Montag, 27. September 2021

Rechtsextremismus. Kindheit des Aussteigers Jörg Fischer.

Jörg Fischer kam als 13Jähriger durch einen NPD-Funktionär in Kontakt mit der rechten Szene und blieb jahrelang darin aktiv. Fischer war später u.a. Gründungsmitglied der DVU. Später stieg er aus und arbeitet u.a. als Journalist. 

Seinen Lebensweg hat er in dem Buch „Ganz rechts. Mein Leben in der DVU“ (1999 erschienen im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek) verarbeitet. Über seine Kindheit finden sich einige wenige, aber ziemlich aussagekräftige Passagen. Fischer wurde 1969 geboren. Fünf Jahre später wurde die Ehe der Eltern geschieden.  Die Mutter war fortan alleinerziehend. „Zu meinem Vater habe ich bis heute kaum Kontakt: Meine einzige konkrete Erinnerung an ihn ist ausgesprochen negativ; er hatte meine Mutter kurz vor unserem Wegzug nach Nürnberg schwer misshandelt“ (S. 14). Ob auch Jörg geschlagen wurde, berichtet er nicht. 

1974 wurde bei Jörg Diabetes festgestellt. Er blieb neun Wochen im Krankenhaus. „Meine Mutter reagierte auf die Erkrankung, indem sie mich mehr als zuvor überfürsorglich behütete. In regelmäßigen Abständen gehörten fortan zwei- bis dreiwöchige Krankenhausaufenthalte zu meinem Leben. Dies und der Umstand, dass ich durch Diät, regelmäßiges Insulinspritzen und gewisse Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit im Vergleich zu meinen Altersgenossen gehandicapt war, führte zu einer gewissen Isolierung. Außerhalb des Unterrichts hatte ich kaum Kontakt zu meinen Mitschülern. Rückblickend habe ich meine Kindheit mit mir selber verbracht (…)“ (S. 14)
Als unglücklich habe er seine Kindheit aber nicht empfunden, schreibt Fischer weiter. Zu seiner Mutter habe er ein gutes Verhältnis gehabt. 

Seinen ersten Kontakt zur rechten Szene bekam Jörg – wie eingangs beschrieben – über einen NPD-Funktionär, der ihn zu einem Stammtisch der Jugendorganisation der NPD einlud. „Plötzlich gab es Leute, die Interesse an mir zeigten und mir vermittelten, dass ich zu ihnen passen würde. (…). Dem Dreizehnjährigen, der ich damals war, war es wichtig, zu einer Gemeinschaft von Älteren Zugang gefunden zu haben und von ihr aufgenommen zu werden. Schon bei meinem zweiten Besuch wurde ich begrüßt, als ob ich bereits dazugehöre“ (S. 13f.).
Vor dem Hintergrund seiner Kindheitserfahrungen erschließt sich ziemlich schnell, warum dieser Junge derart in der Szene aufging. 


Donnerstag, 23. September 2021

Autobiografie von Ex-Nazi Manuel Bauer und viele Fragezeichen

Der Ex-Nazi Manuel Bauer hat 2012 seine Autobiografie "Unter Staatsfeinden: Mein Leben im braunen Sumpf der Neonaziszene" (riva Verlag, München) herausgebracht. 

Er zeichnet darin weitgehend das Bild einer normalen, glücklichen Kindheit:
Die Schilderung einer kaputten, abseits jeder Norm liegenden Kindheit und Jugend mag vieles besser verständlich machen, sie wäre in meinem Fall aber leider gelogen. Nein, mein Vater, der eigentlich mein Stiefvater ist, hat mich nicht geschlagen. Er hat nicht getrunken, er hat auch meine Mutter oder meine Geschwister nicht misshandelt – er war ein einfacher, anständiger Mensch, der mit all seiner Kraft zu jeder Zeit versucht hat, mir und meiner Familie ein gutes Zuhause zu bieten. (…) Ich will, so ungewöhnlich das auch klingen mag, von einer schönen, harmonischen Kindheit sprechen (…)“ (S. 15). 

Als Manuel drei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern  Aufgewachsen ist er in einem kleinen Dorf (40 Einwohner) in Polbitz (Sachsen). Die Eltern (Mutter und Stiefvater) bewirtschafteten zu DDR-Zeiten einen großen Hof und waren stark ausgelastet. Die Kinder gingen nach der Schule in den Hort, wo sie betreut wurden. Unklar ist, ab wann der neue Stiefvater in das Leben von Manuel trat. 

