„Ein Soldat wird zum Mörder“ betitelt ein ZEIT Autor seinen aktuellen Artikel über den amerikanischen Unteroffizier John Hatley. Zu 40 Jahren Haftstrafe ist der Soldat verurteilt worden, weil er vier gefangene, wehrlose Iraker (mutmaßliche Schützen) hat erschießen lassen bzw. auch selbst mit schoss:
„Die Patrouille fährt mit den Gefangenen an einen abgelegenen Kanal, es ist bereits dunkel. Von 13 Soldaten steigen nur Hatley und die beiden anderen Unteroffiziere aus den Fahrzeugen. Sie zerren die Iraker heraus und lassen sie niederknien. Hatley schießt zwei der Männer mit seiner Dienstwaffe in den Hinterkopf. Die beiden anderen Unteroffiziere feuern auf die anderen. Weil einer nicht sofort tot ist, schießt Hatley ihm zweimal in die Brust. Er lässt die Leichen in den Kanal werfen.“
Hatley hat vor seiner Tat, so ist zu lesen, bereits über 80 Iraker „legitim“ getötet. Vielleicht hätte er dafür eine Auszeichnung bekommen, wäre da nicht dieser kleine „Zwischenfall“ gewesen. Menschen, die im zivilen Leben 10, 20 oder 30 Menschen umbringen, werden von uns als Soziopathen bezeichnet, als Wahnsinnige. Ein normaler Soldat kann 80 und mehr Menschen umbringen, danach wird er mit offenen Armen zu Hause willkommen geheißen: „Good Job!“ Ein US-Präsident kann als oberster Führer für den Tod von hundertausenden Menschen verantwortlich sein. Er wird seine Pension bekommen und niemand wird ihn von offizieller Seite aus als geisteskrank bezeichnen oder gar ins Gefängnis bringen.
„und 80 tote Iraker wurden nicht ermordet.“ hätte der Untertitel des Artikels lauten können. Wie auch die mehreren hundertausend anderen Iraker und Irakerinnen wohl nicht ermordet wurden… Man muss zu Recht fragen, wenn man dem Verlauf und der „Logik“ des Irakkrieges folgt, warum nun gerade John Hatley abgeurteilt wurde? Unzählige Menschen starben und sterben in diesem Land, Unschuldige und „Schuldige“. Unzählige US-SodatenInnen waren und sind für das Töten verantwortlich. Keiner wird dafür zur Verantwortung gezogen.
Mindestens 250.000 Irakis starben Anfang der 90er Jahre im zweiten Golfkrieg auf Grund der US-Bombardements. Rund 1,5 Millionen Iraker, darunter über 550 000 Kinder unter fünf Jahren, sind danach den Folgen der Wirtschaftssanktionen zum Opfer gefallen. Wer in den 90er Jahren Kind oder Jugendlicher war, wer seine Geschwister, seine Eltern, seine Tanten und Onkels, seine Nachbarn und Schulfreunde hat sterben sehen, der ist heute Erwachsen und in der Lage, eine Waffe in der Hand zu halten. Ich frage mich, wie konnte die US-Führung in Anbetracht dieser Vorgeschichte davon ausgehen, dass sie jemals als Befreier gefeiert werden würde? Sie wussten es besser. Sie wussten, dass der Irak ein großes Schlachtfeld werden würde. Sie wussten, dass sie sich mit ihrer Armee in ein Wespennest setzen würden. Und sie wussten, dass sie viele „gute Feinde“ finden und viele Irakis töten würden. Das große Opferritual war geplant und gewollt, wenn wohl auch nicht auf den Strategieplänen der US-Planer, so wohl eher im kollektiven Unbewussten der psychisch gespaltenen Akteure. Irakis mussten sterben, weil unzähligen US-Amerikanern als Kind erhebliche Gewalt durch ihre Eltern angetan wurde. Das ist kein Wahn, sondern das ist die Realität. Wahnsinnig ist, wenn jemand, der über 80 Menschen tötet, dafür weder bestraft, noch als emotional gestört angesehen werden kann.
Montag, 11. Oktober 2010
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