Ich habe die Autobiographie des Ex-Nazis Achim Schmid durchgesehen:
Schmid, Achim (2016): Vergessene Erinnerung - Bis Alles in Scherben fällt: Autobiographie eines ehemaligen Rechtsextremisten. Edition widerschein. Kindle E-Book Version.
„15 Jahre war Achim Schmidt ein Schwergewicht in der rechten Szene“ (Adler, S. (2019, 15. Dez.): Neonazi-Aussteiger Achim Schmid - Weg von diesem ganzen Hass. Deutschlandfunkkultur) Er war außerdem einer der bekanntesten Rechtsrocker Deutschlands, Skinhead und gründete im Alter von 25 Jahren den „Klu Klux Klan“ in Deutschland. Mittlerweile lebt er in den USA und ist außerdem Botschafter für Exit Deutschland.
Seine Kindheit gleicht der von vielen anderen Nazis und auch Aussteigern. Als er 2 Jahre alt war, trennten sich seine Eltern und sein Vater zog aus. Schmid hat heute kaum noch Erinnerungen an ihn. Er konnte seinen Vater damals an manchen Sonntagen besuchen, daran erinnert er sich noch, ebenfalls an die Beerdigung des Vaters. Denn als Achim in der 2. Klasse war, starb sein Vater an Lungenkrebs.
Achim lebte mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem kleinen süddeutschen Dorf (ein „konservatives Bauerkaff“, wie er betont) mit ca. 500 Einwohnern. Die Familie war zugezogen und wurde von den Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet und auch ausgegrenzt. Achims Eltern hatten die einzige Kneipe im Dorf , was den Argwohn ebenso steigerte, wie die Herkunft der Mutter (sie stammte aus Köln) und der entsprechend andere Dialekt. Immerhin fand Achim einen besten Freund und hat gute Erinnerungen an die Zeit mit ihm. In dem Dorf scheint auch rechtes Gedankengut offen vertreten worden zu sein.
Zentral ist allerdings, dass Achims Mutter Alkoholikerin war! Schmid meint, dass seine Mutter kein glücklicher Mensch war. Nachmittags kam sie nach Hause, rauchte, trank Kaffee, löste Kreuzworträtsel, abends schloss sie sich in ihr Zimmer ein, schaute fern und trank. Der Alkoholismus der Mutter war ein weiterer Grund dafür, dass der Ruf der Familie im Ort nicht der beste war. „Aber sie versuchte mich trotzdem gut zu erziehen und hatte es letztlich immer gut gemeint“ (Schmid 2016, Position 287) Diese Idealisierungen bzw. Beschwichtigungen gleich im Nachsatz zu Berichten über elterliche Destruktivität (in seinem Fall der Alkoholismus der Mutter) habe ich so gefühlt schon über 100 Mal so gelesen. Und so erfährt man auch nicht darüber, wie der Erziehungsalltag mit seiner Mutter aussah. Hat sie Gewalt angewandt, gerade auch, wenn sie betrunken war? Gab es psychische Gewalt? Was hat Achim alles miterlebt? Diese Fragen bleiben offen.
Man braucht allerdings nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, dass die Kindheit von Achim Schmid sehr belastet war. Als Jugendlicher kam er vor allem durch die Musik in Kontakt mit der rechten Szene und verspürte schnell ein Bedürfnis dazuzugehören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen