen (Gewaltbericht). Wien.

Bullock, A. 1993: Hitler und Stalin. Parallele Leben. Goldmann Verlag, Berlin.

Bundesarbeitsgemeinschaft Prävention & Prophylaxe e.V.: „Wie viele Mädchen und Jungen sind von Sexuellem Missbrauch betroffen?“ (http://www.praevention.org/opfer.htm)

Bundeskriminalamt, 2007: Polizeiliche Kriminalstatistik 2007. Wiesbaden. (http://www.bka.de/pks/pks2007/p_3_04.pdf)

Bundesministerium der Justiz (erstellt von Prof. Dr. Kai-D. Bussmann) 2007: Report über die Auswirkungen des Gesetzes zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung. Berlin. (http://www.bmj.de/files/-/1375/BussmannReport.pdf)

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) 2002: Elfter Kinder- und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) 2004a: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Berlin.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) 2004b: Pilotstudie. Gewalt gegen Männer in Deutschland. Berlin.

Cantwell, H.B. 2002: Kindesvernachlässigung – ein vernachlässigtes Thema. In: Helfer, M. E. / Kempe, R. S. / Krugman, R. D. (Hrsg,): Das misshandelte Kind. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.

Chang, J./ Halliday, J. 2005: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes. Karl Blessing Verlag. (2. Aufl.)

Christel, H. / Hopf, W. 1997: Familie, Persönlichkeit, Politik: eine Einführung in die politische Sozialisation. Juventa Verlag, Weinheim.

Conrad, B.2002: Zur Ungleichzeitigkeit in der Weltgesellschaft. Erkenntnistheoretische Kommentare zur Kriegsursachenforschung. Universität Hamburg – IPW Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung. (Arbeitspapier Nr. 1 /2002) (http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/publ/ap1-02.pdf)

Coughlin, C. 2002: Saddam Hussein. Porträt eines Diktators. List Verlag, München.

Cremer, A. 2006: Ludwig XIII. (1610-1643) In: Hartmann, P. C. (Hrsg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit: von Ludwig XII. bis Napoleon III. Becksche Reihe, München.

Das Parlament, Nr. 09 - 10 / 28.02.2005: „Verschrieben und verrannt. Präsident Bush "auf der Couch" - was soll's?“ (von Josef-Thomas Göller) (http://www.das-parlament.de/2005/09-10/daspolitischebuch/001.html)

deMause, L. 1984: Reagan's Amerika. Die Originalausgabe erschien 1984 bei Creative Roots, New York und London. Deutsche Übersetzung unter: http://u1u1.de/M/Mause-de/1984-Reagan/

deMause, L. 1992: Evolution der Kindheit. In: deMause, L. (Hrsg.): Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte der Kindheit. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M, (7. Auflage)

deMause, L. 2000a: Die phallische Präsidentschaft: Die Clinton-Skandale und der Krieg gegen Jugoslawien als Reinigungs-Kreuzzüge. In: Janus, L. & Kurth, W.: Psychohistorie, Gruppenphantasien und Krieg. Mattes Verlag, Heidelberg.

deMause,L. 2000b: Was ist Psychohistorie? Psychosozial-Verlag, Gießen

deMause, L.2005: Das emotionale Leben der Nationen. Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec.

DER SPIEGEL, 26.10.1981: "Wir wollen zu den Siegern gehören." (Teil des Titelthemas: „Reagans Amerika. Amerika den Reichen.“)
(http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14341533.html)

DER SPIEGEL, 14.12.1992: „Spanien. Brutale Lächerlichkeit“ (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682558.html

DER SPIEGEL, 20.03.2007: „Coesfeld wird sich nicht wiederholen“ (von Franziska Badenschier) (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,472787,00.html)

DER SPIEGEL, Nr. 11, 2008: „Die Täter - Warum so viele Deutsche zu Mördern wurden“

DER SPIEGEL, Nr. 24, 11.06.2011: "Bestie und Unmensch"

Deutscher Kinderschutzbund / Institut für soziale Arbeit e.V., 2000: Kindesvernachlässigung. Erkennen, Beurteilen, Handeln. Fuldaer Verlagsagentur, Fulda. (http://www.isa.muenster.de/pdf/kinderver.pdf)

Deutsches Jugendinstitut e.V. (Herausgeberin: Waltraud Cornelißen), 2005: Datenreport zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesrepublik Deutschland. München (erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
(http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/01-Redaktion/PDF-Anlagen/gesamtdokument,property=pdf,bereich=genderreport,sprache=de,rwb=true.pdf)

De Visser, E. 1997 : Frau und Krieg. Weibliche Kriegsästhetik, weiblicher Rassismus und Antisemitismus. Eine psychoanalytisch-tiefenhermeneutische Literaturanalyse. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster.

Diepold, B. 1998: Schwere Traumatisierungen in den ersten Lebensjahren. In: Endres, M. / Biermann, G. (Hrsg.): Traumatisierung in Kindheit und Jugend. Reinhardt Verlag, München.

diepresse.com, 19.04.2008: USA: Wo Moskitos Elite-Soldaten machen (von Norbert Rief) (http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/marines/377865/index.do)

DIE ZEIT, Nr. 43, 2004: „Das verrohte Land“ (von Johannes Voswinkel) (http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/2004/43/Russland2.pdf)

DIE ZEIT online, 13.11.2007: Astrid Lindgren „Niemals Gewalt“ (http://www.zeit.de/online/2007/46/lindgren-friedenspreis?page=1)

DIE ZEIT-Online, 21.4.2010: „Deutschlands kranke Krieger“ (von Hauke Friederichs) (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-04/Veteranen_traumatisiert)

Dulz, B. / Scheider, A. 2001: Borderline-Störungen. Theorie und Therapie. Schattauer, Stuttgart. (2. Aufl.)

EMMA, 09./10. 2007: „Islamisten grenzenlos“ (von Rita Breuer)

EMMA, 07./08. 2008: „Suminas Geschichte“ / Sonderteil „Das Ende der Kindheit“ (von Susanne Krieg)

Enders, U. (Hrsg.) 2001: Zart war ich, bitter war's - Handbuch gegen sexuellen Missbrauch. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln.

Esser, G. 2002: Ablehnung und Vernachlässigung von Säuglingen. In: Zenz, M. W. / Bächer, K. / Blum-Maurice, R. (Hrsg.) 2002: Die vergessenen Kinder. Vernachlässigung, Armut und Unterversorgung in Deutschland. PapyRossa Verlag, Köln.

Finkelhor, D. 1997: Zur internationalen Epidemiologie von sexuellem Missbrauch an Kindern. In: Amann, G. / Wipplinger, R. (Hrsg.): Sexueller Missbrauch - Überblick zu Forschung, Beratung und Theorie, dgtv-Verlag, Tübingen.

Frank, J. A. 2004: Bush auf der Couch. Wie denkt und fühlt George W. Bush? Psychosozial-Verlag, Gießen.

Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.) 2003: Kinder in Kriegs- und Krisengebieten. (Dokumentation vom 13./14. März) Bonn.
(http://library.fes.de/pdf-files/iez/01647txt.pdf)

Fromm, E. 1986: Anatomie der menschlichen Destruktivität. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek. (Erstveröffentlichung 1973)

Gamm, H.-J. 1986: Pädagogik und Wehrerziehung. In: Gamm, H-J. (Hrsg.): Militärische Sozialisation. Darmstadt.

Garbarino, J./ Bradshaw,C. P. 2002: Gewalt gegen Kinder. In: Heitmeyer, W. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.

Gelles, R. 2002: Gewalt in der Familie. In: Heitmeyer, W. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.

Globaler Bericht über Kindersoldaten, 2001 (ursprünglich erschienen bei „terre des hommes“; http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/Kindersoldaten/global.html)

Gloor, R. / Pfister, T. 1995: Kindheit im Schatten. Ausmass, Hintergründe und Abgrenzung sexueller Ausbeutung. Peter Lang Verlag, Bern.

GEOEPOCHE, Nr. 12, 2003/04: Wilhelm II.: Als Kaiser der Letzte. (von Jörg-Uwe Albig)
(http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte/2312.html?p=1&pageview=&pageview=)

Greenpeace Magazin, 01/2004: „Erziehung zum Töten“ (Interview mit dem amerikanischen Psychologen und Ex-Offizier David Grossman über traumatisierte Soldaten und gezieltes Abtrainieren von Hemmschwellen)
(http://www.greenpeace-magazin.de/magazin/reportage.php?repid=1952)

Gruen, A.1990: Der Wahnsinn der Normalität. Realismus als Krankheit: eine grundlegende Theorie zur menschlichen Destruktivität. dtv, München. (3. Auflage)

Gruen, A. 2000: Die politischen Konsequenzen der Identifikation mit dem Aggressor. Das Bedürfnis, bestrafen zu müssen. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft, Nr. 1/00. (http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/beh1-00-identifikation.html, letzter Zugriff: 27.02.04)

Gruen, A. / Weber, D. 2001: Hass in der Seele. Verstehen, was uns böse macht. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau. (2. Auflage)

Gruen, A. 2002a: Der Fremde in uns. dtv, München.

