Samstag, 9. November 2013

Reichspogromnacht vor 75 Jahren: Hasse Deinen Nächsten wie Dich selbst

Pfarrer Stephan Krebs aus Darmstadt hielt heute Morgen die Morgenandacht  im Deutschlandfunk, die ich zufällig hörte. Er erinnerte an die Reichspogromnacht der Nazis vor genau 75 Jahren und begann seine Andacht gleich mit dem Satz: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Im Verlauf sagte er u.a. weiter:
Wer sich selbst nicht mag, wird auch andere kaum mögen können. Der lässt sich auch viel leichter verleiten andere zu hassen oder ihnen zumindest gleichgültig gegenüber zu stehen. So muss es vor 75 Jahren in Deutschland vielen ergangen sein. Damals unter der Herrschaft der Nazis (….) In weiten Teilen der Bevölkerung fehlte es an Mitgefühl und an Rechtsempfinden. Von Nächstenliebe keine Spur. (…)“
Diese uralte christliche Weisheit ist letztlich auch eine psychologische Wahrheit. Kaum einer hat dies so gut dargestellt und erläutert wie der Psychoanalytiker Arno Gruen. Auf diesen bin ich vor über 10 Jahren mit voller Wucht gestoßen, weil ich ein einziges Zitat in einem Buch eines Soziologen von ihm las, in dem es genau darum ging, dass Selbsthass auch die Ursache von Hass gegen Menschen ist. Und dieser Selbsthass entsteht wiederum dadurch, dass Kinder nicht sie selbst sein dürfen, sondern durch Gewalt, Erniedrigungen und Gehorsamsforderungen ihr eigenes Selbst abspalten und von da an von einem inneren Fremdsein und mehr oder weniger (offenen oder verdecktem) Selbsthass bestimmt sind. Das bedeutet umgekehrt (was wir heute mehr den je in der Gesellschaft beobachten und nachweisen können): Je weniger Gewalt, Erniedrigungen und Gehorsamsforderungen gegenüber Kindern stattfinden und desto mehr (elterliche) Liebe und Geborgenheit erfahren wird, desto weniger Selbsthass, desto mehr Selbstbewusstsein, Glück, Zufriedenheit und friedliche Gedanken, Verhaltensweisen und Wege. Was vor 75 Jahren in Deutschland stattfand, wird sich hierzulande nicht wiederholen, weil sich die Kindererziehungspraxis derart positiv weiterentwickelt hat, dass heute einfach die Basis für einen derartigen Massenhass fehlt.

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