Ab der Wendezeit 1990 begann „ein neues, verändertes Leben, unter dem ich in der Folgezeit noch viele Male leiden sollte“ (S. 17). Überall begannen Veränderungen, die Manuel als Belastung empfand, sowohl strukturell, als auch im direkten Umfeld. Sein Großvater und auch seine Eltern verloren ihre Arbeit. Freunde von Manuel verschwanden, weil ihre Familien in den Westen übersiedelten. Läden wurden geschlossen usw.  „Um es auf einen kurzen und einfachen Nenner zu bringen: Mit der Wende wurde mir fast alles genommen, was mir als Kind in jener Zeit wirklich wichtig war: die Pionierorganisation, viele Freunde, die Arbeit meiner Eltern und damit auch die unbeschwerten Familienabende. (…) die Harmonie kehrte nach der Wende nie wieder in unsere Familie und in mein damaliges Leben zurück“ (S. 19f.). Parallel dazu ließen seine schulischen Leistungen nach und er musste ein Schuljahr wiederholen. Manuel verlor nach eigenen Angaben seinen Halt. 

Ab 1992 tauchten dann in seiner Schule immer mehr Schüler auf, die sich zum rechten Skinhead gewandelt hatten. Und ja, auch Manuel geriet in den Einflussbereich dieser rechten Jugendlichen und wurde selbst zum Nazi. Seine Eltern lehnten den Weg ihres Sohnes komplett ab. 

Manuel wurde immer radikaler und auch gewalttätig. Kontakte mit der Polizei waren u.a. die Folge. Zuhause führte er sich ähnlich auf. Einmal warf er seiner Mutter ein Brot, das sie sich gewünscht hatte, vor die Füße und sagte „Hier, friss!“ (S. 18). Seine Mutter brach daraufhin in Tränen aus. Als seine Schwester ihn als „Scheiß-Nazi“ beschimpfte, „verprügelte ich sie ohne Umschweife. Mitgefühl? Geschwisterliebe? Reue? Nichts dergleichen!“ (S. 39). Auch einem Mitschüler drückte er ohne Skrupel eine Zigarette im Gesicht in Augennähe aus (S. 51). Seinen Stiefvater verletzte er ebenfalls schwer, nachdem dieser ihn zur Rede gestellt und als üblen Nazi bezeichnet hatte. In der Folge musste er als 18Jähriger das Elternhaus verlassen (S. 64). Später kam er für kurze Zeit zurück zu seinen Eltern. Nachdem er seine Mutter geschlagen und sie als „dreckige Schlampe“ bezeichnet hatte, flog er erneut raus (S. 68). „Empathie, Skrupel, Nachdenken oder gar ein schlechtes Gewissen – all diese menschlichen Fähigkeiten waren aus meiner Welt verschwunden“ (S. 51). 

Er selbst meint, dass er als Kind empathiefähig gewesen wäre und seine Wandlungen Folge einer effektiven Gehirnwäsche der rechten Szene gewesen wären (S. 50). 

Ich kann es abkürzen: Ich glaube Manuel Bauer nicht, dass in seiner Kindheit alles harmonisch ablief. Ich glaube ihm, dass sein Stiefvater nicht gewalttätig oder suchtkrank war. Dazu hat er sich zu deutlich geäußert. Ich glaube ihm auch, dass er Familienabende (vor der Wende) und Familienspaziergänge als harmonisch empfand. 

Die schweren Belastungen nach der Wende hat Bauer ausgeführt. Für ein Kind, das er ja damals war, war dies sicher nicht folgenlos. 

Er selbst liefert auch kurze Infos, die weitere Fragen aufwerfen: Sein biologischer Vater wird im Grunde gar nicht erwähnt (außer bezogen auf die frühe Trennung der Eltern). Dieser scheint aus seinem Leben komplett verschwunden zu sein. Für ein drei Jahre altes Kind ist dies eine massive Belastung. Was war der Grund für die Trennung? Was passierte in den ersten drei Lebensjahren von Manuel?