Gruen, A. 2002b: Der Verlust des Mitgefühls. Über die Politik der Gleichgültigkeit. dtv, München.

Gruen, A. 2004: Der Hass wächst - Terror und “Krieg gegen das Böse”: Was haben Osama Bin Laden und George W. Bush gemeinsam? Über den Todestrieb der “falschen Götter”. (gekürzter Textauszug aus: „Gruen, A. 2003: Verratene Liebe - Falsche Götter. Klett-Cotta, Stuttgart.“ mit Genehmigung veröffentlicht bei: Lebenshaus Schwäbische Alb - Gemeinschaft für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Ökologie e.V.
http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/002431.html)

Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (gsoa): „Der Krieg im Kopf“. (Auszüge aus den Gesprächen der bosnischen Journalistin Jasna Bastic mit Anton Golik, einem ehemaligen Major der kroatischen Armee.) (http://www.gsoa.ch/gsoa/zeitung/72/18krieg.htm)

Hauser, M. 2003: "Frauenrealität bestimmt Frauengesundheit - Frauenspezifische Gewalt und Tabuisierung" auf dem IPPNW-Kongress: Kultur des Friedens - Gender und Konflikt Berlin, 3. Mai (http://www.medicamondiale.org/download/vortraege/IPPNW-Kongress03-Hauser.pdf)

Heckl, U. & Boppel, P. 1998: Wie kommen Menschen dazu zu foltern? (Ursprünglich erschienen in „Report Psychologie“, 9, 706 – 709) (http://www.ai-aktionsnetz-heilberufe.de/docs/texte/texte/report_psychologie/warum_foltern_menschen.pdf)

Heinrich-Böll-Stiftung (Feministisches Institut) 2003: FEMINISTISCHE THEORIEANSÄTZE IN DER FRIEDENSUND SICHERHEITSPOLITIK
Perspektiven der Einflussnahme auf den UN-Sicherheitsrat
(http://www.glow-boell.de/media/de/txt_rubrik_1/DokuFriedensundSicherheitspolitik.pdf)

Hellbernd, H. / Brzank, P. 2006: Häusliche Gewalt im Kontext von Schwangerschaft und Geburt: Interventions- und Präventionsmöglichkeiten für Gesundheitsfachkräfte. In: Kavemann, B. / Kreyssig, U. (Hrsg.): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden.

Herrmann, H. 2005: Nero. Eine Biographie. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin.

Heyne, C. (1993): Täterinnen: offene und verdeckte Aggressionen von Frauen. Kreuz Verlag, Zürich

Hirsch, M. 1994: Realer Inzest. Psychodynamik des sexuellen Missbrauchs in der Familie. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York. (3. Aufl.)

Human Rights Watch, 1999: Kenya Spare the Child: Corporal Punishment in Kenyan Schools. Vol. 11, No. 6 (A) (http://www.hrw.org/reports/1999/kenya/Kenya999.htm#P136_23301)

Jung, D. / Schlichte, K. / Siegelberg, J. 2003: Kriege in der Weltgesellschaft. Strukturgeschichtliche Erklärung kriegerischer Gewalt (1945-2002). Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.

Kantonale Fachkommission für Gleichstellungsfragen 2006: Wenn Frauen gewalttätig werden: Fakten contra Mythen. Ausübung häuslicher Gewalt ist nicht auf Männer beschränkt. Bern (http://www.sta.be.ch/site/gleichstellung-frauengewalt_fk06_dt.pdf, letzter Zugriff: 10.10.2007)

Kellmann, K. 2005: Stalin. Eine Biographie. Primus Verlag, Darmstadt.

Keupp, R. 1999: „Riskantes Heranwachsen im gesellschaftlichen Umbruch: Eine Salutogenetische-Perspektive.“ Vortrag bei der Tagung „Dissozialität: Chancen und Einschränkungen in der Entwicklung des
Sozialverhaltens“ an der Universitätsklinik für Psychiatrie Innsbruck. (http://www.ipp-muenchen.de/texte/riskantes_heranwachsen
_im_gesellschaftlichen_umbruch.pdf; letzter Zugriff: 27.02.04)

Kirkpatrick, S. I. 1965: Mussolini. Propyläen Verlag, Berlin.

