In der Überleitung vom Magazin "Monitor" (Sendung vom 19.08.10) zu den Tagesthemen hat Sonia Mikich ganz selbstverständlich darauf hingewiesen, dass der Irakkrieg bekanntlich um Öl geführt wurde. „Blood for oil? Wie die US-amerikanische Öl-Industrie den Irak erobert“ hieß auch eine "Monitor" Sendung vom 25.09.2008, was diese Sichtweise noch mal erklärt.
Dass die „Blut-für-Öl-These“ so selbstverständlich vor einem Millionenpublikum als quasi allgemein bekannte Realität benannt wird, hat mich nochmal motiviert, etwas weiter zu dem Thema zu recherchieren. Den folgenden Beitrag sehe ich als eine Ergänzung von dem Text „Irakkrieg: Das Märchen vom Krieg ums Öl“ vom 21.04.2010.
Nebenbei bemerkt war ich zu Beginn des zweiten Golfkrieges Anfang der 90er Jahre Schüler. Unsere LehrerInnen motivierten uns damals zu einer Demo gegen den Krieg vor unserem Rathaus. Fleißig bastelten wir Transparente „Kein Blut für Öl!“. Nun, bekanntlich marschierten damals die USA nicht im Irak ein und ließen Saddam an der Macht. Kein Tropfen irakisches Öl floss als „Kriegsgewinn“ in die USA (und der Anteil der Ölförderung in Kuwait an der weltweiten Förderung hatte kaum Gewicht). Schon damals war diese These gründlich falsch (siehe auch den Beitrag "Der Golfkrieg als emotionale Störung") und ich selbst arbeite gerne die Dinge auf, alleine schon, weil ich einst selbst an die o.g. These glaubte.
Zum Thema: Ab 1972 hatte Saddam Hussein die irakische Ölförderung verstaatlicht, westlichen Konzernen wurde somit der Einfluss entzogen. Insofern ist dies ein Punkt, wo man auf den Gedanken kommen könnte, dass der Sturz Saddams zum Ziel hatte, die Rückkehr der (vor allem amerikanischen) Ölmultis zu ermöglichen.
Aufschlussreich fand ich folgendes: „Entgegen einer verbreiteten Vermutung lässt sich empirisch kaum erhärten, dass die USA ihre politische Macht nutzen, um den internationalen Wettbewerb zugunsten amerikanischer Ölfirmen außer Kraft zu setzen. In der Regel werden große Projekte ohnehin von multinationalen Konsortien durchgeführt. (…) An allen sind amerikanische Firmen beteiligt, aber in keinem sind sie Konsortialführer oder im Besitz der Mehrheitsanteile. Vielmehr zeigt gerade diese Region, dass politische Interessen der USA und die Interessen der Ölunternehmen auseinanderklaffen können und Washington auf die Unternehmensinteressen wenig Rücksicht nimmt. Im Übrigen würde eine drastische Bevorzugung amerikanischer Unternehmen, die den üblichen Spielregeln zuwiderliefe, in dem Geflecht multinationaler Unternehmen große Unruhe auslösen. Und dies würde den USA vermutlich mehr Schaden als Nutzen eintragen.(…) Dass die USA die Intervention aus wirtschaftlichen Interessen suchen, ist ganz unwahrscheinlich. Es lässt sich kein Szenario vorstellen, bei dem amerikanische Firmen oder speziell die amerikanische Ölversorgung aus einem Regimewechsel im Irak übermäßig profitieren sollte.“ (Stiftung Wissenschaft und Politik, September 2002: Das Öl des Irak. (Von Friedemann Müller) ) Natürlich gilt, dass in einem einigermaßen rechtsstaatlich geführten Irak von ausländischen Unternehmen lukrative Geschäfte gemacht werden können. Dass die amerikanischen Konzerne dabei nur einige Akteure unter vielen anderen sind, wurde oben bereits angedeutet. Die Welt (20.01.2010, "Im Irak blasen die Konzerne zur letzten Bonanza") berichtet, welche Firmen u.a. im Irak aktiv sein wollen: Shell aus Holland, Petronas aus Malaysia, Japex aus Japan, Eni aus Italien, Sonangol aus Angola, Gazprom-Neft aus Russland, Lukoil aus Russland und Statoil aus Norwegen. Daneben sind vier Unternehmen aus China an Verträgen interessiert, darunter die China National Petroleum Corporation (CNPC) (vgl. ZEIT-Online, 22.3.2010, "Das Öl-Monopoly", von Frank Sieren), die – neben BP aus Großbritannien - bereit zu Abschlüssen kam. Zusätzlich fand ich die Namen von weiteren im Irak aktiven Firmen: OMV aus Österreich, Repsol YPF aus Spanien, TotalFinaElf aus Frankreich und SK Energy aus Südkorea. Sicherlich sind dort auch noch weitere Unternehmen aktiv oder warten auf ihre Chance.
Friedemann Müller – der seinen Text im Jahr 2002 schrieb – lag insofern richtig, die US-Unternehmen geben nicht den Ton an, wenn es um das irakische Öl geht, sie müssen sich das Geschäft aufteilen, sofern sie überhaupt zum Zug kommen. Die US-Politik scheint keinen Einfluss auf die Ölgeschäfte zu nehmen oder gar Verträge für US-Firmen zu diktieren.
Die „Blut-für-Öl-These“ lässt auch außen vor, dass einer Produktionssteigerung erhebliche Investitionen vorausgehen müssen. Interessantes zu dem Thema fand ich in einem Bericht vom 18.04.2009 von Gunnar Maul auf der Homepage der „WPI Wirtschaftsplattform Irak“. Internationalen Organisationen schätzen, dass 30 Milliarden US-Dollar in den Wiederaufbau der Öl-, Gas- und Elektrizitätsinfrastruktur fließen müssen, um das Niveau der Ölförderung vor der US-Invasion wieder zu erreichen. Angestrebt sind vom Ölministerium Förderquoten von sechs Millionen Barrel. 25 bis 75 Milliarden US-Dollar werden benötigt werden, um diese Kapazitäten überhaupt erreichen zu können. Ohne technische Hilfe von ausländischen Firmen, wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein, heißt es weiter.
Die Weltbank schätzt – laut einem Focus-Bericht- , dass die Modernisierung der irakischen Ölindustrie 100 Milliarden Dollar kosten wird. Kriege, Vernachlässigung und UN-Embargos gegen Diktator Saddam Hussein versetzten die Ölfelder und Raffinierien in einen miserablen Zustand.
Das Ergebnis einer der „Presse“ vorliegenden Studie der amerikanischen Beratungsfirma IHS Cera zeigt: Die tägliche Fördermenge werde bis 2020 bestenfalls auf 6,5 Millionen Barrel ansteigen. Das sind weitere 10 Jahre! Wer weiß schon, was dann sein wird.
Wir sehen hier also, dass eine Produktionssteigerung sehr viel Geld kostet und auch nicht von heute auf Morgen umzusetzen ist. Auch der Regierung Bush musste dies im Jahr 2003 klar gewesen sein. Ein „Ölraubbeutefeldzug“ macht unter diesen Umständen wenig Sinn und birgt unkalkulierbare Risiken.
„Mit den Planungen für den Irak-Krieg wurde genau sechs Tage nach den Anschlägen von New York und Washington begonnen. Glaubt jemand ernsthaft, dass damals ein Rohstoff-Krieg in Aussicht genommen wurde?“ schrieb DIE ZEIT 2003 im Artikel „Die Mär vom Ölkrieg“. „In Wahrheit würde der Irak-Krieg nicht wegen, sondern trotz des Öls geführt. Schon jetzt lastet auf dem Barrel-Preis eine beträchtliche „Angstprämie“. Ein Krieg, wäre er kurz, kostete konjunkturdämpfende 100 Milliarden Dollar. Zöge er sich hin, gäbe es im Irak nichts mehr zu verteilen, und eine globale Rezession wäre unausweichlich. Die ökonomischen Risiken des Krieges sind unabsehbar und auch die Meriten schwer kalkulierbar. Ginge es nur darum, den Ölpreis niedrig zu halten, wäre es risikoloser, das Ölembargo aufzuheben und Saddam zu rehabilitieren. Im auskömmlichen Umgang mit Diktatoren hat Amerika ja Erfahrung.“, so der Artikel weiter.
Auch eine drastische Produktionssteigerung – sofern diese gelingt - birgt Risiken. Denn wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, fällt der Rohölpreis. „Geht alles so, wie die Iraker es sich vorstellen, dann werden über 400 neue Ölförderstellen erschlossen und die Tagesproduktion steigt von heute 2,4 Millionen auf bis zu zwölf Millionen Fass. Spezialisten halten allerdings die Hälfte für realistisch. Schon eine solche Steigerung könnte den Ölpreis aber stark senken, sagt James Williams vom Energiefachdienst WTRG: „Wenn es dem Irak gelingt, seine Produktion innerhalb von zwei Jahren auf fünf Millionen Fass zu steigern, würde das Angebot die Nachfrage übersteigen und der Ölpreis von den jetzt knapp 80 auf unter 50 Dollar fallen.“ „ (http://www.welt.de/wirtschaft/article5922622/Im-Irak-blasen-die-Konzerne-zur-letzten-Bonanza.html) Zudem ist der Irak Mitglied der OPEC. Diese legt maximale Förderquoten fest, um eben den Preis stabil zu halten.
Da alte Ölfelder bereits stark ausgebeutet sind, hat die Ölindustrie (vor allem auch die amerikanische welche) ihre Bohrungen auf den Meeren erheblich ausgeweitet. Die aktuelle Ölpest im Golf von Mexico brachte dies uns allen nochmal stark ins Gedächtnis... Die Förderkosten liegen hier aber sehr viel höher, als bei einfacheren Landbohrungen. Um dabei rentabel arbeiten zu können, braucht es ein einigermaßen hohes Ölpreisniveau. Matthias Reich, Professor für Bohrtechnik an der Technischen Universität Bergakademie im sächsischen Freiberg, meint, dass ein Preis von über 50 US-Dollar pro Barrel nötig sei, damit die Weiterentwicklung aufwendiger Bohr- und Fördertechniken für tiefe Bohrungen Sinn mache. (vgl. Welt-Online, 11.06.2010, "Bessere Bohrtechniken hängen vom Ölpreis ab") Ein zu starkes Abfallen des Ölpreises liegt hier nicht im Interesse der US-Ölkonzerne.
Das Geschäft auf dem Meer ist auf Grund der hohen Investitionen vor allem in der Hand großer Konzerne wie es z.B. ExxonMobil und Chevron sind, berichtet DIE ZEIT ("Im Rausch der Tiefe"). Im klassischen Raffineriegeschäft (die Weiterverarbeitung von Rohöl etwa zu Benzin) seien nur noch geringe Margen zu verdienen, weshalb die Fördergeschäfte immer interessanter werden. „Der Mineral Management Service, eine Fachbehörde der US-Regierung, schätzte allein im Jahr 2006 die Offshore-Ölvorkommen in bislang unentdeckten Feldern vor der amerikanischen Küste auf 86 Milliarden Barrel. Das wäre mehr als an Land.“ (vgl. DIE ZEIT) Derzeit erfolgt 5 % der weltweiten Rohölförderung auf den Meeren. Bis 2012 soll sich diese Zahl auf 10 % verdoppeln. (vgl. Greenpeace-Magazin, 5.2010,„Die Party geht weiter“) Bedenkt man dabei, dass weltweit Staatskonzerne 80 Prozent der Ölvorkommen kontrollieren und alle privaten Unternehmen um nur ein Fünftel der Reserven konkurrieren (vgl. ebd.), dann wird zusätzlich deutlich welche enorme Bedeutung die Tiefsee für die Konzerne spielt. Nochmal: Ein durch den Irakkrieg (vermeintlich) angestrebter niedriger Ölpreis durch rasche Ausbeutung der irakischen Quellen konnte von Anfang an nicht im Sinne der US-Ölindustrie sein.
Die Iraker lassen sich bei der Vergabe von Förderrechten übrigens alles andere als übers Ohr hauen und agieren sehr autonom. „Als gewiefte Händler boten die Iraker den Ölkonzernen eine Gewinnbeteiligung von maximal zwei Dollar pro Fass Öl an – bei einem Weltmarktpreis von heute knapp 80 Dollar. Eine erste Versteigerung Ende Juni 2009 wurde zum Fiasko: Von acht Feldern wurde nur ein Ölfeld an British Petroleum (BP) und die China National Petroleum Company (CNPC) vergeben. Vier andere Ölfelder wurden ebenfalls zu irakischen Vorstellungen vergeben.“ (siehe "Welt" Artikel oben) Auch hier ist keine diktierende Einflussnahme durch die USA festzustellen.