Seine Eltern waren beruflich mit dem Hof stark belastet und die Kinder mussten nach der Schule in einen Hort im DDR-Erziehungssystem. Die Vermutung liegt nahe (ergänzend zur beruflichen Belastungen auch auf Grund der Normen in der DDR), dass Manuel auch als Kleinkind in eine DDR-Krippe gegeben wurde (wobei hier Belastungen nicht auszuschließen sind). Beide Systeme (Krippe und Hort) waren in der DDR ideologisch ausgelegt und oft autoritär eingefärbt. 

Über seine Mutter berichtet Bauer erstaunlich wenig. Seinen Stiefvater nimmt er wie oben erwähnt gezielt in Schutz und beschreibt ihn als einfachen, anständigen Menschen. Diese Lücke bzgl. der Mutter fällt besonders auf! Der Hass und die Gewalt, die Bauer später auch gegen seine Familienmitglieder richtete, waren massiv. All dies zusammenbetrachtet hinterlässt bei mir große Fragezeichen bzgl. seiner Sozialisation in der Kindheit. 

Ich habe außerdem schon zu oft Biografien von Extremisten gefunden, die bzgl. Kindheitserfahrungen extrem destruktiv waren, entgegen der Aussage der Extremisten selbst. Jeder Familientherapeut könnte außerdem Geschichten von Familien erzählen, die extrem destruktiv sind und agieren, ohne dass geschlagen, getrunken und geschrien wird. 

Wenn es um den Blick auf stark gewalttätige Extremisten geht und gleichzeitig Aussagen genommen werden, in denen von einer glücklichen, unbelasteten Kindheit dieser Leute berichtet wird, mahne ich grundsätzlich zur Vorsicht. Aus diesem Grund habe ich diesen Beitrag verfasst. An Fälle, wie den Fall Manuela Bauer, müsste komplexer heran gegangen werden, wenn es um Ursachenforschung und um seine Kindheitserfahrungen geht. Sprich, der Blick müsste in solchen Fällen durch Befragungen von anderen Familienmitgliedern (inkl. des biologischen Vaters), ggf. auch früheren Schulfreunden und Lehrkräften erweitert werden, um einen realistischen Abgleich zu erhalten. Und ja, im Grunde müsste auch Manuel Bauer durch qualifizierte Leute direkt befragt werden. Wir haben nur seine eigenen Worte. Mir reicht dies nicht. 

siehe ergänzend: Verklärt, beschönigt, verdrängt: Kindheiten von Gewalttätern und Extremisten. Eine Mahnung an die Forschung


Montag, 20. September 2021

Kindheit des ehemaligen Neonazis Timo F. (Misshandlungsfamilien erinnern stark im Kleinen an das NS-Regime im Großen)

 „Neonazi“ von Timo F. (2017 Arena Verlag, Würzburg) ist ein autobiografischer Roman, der von Ausstiegshilfeorganisationen empfohlen und mittlerweile auch an manchen Schulen im Unterricht verwendet wird. 

Die ersten ca. 60 Seiten umfassen ausführliche Schilderungen über Kindheit, Jugend und Familie von Timo F. Gefühlt ist man alle zwei Seiten fassungslos über die Familienatmosphäre und den Umgang der Erwachsenen mit dem Kind. 

Seinen ersten Stiefvater hielt Timo eine ganze Zeit lang für seinen richtigen Vater (dazu gleich mehr). Dieser Mann war gewalttätig gegenüber Timo. Außerdem bevorzugte er den jüngeren Bruder (S. 11). Nachdem der Stiefvater von einer Affäre der Mutter erfahren hatte, verschlechterte sich die Familienatmosphäre massiv. Ständig gab es Streicht, aber auch körperliche Übergriffe:
Meine Mutter verlegte ihren Schlafplatz vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Geschwollene Lippen und blaue Augen wurden bei ihr quasi zum Dauerzustand und ich hatte manchmal das Gefühl, genauso viel Zeit unter meinem Bett wie in meinem Bett zu verbringen“ (S. 17) 

Als Timo sechs Jahre alt war, verließ die Mutter zusammen mit den Kindern diesen Mann. Sie zog in eine schlechte Gegend. Timo lebte fortan in einer „Bruchbude mit meiner dauergenervten und vor lauter Überforderung ständig herumschreienden Mutter“ (S. 18). 

Der Stiefvater – Achim - holte bald den kleinen Bruder – Stefan - von Timo ab, ein erneuter Beziehungsverlust für Timo. Timos Mutter erklärte dies wie folgt: „Achim wollte dich noch nie haben. Deshalb hat er nur Stefan abgeholt. Er hatte sogar gedroht, dich zu verdreschen, wenn ich ihm Stefan nicht mitgeben würde“ (S. 19). Auf Nachfragen von Timo, warum Achim das hätte tun sollen, er sei doch sein Vater, kam die kalte Antwort der Mutter: „Nein, er ist nicht dein Vater und deshalb hat er Stefan ja auch viel lieber als dich“ (S. 20). Timo erfuhr hier erstmals davon und musste weinen. Seine Mutter verdrehte die Augen und war genervt von seiner Reaktion. Solcher Art von emotionaler Kälte und Verhaltensweisen zeigte diese Mutter immer wieder. Sie stand dem gewalttätigen Stiefvater in nichts nach.

Die Mutter war ergänzend ebenfalls körperlich und psychisch gewalttätig gegenüber Timo und drohte nicht nur einmal damit, Timo ins Kinderheim zu bringen, wenn er sie weiter nerven würde (S. 32). 

Die weiteren Abläufe in der Familie zu beschreiben, wäre müßig. Es kamen u.a. weitere Beziehungen der Mutter und auch erneute Trennungen hinzu. Auch weitere Kinder wurden geboren. Timo war vielfachen Demütigungen und Zurücksetzungen ausgesetzt. Er erlebte Einsamkeit und erhielt keinerlei Hilfe und Unterstützung. Der Selbstwert von Timo litt massiv unter all dem, was er an einer Stelle wie folgt ausdrückt: „Wahrscheinlich war ich wirklich nicht liebenswert. Schließlich wollte nicht einmal mein echter Vater etwas mit mir zu tun haben. Und mein Stiefvater hatte sich auch nie wieder gemeldet. Ich lag im Bett und konnte mich selbst nicht leiden. Aus ganzem Herzen. Ich fand mich zum Brechen“ (S. 27). 

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie dieser Junge seinen „Familienersatz“ in der rechten Szene suchen und finden sollte (was er im Buchverlauf auch beschreibt). Allerdings kamen hier noch direktere Einflüsse hinzu: Seine Mutter war als Jugendliche stark in die rechte Skinheadszene involviert und Timos Urgroßvater mütterlicherseits war ein überzeugter Nazi (und Timos Mutter hatte wiederum viel Zeit bei diesem Mann verbracht). Nun mag man diese ideologischen Prägungen als Einflussfaktoren auch für das Werden von Timo heranziehen, was seine Berechtigung hat.
Ich möchte aber auch betonen, dass die gelebte NS-Ideologie im Grunde ein Abbild einer dysfunktionalen, strengen, wenig auf Emotionen und Schwächen Rücksicht nehmenden und kalten Familie darstellt. Misshandlungsfamilien erinnern stark im Kleinen an das NS-Regime im Großen! 

So verwundert es auch nicht, dass Timos Mutter eine ganz ähnlich destruktive Kindheit hatte, wie er selbst (S. 50f.). Ich bin davon überzeugt, dass die real destruktiven Kindheitserfahrungen den viel größeren Einflussfaktor für die Hinwendung zur radikalen Ideologie darstellen, als das Etikett „Mutter und Urgroßvater waren Nazis“. Letzteres ist zu undeutlich und schemenhaft. Was real im gelebten Alltag in solchen Familien weitergegeben wird, ist der Hass, das Demütigen, das Abwerten von Schwächeren und die emotionale Kälte. Was real in solchen Familien produziert wird, sind traumatisierte Kinder (das sahen wir auch im Fall von Heidi Benneckenstein, die einer völkischen Erziehung in einer NS-Familie ausgesetzt war). 

(siehe ergänzend zum Thema auch: Die Kinder der NS-Täter und die Kindheit der NS-Täter)


Dienstag, 14. September 2021

Studie Nr. 31: Kindheiten von Rechtsextremisten

Erneute habe ich eine Studie gefunden, für die ehemalige Rechtsextremisten befragt wurden:

Sigl, J. (2018): Biografische Wandlungen ehemals organisierter Rechtsextremer: Eine biografieanalytische und geschlechterreflektierende Untersuchung. Springer VS, Wiesbaden. 