Kogan, I. 1998: Der stumme Schrei der Kinder. Die zweite Generation der Holocaust-Opfer. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.

Kornbichler, T. 2007: Die Sucht, ganz oben zu sein. Psychohistorische Dimensionen von Macht und Herrschaft. Kreuz Verlag, Stuttgart.

Kraemer, H. 2003: Das Trauma der Gewalt. Wie Gewalt entsteht und sich auswirkt. Psychotraumata und ihre Behandlung. Kösel Verlag, München.

Kretzer, A. 2002: She who violates the law of war... Hautkriegsverbrecherinnen im Hamburger Ravensbrück-Prozess 1946/47. In: Harders, C. / Roß, B. (Hrsg.): Geschlechterverhältnisse in Krieg und Frieden. Perspektiven der feministischen Analyse internationaler Beziehungen. Leske & Budrich, Opladen.

Kümmel, G. / Klein, P. 2002: Gewalt im Militär. In: Heitmeyer, W. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.

Kunisch, J. 2009: Friedrich der Große. Der König und seine Zeit. Deutscher Taschenbuch Verlag, Münschen.

Kurth, W. 2000: Psychische Hintergründe der deutschen Beteiligung am Kosovo-Krieg. In: Janus, L. & Kurth, W. (Hrsg.): Psychohistorie, Gruppenphantasien und Krieg. Mattes Verlag, Heidelberg.

Langendorf, U. 2006: Hart wie Kruppstahl – Über die Instrumentalisierung der Kindheit für den Krieg im Nationalsozialismus. In: Janus, L.(Hrsg.): Geboren im Krieg. Kindheitserfahrungen im 2. Weltkrieg und ihre Auswirkungen. Psychosozial-Verlag, Gießen.

Maaz, H.J. 2002: Passion und Erinnerung (Rede an der ev. Akademie Thüringen). (http://www.ev-akademie-thueringen.de/programm/reihen/r2002/r-c/rede_maaz.htm)

Mantell, D. M. (1978): Familie und Aggression. Zur Einübung von Gewalt und Gewaltlosigkeit. Eine empirische Untersuchung. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.

Mathis, S. 2002: Ein- und Aus-Blicke feministischer Friedensarbeit. In: Harders, C. / Roß, B. (Hrsg.): Geschlechterverhältnisse in Krieg und Frieden. Perspektiven der feministischen Analyse internationaler Beziehungen. Leske & Budrich, Opladen.

Melzer, W. / Lenz, K. / Ackermann,C. 2002: Gewalt in Familie und Schule. In: Krüger, H.-H. / Grunert, C. (Hrsg.) Handbuch Kindheits- und Jugendforschung. Leske + Budrich Verlag, Wiesbaden.

Melzer, W. / Lenz, K. / Bilz, L. 2010: Gewalt in Familie und Schule. In: Krüger, H.-H. & Grunert, C. (Hrsg.): Handbuch Kindheits- und Jugendforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden. (2. erweiterte Auflage, 1. Auflage 2002)

Mentzos, S. 1995: Pseudostabilisierung des Ich durch Nationalismus und Krieg. In: Rohde-Dachser, C. (Hrsg.): Über Liebe und Krieg. Psychoanalytische Zeitdiagnosen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.

Mentzos, S. 2002: Der Krieg und seine psychosozialen Funktionen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. (2. Auflage)

Miller, A. 1983: Am Anfang war Erziehung. Suhrkamp Taschenbuchverlag, Frankfurt a.M.

Miller, A. 1990: Abbruch der Schweigemauer. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg.

Miller, A. 1991: „Wann gibt es endlich keine idealen Soldaten mehr?“, (http://www.alice-miller.com/artikel_de.php?lang=de&nid=20&grp=11)

Miller, A. 2001: Evas Erwachen. Über die Auflösung emotionaler Blindheit. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.

Michalka, W. 1980: Hitler im Spiegel der Psycho-History. Zu neueren interdisziplinären Deutungsversuchen der Hitler-Forschung. In: Francia, Bd. 8 - Forschungen zur westeuropäischen Geschichte. (Hrsg: Deutschen Historischen Institut Paris) Artemis Verlag, München und Zürich. (http://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016283,00611.html)

Moore, M. 2003: Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush. Piper Verlag, München. (15. Aufl.)

