Montag, 26. Juli 2021

Die Kindheit von Viktor Orbán

Viktor Orbán: Ein Stürmer in der Politikvon Igor Janke (Schenk Verlag, Passau, 2014) ist meine Quelle für einige wenige, aber aufschlussreiche Informationen über die Kindheit des autoritär regierenden, ungarischen Präsidenten. 

Der Biograf betont, dass die Familie am Rand ihres Dorfes wohnte, was gleichzusetzen war mit ihrer niedrigen gesellschaftlichen Position. Das Leben war hart. Es gab kein fließend Wasser. Die Kinder mussten vor allem viel arbeiten und mithelfen. So war das Leben damals für Kinder in vielen Dörfern. Eine schwere Belastung kam aber hinzu: „Der Vater erzog seine Kinder mit harter Hand. Wenn Viktor aufbegehrte, und das kam häufig vor, rutschte dem Vater schnell die Hand aus. Sie hatten kein sonderlich gutes Verhältnis. Für Viktor war sein Großvater Mihály Orbán die Autorität. Von ihm erbte er zahlreiche Charakterzüge“ (Janke 2014, S. 30). 

Die selbst erlittene Gewalt durch den Vater scheint den Jungen auch geprägt zu haben, was den Umgang mit Menschen in seinem Umfeld anging: „Orbán sagt, dass in seiner Familie immer auch die körperliche Kraft zählte. Mit ihr konnte sich der Junge vom Dorfrand, mangels besserer Argumente, Respekt unter den anderen Jungs verschaffen. Er betont, dass ihm im Dorf die körperliche Kraft die Unabhängigkeit sicherte“ (ebd., S. 31). Zusammenstößen sei er nie aus dem Weg gegangen. Darunter fielen offensichtlich auch Prügeleien, wenn man den weiteren Schilderungen des Biografen folgt. Viktor habe es nicht ertragen können, dass jemand über ihn herrschte und die Spielregeln bestimmte. Er wollte bestimmen, das zeigte sich seit seiner frühen Jugend. 

Entsprechend begehrte er auch auf, als er auf ein Internat geschickt wurde, was auch eine Trennung von der Familie bedeutete. „Er lebte im Internat, wo er sich ausgesprochen unwohl fühlte. (...) war er nun in einem geschlossenen, engen Raum eingezwängt, wo ihm bisher unbekannte Regeln Fesseln anlegten. Er wollte ihnen nicht Folge leisten, oft geriet er in Konflikte. Nach einer Prügelei verwies man ihn des Internats“ (ebd., S. 36). Er wohnte danach wieder bei seinen Eltern. Was er ggf. an Belastungen im Internat erlitten hat, wird nicht weiter ausgeführt.
Mit 18 musste er zur Armee. Seine bisherigen Lektionen, sich mit Gewalt und Körperkraft durchsetzen zu können, zogen sich hier fort. „Viktor war oft in Schlägereien verwickelt. Die älteren Soldaten gingen brutal mit den Rekruten um“ (ebd., S. 43). Er habe nur überlebt, weil er stark gewesen wäre und Risiken auf sich nahm, wird er von Janke zitiert. Nur so habe er sich Respekt verschaffen können. 

Über die Prägungen durch seine Mutter erfährt man erstaunlich wenig in der Biografie. Seine Mutter, die Pädagogin war, scheint den Eigen- und Freiheitssinn ihres Sohnes sehr gestützt zu haben und ermunterte ihn, für seine Ziele einzustehen.

Dieser kurze Abriss und Eindruck über seine jungen Jahre macht sehr deutlich, auf welchem Grund der heutige Präsident steht. Verbindungen bzgl. seines politischen Verhaltens sind sicher nicht auszuschließen bzw. erscheinen mir als sehr wahrscheinlich.  


3 Kommentare:

Michael Kumpmann hat gesagt…

Orban kann man vieles vorwerfen. Der Kerl ist aber definitiv kein Diktator. Zu deren letzter Kontroverse mit diesem komischen Gesetz: Hier muss man sagen, dass die Osteuropäer extrem strenge Jugendschutz Gesetze haben. Insbesondere was Sex und Drogen angeht. (Wenn man den Namen von real existierenden Drogen in nem Werk erwähnt, ist man schon ab 18. Selbst wenn man sich gegen Drogen aussprechen würde.)

Insbesondere die Gender Fraktion will bei vielen sexuellen Dingen schon im frühen Kindesalter sehr ins Detail gehen. (Siehe Elisabeth Tuider, die schon bei 7 Jährigen mit den Themen Dildos und Bordellen ankommen will.) Darum geht es.

Reale Homosexuelle werden durch diese Gesetze nicht eingeschränkt.

Und der frühere große Konflikt der ungarischen Regierung ging um die Open Society Foundation, eine von der USA massiv geförderte Stiftung, die versucht, massiven Einfluss auf die Politik anderer Länder aus zu üben. Jeder Regierungschef, der klar bei Verstand wäre, hätte ein Problem mit solchen Leuten. Die untergraben die eigene Souveränität.

Es gibt auch einen Unterschied zwischen nem Dissidenten, der seine Regierung kritisiert, und ner Situation wenn ein fremdes Land einfluss auf das politische System nehmen will.

Und es ist hochgradig unsinnig, dass unsere Medien mit der Antisemitismus Keule kommen. Nicht nur Ungarn und Russland wollen Soros und seine Stiftungen los werden. Das Land Israel will aus den exakt selben Gründen Soros Stiftungen mit ähnlichen Mitteln aus dem Land haben.

Und wenn ein Land definitiv NICHTS gegen Juden hat, dann wohl offensichtlich Israel. Israel arbeitet auch übrigens SEHR eng mit Ungarn zusammen. Reibungsloser als mit Deutschland.

Sven Fuchs hat gesagt…

Er ist kein Diktator, richtig. Aber er regiert autoritär, wie ich schrieb.
Seine Kindheit gibt dahingehend Antworten, wie ich finde.

Michael Kumpmann hat gesagt…

FInde das THema Kindheit bei dem auch interessant, um es mal so auszudrücken.

Das problem ist, "Autoritäre Politik" und "Diktatur" wird heutzutage meist als Synonym verwendet.

Natürlich muss man sagen, dass Orban so einen ziemlichen "Macho-"/"Macher Stil hat, der Leute vor vollendete Tatsachen stellt, ähnlich wie z.B. Trump. Das muss man natürlich sagen.