Samstag, 19. November 2011

Zwischengedanken: Kindheit und Gesellschaft

Viele Länder, die für dauerhafte schwere Konflikte, hohe Kriminalitätsraten, Kriege, Krisen, Diktaturen und/oder Rekrutierungsgebiete für Terroristen stehen, weisen gleichzeitig sehr hohe Raten an Gewalt gegen Kinder auf.
Einige ausgesuchte Beispiele laut UNICEF Report 2009 „Progress for Children“ (Seite 8):

(Die Prozentzahl gibt den Anteil der Kinder zwischen 2 und 14 Jahren an, die körperliche und/oder psychische Gewalt (meist durch nahe Bezugspersonen) erleben, wobei der Großteil der Kinder beides erlebt, körperliche und psychische Gewalt. Im Bericht selbst steht, dass die Zahlen nur die Oberfläche angeben, da Gewalt gegen Kinder oft im Verborgenen stattfindet und nicht berichtet wird. Eine genaue Definition was Gewalt beinhaltet, gibt UNICEF nicht, wohl weil die Daten aus etlichen unterschiedlichen Studien stammen.)

Besetzte palästinensische Gebiete = 95 %

Vietnam = 94 %

Yemen = 93 %

Syrien = 87 %

Irak = 84 %

Weißrussland = 83 %

Serbien = 73 %

Bzgl. der Situation in Afrika hatte ich kürzlich viele Daten zusammengestellt, die ein extrem hohes Ausmaß der Gewalt belegen und die - sofern Studien vorlagen, die in die Tiefe gehen - auch eine hohe Intensivität und Häufigkeit der Gewalt nachweisen: „Gewalt gegen Kinder in Afrika

Bzgl. der Kindererziehungspraxis und der Gewaltverbreitung in Kambodscha habe ich ebenfalls aktuell einige erschreckende Daten zusammengestellt: „Kambodscha: Massenmord, Kindheit und Mütter aus einem anderen Leben

In einem anderen Text über die „Kindheit in den USA“ habe ich herausstellen können, dass in diesem kriegerischen Land im Vergleich zu anderen Industrienationen die Lage der Kinder besonders schlecht ist und sehr viele geschlagen werden (teils auch noch legal an vielen Schulen).

Die Journalistin Eva Karnofsky hat in ihrem Text „Familiäre Gewalt und Kindesmissbrauch in Kolumbien“ deutlich die sehr schlechte Situation der Kinder vor Ort beschrieben. Kolumbien hat mit eine der höchsten Kriminalitätsrate weltweit.

Nicht zu vergessen Deutschland um das Jahr 1900 und davor. Der Psychohistoriker Lloyd deMause hat u.a. in seinem Buch „Das emotionale Leben der Nationen“ belegt, dass die deutsche Kindheit ein „Alptraum von Mord, Vernachlässigung, prügeln und Folter von unschuldigen, hilflosen menschlichen Wesen“ war.

Die Zusammenhänge von destruktiven Kindheiten und gesellschaftlicher Destruktivität sind einfach offensichtlich. Trotzdem werden sie immer noch weitgehend verleugnet. Dafür gibt es sicherlich emotionale Gründe, aber auch fehlende Flexibilität im Denken und ein mangelhaftes Wissen darüber, was Gewalt gegen Kinder für diese bedeutet, für ihr Leben, Denken und Fühlen, sind mit ein Grund dafür, warum diese Zusammenhänge nicht gesehen werden. Demnächst werde ich mich einmal daran setzen, typische Kritikpunkte aufzugreifen und zu kommentieren. Denn mir fallen immer wieder die selben Grundmuster auf, was die Kritik angeht, die diesen Themenbereich hier betreffen.

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