Montefiore, S. S. 2007: Der junge Stalin. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.

Motzkau, E., 2002: Vernachlässigung. In: Bange / Körner (Hrsg.): Handwörterbuch - Sexueller Missbrauch. Hofgrefe-Verlag, Göttingen.

Müller-Hohagen, J. 1996: Tradierung von Gewalterfahrungen: Sexueller Missbrauch im Schnittpunkt des „Politischen“ und „Privaten“. In: Hentschel, G. (Hrsg.): Skandal und Alltag: sexueller Missbrauch und Gegenstrategien. Orlanda Frauenverlag, Berlin.

Netzeitung, 31.07.2002: „Familie und Gewaltanwendung“ (http://www.netzeitung.de/feuilleton/200232.html)

Neumayr, A. 1995: Diktatoren im Spiegel der Medizin. J & V Verlag, Wien.

Panorama (ARD-Fernsehmagazin), 31.08.2006: „Traumatisierte Soldaten – Die Risiken deutscher Auslandseinsätze.“ (http://daserste.ndr.de/container/file/t_cid-3053314_.pdf)

Pfeiffer, C. & Wetzels, P. (2000). Junge Türken als Täter und Opfer von Gewalt.
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen. Forschungsbericht Nr. 81. (http://www.kfn.de/versions/kfn/assets/jungetuerken.pdf)

Pilgrim, V. E. 1990: Muttersöhne. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek.

Preston, P. 1995: Franco. A Biography. Fontana Press, London.

Puhar, A. 2000a: Die Kindheits-Ursprünge des Krieges in Jugoslawien. In: Janus, L. & Kurth, W (Hrsg.).: Psychohistorie, Gruppenphantasien und Krieg. Mattes Verlag, Heidelberg.

Puhar, A. 2000b: Kindheitsalpträume und Rachephantasien. In: Janus, L. & Kurth (Hrsg.), W.: Psychohistorie, Gruppenphantasien und Krieg. Mattes Verlag, Heidelberg.

Richter, H.-E. 1996: Zur Psychologie des Friedens. Psychosozial-Verlag, Gießen.

Riedesser, P. 2001: Vortrag "Trauma - Terror - Kinderschutz: Prävention seelischer Störungen und destruktiven Verhaltens" bei der Verleihung des Kinderschutzpreises am 29.10.2001 in Hamburg an Prof. Dr. med. Peter Riedesser (http://www.uke.uni-hamburg.de/kliniken/psychiatrie/kinder/aktuell/vortrag1.html , Letzter Zugriff: 27.02.04)

Roeder H. (1977): Kriegsdienstverweigerer und Freiwillige im Vergleich. Der Einfluß der Familienstruktur auf das Verhältnis zum Militär. In: Friedensanalysen. Für Theorie und Praxis 6. (Vierteljahresschrift für Erziehung, Politik und Wissenschaft) Schwerpunkt: Gewalt, Sozialisation, Aggression. Suhrkamp Verlag, Frankfurt.
(Die Untersuchung wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Paul Matussek in der Max-Planck-Gesellschaft durchgeführt. Der Endbericht von Helgard Roeder und Walter Schatzmann hat den Titel: "Autonomie und Anpassung. Eine vergleichende Betrachtung zwischen Kriegsdienstverweigerern und Bundeswehrfreiwilligen.")

Röhl, J. C. G. 2001: Wilhelm II.: Die Jugend des Kaisers 1859-1888. Beck Verlag, München.

Roß, B. 2002: Krieg und Geschlechterhierarchie als Teil des Geschlechtervertrages. In: Harders, C. / Roß, B. (Hrsg.): Geschlechterverhältnisse in Krieg und Frieden. Perspektiven der feministischen Analyse internationaler Beziehungen. Leske & Budrich, Opladen.

Schmölzer, H. 1996: Der Krieg ist männlich. Ist der Friede weiblich? Verl. f. Gesellschaftskritik, Wien.

Schneider, P. / Schreiber, W. / Wilke, B. 1997: Das weltweite Kriegsgeschehen seit 1945 – Statistisch-empirischer Überblick. In: W & F Wissenschaft und Frieden, 3/97: Wahnsinn ohne Ende? Innerstaatliche Konflikte. BdWi-Verlag
(http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wuf/wf-97/9730202m.htm)

Schneider, U. 1998: Kindesmisshandlung. In: Sieverts, R. / Schneider, H. J. (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. Walter de Gruyter Verlag, Berlin.