In einem relativ aktuellen Artikel in der Welt-Online vom 15.06.2010 („US-Amerikaner profitieren nicht vom Irak-Öl“) wird berichtet, dass am 7. März der vorerst letzte der Ölverträge mit ausländischen Firmen unter Dach und Fach gebracht wurde. „Russlands Lukoil zusammen mit der norwegischen Statoil bekam den Zuschlag für die Erschließung eines der größten Ölfelder im Süden des Irak – West Qurna. Damit sind insgesamt 15 ausländische Firmen mit der Entwicklung künftiger Ölquellen betraut worden. Amerikanische Unternehmen sind dabei klar in der Minderheit.“ Die schon erschlossenen Quellen im Irak werden sämtlich von zwei Staatsfirmen bewirtschaftet, so der Artikel weiter. Von neuen Verträgen profitieren bisher vor allem Asiaten im Irak, die malaysische Gesellschaft Petronas führt mit drei Lizenzen die Liste der ausländischen Firmen im irakischen Ölgeschäft an. Lediglich zwei amerikanische Firmen sind bisher involviert: Exxon Mobil hat den Zuschlag für ein Projekt bekommen, Occidental ist innerhalb eines Konsortiums an der Entwicklung eines anderen Feldes beteiligt, schreibt die Welt-Online. „Dass die US-Konzerne nicht umfangreicher einsteigen, liegt an der Natur der Verträge. Der irakische Staat bietet Dienstleistungsverträge, keine Gewinnbeteiligungen. Für jedes gepumpte Fass gibt es einen Bonus zwischen 1,9 und sechs Dollar, je nach Förderkosten. US-Vertreter werteten dies als Affront und blieben den Auktionen meist fern.“
Im Irak werden ca. 10-11 % der weltweiten Ölreserven vermutet. Das ist das Fundament der „Blut-für-Öl-These“. Die Rohölversorgung aus dem Irak ist also langfristig von Interesse. So weit kann allerdings niemand (auch die USA nicht) vorausplanen. Erst recht nicht, wenn im Irak Krieg und Terror herrschen. (Nebenbei bemerkt besteht das reale Risiko, dass langfristig das ÖL von den regenerativen Energien abgelöst wird und an Bedeutung verliert) Und: Die USA haben bisher keinen sichtbaren Vorteil durch die Invasion bzgl. dieser Reserven erreicht, wohl eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Bildlich gleicht die Situation folgender Lage: Da ist eine Gruppe (deren Führer früher in der Diamentenbranche gearbeitet haben), die die Besitzer einer Diamantmine unter einem Vorwand überfällt und viele von ihnen tötet, inkl. ihrem bösen Anführer und vieler Kinder. Die Diamanten liegen nicht einfach abholbereit da, sondern sind im Stollen verborgen. Dann setzt diese Gruppe Wahlen und eine junge Demokratie durch und zieht sich langsam wieder zurück. Die Diamanten werden nun über Jahre und Jahrzehnte von der neuen Führung gefördert und in alle Welt verkauft. Draußen vor der Mine stehen dabei die Demonstranten und rufen: „Kein Blut für Diamanten!“, „Ihr habt die Leute nur überfallen, weil ihr sie ausbeuten wolltet!“
Die damalige Außenministerin Condoleezza Rice war vor ihrer Politkarriere 10 Jahre Direktorin von Chevron, einer der größten Ölfirmen der Welt. Dick Cheney, Vizepräsident unter George W. Bush, war vor seiner Amtszeit Präsident eines anderen großen Unternehmens: Halliburton - eines der größten Ölexplorationsunternehmen. Handelsminister Donald Evans war Präsident der Energie- und Erdölgesellschaft Tom Brown. Auch die Familie Bush hatte geschäftlich mit Öl zu tun. Diese Verbindungen heizten die „Blut-für-Öl-These“ kräftig an. Ein aktueller Artikel im Greenpeace-Magazin 5.2010 („Die Party geht weiter“) stellte heraus: „Einen guten Ölkonzern gibt es nicht.“ Bei etlichen Unternehmen der Branche finden sich Verwicklungen in Menschenrechtsverletzungen, Handel mit Militärregierungen usw. und vor allem schwere Umweltverschmutzungen. Das Ölgeschäft scheint ein schmutziges Geschäft zu sein. Dass sich darin Menschen wie George W. Bush & Co. tummelten, passt einfach zu ihrem destruktiven Charakter. (Oder könnte sich jemand George W. Bush als Besitzer mehrerer Biobauernhöfe oder von Solaranlagen in seinem früheren Leben vorstellen?) Daraus gleich eine direkte Verbindung zum Krieg ziehen zu wollen, halte ich für fragwürdig. Mehr noch, ich möchte sogar behaupten, dass gerade die US-Führungsriege, die sich fachlich mit dem Ölhandel auskannte, um die Fakten, die ich in diesem Text zusammengetragen habe (und die sich sicher noch ausweiten ließen), hätte wissen müssen bzw. diese hätte voraussehen können. Rein von der Faktenlage her machte der Irakfeldzug ums Öl herum allerdings überhaupt keinen Sinn.