Dies ist somit die 31. Studie über Kindheitshintergründe von Rechtsextremisten, die ich bis heute finden konnte. Das Bild, das Johanna Sigl hier zeichnet, gleicht dem der anderen Studien: Die Kindheiten der Befragten waren deutlich destruktiv und schwer belastet. 

Insgesamt wurden 7 ehemaligen Rechtsextremisten befragt (5 männlich, 2 weiblich), von denen ich die Kindheitsbiografien von vier Akteuren zusammenfasse (die anderen Biografien gehen alle in ähnliche Richtungen): 

Jonathan Schmied (S. 135-184):
Eltern trennten sich kurz nach der Geburt, Leben bei der Mutter (Anita); Mutter war politisch stark rechts eingestellt;  keinen Kontakt zum Vater und dessen Familie; als J. 1 ½ Jahre alt war, trat ein neuer Partner ins Leben seiner Mutter; ein Kind ging au der Beziehung hervor, Jonathan fühlte sich zurückgesetzt/ausgeschlossen und meint, der Stiefvater und auch die eigene Mutter hätten das Geschwisterkind deutlich bevorzugt; Jonathan habe keine positive Zuwendung erfahren; autoritäre Strukturen in der Familie; vom Stiefvater sei er häufig körperlich misshandelt worden; gleichzeitig hielt die Mutter J. in starker emotionaler Abhängigkeit; Bindungsbeziehung zwischen Mutter und Sohn sei unsicher-vermeidend; J. habe gerne viel Zeit bei den Großeltern verbracht, wobei der Großvater alkoholkrank gewesen sei; Mutter drohte gegenüber J., ihn ins Kinderheim zu bringen; als J. 5 war, trennte sich die Mutter von ihrem neuen Mann; Mutter lernte neuen Mann kennen und heiratetet schnell erneut und wurde schwanger; Umzug an einen neuen Ort; später erneute Trennung von dem neuen Mann; in der Schule hatte J. Probleme, Freundschaften einzugehen; als Jugendlicher viele Konflikte mit der Mutter; im Rückblick beschreibt J., dass seine Mutter für ihn gestorben sei. 

Alexander Reimer (S. 184-194):
Großvater war ein Nazi; keine Informationen über biologischen Vater; ab dem 1. Lebensjahr hat A. viel Zeit bei den Großeltern verbracht, die eigene Mutter sah er am Anfang nur, wenn sie zu Besuch bei den Großeltern war; seine Mutter sei eher wie eine große Schwester für ihn; zwischen Mutter und Großeltern habe es während der Schwangerschaft einen „Deal“ gegeben: Eine Abtreibung stand im Raum. Die Großeltern versprachen viel Hilfe, was das Leben von A. ermöglichte; nach der Einschulung verbrachte A. die Wochentage bei seiner Mutter und die Wochenenden bei den Großeltern; A. sei häufig traurig gewesen, wenn er seine Großeltern am Wochenende verlassen musste; emotionale Beziehung zur Mutter schwierig und schemenhaft; Großvater vermittelte A. von Klein auf NS-Ideale, dies ging so weit, dass A. als Kind den Eintritt in die Hitlerjugend imaginierte; als Erwachsener hatte A. jahrelang keinen Kontakt zu seiner Mutter. 

Christian Goebel (S. 214-232):
im Alter von 5 J. Trennung der Eltern erlebt; Leben beim Vater, Trennung auch von der großen Schwester; kein Kontakt zur Mutter; einzige berichtete Erinnerung an die Mutter ist, wie sein Vater sich in C.s Kinderzimmer mit ihm einschloss und die Mutter die Glastür eintrat; jahrelang Gewalt (auch in schweren Formen) gegen C. durch den Vater; autoritäre Erziehung; C. sei ein „Schlüsselkind“ und viel allein gewesen. 

Claudia Bremer (S. 263-274:
als sie 4 Jahre alt war, Trennung der Eltern erlebt; Aufwachsen bei der Mutter, jahrelange Trennung vom Vater; neuer Stiefvater trat in ihr Leben, unsichere Beziehung auch zu ihm; C. hat keine sicheren, familiären Bindungen erlebt; sobald es um die eigenen Eltern ging, wich C. aus und hatte kaum Erinnerungen; keine Schilderungen über positives Erleben mit den Eltern.