Schönfeldt, C. 2006: Kriegskinder und transgenerationale Verflechtungen. Verdeutlicht anhand von Eriksons psychosozialen Entwicklungsmodell. In: : Janus, L.(Hrsg.): Geboren im Krieg. Kindheitserfahrungen im 2. Weltkrieg und ihre Auswirkungen. Psychosozial-Verlag, Gießen.

Schwarzer, A. 2000: Der große Unterschied. Gegen die Spaltung von Menschen in Männer und Frauen. Kiepenheuer & Witsch.

Schweizer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 2008: Wie die Familie rechtsextremes Denken und Handeln Jugendlicher beeinflusst. (Medienmitteilung) Projekt von Dr. Thomas Gabriel. (http://www.nfp40plus.ch/m/mandanten/174/download/Gabriel_SNF_1701_NFP40+_d.pdf)

Seagull, E. A. W.: Die Begutachtung der Familie. In: Helfer, M. E. / Kempe, R. S. / Krugman, R. D. (Hrsg,): Das misshandelte Kind. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.

Spence, J. 2003: Mao. Classen Verlag, München.

SPIEGEL-Online, 01.09.2003: "Wo Franco 5000 Opfer verscharren ließ"
(http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,263915,00.html)

SPIEGEL-Online, 17.11.2005: Britische Rekruten zu barbarischen Ritualen gezwungen. (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,387136,00.html)

SPIEGEL-Online, 14.01.2008: Zwischen Hitlerjugend und Luftangriff. (von Barbara Stambolis) (http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/493/zwischen_hitlerjugend_und_luftangriff.html)

SPIEGEL-Online, 13.10.2009: Messer ins Herz. (von Renate Nimtz-Köster)
(http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/5181/messer_ins_herz.html)

SPIEGEL-Online, 25.03.2010: „Dämonen im Kopf“ (von Cordula Meyer) (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,684973,00.html)

Stoklossa, D. 2001: Wut im Bauch – Wider die Zurichtung des Jungen zum Krieger. Lambertus-Verlag, Freiburg im Breisgau.

Strasser, P. 2001: Kinder legen Zeugnis ab. Gewalt gegen Frauen als Trauma für Kinder. Studien Verlag, Innsbruck

Sueddeutsche.de, 25.09.2008: Kindesmisshandlung. Zahl der Anzeigen verdoppelt. (http://www.sueddeutsche.de/panorama/780/311701/text/)

Toland, John 1977: Adolf Hitler. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach.

UN-Studie, 2003: „Gewalt gegen Kinder“. (http://www.friedenspaedagogik.de/content/download/1518/7357/file/UN_studie_gewalt.pdf)

UNICEF 1997: The intolerable status quo: Violence against women and girls. (von Charlotte Bunch) In: The Progress of Nations. (http://www.unicef.org/pon97/women1.htm)

UNICEF 2003: Todesfälle bei Kindern durch Misshandlungen und Vernachlässigung in den Industrieländern. UNICEF-Innocenti Report Card Nr. 5 (www.friedenspaedagogik.de/content/download/1519/7360/file/Brief_Gewaltstudie.pdf)

UNICEF 2006a: Deutsche Zusammenfassung der Studie „Gewalt gegen Kinder“, Bereich Grundsatz und Information I 0077 - 1.500 - 10/06 (http://www.unicef.de/fileadmin/content_media/presse/fotomaterial/Gewalt_gegen_Kinder/Gewalt_gegen_Kinder.pdf) (Original siehe: United Nations Secretary-General's Study on Violence against Children; Prof. Paulo Sergio Pinheiro, Oktober 2006; www.unviolencestudy.org)

UNICEF 2006b: United Nations Secretary-General's Study on Violence against Children. (Prof. Paulo Sergio Pinheiro) (www.unviolencestudy.org)

Van der Kolk, B. A. / Streeck-Fischer, A. 2002: Trauma und Gewalt bei Kindern und Heranwachsenden. Eine entwicklungspsychologische Perspektive. In: Heitmeyer, W. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Gewaltforschung. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden.

Vinnai, Gerhard 2006: Kriegstraumata und Faschismus – Zur Genese von Hitlers Vernichtungsantisemitismus. In: Psychosozial (Hrsg. Frommer, Jörg), 29. Jg., Nr. 105, Heft III, Psychosozial-Verlag; (http://www.vinnai.de/Kriegstraumata_und_Faschismus.pdf)

Waldherr, G. H. 2005: Nero. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg.

