Dienstag, 29. November 2011

Destruktive mögliche Lebenswege: Tomi Ungerer

Der Kinderbuchautor und Künstler Tomi Ungerer durfte zu seinem 80. Geburtstag auf Welt-Online„ das Trauma bei Kindern preisen: "Ohne Angst kein Mut".

Kürzlich hatte ich ja den Text „Kritik und Abwehr“ geschrieben. Nicht alle traumatisierten Kinder werden logischerweise später zu Mördern. Das Leben ist sehr komplex und vielfältig. Manche werden zu Kinderbuchautoren und selbsternannten Pazifisten, wie Tomi Ungerer. Was aber manches mal bleibt, ist die Destruktivität des unverarbeiteten Traumas, die ihren Ausdruck sucht und findet. Ungerer hat im Interview recht offen und selbstgerecht gesagt: „Man muss die Kinder traumatisieren, um ihnen eine Identität zu geben.“ Sprich, man muss sie ängstigen, damit sie mutig werden, so Ungerer weiter. Was das für seine eigenen Kinder bedeutete, schildert er so: Mit seinen sieben und neunjährigen Kindern ging er ins Konzentrationslager, „damit sie einen Galgen und einen Gasofen sehen“. Oder er zwingt die Kinder, sich eine zerquetschte Katze auf der Straße anzusehen, damit sie ihre Lektion lernen, an Straßen vorsichtig zu sein… Er berichtet auch von direkter Gewalt gegen seine Kinder: „Meine Frau traf einmal den Lehrer meines Sohnes Lukas. Er sagte: "Ich habe Ihren Sohn angeschrien. Wissen Sie, was er darauf gesagt hat? ,Schreien Sie weiter. Sie schreien genauso wie mein Vater. Mir imponiert das nicht.'" Welt Online fragte darauf: „Sie haben viel geschrien zu Hause? „ Antwort: „Kinder, die nicht angeschrien werden - was sollen sie im Leben tun, wenn einmal ein Typ auf sie zukommt und losschreit? (…). Welt Online: „Gab es auch Ohrfeigen?“ Antwort Ungerer: „Ab und zu mal einen Klaps. Manchmal bin ich aber auch in der Küche auf die Knie gegangen und habe zu meinen Kindern gesagt: "Ich bin auch nicht so nett. Jetzt sollt ihr mich strafen." Dann sind sie auf mich losgegangen und haben draufgehauen. Ich bin immer meinem Instinkt gefolgt.

Ich kenne die Bücher dieses Autors nicht. Aber mir ist klar, jemand, der so denkt und handelt, kann keine konstruktiven Bücher schreiben, erst recht nicht für Kinder. Seine Werke müssen von Destruktivität durchzogen sein. Ungerer ist ganz offensichtlich mit der Macht identifiziert, Weichheit und Angst ist etwas, das er bekämpft. Strafen und Angstmachen von Kindern ist für ihn etwas, das er mit Verantwortung und Fürsorge gleichsetzt. So reden Menschen, die es selbst nie anders kennengelernt haben. Dieser Künstler ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Missachtung und Instrumentalisierung von Kindern immer ihren destruktiven Ausdruck findet, je nach individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten, Zufällen usw. ergeben sich dabei unterschiedliche Lebenswege. Man kann nicht sagen, dass es vereinfach gedacht ist, einen Gewalttäter (gar auch politsicher Art) auf Grund dessen Kindheit zu analysieren, weil ja so viele andere misshandelte Kinder nicht zu einem Gewalttäter wurden. Man muss den Blick offen haben, für die Gesamtheit an destruktiven Lebenswegen, die diese Welt bietet. Die zerstörerischen Wege werden von denjenigen eingeschlagen, die selbst als Kind Zerstörung und Missachtung erfahren haben. Diejenigen, die echte Zuwendung erlebt haben, sehen frühzeitig die Warnschilder und Weghinweise, sie werden entsprechend umkehren und andere Wege suchen oder den Weg selbst bauen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass es ganz erstaunlich ist, wie Welt-Online hier jemanden ganz selbstherrlich und unter "Vorbild"-Aspekten Gewalt gegen Kinder als nützliches Erziehungsmittel darstellen lässt, ohne dies redaktionell zu kommentieren. Was mich noch mehr erstaunt hat: Tomi Ungerer ist laut wikipedia „Botschafter für Kindheit und Erziehung“ für dem Europarat seit 2000….

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein interessanter Artikel über Breivik...

Er war schon mit 10 Jahren verhaltensaufällig und schon damals schlug ein Psychologe Alarm!

http://www.welt.de/politik/ausland/article13741568/2083-Aus-den-Abgruenden-eines-Massenmoerders.html