Donnerstag, 1. Dezember 2011

Homophobie und Hass in Uganda

Im aktuellen Amnesty Journal wird unter dem Titel „Der Hass auf die Liebe“ über Homophobie in Uganda berichtet. Wenn man A weiß, dass in Uganda Gewalt gegen Kinder extrem weit verbreitet ist und B sich etwas mit den möglichen Folgen der Gewalt gegen Kinder auskennt, ergibt dieser Artikel weit aus mehr Informationen, als oberflächlich in ihm stehen. In Uganda wurde in der vergangenen Legislaturperiode durch einen Abgeordneten der Regierungspartei ein Gesetzentwurf eingebracht, der unter bestimmten Voraussetzungen die Todesstrafe für Homosexuelle vorsieht. Dieser Entwurf wurde bisher nicht verabschiedet, wohl auch auf Druck der internationalen Gemeinschaft.

Der Hass auf Homosexuelle scheint in diesem Land (wie in vielen afrikanischen Ländern) sehr weit verbreitet zu sein. Die ugandische Boulevardzeitung „Rolling Stone“ hatte groß getitelt – so Amnesty – „100 Fotos von Ugandas Top Homos“. Dazu auf der Titelseite die Überschrift „Hängt sie“ und ein großes Foto von David Kato, der vier Monate nach dieser Zeitungsausgabe erschlagen worden ist. Der Chefredakteur der Zeitung dazu: „Zwischen unserer Kampagne und dem Tod David Katos besteht kein Zusammenhang. Wir haben schließlich dazu aufgerufen, dass die Homos gehängt werden, doch Kato wurde mit einem Hammer erschlagen.

Der Chefredakteur Muhame weiter: „Die Homosexualität ist die Mutter der Korruption und das Sprungbrett der Kriminalität. (…) David Kato und seine homosexuellen Freunde haben unser Land und unsere Kinder terrorisiert. Ich habe mich über David Katos Tod gefreut.“ Nach Ansicht des Chefredakteurs breitet sich die, angeblich aus dem westlichen Ausland importierte, Homosexualität „unsichtbar, wie eine stille Epidemie“ in Uganda aus und zerfrisst die Moral des Landes wie ein Krebsgeschwür gesundes Gewebe. Er spricht von der „Seuche Homosexualität“.

In der psychohistorischen Forschung spricht man von der „Internen Opfer-Lösung“, wenn Hassgefühle aus der Kindheit an Minderheiten ausagiert werden. Finden sich keine internen Opfer mehr, drohen die Hassgefühle auch gegen äußere Feinde ausagiert zu werden, in Form von kriegerischen Konflikten (Anmerkung: Uganda führte in den 70er Jahren Krieg gegen Tansania, danach kam es immer wieder zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten, an denen Rebellenarmeen beteiligt waren. Seit 2006 hat sich dieser innere bewaffnete Konflikt etwas beruhigt.).

In den Aussagen des Chefredakteurs findet sich die Sprache des misshandelten Kindes wieder (siehe von mir fettgedruckte Teile). Von einer Gefahr für Kinder ist die Rede, von der Mutter und von Vergiftung/Seuche. Vor allem letzteres wird von Menschen, die folterähnliche Erziehungspraktiker erfahren haben, real so erlebt. Das abgespaltene Trauma droht ständig durch Trigger ins Bewusstsein zu rücken, der Mensch fühlt eine Panik vor innerer Vergiftung und vor Zerfall. Das „Gift“, das „Krebsgeschwür“ wird zur „Lösung des Konfliktes“ außen in Feinden gesucht und dort bekämpft. Der Amnesty Titel „Hass auf die Liebe“ zeigt auch hier eine Wahrheit. Menschen, die nie geliebt wurden, empfinden nur noch Hass, vor allem auch auf alle, die fühlen und lieben können.

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