Wasmuht, U. C. 2002: Warum bleiben Kriege gesellschaftsfähig? Zum weiblichen Gesicht des Krieges. In: Harders, C. / Roß, B. (Hrsg.): Beziehungen. Leske & Budrich, Opladen.

WDR, Planet Wissen, 01.06.2009: König Friedrich II. (von Sabine Kaufmann) (http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/preussen/geschichte_preussens/portraet_koenig_friedrich.jsp)

Wemheuer, F. 2010: Mao Zedong. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek.

Wetzels, P. 1997: Gewalterfahrungen in der Kindheit - Sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung und deren langfristige Konsequenzen. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden.

WHO (World Health Organization) 2002: World report on violence and health (chapter 3: Child abuse and neglect by parents and other caregivers), Geneva.
(http://www.who.int/violence_injury_prevention/violence/global_campaign/en/chap3.pdf)

Widl, R. 1992: Napoleons verhängnisvolle Familie. Seine Mutter als Zeugin der Geschichte. Stieglitz Verlag, Mühlacker.

Willms, J. 2009: Napoleon. Eine Biographie. C.H. Beck Verlag, München.

Wirth, H.-J. 2006: Narzissmus und Macht. Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Politik. Psychosozial-Verlag, Gießen. (3. Aufl.)

Wolf, M. 1993: Jetzt müssen die Waffen sprechen – Krieg als psychopathische Kommunikation und Ende der Politik. In: Plänkers, T. (Hrsg.): Die Angst vor der Freiheit. Beiträge zur Psychoanalyse des Krieges. Tübingen.

ZDF „auslandsjournal“, 13.12.2007: „Großbritanniens gebrochene Helden. Kriegstraumatisierte Soldaten kämpfen um Anerkennung.“ http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/17/0,1872,7132977,00.html

ZDF, 11.11.2008: Die Deutschen (6/10): Friedrich II. und die Kaiserin. (http://diedeutschen.zdf.de/ZDFde/inhalt/30/0,1872,7402270,00.html?dr=1)

Zdral, W. 2005: Die Hitlers: die unbekannte Familie des Führers. Campus Verlag, Frankfurt/Main.

Zdunnek, G. 2002: Akteurinnen, Täterinnen und Opfer – Geschlechterverhältnisse in Bürgerkriegen und ethnisierten Konflikten. In: Harders, C. / Roß, B. (Hrsg.): Geschlechterverhältnisse in Krieg und Frieden. Perspektiven der feministischen Analyse internationaler Beziehungen. Leske & Budrich, Opladen.

Zeit-Fragen, Nr. 48, 27.11.2006: „Gezeichnet fürs Leben“ (von Sonja van Biezen) http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2006/nr48-vom-27112006/gezeichnet-fuers-leben/

Zenz, G. 1981: Kindesmisshandlung und Kinderrechte. Erfahrungswissen, Normstruktur und Entscheidungsrationalität. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M.

Zumbeck, S. 2001: Die Prävalenz traumatischer Erfahrungen, posttraumatische Belastungsstörung und Dissoziation bei Prostituierten: eine explorative Studie. Dr. Kovac, Hamburg

Samstag, 25. Oktober 2008

Grusswort und Einleitung



Kurzer Nachtrag vom 18.02.2019:
Mein unten genannter Text begründete zwar diesen Blog, ist mittlerweile aber stark veraltet. Aktueller fasst mein Text "Als Kind geliebte Menschen fangen keine Kriege an: Plädoyer für einen offenen Blick auf die Kindheitsursprünge von Kriegen" oder mein Buch "Die Kindheit ist politisch! Kriege, Terror, Extremismus, Diktaturen und Gewalt als Folge destruktiver Kindheitserfahrungen" die Dinge zusammen, um die es mir geht. 