(Der steigende Öldurst der USA könnte außerdem voraussichtlich gleich von ihrem Nachbarn Kanada gedeckt werden, Kanada steht heute dank enormer Ölsand-Vorkommen auf Platz 2 der ölreichsten Länder der Erde und verfügt über 15 Prozent der Weltreserven. Ein hoher Ölpreis würde diese Art der Förderung weiter rentabel machen und die Transportkosten wären gering.)
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass US-Ölunternehmen nicht die einzigen Unternehmen sind, die einflussreiche Lobbyarbeit leisten und Druck bzgl. ihrer Interessen auf die US-Politik ausüben können. Der Irakkrieg war – neben anderen Gründen - ein bedeutender Grund dafür, dass der Rohölpreis explodierte. Die energieintensive Industrie in den USA dürfte darüber wenig erfreut gewesen sein. Ebensowenig wie die autofahrenden WählerInnen und die Autoindustrie. Im Jahr 2002 lag der Benzinpreis in den USA etwas über 100 Cent/Gallone. Ab 2003 – dem Jahr, in dem der Krieg gegen den Irak begann – stieg der Preis stetig. Den Höhepunkt erreichte er ca. Mitte 2008 mit etwas über 400 Cent/Gallone. Danach sank der Preis wieder ab. (vgl. http://www.markt-daten.de/chartbook/oel-benzin.htm) Diese Steigerung hing eng mit der Rohölpreisentwicklung zusammen. Der Irakkonflikt war sicher nicht der einzige Grund für Preissprünge, aber er lastete schwer auf dem Rohölpreis. Niemand wusste damals auch, ob sich der Konflikt ggf. ausweiten und Nachbarländer einbezogen würden.
Darüberhinaus gibt es Hinweise dafür, dass die enormen Kosten des Krieges und die entsprechende Kreditaufnahme durch die USA die nachfolgende Weltwirtschaftskrise mit verursacht hat. (vgl. heise.de, „Der Billionen-Krieg im Irak als Ursache für die Wirtschaftskrise?„) Die US-amerikanische Zentralbank (FED) hatte versucht, die enormen Kriegskosten mit Hilfe billiger Kredite zu kompensieren, „die schließlich zur Subprime-Krise und einen Konsumboom geführt haben. Das habe die USA nun eine Rezession und die höchste Verschuldung beschert.“ (heise.de) Der Leitzins wurde von der FED ab 2001 (also nach dem „11. September“, ab dem die Kriegsplanung begann) stetig gesenkt, von ca. 6,5 % auf unter 2 % im Jahr 2002 und ca. 1 % zwischen 2003 und 2004. (vgl. http://www.leitzinsen.info/charts/funds.htm) „Sollte der Irak-Krieg tatsächlich ein Grund für Kredit- und Bankenkrise sein, die sich von den USA ausbreitet, dann würden die tatsächlichen weltweiten Kosten noch weitaus höher als einige Billionen Dollar sein.“ (heise.de)
Wo ist der Gewinn aus diesem angeblichen Ölkrieg? Ich kann ihn einfach nicht finden! (Auch sicherheitspolitisch kann ich keinen Vorteil feststellen, das "Feindbild USA" ist durch die Kriege aktueller denn jeh, das wäre nochmal ein Thema für sich.) Der Krieg scheint vor allem emotionale Ursachen zu haben. Diese Sicht wird leichter verständlich, wenn man den fehlenden "Nutzen" von Kriegen klar aufdecken kann wie oben geschehen. Dieses Ursachenverständnis würde im Übrigen aber auch dann noch Bestand haben, wenn Kriege wirklich ökonomische Vorteile hätten. Denn auch dann wäre es das Handeln von emotional leblosen, tief psychisch gespaltenen Menschen, die für das Erreichen ihrer Nutzen- und Machtmaximierung über Leichen gehen und die letztlich wie Maschinen handeln. Thesen und Antworten in diese Richtung findet man in diesem Blog. Mir scheint es, als ob wir die These "Blut für Öl" umformulieren müssen in "Krieg für Blut" oder "Krieg als Opferritual", das Leid von Menschen und die Reduzierung von Wirtschaftskraft und ökonomischem Wachstum sind die immer wieder beobachteten Folgen und wohl auch Ziele von Krieg. Wenn diese Folgen von Krieg als eigentliche Ziele erkannt und analysiert würden, würden wir auch ein ganz anderes Bild und Verständnis vom Krieg bekommen und die Chance, etwas an den tieferen Ursachen zu rütteln.
Freitag, 27. August 2010
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