Freitag, 2. Dezember 2011

Kindheit von Rosa Luxemburg

Ich bin sicher kein guter Kenner oder gar Bewunderer von Rosa Luxemburg. Ich weiß über sie, dass sie gegen den ersten Weltkrieg war, sich dagegen aktiv engagierte, dass sie sehr intelligent und redegewandt war, dass sie sich gegen Autoritäten auflehnte und sich als Frau für damalige Verhältnisse sehr viele Freiheiten nahm. Dazu kommt ihr politisches Engagement, das ich hier nicht weiter ausführen und beurteilen will. Augenscheinlich war diese Frau anders und sehr außergewöhnlich für ihre Zeit. Vor allem war sie von Anfang an nicht bereit, sich bzgl. der Kriegslust der Deutschen verblenden zu lassen. Dies macht mich neugierig auf ihre Biographie und Kindheit, wofür ich das Buch „Rosa Luxemburg. Im Lebensrausch, trotz alledem.“ von Annelies Laschitza (2010) durchgesehen habe.

Rosa Luxemburg war die Jüngste von fünf Kindern. Rosas Vater war Kaufmann und gehörte zur jüdischen Intelligenz seines Wohnortes. Er unterstützte alle möglichen Kultur- und Bildungsbestrebungen. Rosas Mutter brachte all diesen Betätigungen vollstes Verständnis entgegen, „so dass der ganze Ton des Hauses in kultureller Beziehung auf sehr hoher Stufe stand.“ (S. 18) Sie wird als sanfter, milder Charakter beschrieben „und aus dem Munde dieser geliebten Mutter vernahm die aufnahmefähige kleine Rosa die ersten Märchen und Fabeln.“ (ebd.) Die Mutter scheint sich voll auf ihre traditionelle Rolle als Mutter und Ehefrau eingelassen zu haben.

Rose Luxemburg wuchs in einem behaglichen Familienkreis auf, in dem vorwiegend polnisch gesprochen wurde und großes Interesse an anderen Sprachen, Religionen und Kulturen geweckt und gefördert wurde. (…) Trotz strenger Zensur besorgte der freisinnige Vater, die Respektsperson der Familie, insgeheim ausländische Zeitungen, die gelesen und besprochen wurden. Jedes Kind konnte seinen Neigungen nachgehen und sich nach Herzenslust ausleben.“ ( S. 25)
Als Nesthäkchen wurde Rosa von ihren Geschwistern verwöhnt, besonders auch in der Zeit, als sie im Alter von fünf Jahren krankheitsbedingt fast ein Jahr im Bett oder Zimmer verbringen musste. In dieser Zeit lernte das aufgeweckte Kind auch lesen und schreiben. Nach einer Erkrankung des Vaters ging es der Familie finanziell allerdings schlecht. Ein Jugendfreund Rosas berichtete, dass sie Familie Mangel zu leiden hatte (allerdings ohne zu verbittern, wie er sagte), nicht selten wurde sogar das Bett zum Wucherer gegeben. „Ich erinnere mich, wie Rosa erzählte, sie hätte einst mit einem Papierfetzen die Lampe angezündet, später jedoch erwies sich, dass es das letzte Geld im Hause gewesen war, das der Vater mit Mühe erworben hatte; der Alte bestrafte seine Tochter nicht, sondern tröstete sie, nachdem er sich von dem ersten Eindruck erholt hatte, mit Scherzen über das teure Streichhölzchen.“ (S. 20)
Über Rosas Kindheit existieren nur wenig Daten. Diese Szene beschreibt allerdings einen für damalige Verhältnisse absolut ungewöhnlichen Vater. Die Tochter verbrennt das letzte Geld, sie ist ein Kind und wusste es halt nicht besser. Der Vater versteht dies und tröstet sie, statt sie auszuschimpfen oder zu bestrafen. In solchen Szenen zeigt sich, ob Eltern destruktiv oder liebevoll sind. Rosas Vater war offensichtlich ein liebevoller Vater.

Mit zehn Jahren gab es allerdings einen Bruch in Rosas Leben. Weihnachten 1881 erlebte sie ein Pogrom gegen Juden mit. Viele Juden wurden verletzt, gedemütigt, manche getötet. Ein wütender Mob zog auch durch die Straße, in der Rosa und ihre Familie wohnte. Diese schrecklichen Erlebnisse vergrub Rosa tief in sich und nahm sich in der Folge vor, sich für ein menschliches Leben einzusetzen, in dem solche Gewaltexzesse unmöglich sein sollten. (vgl. S. 33)

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