-------------------------------------------------------------------------------

Im Jahr 2003 schrieb ich an der Hamburger Universität eine Hausarbeit mit dem Titel destruktive Kindheiterfahrungen im Kontext von Krieginnerhalb eines politischen Seminars über die Kriegsursachen (um das anzusprechen, was in dem Seminar und dem entsprechendem Forschungsbereich nicht angesprochen wurde). Diese Arbeit habe ich dann in meiner Freizeit erheblich ausgearbeitet und habe sie auch im Rahmen eines Homepageprojektes im Internet veröffentlicht. Mit dem Projekt kann ich mich nicht mehr absolut identifizieren (obwohl es sehr erfolgreich war) und die Beschäftigung mit dem Thema Kindesmisshandlung an sich ist mir auch zu kraftraubend bzw. ich bin auch an einem Punkt, wo ich für mich alles über das Thema weiß, was ich wissen wollte und mit vielem auch einfach abgeschlossen habe. Der Rückzug von dem Thema und die Offline-Stellung von vielen Texten fällt mir also nicht wirklich schwer. Doch den oben genannten Text halte ich für unbedingt erhaltenswert. In ihm steckt nicht nur viel Zeit und Arbeit, mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass sich mehr Menschen über die tieferen Ursachen von Krieg, Gewalt und destruktiver Politik Gedanken machen. Das Thema betrifft uns letztendlich alle. Es wäre also schade, wenn der Text verloren ginge.
Als sinnvolle Lösung fiel mir ein, den Text innerhalb eines Blogs aufzuteilen. Die einzelnen Kaptitel des Textes werde ich hier in Form von Themenbeiträgen veröffentlichen. Wer per Suchmaschine entsprechende Themen sucht, wird so ggf. sogar noch gezielter fündig, als wenn diese innerhalb eines Gesamttextes stehen. Der weitere große Vorteil eines Blogs ist für mich, dass Kommentare abgegeben werden. Mich interessiert natürlich die Wirkungsweise meiner Gedanken und ich bin natürlich auch an Kritik und zusätzlichen Ideen und Informationen interessiert. Was ich auch vorteilhaft finde ist, dass in einem Blog Themen mit Erstelldatum und später entsprechender Archivierung erscheinen. Dadurch wird deutlicher, in welchem Zeitraum ich mich mit was beschäftigt habe, was aktuell und was weniger aktuell ist. Die Gedanken entwickeln sich ja schließlich ständig weiter.
Dass ich hier wie in Blogs üblich, regelmäßig jeden Monat neue Beiträge veröffentliche, sehe ich nicht wirklich. Vereinzelt sicherlich, aber nicht regelmäßig. Wie gesagt, mir geht es in erster Linie um die Erhaltung des o.g. Textes.
Über entsprechende Verlinkungen auf diesen Blog freue ich mich natürlich immer! Durch die Aufgabe der alten Homepage gebe ich die entsprechende Bekanntheit und eine extrem gute Positionierung bei Googel auf und fange noch mal neu mit diesem abgerenzten Thema an.
So, ich freue mich jetzt darauf, als Neuling in die Blogger-Welt einzutreten und bin gespannt, ob das hier funktioniert und überhaupt gefunden wird.

Hier noch das ursprüngliche Inhaltsverzeichnis des Textes:

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
2. Historische und aktuelle Dimensionen der Gewalt gegen Kinder
3. Kindheitserfahrungen und Psychopathologie der Machthaber als Wurzel kriegerischer Politik
3.1. Ein kurzer Abriss über Wilhelm II, Ludwig XIII., Napoleon Bonaparte, Benito Mussolini, Mao Tse-tung, Nero, Slobodan Milosevic, Saddam Hussein, Ronald Reagan, George H. W. Bush und George W. Bush.
3.2 Paradebeispiel: Adolf Hitler im Schatten seiner Kindheitserfahrungen
3.3. Stalin: Ein Diktator, der einst als Kind „zu Stahl geschlagen wurde“
4. Die Soldaten: Gewalt und Gehorsamsforderung in der Familie ist das Fundament für das Militär und kriegerische Ziele
5. Die „offizielle“ Traumatisierung durch die militärische Ausbildung ähnelt der häuslichen Traumatisierung von Kindern
6. Das einst misshandelte Volk identifiziert sich mit dem Aggressor
7. Das Gesicht des Krieges ist männlich, aber der Frieden ist nicht weiblich
8. Der Krieg, die nachfolgenden Generationen und „Der Kreislauf der Gewalt“
8.1 (demoralisierte) Soldaten und ihre Familien
8.2 Nazi-Täter und ihre Familien
8.3 Die Kriegskinder
8.4 Extrembeispiel: Die Kinder von Holocaust-Überlebenden
9. Der gesellschaftstheoretische „Hamburger Ansatz“ der Kriegsursachenforschung und die fehlende Verknüpfung mit der Psychoanalyse
10. Fazit
Nachwort
Literaturliste